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Damen-Sicherheitsschuhe in der Übersicht – was es zum Thema zu wissen gibt

20.10.2023 - Frauen in einst reinen Männerdomänen sorgen heute kaum noch für Aufsehen. Die Pflicht zum Tragen persönlicher Schutzausrüstung (PSA) in vielen dieser Berufszweige gilt seitdem natürlich ebenfalls für die weibliche Belegschaft. Entsprechend hat auch der Markt in den vergangenen Jahren auf die veränderten Verhältnisse reagiert. Viele Hersteller von PSA ­bieten z. B. Schutzkleidung oder Sicherheitsschuhe speziell für Frauen an.

Gerade zu Beginn der eingangs beschriebenen Entwicklung wurde wenig auf die Anatomie und Physiologie von Frauen geachtet. Dabei ist der weibliche Fuß u. a. durch einen höheren Fußbogen, einen kleineren äußeren Spann, einen kleineren Spannumfang, flachere große Zehen und kleinere Knöchel gekennzeichnet. Der augenfälligste Unterschied betrifft jedoch die Größe. Frauen haben im Schnitt relativ zu ihrem Körper kleinere Füße als Männer. Um Fehlstellungen sowie Deformationen zu vermeiden und zugleich den Tragekomfort zu erhöhen, müssen Schuhe für Frauen diesen Gegebenheiten Rechnung tragen.

Dass die Füße von Frauen nicht bloß eine kleinere Ausgabe ihrer männlichen Pendants sind, ist keine neue Erkenntnis. Seit einigen Jahren bieten daher viele Hersteller von Sicherheitsschuhen auch Schuhe für Frauen an, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauenfüßen abgestimmt sind. Diese werden in der Regel auf einem speziellen Leisten hergestellt. Auch hinsichtlich Optik und Ausstattung sind Damen-Sicherheitsschuhe heutzutage auf die Präferenzen weiblicher Berufstätiger ausgerichtet. Um die dafür nötigen Erkenntnisse zu gewinnen, sind nicht selten herstellerseits Frauen bereits beim Entwicklungsprozess beteiligt. Auf diese Art können Fehler und Fehleinschätzung im Vorfeld vermieden werden. So bevorzugen Frauen, anders als von einigen Herstellern ursprünglich angenommen, keine auffallend bunte und grelle Farbgebung, sondern gedeckte Farben mit kleineren farblichen Applikationen.


Schutzklassen und Ausstattung: Welcher Schuh passt zu welcher Arbeiterin

Trotz bestehender Unterschiede gelten für Damen-Sicherheitsschuhe die gleichen Richtlinien wie für Männer-Sicherheitsschuhe. Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S1 müssen mit einer antistatischen Sohle (ESD), einem geschlossenen Fersenbereich und einer Zehenschutzklappe ausgestattet sein. Letztere wird dabei immer häufiger aus leichten Materialien wie Aluminium, glasfaserverstärktem Kunststoff oder auch Nano-Carbon gefertigt. Nach wie vor den höchsten Schutz gewährleisten allerdings Stahlkappen. Zehenschutzkappen aus Glasfaserverstärkter Kunststoff und Nano-Carbon sind hingegen leichter und bieten einen höheren Tragekomfort. Grundsätzlich müssen aber alle Zehenschutzkappen gemäß EN ISO 20345 und EN ISO 20347 bei einem Fall und einem Drucktest einer Krafteinwirkung von 200 Joule widerstehen. In der Praxis überschreiten aber alle Arten von Zehenschutzkappen diese Mindestanforderungen.

Bei Schutzklasse S1P kommt, wie bei der Schutzklasse S3, ein Durchtrittschutz hinzu, der in den meisten Fällen nicht aus Metall, sondern aus mehreren Lagen dicht gewebter Textilien wie Kevlar besteht. Durch den Einsatz eines nichtmetallische Durchtrittschutzes, weisen solche Schuhe eine hohe Flexibilität auf, wie sie z. B. bei vielen Tätigkeiten im Knien erforderlich ist, und gewährleisten eine 100 % Abdeckung des Fußes. Zudem bietet sich ein nichtmetallischer Durchtrittschutz ebenso wie eine nichtmetallische Zehenschutzkappe vor allem für solchen Arbeitsumgebungen an, in denen Metall den Arbeitsablauf stört. Hier sind beispielsweise Flughäfen bzw. allgemein Sicherheitskontrollen zu nennen. Neben den genannten Vorteilen ist allerdings auch eine Durchdringung z. B. durch einen spitzen oder scharfen Gegenstand leichter möglich als bei einem metallenen Durchtrittschutz.

