Security

Warum gutes Licht am Perimeter wirklich wichtig ist

23.11.2022 - Die Sachverständigen Markus Piendl und Hannes Dopler geben Tipps für professionelles Licht am Perimeter. Im Interview mit GIT SICHERHEIT erklären sie, wieso die Beleuchtung beim Perimeterschutz über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann. Für den GIT System Test Video Analytics entschieden sie sich für Hardware von Raytec.

Anlässlich des GIT System Test Video Analytics sprach GIT SICHERHEIT mit den beiden Sachverständigen Markus Piendl und Ing. Hannes Dopler, Msc. über das Thema Beleuchtung. Warum gutes Licht über Erfolg oder Misserfolg bei Perimeterschutz-Projekten entscheiden kann.

Wie wichtig ist das Thema gutes Licht am Perimeter? Warum setzen die Sachverständigen Markus Piendl und Hannes Dopler bei unseren GIT System Tests (die nächsten Tests sind bereits für April 2023 angesetzt) auf eine kombinierte Infrarot-/Weißlicht-Beleuchtung des Herstellers Raytec? Und überhaupt: welche Fallstricke kann es bei verschiedenen Beleuchtungskonzepten geben? Aufschluss und Tipps werden in diesem Interview im wahrsten Sinn des Wortes beleuchtet.


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GIT SICHERHEIT: Herr Dopler, welchen Stellenwert hat das Thema Beleuchtung bei einem Perimeterschutz-Konzept?

Hannes Dopler: Die Beleuchtung ist ein wesentlicher Teil des Erfolgs des Sicherheitskonzepts. Täter sind in der Regel dunkel gekleidet und meist meiden sie helle, gut ausgeleuchtete und einsehbare Flächen. Der Einsatz von Weißlicht kann zusätzliche Sicherheit bieten, indem kritische, neuralgische Bereiche wie dunkle Annäherungswege oder Geländeformen und natürliche Deckungen entschärft werden. Wichtig ist, dass permanente Beleuchtung nur dort erfolgen sollte, wo es einerseits aus Gründen der Personensicherheit und andererseits aus sicherheitstechnischer Bewertung – man denke an bestimmte Zufahrtsbereiche, Parkflächen, Laderampen, Türen und Tore, technische Anlagenteile – erforderlich ist. An anderen Stellen kann die Steuerung der Beleuchtung durch Bewegungsmelder oder sonstiger Sensorik erfolgen. Hier sollten auch gleichzeitig die angrenzenden Bereiche aufgeschaltet werden. Beleuchtungselemente dürfen keine negative Auswirkung auf die Bilddaten der Videoüberwachung haben. Die Lichtsteuerung sollte vom Wachdienst bedient werden können, um eine Vollausleuchtung durchführen zu können. Eine sabotagesichere Montage ist ebenso wichtig wie eine wartungsfreundliche Positionierung und die Anbindung an eine unterbrechungsfreie Stromversorgung.


Das klingt schon fast nach einem Beleuchtungskonzept, das im Vorfeld von Endkunden mit Sicherheits-Errichtern diskutiert werden sollte?

Hannes Dopler: Richtig. Taktische Erwägungen und übrigens auch arbeitsschutztechnische Gefährdungen können bezüglich der Einschaltzeiten beziehungsweise der Aktivierung der Beleuchtung, Stichwort Sommer- oder Winterzeit, weiterhin bezüglich der Beleuchtungsintensität und Strahlrichtung bestehen. Ein Beispiel aus der Praxis: ein Staplerfahrer wurde durch das Licht der gegenüberliegenden Halle geblendet und erkannte durch das Gegenlicht die vorbeigehenden Personen am Fahrstreifen nicht.


Aber es gibt ja auch natürliche Blendungen – was gilt es hier zu berücksichtigen?

Hannes Dopler: Denken Sie an die auf- und untergehende Sonne. Kameras dürfen nicht durch die Beleuchtung geblendet werden und benötigen eine optimale Beleuchtungsstufe. Wichtig ist auch die Berücksichtigung von glatten und hellen Oberflächen wie Fassadenelementen, Glasflächen, Verschalungselementen, Lüftungshutzen, Isolierungen von Rohren und deren Reflektionsvermögen. Auch nasse Oberflächen oder Lacke, wie etwa bei vorbeifahrenden Fahrzeugen, können insbesondere Videoanalysen durch Reflektionen empfindlich stören.


Wie nähert sich ein Endkunde oder ein Sicherheitserrichter der geeigneten Beleuchtungsart an?

Hannes Dopler: Es gilt zu klären, ob ein Lichtstreifen oder eine Fläche ausgeleuchtet oder etwa nur eine punktuelle Ausleuchtung erfolgen soll. Überbelichtungen von Bereichen sollten besondere Berücksichtigung finden. Eine flächige, harmonische Ausleuchtung des zu überwachenden Bereichs ist in der Regel zu empfehlen. Die Videobilder sollten in regelmäßigen Abständen sowohl am Tag als auch in der Nacht kontrolliert werden. Nur so ist gewährleistet, dass Fehlfunktionen, Störungen und Änderungen von Umfeldbedingungen erkannt werden. Auch dem regelmäßige Grünschnitt im Perimeter kommt besondere Bedeutung zu.


Herr Piendl, in Ihren Vorträgen zeigen Sie auch mögliche Fehler von Beleuchtungsansätzen am Perimeter. Warum ist es für Endkunden wie auch Sicherheitserrichter denn eine Herausforderung, ein gutes Beleuchtungskonzept zu entwickeln?

