Security

Sicherheit im Kern - Anforderungen an die Sicherheitstechnik in Zeiten der ­Digitalisierung

Interview mit Abus Security Center-Chef Martin Bemba

18.02.2020 -

Einbruchschutz, Videoüberwachung, Zutritt & Co. – sie verschmelzen zunehmend mit anderen Gewerken im Gebäude, beispielsweise der Fenster- und der Beleuchtungstechnik. Dabei sollte die Sicherheitstechnik immer die führende Rolle ­spielen. Über Sicherheitstechnik in Zeiten der ­Digitalisierung, über Partnerschaften und ­Allianzen, über Innovation und Wachstumspläne, sprach GIT SICHERHEIT mit Abus Security Center-Chef Martin Bemba.

GIT SICHERHEIT: Herr Bemba, die Leser von GIT SICHERHEIT kennen Sie schon seit vielen Jahren in leitenden Positionen in der Sicherheitsbranche und als ZVEI-Vorstandsmitglied. Seit Mai 2019 sind Sie Vorsitzender Geschäftsführer von Abus Security Center. Wie hat Ihnen das erste halbe Jahr gefallen, was für ein Unternehmen haben Sie vorgefunden?

Martin Bemba: Abus ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition, die verpflichtet. Das Thema Sicherheit haben die Mitarbeiter gerade bei Abus Security Center stark verinnerlicht. Ich habe ein Unternehmen kennengelernt, das einen wertschätzenden Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt – und ebenso mit seinen Partnern und Kunden. Das prägt die Kultur bei Abus. Dazu kommt eine Ausrichtung an langfristigen Zielen und entsprechenden Investitionen. Kurzfristiges Shareholder-Value-Denken wie bei vielen großen Konzernen gibt es hier nicht.

Mit Ihrer Berufung will Abus Security Center vor allem auch seine Digitalstrategie im Bereich der elektronischen Sicherheits- und Gebäudetechnik fortsetzen und stärken. Das Unternehmen hat hier ja in den letzten Jahren bereits große Schritte getan – mit der Ergänzung des Portfolios mit IP-Technologie bis hin zur Verschmelzung der Gewerke Alarm, Brandschutz, Video und Zutrittskontrolle unter das Dach Abus Security Center. Welche neuen Akzente möchten Sie hier mit Ihrer Erfahrung setzen?

Martin Bemba: Ich sehe hier mehrere Dinge, die wir gemeinsam weitertreiben wollen. Wichtig sind die Themen User Experience (UX) und Installer Experience (IX). Wir müssen also Errichter und Endkunden gleichermaßen im Fokus haben – und beides sind hochspannende Bereiche, für die wir jeweils Konzepte entwickelt haben. Nicht vom Problem her denken, sondern von der Frage ausgehen, was der Nutzer will – so lässt sich unsere Denkweise zusammenfassen.

Geben Sie uns ein Beispiel?

Martin Bemba: Nehmen Sie den Besitzer eines Einfamilienhauses. Was er will, ist, sein Haus und seine Werte schützen. Für uns bedeutet das: Er muss zum Beispiel nicht mehr die Alarmanlage scharf oder unscharf schalten. Sobald er sich nähert, wird automatisch die Tür aufgeschlossen, das Licht geht an, und so weiter. Diese intuitive Bedienung eines Smart Homes wollen wir dem Kunden ermöglichen. Außerdem denken wir immer auch an andere Gewerke, beispielsweise im Zusammenhang mit „Senior-Care“ und „Baby-Care“. Wir müssen immer auch die Schnittstellen zu Nicht-Sicherheitsgewerken einbeziehen. Aber: Sicherheit muss gekapselt sein, damit die Sicherheitstechnik auch selbst sicher und zuverlässig bleibt. Doch auch wenn die Sicherheitstechnik immer die führende Rolle spielen sollte, muss es Schnittstellen etwa zu Fensterläden, zur Musikanlage, etc. geben. Bei all dem wollen wir auch stärker deutlich machen: Digitalisierung bedeutet vor allem auch, Kosten zu sparen: Es geht um Sicherheit, aber auch um Energieeffizienz, um nachhaltiges Haushalten. Ein weiterer Punkt um den wir uns noch stärker kümmern werden, ist die Partnerschaft mit den Errichtern. Gerade die vielen kleineren Errichter wollen wir bei der Realisierung entsprechender Geschäftsmodelle unterstützen. Letztendlich geht es darum, alle mitzunehmen auf der Reise – die Errichter und natürlich auch die Endkunden. Mit guten Geschäftsmodellen und leicht zu handhabenden Produkten.

