Safety

Woher kommt meine Schutzbekleidung? Transparente Lieferketten mit Fasererkennungssystem

08.01.2024 - Die Lenzing AG, Hersteller von Spezialfasern, präsentierte auf der A+A 2023 in Düsseldorf eine Lösung, die die Transparenz in der Lieferkette und die Rückverfolgbarkeit der in Schutzbekleidung verwendeten Materialien erlaubt.

Seit dem 1. Januar 2023 ist in Deutschland das sogenannte Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz LkSG, in Kraft. Dadurch sollen Umwelt und Menschenrechte im globalen Handel besser geschützt werden.  Umweltverbände- und Menschenrechtsorganisationen bemängeln, dass die dortigen Regelungen nicht weit genug gehen, da sich die Sorgfaltspflicht der Unternehmen nur auf die unmittelbaren Zulieferer bezieht und nicht auf die gesamte Lieferkette. Umgekehrt sehen Wirtschaftsvertreter im LkSG eine weitere unzumutbare bürokratische Hürde, die in der veranschlagten Form von den betroffenen Unternehmen nicht erbracht werden könne, die Risiken allein auf die Unternehmen abwälze und einen weiteren Wettbewerbsnachteil für die deutsche Wirtschaft darstellt.

Um diesem Problem zu begegnen, hat die Lenzing AG, Hersteller von Spezialfasern, auf der A+A 2023 in Düsseldorf eine Lösung präsentiert, die die Transparenz in der Lieferkette und die Rückverfolgbarkeit der in Schutzbekleidung verwendeten Materialien erlaubt. Mit welchen Herausforderungen sich die Branche gegenwärtig und zukünftig konfrontiert sieht und wie die Lösung von Lenzing dazu beitragen kann, diesen zu begegnen, hat Oliver Spöcker, Leiter des Segments Schutz- und Arbeitsbekleidung bei Lenzing, im Interview mit GIT SICHERHEIT erläutert.


GIT SICHERHEIT: Herr Spöcker, wie beurteilen Sie das LkSG? Welche Bedeutung hat das Gesetz und andere rechtliche Vorgaben, wie der Entwurf der EU-Kommission für eine Richtlinie über die Sorgfaltspflicht gegenüber Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) für die Textilindustrie im Allgemeinen bzw. den Bereich Schutz- und Arbeitskleidung im Speziellen?

Oliver Spöcker:
Lenzing begrüßt die Verabschiedung des LkSG. Es schafft Klarheit im gemeinsamen Kampf für einen besseren Schutz von Umwelt und Menschenrechten im globalen Handel. Nachhaltigkeit ist ein zentraler Wert für Lenzing und wir sind für unsere Bemühungen in den Bereichen verantwortungsvolle Beschaffung, energieeffiziente Produktion, nachhaltige Innovation und Verantwortung gegenüber den Menschen weithin anerkannt.

Dennoch muss Lenzing weiterhin auf Risiken achten und sicherstellen, dass unsere Lieferanten, Kunden, Geschäftspartner, Stakeholder und Mitarbeiter Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt und der Menschenrechte leisten. Es ist wichtig, entlang der gesamten Wertschöpfungskette so zu denken und zu handeln, dass Lenzing Umweltbelastungen reduzieren und Menschenrechte schützen kann. Wir verpflichten unsere Lieferanten alle geltenden Gesetze und Vorschriften einzuhalten und ermutigen sie, die Mindestanforderungen nach Möglichkeit zu übertreffen.

Transparenz ist die Grundlage für glaubwürdige Nachhaltigkeitsleistungen und schafft Vertrauen bei Kunden und Konsumenten. Deswegen setzt sich Lenzing für die Förderung digitaler Lösungen in der gesamten Lieferkette und für die Verbesserung der Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Schutzbekleidungsbranche ein.


Worin sehen sie die größten Herausforderungen für Unternehmen aus der Schutzbekleidungsbranche, wenn es darum geht, mehr Transparenz in den Lieferketten sicher zu stellen?