Allgemein sind Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S1 und S1P je nach Anspruch besonders für Arbeiten in geschlossenen Räumen geeignet. Sicherheitsschuhe der Schutzklassen S2 und S3 sind dank Wasserdichtigkeit (mindestens eine Stunde) und rutschhemmender Sohle hingegen auch für den Außeneinsatz konzipiert. Hierzu zählen insbesondere der Hoch- und Tiefbau, der Landschaftsbau oder die Forst- und Landwirtschaft. Der Komfort eines Sicherheitsschuhs wird im Bereich der Sohle häufig dadurch gesteigert, dass die Zwischensohle aus Werkstoffen wie Ethylen-Vinylacetat (EVA) oder expandiertem thermoplastischem Polyurethan (eTPU) hergestellt wird. Beide Stoffe zeichnen sich durch ihr geringes Gewicht, ein hohes Rückstellvermögen, gute Polstereigenschaften und eine geringe Wärmeleitfähigkeit aus, wodurch die Füße bei niedrigeren Außentemperaturen länger warm bleiben.

Die noch höheren Schutzklassen S4 und S5 schützen ihren Träger nicht nur vor Wasser, sondern auch vor Stoffen wie Öle und Säuren. Bei S5 Sicherheitsschuhen ist zudem zusätzlich eine Energieaufnahme im Fersenbereich integriert.
 


GIT SICHERHEIT hat recherchiert und eine Übersicht aus 10 aktuellen Damen-Sicherheitsschuhen der Schutzklassen S1P und S3 zusammengestellt:

Damen-Sicherheitsschuhe im Vergleich



Wie groß ist der Markt für Damen-Sicherheitsschuhe wirklich?

Nach wie vor ist die Auswahl an Damen-Sicherheitsschuhen verhältnismäßig gering. Als Grund wird herstellerseitig häufig der ebenfalls nach wie vor geringe Anteil von Frauen in Berufsfeldern angeführt, die das Tragen von Sicherheitsschuhen erforderlich machen. Um zu überprüfen, wie sich der Anteil von Frauen in den ausschlaggebenden Branchen verändert hat, liegen GIT SICHERHEIT aktuelle Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vor, die der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit entnommen wurden.

Diese zeigen, dass der Anteil an Frauen, in diesen Branchen in den vergangenen zehn Jahren zumeist sehr langsam, aber dennoch stetig zugenommen hat. Den prozentual stärksten Anstieg verzeichnete die Land-, Tier- und Forstwirtschaft. Hier vergrößerte sich der Frauenanteil von 26,5 % in 2013 auf 29,4 % in 2022. Auch im Bereich Mechatronik und Automatisierungstechnik fiel der Anstieg deutlicher aus, als in anderen Branchen. In diesem Fall war eine Zunahme von 5,7 % in 2013 auf 8,2 % in 2022 zu verzeichnen.

Die absoluten Zahlen der Beschäftigten in den untersuchten Teilmärkten zeichnet allerdings ein etwas anderes Bild. Hier sticht vor allem der Bereich Bau- und Ausbauberufe hervor. In zehn Jahren stieg hier die Anzahl der Beschäftigten von 1.677.284 auf 2.002.480. In anderen Branchen, insbesondere im Bereich des Metallbaus, waren sie hingegen leicht rückläufig. Dennoch stieg über alle Teilarbeitsmärkte hinweg die Zahl der beschäftigten Frauen von 4.720.737 auf 5.258.213 und damit um mehr als eine halbe Millionen Arbeiterinnen (537.476). In Prozenten entspricht dies einem Anstieg um 8,9 % von 2013 bis 2022.

Ohne, dass diese Zahlen einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, bleibt dennoch festzuhalten, dass man für den genannten Zeitraum bisher noch nicht von einer echten Trendwende sprechen kann. Zwar ist tatsächlich ein klarer Anstieg sowohl prozentual als auch in den absoluten Zahlen zu beobachten, jedoch fällt dieser eher moderat aus. Hinzukommt, dass außer in zwei der betrachteten Teilarbeitsmärkte, der prozentuale Anteil an Frauen die Marke von zehn Prozent bisher knacken konnte.
 

Stimmen aus dem Handel

Statistiken sind das eine, die ­Praxis das andere. Aus diesem Grund hat GIT SICHERHEIT den Technischen Handel zum Thema Damen-Sicherheitsschuhe befragt. Rada Beck-Djordjevic, Geprüfte Fachberaterin für Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) bei Niemann-Laes Industriebedarf, stand der Redaktion Rede und Antwort.