Lassen Sie uns einen Blick auf das Thema Standards und Partnerschaften werfen. Welche Aktivitäten verfolgen Sie hier derzeit?

Martin Bemba: Generell sind aus unserer Sicht neue Partnerschaften nötig. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass sich aus unserer Sicht noch kein Standard herauskristallisiert hat. Wir müssen natürlich die bestehenden Standards wie Z-Wave, etc. bedienen. Wichtig ist aber: Security ist ein abgegrenzter Bereich. Es dürfen insbesondere keine sicherheitssensiblen Daten herausgegeben werden, etwa wenn bei Alarm das Licht angehen soll. Wir arbeiten deshalb mit einer Cloud, die bei uns selbst gehostet wird. Im Rahmen des Programms „Smart Friends“ zeigen wir bereits solche Partnerschaften. Vorstellbar ist aber auch eine „Security Alliance“ ähnlich der „Star Alliance“ von Fluggesellschaften. Hier kommen Partner in Frage, die reibungsloses Plug & Play und sehr gute Interkonnektivität ermöglichen.

Herr Bemba, Sie haben bei Abus Security Center ein multidisziplinär zusammengesetztes F&E-Team für digitale Gebäudetechnik. Welche Fachgebiete sind hier vertreten, wie groß ist dieses Team und woran arbeitet es genau?

Martin Bemba: Hier sind alle Fachgebiete vertreten: Software, Hardware, Firmware, Mechanik, aber auch externe Partner. Wir legen dabei sehr viel Wert auf User Experience  (UX) – und dabei geht es um weit mehr als nur um die einzelnen Produkte. Wir betrachten hier die komplette Kette vom ersten Anruf bis zum In-der-Hand-Halten und Nutzen des Produkts. Es geht uns um ganzheitliche Lösungen für die Sicherheitstechnik mit Zutrittskontrolle, Video und Alarm, einschließlich vollkommen neuer Technologien etwa aus der Sensorik, Gesichtserkennung und Künstliche Intelligenz. Dafür gehen wir auch strategische Partnerschaften ein: Vieles wird ja heute in exklusiven kleinen Start-ups aufgebaut – wir möchten diese Innovationen dann einem großen Publikum verfügbar machen. Insgesamt beschäftigen wir allein 50 Mitarbeiter intern bei uns in Affing – ein noch größerer Teil ist zudem extern bei Technologiepartnern und -dienstleistern tätig.

Lassen Sie uns noch über Produkte sprechen – was sind zum Beispiel wichtige Innovationen der jüngsten Zeit?

Martin Bemba: Wir haben viele tolle neue Produkte am Start – etwa die Abus Wlan Akku Cam, die jetzt gerade auf den Markt gekommen ist. Sie kann Videoüberwachung völlig kabellos ins oder ans Gebäude bringen. Die Kamera ist für den Außenbereich geeignet und zeichnet hervorragende Bilder auf – auch bei Nacht. Bilder können gesendet und gespeichert werden auf SD-Karte oder Handy – per Push-Nachricht oder aktiv zum Reinschauen – inklusive Gegensprechfunktionalität.

Solche Konzepte gibt es auch von anderen Anbietern…

Martin Bemba: …aber wir haben durchaus Alleinstellungsmerkmale zu bieten. So wird unsere Wlan Akku Cam beispielsweise innerhalb von nur vier Stunden wiederaufgeladen – für eine Anwendungszeit der Kamera von bis zu 13 Monaten. Zudem bieten wir hier den Vorteil der Datenspeicherung auf SD-Karte im sicheren Innenbereich, selbst wenn der Router ausfallen sollte. Im Bereich Zutrittskontrolle haben wir ebenfalls ein tolles neues System: wAppLoxx Pro kann auch für größere Liegenschaften genutzt werden. In Vorbereitung ist außerdem eine neue Alarmanlage von der im Verlauf des Jahres auch weitere Varianten vorgestellt werden. Es ist eine Zentrale, die die Sicherheitsgewerke im Gebäude vereint – und weitere Anwendungen intelligenter Gebäude.  

Für Themen wie Cybersecurity, Datensicherheit, Hackerangriffe gibt es eine zunehmende Sensibilität – auch bei Abus Security Center?