Oliver Spöcker:
Komplexe globale Herausforderungen in der Lieferkette erfordern einen kooperativen Ansatz zur Entwicklung von Systemlösungen, an denen viele Akteure beteiligt sind. Lieferketten, die sich über mehrere Regionen und Länder erstrecken, bilden ein globales Netzwerk, das eine Vielzahl an lokalen Regeln, Vorschriften, Kulturen, Prozessen und Systemen einhalten muss. In der Schutzbekleidungsindustrie gibt es in jeder Region unterschiedliche Normen und Standards. Es ist daher besonders wichtig, dass all diese Normen eingehalten werden – Billigimporte oder Fälschungen bekannter Markenprodukte müssen unbedingt vermieden werden – sie sind in unserer Branche nicht akzeptabel, denn wir tragen Verantwortung. Die Kunden, die die Schutzkleidung letztlich tragen, müssen auf das Produkt vertrauen können.

Lenzing begegnet diesen Herausforderungen mit einem Vier-Säulen-Ansatz, der „Teilen“, „Beweisen“, „Kooperieren“ und „Nachverfolgen“ umfasst. Durch die enge Zusammenarbeit mit weltweit anerkannten Partnern, die Gewährleistung der Echtheit von Lenzing FR Fasern, die Unterstützung unserer Partner bei ihrer Entscheidungsfindung und die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit mittels Blockchain oder physikalischer Fasermarkierung entlang der gesamten Lieferkette setzen wir auf Transparenz, um die Herkunft seiner FR Fasern zu verifizieren.


Wie genau sieht die Lösung von ­Lenzing im Bereich Schutzbekleidung aus?

Oliver Spöcker:
Als Antwort auf die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Innovationen hat Lenzing hochwertige und zuverlässige Lenzing FR Produkte entwickelt. Dabei handelt es sich um eine nachhaltig produzierte Cellulosefaser, die auf dem bekannten Lenzing Produktionsprozess für Modalfasern basiert. Diese wird üblicherweise mit anderen Hochleistungsfasern gemischt, um einzigartige Schutzlösungen für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen zu schaffen. Lenzing FR Fasern tragen in diesen Mischungen typischerweise sowohl zu den Schutzeigenschaften als auch zu einem verbesserten Tragekomfort bei.

Die Cellulosefasern werden aus Holz gefertigt und eignen sich für Schutzbekleidung, die unter extremen Bedingungen eingesetzt wird. Sie werden in Schutzbekleidung für Feuerwehr, Militär, Polizei, in der Öl- und Gasindustrie sowie in der metallverarbeitenden Industrie in über 100 Ländern eingesetzt. Zudem entsprechen die FR Fasern der Definition von inhärent schwer entflammbaren und flammhemmenden Fasern, wie sie vom Europäischen Chemiefaserverband CIRFS festgelegt wurden und sind mit dem EU Ecolabel zertifiziert.


Wie kann Ihre Lösung dabei helfen, dass die Schutzbekleidungsbranche die hohen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Zukunft erfüllen kann? ­Welchen Vorteil bietet es den betroffenen Unternehmen?

Oliver Spöcker:
Mit dem Lenzing Fasererkennungssystem gewährleisten wir die Rückverfolgbarkeit und Qualitätskontrolle in jeder Phase der Produktion und setzen einen neuen Standard für die Authentizität von Schutzbekleidung. Das System gibt unseren Partnern in der Wertschöpfungskette die Gewissheit, dass echte, hochwertige Lenzing FR Fasern verwendet werden und stärkt so auch ihr Vertrauen in die Lieferkette. Unsere kontinuierliche Zusammenarbeit mit Akteuren entlang der Lieferkette ermöglicht eine durchgängige Planung, Flexibilität und Reaktionsfähigkeit.


Wenn es um die Frage geht, woher meine Schutzbekleidung kommt, ist es natürlich auch wichtig die Quelle der Rohstoffe zu kennen. Woher bezieht Lenzing seine Rohstoffe?

Oliver Spöcker:
Lenzing FR Fasern werden aus Holz hergestellt, das gemäß der Lenzing Wood and Pulp Policy aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Diese Wälder wachsen ohne chemische Düngemittel und nehmen große Mengen an Kohlendioxid auf. Die FR Fasern werden dann in einem voll integrierten Produktionsprozess hergestellt. Die dabei verwendete Energie stammt zu mehr als 83 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen und führt damit zu 80 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als bei der Produktion herkömmlicher Modalfasern. Für Partner in der Wertschöpfungskette, die ihren CO₂-Fußabdruck reduzieren möchten, ohne Kompromisse bei Schutz und Komfort einzugehen, bieten wir auch die Option klimaneutraler Lenzing FR Fasern, zertifiziert durch ClimatePartner.

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