GIT SICHERHEIT: Frau Beck-Djordjevic, wie groß ist der Marktanteil an Sicherheitsschuhen für Frauen, verglichen zum Gesamtmarkt?

Rada Beck-Djordjevic:
Meine Wahrnehmung ist, dass etwa 30 Prozent der Unternehmen bereit sind, spezielle Schuhe für ihre Mitarbeiterinnen anzubieten. Dies könnte auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass nicht alle Firmen die Notwendigkeit sehen, separate Schuhe für Damen einzuführen. Es ist auch möglich, dass einige Fachhändler Bedenken hinsichtlich der Gestaltung und Farbwahl von Damenschuhen haben und vermeiden möchten, stereotype rosafarbene oder glitzernde Schuhe zu verkaufen. Flexiblere und vielfältigere Optionen für Damenschuhe wären von Vorteil, um den unterschiedlichen Ansprüchen der Kundinnen gerecht zu werden.


Wie wird sich dieser Marktanteil Ihrer Einschätzung nach in den kommenden Jahren entwickeln?

Rada Beck-Djordjevic:
Wir erwarten, dass die Nachfrage speziell nach Arbeitsbekleidung und Schuhen für Damen zunehmen wird. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass nicht jede Mitarbeiterin mit speziellen Produkten für Frauen zufrieden sein wird. Dies gilt vor allem, wenn Hersteller nur einen Damenschuh für kleine schmale Füße ins Sortiment nimmt, während es für Herren viele Modelle in unterschiedlichen Weiten zu kaufen gibt.

Ich möchte erwähnen, dass es bei der Arbeitsbekleidung ähnliche Probleme gibt, da die Passform je nach Körpertyp variieren kann. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, eine breite Palette von Optionen anzubieten, um sicherzustellen, dass Mitarbeiterinnen die Möglichkeit haben, Arbeitsbekleidung und Schuhe zu wählen, die ihren Präferenzen entsprechen. Manchmal ist ein Herrenschuh oder Herrenbekleidung bei der Arbeit angenehmer zu tragen, zum Beispiel für eher kräftige Damen.
 

Welche Schutzklasse wird bei ­Damen-Sicherheitsschuhen am ­stärksten nachgefragt?

Rada Beck-Djordjevic:
Bei uns ist die Sicherheitsschuh-Kategorie S1P (Schutz vor Stößen und Durchtritt) am häufigsten gefragt, gefolgt von S3 (Schutz vor Stößen, Durchtritt und Wasser) für besondere Anforderungen je nach Unternehmen. Die Kombination aus Durchtrittsicherheit und Leichtigkeit ist ein wichtiger Faktor, insbesondere in arbeitsintensiven Umgebungen wie Lagerhallen. Dies spiegelt die Tatsache wider, dass verschiedene Branchen und Unternehmen unterschiedliche Anforderungen an Sicherheitsschuhe haben, abhängig von den jeweiligen Arbeitsbedingungen und -umgebungen. Im Fachhandel bieten wir ein großes Sortiment an Sicherheitsschuhen, um die vielfältigen Bedürfnisse in verschiedenen Branchen und Arbeitsbereichen zu erfüllen.


Und wo liegen die wichtigsten Unterschiede beim Kauf von Damen- und Herren-Sicherheitsschuhen?

Rada Beck-Djordjevic:
Die Berücksichtigung verschiedener Fußformen und -breiten ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Schuhe nicht nur sicher, sondern auch bequem sind. Hinzu kommt der individuelle Geschmack bei der Auswahl von Sicherheitsschuhen. Diese Präferenzen hängen von der Persönlichkeit und dem Stil der Mitarbeiterin ab. Das Angebot von Sicherheitsschuhen unterschiedlicher Marken, die verschiedene Stile, Farben, Details und Passformen berücksichtigen, trägt dazu bei, die eigenen Vorlieben der Mitarbeiterinnen und gleichzeitig die notwendigen Sicherheitsstandards zu erfüllen. Ich rate allen Kundinnen und Kunden gleichermaßen, die benötigten Schuhe unbedingt vorher anzuprobieren. Wichtiger als die optischen Details sind für Arbeitsschuhe die richtige Schutzklasse und der Komfort.

Kontakt

Industriebedarf Niemann-Laes GmbH

Friedrich-Penseler-Str. 15
21337 Lüneburg
Deutschland

04131/22119-0

IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Weddigenstr. 20 -22
90478 Nürnberg
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VTH Verband Technischer Handel e.V.

Prinz-Georg-Str. 106
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0211/445322
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