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ZVEI: Deutsche Elektroindustrie verzeichnet starkes Umsatzwachstum in 2022

01.08.2023 - Trotz internationaler Krisen, dem Ukraine Krieg, zunehmender Spannungen mit der Volksrepublik China und anderer Belastungsfaktoren ist es der deutschen Elektroindustrie 2022 gelungen, ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr (2021) noch einmal deutlich zu steigern.

So stieg der Branchenumsatz von 200,4 Milliarden Euro auf 224,5 Milliarden Euro. Ein neues Allzeithoch erreichten auch die Exporte: Sie stiegen um 8,6 % und damit von 224,6 auf nunmehr 245,8 Milliarden Euro. Ähnlich verhielt es sich auch bei den Auftragseingängen: Hier konnte die deutsch Elektro- und Digitalindustrie ein Plus von 10,0 % verbuchen.

Laut ZVEI konnte trotz eines sich weiter verschlechternden makroökonomischen Umfelds die reale Produktion (ohne Preiseffekte) in den ersten vier Monaten des Jahrs 2023 um 5,8 % gesteigert werden. 2022 betrug der diesbezügliche Zuwachs insgesamt 3,7 %. Zugleich gingen allerdings Auftragseingänge im gleichen Zeitraum um 0,8 % zurück. Hier zeigen sich also bereits die Folgen der sich verschlechternden konjunkturellen Rahmenbedingungen.


Entwicklung der Automatisierungstechnik

Laut ZVEI war für viele Firmen des Bereichs Schaltgeräte, Schaltanlagen, Industriesteuerungen das Jahr 2022 nochmals ein herausragendes Geschäftsjahr. So gab es verglichen zu 2021 erneut deutliche Umsatzzuwächse von mittleren einstelligen Bereichen bis meist gut zweistellige Bereiche. Bei vielen Firmen lagen die Umsätze sogar auf Rekordniveau. Sowohl in Deutschland als auch in Europa war eine hohe Nachfrage zu verzeichnen. Nach wie vor wurde das Wachstum in 2022 allerdings durch Produktionsengpässe und erheblichen Problemen bei der Materialversorgung gebremst. Das führte in der Folge bei vielen Firmen dazu, dass Aufträge nicht abgearbeitet werden konnten, wodurch die Unternehmen mit einem erheblichen Auftragsrückstand in das Jahr 2023 gestartet sind.

Obwohl es weiterhin Lieferengpässe bei verschiedenen Zulieferkomponenten und Bauteilen gibt, hat sich die Situation im vergleich zum Vorjahr etwas entspannt. Nicht zuletzt ist dieser Umstand auch auf das Ende der restriktiven Lockdown-Maßnahmen der chinesischen Regierung zurückzuführen, die im vergangenen Jahr die Wirtschaftsaktivitäten in der Volksrepublik China enorm ausgebremst haben. Womöglich auch aufgrund dieser Entwicklung fahren offenbar viele Kunden ihre Lagerbestände zurzeit etwas zurück. Entsprechend sind auch die Auftragseingänge im 1. Quartal im Vergleich zu 2021 leicht zurück gegangen.

Als positiv lässt sich das Ende der strikten Null-Covid-Politik in der Volksrepublik China bewerten. Auch in Deutschland und im EU-Raum laufen die Geschäfte derzeit für die Elektro- und Digitalindustrie gut. Allerdings spüren in Deutschland die Unternehmen vor allem den starken Einbruch in der Bauindustrie und dem damit verbundenen Ende des Baubooms. Vor allem bei Niederspannungsschaltanlagen führt dies zu einem Trend hin zu Anlagen mit höheren Strömen, der durch die massiven Investitionen in Ladeinfrastruktur und Energiewende verstärkt wird. Auch die USA entwickeln sich infolge der vorgesehenen Infrastrukturprogramme zum Konjunkturmotor.

Der Maschinenbau insgesamt stagniert derzeit mehr oder weniger auf hohem Niveau, allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede in den einzelnen Teilbranchen. Generell gehen die meisten Mitgliedsfirmen des ZVEI davon aus, dass sie ihre Umsätze auch in diesem Jahr mindestens im mittleren einstelligen Bereich steigern können. Grund hierfür sind die nach wie vor hohen Investitionen in die Bereiche Digitalisierung, Datencenter und sämtliche Bereiche, die zur Energiewende beitragen.

ZVEI
Produktion von Schaltgeräten, Schaltanlagen, Industriesteuerungen 2007 bis 2022 

 

ZVEI
Auftragseingang im Maschinenbau Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr

 

Herausforderungen für das kommende Jahr

Die Konjunkturperspektiven für 2023 fallen gemischt aus. Eine Energiekrise und Gasmangellage in Deutschland und Europa konnte 2022 verhindert werden, wodurch auch ein befürchteter massiver Rückgang des deutschen BIP ausgeblieben ist. Dennoch stellen die erheblich gestiegenen Energiekosten für viele Teile der deutschen Wirtschaft eine große Belastung dar. Gerade in energieintensiven Wirtschaftssektoren wird deshalb auch weiterhin ein deutlicher Produktionsrückgang erfolgen. Auch die gestiegenen Rohstoffpreise setzen vielen Unternehmen zu.

Neben diesen Entwicklungen stellen auch die internen Anforderungen insbesondere von Seiten der EU und der Bundesregierung die Unternehmen vor große Herausforderungen. In diesem Zusammenhang sind vor allem die neue EU Maschinenverordnung und die Umsetzung der NIS-2-Richtlinie und das deutsche Lieferkettengesetz zu nennen.

Zudem haben die Spannungen und Unsicherheiten auf internationaler Ebene in den vergangenen Monaten weiter zugenommen. Hier sind vor allem der Technologie- und Handelskonflikt zwischen dem Westen und der Volksrepublik China zu nennen, sowie die weiterhin prekäre Lage im Ukraine Krieg.

Beim Ausblick für 2023 wird für die deutsche Wirtschaft daher größtenteils mit Stagnation gerechnet. Entsprechend prognostiziert z. B. der Sachverständigenrat für Deutschland einen BIP-Anstieg von lediglich 0,2 Prozent in diesem Jahr. Das Statistische Bundesamt hat für das erste Quartal 2023 sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung ausgewiesen (-0,3 % zum Vorquartal), nachdem für das Schlussquartal 2022 bereits ein Rückgang von -0,5 Prozent (zum Vorquartal) zu verzeichnen war (technische Rezession).

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