Martin Bemba: Sicherheit bleibt Sicherheit – sprich: Abus Systeme sind gekapselt und werden es immer sein.

Sie erweitern auch Ihre Finanzierungsmodelle, unter anderem auch mit einem Lifecycle-Angebot?   

Martin Bemba: Ein neues Finanzierungsmodell ist zunächst einmal das Konzept, nur für das zu zahlen, was man auch nutzt. Wer zum Beispiel ständig zuhause ist, hat andere Bedürfnisse, als jemand, der dauernd weg ist. Ist das Haus leer und unbewacht, brauche ich ein Mehr an Sicherheit – anders ist das, wenn ich ohnehin zuhause bin. Wir bieten auch im Rahmen der KfW-Förderung Finanzierungsmodelle für Einbruchschutzmaßnahmen an. Außerdem kann der Kunde bestimmte Services zubuchen, wenn er sie braucht – beispielsweise, wenn die Familie größer wird. Auch wenn ich längere Zeit im Urlaub bin, brauche ich vielleicht oder sogar ganz sicher mehr Schutz für mein Haus oder meine Wohnung, mein Büro.

Herr Bemba, Sie haben einen deutlichen Wachstumskurs als übergreifendes Ziel für Ihr Unternehmen definiert. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Martin Bemba: Zentral sind für uns die Stichworte Digitalisierung und Integration – außerdem stehen neue Produkte und Technologien wie KI auf unserer Agenda, insbesondere auch spezielle Produkte für spezielle Zielgruppen. Wachstum forcieren wir zudem auch in Form von internationaler Expansion. Die Vertriebskanäle Errichter und Endkunden sind uns gleichermaßen wichtig. Im Errichter-Geschäft fokussieren wir uns hauptsächlich auf private Haushalte sowie auf kleinere Unternehmen, aber auch in größeren Projekten finden wir uns wieder. Das trifft auf alle unsere Technologien zu. Wir decken alles ab – vom Einfamilienhaus bis hin zu großen Ausschreibungen. Wichtig ist für uns zu transportieren: Abus ist nicht nur das Synonym für Sicherheit, sondern eines der wenigen Unternehmen – wenn nicht das einzige – das mechanische und elektronische Systeme so kombiniert wie wir. Abus bietet bereits ein hochsicheres Produkt gegen Einbrüche, das mit massivem mechanischen Widerstand und moderner Alarmtechnik aktiv verhindern kann, dass ein Einbrecher überhaupt in ein Gebäude eindringen kann. Dies mit Komfort und der immer mehr gewünschten Tiefenintegration zu verbinden, ist eine logische Konsequenz, die noch an Bedeutung gewinnen wird.

Im Sommer haben Sie den Red Dot Design Award 2019 für Abus-Überwachungskameras erhalten. Welchen Stellenwert hat das Design für Abus Security Center und seine Kunden?

Martin Bemba: Das Design unserer Produkte ist sehr wichtig. Unsere Produkte sind sichtbar und alles, was sichtbar in Räumen hängt, muss schick aussehen. Design ist aber bei Abus noch viel mehr. Wie ich zu Beginn unseres Interviews schon sagte, liegt uns sowohl die Installer Experience (IX), als auch die User Experience (UX) am Herzen. Unser Produktdesign ist deshalb grundsätzlich so gestaltet, dass es gut aussieht und bei Installation, Inbetriebnahme und Anwendung für hohe Zufriedenheit beim Installateur und Anwender sorgt.

Was kommt noch im Jahr 2020 auf uns zu aus Ihrem Hause?

Martin Bemba: Neben den genannten Neuheiten sehen wir vor allem auch die Verschmelzung von Produkten. Der Kunde will nicht fünf Apps für jedes Gerät. Er wünscht sich die Verschmelzung von Gewerken.

Noch ein kleiner Ausflug in die Abus Welt neben Security Center – denn auch die hält so viel Innovatives in Sachen Sicherheit bereit. Beispiele sind nicht nur die Haustür, die ich über Bluetooth freischalten kann, sondern auch der Abus Fahrradhelm, der erkennt, wenn sein Träger gestürzt ist. Zu wissen, dass mir oder mir lieben Menschen mit so einem Helm nach einem Sturz sofort geholfen werden kann, sorgt für das gute Gefühl der Sicherheit.

Herr Bemba, vielen Dank für das Gespräch.

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