Markus Piendl: In der Sicherheitsbranche fehlten lange Zeit anerkannte Standards für Beleuchtungsentfernungen. Insbesondere beim Thema Reichweite gab es subjektive Angaben der Hersteller, die alle für sich in Anspruch nahmen, den jeweils besten Scheinwerfer produziert zu haben. Referenzbilder gab es nicht und auch Testgelände standen äußerst selten zur Verfügung.


Was also tun?

Markus Piendl: In erfolgreichen Projekten mit professioneller Beleuchtung werden in der Regel diese Fragen vorab diskutiert: Wie weit strahlt der Scheinwerfer, wie gestaltet sich dessen Lichtstrahl, welche Winkel sind zu berücksichtigen, wie effizient und zuverlässig ist der Scheinwerfer, welche Funktionen bietet der Scheinwerfer insbesondere bei einer Software-Integration zu namhaften Videoanbietern, wie anpassungsfähig ist der Scheinwerfer, welchen Verbrauch weist der Scheinwerfer auf, welche Betriebslebensdauer ist anzunehmen und wie schnell kann der Hersteller durch Garantie, Zertifizierungen oder technischem Support helfen.


Zurück zum aktuellen GIT System Test Video Analytics. Warum hatten Sie sich ausgerechnet für Hardware von Raytec entschieden?

Markus Piendl: Uns hat in diesem Fall der von Raytec entwickelte „POWERS“-Standard überzeugt, der von Tony Whiting und David Lambert verfasst wurde. Damit ist ein Vergleich der Lichtleistung ebenso möglich wie die Einbeziehung relevanter Kriterien, um verschiedene Scheinwerfer leicht zu spezifizieren und zu vergleichen. Uns war wichtig, eine klare und gleichmäßige Ausleuchtung sicherzustellen. Die beste Bildqualität bei Nacht war gerade gut genug, um zu gewährleisten, dass die Videoanalysen durch die Minimierung des Bildrauschens optimal eingesetzt werden konnten. Wir freuen uns sehr, dass uns das gelungen ist: die Rückmeldungen der verschiedenen Hersteller zum Thema Beleuchtung war einhellig positiv.


Hannes Dopler sprach ausführlich über Weißlicht und dessen Vorteile. Wir glauben in Ihnen einen Verfechter von Infrarotlicht erkannt zu haben. Ist der Eindruck richtig?

Markus Piendl: Mir gefällt an Infrarot der diskrete, verdeckte Einsatz über lange Distanzen. Dass letztendlich ein monochromes Bild entsteht, sehe ich nicht als Nachteil, sofern dieses von der Leitstelle richtig interpretiert und gedeutet wird. Selbstverständlich bietet Weißlicht einen Abschreckungseffekt, aber: häufig wird Tätern das Arbeiten erleichtert. Sofern das Projekt und das zu schützende Objekt es zulassen, tendiere ich dazu, Infrarotlicht zu verwenden, um der Polizei einen Überraschungseffekt zu bieten und so auch direkt Festnahmen zu ermöglichen. Es gibt auch Hybridlösungen, bei denen 850 nm Infrarotlicht und weißes Licht in einer einzigen Lampe kombiniert werden. Diese Lampen bieten große Flexibilität und könnten eine gute Option sein, wenn Sie einen Bereich beleuchten, der eine verdeckte Überwachung erfordert, aber auch weißes Licht zur Abschreckung einsetzen wollen.

 

Info zur Beleuchtung beim GIT System Test Video Analytics 2022: zum Einsatz kamen hier Raytec
VARIO2 HY6 Infrarot auf 850nm & Weißlicht Hybrid Scheinwerfer.

9-Punkte-Checkliste für professionelle Beleuchtung am Perimeter

  • Wie weit strahlt der Scheinwerfer?
  • Wie gestaltet sich dessen Lichtstrahl?
  • Welche Winkel sind zu berücksichtigen?
  • Wie effizient und zuverlässig ist der Scheinwerfer?
  • Welche Funktionen bietet der Scheinwerfer insbesondere bei einer Software-Integration zu namhaften Videoanbietern?
  • Wie anpassungsfähig ist der Scheinwerfer?
  • Welchen Verbrauch weist der Scheinwerfer auf?
  • Welche Betriebslebensdauer ist anzunehmen?
  • Wie schnell kann der Hersteller durch Garantie, Zertifizierungen oder technischem Support helfen?
     

POWERS von Raytec auf einen Blick

In der Sicherheitsbranche fehlte es lange Zeit an anerkannten Standards für die Messung von Beleuchtungsentfernungen. Die Angaben zu Scheinwerferreichweiten blieben der subjektiven Auslegung einzelner Hersteller überlassen –  was zu den unterschiedlichsten Behauptungen führte. Dadurch war es für Berater, Errichter und Endanwender so gut wie unmöglich, die Überwachungsbeleuchtung sicher zu spezifieren, Produkte zuverlässig zu vergleichen und ein einheitliches Leistungsniveau zu erreichen. Auch Raytec war bis dato mit diesem Problem konfrontiert, weshalb das Unternehmen nun den ersten offenen und transparenten Überwachungsbeleuchtungsstandard für die Branche vorgelegt hat:

P:     „Peak Power“ – Spitzenleistung
O:    „Overall Power“ – Gesamtleistung
W:    „Width/Angle“ – Breite/Winkel
E:    „Environmental“ –  Umweltverträglichkeit
R:    „Reliability” – Zuverlässigkeit
S:    „Specification/Features” – Spezifikation/Features

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