Security

Geutebrück: 30 Jahre GIT SICHERHEIT – 51 Jahre Video-Sicherheit

Ein persönlicher Rückblick von Katharina Geutebrück

27.10.2021 - 30 JAHRE GIT SICHERHEIT FEATURE - Ich bin heute 54 Jahre alt, unser Unternehmen ist nur drei Jahre jünger und „die GIT“ gibt es seit 30 Jahren – Zeit einmal zurückzublicken auf das, was sich in der Welt der Video-Überwachung und des Sicherheits-Fachverlags so alles getan hat…

Wie sah diese Welt aus vor 30 Jahren? Analoge Kameras lieferten (F)BAS-Signale (oder auch NTSC im amerikanischen Markt), 50 Halbbilder pro Sekunde, die auf dem Monitor für das Auge zu 25 Vollbildern wurden, mit einer Bildauflösung, die heute noch nicht einmal die einfachsten Smartwatches unterschreiten. Angezeigt wurden diese Bilder auf Monitorwände mit schweren Röhrenmonitoren, in den meisten Leitstellen in Schwarz-weiß, verteilt über schrankweise Kreuzschienen mit armdicken Koax-Kabelsträngen.

Rechnergesteuerte Systeme waren die Ausnahme, erste Videobewegungsmelder, die Kontrastveränderungen im Bild meldeten, wurden zur Alarmgenerierung eingesetzt. In der Bankenwelt dominierten die Foto-Überwachungskameras, die – bei einem Überfall oder Verdacht manuell ausgelöst – die Szene auf 35 mm Film festhielten und Ermittlern erst Tage später nach der Filmentwicklung im Fotolabor Hinweise auf die Täter lieferten. In dieser Zeit startet die GIT 1991 mit ihrer ersten Ausgabe – natürlich als gedruckte Zeitschrift. Per Post landet sie vier Mal im Jahr auf den Schreibtischen der Entscheider.

Die Welt wird digital
Dann bahnte sich die Digitalisierung ihren Weg, 1993 mit den ersten digitalen Videorekordern – bei uns das Multiscope. Eine kleine Revolution! Denn bis dahin wurde entweder gar nicht aufgezeichnet oder auf VHS-Videokassetten, die manuell oder mit riesigen Apparaturen gewechselt und gelagert werden mussten, permanent verschlissen waren und Müllberge produzierten. Um nicht für jede Kamera einen eigenen VHS-Rekorder anschließen zu müssen, gab es Multiplexer, die zwischen bis zu 16 Kameras umschalteten. Bei einem Vorfall musste das richtige Band herausgesucht und zur richtigen Stelle gespult werden – ein riesiger Zeitaufwand und meist nicht von Erfolg gekrönt, da das verschlissene VHS-Band ein verrauschtes Bild zeigte.

Doch die digitale Technik konnte viel mehr: Der Ringspeicher war erfunden! 15 Minuten lang wurde jeweils ein Bild pro Sekunde pro Kamera aufgezeichnet, das jeweils älteste dann wieder überschrieben. So wurde bei einem Alarmereignis das, was vorher geschehen war, sichtbar. In den deutschen Banken setzte sich diese Technik schnell gegen die Fotoüberwachungskameras durch, denn oft trauten sich Bankmitarbeiter bei einem Überfall nicht, einen Alarm auszulösen und taten das erst, wenn die Täter die Bank verlassen hatten – mit der Fototechnik war dann nichts mehr zu machen, doch die digitale Videotechnik lieferte!

Und sie konnte noch mehr: durch die Anbindung an Geldausgabeautomaten und die Verknüpfung der digitalen Bilder mit den Transaktionsdaten der Geldabhebungen konnten diese erstmals im Videobild dokumentiert und sekundenschnell wiedergefunden werden. Unsere Bankkunden sagten uns damals: Bei fast 80 % der Reklamationen zu Abhebungen bestehen die Kunden nicht auf der Reklamation, wenn sie die Bilder gesehen haben, obwohl sie selbst nicht am Automaten waren – aber eben Sohn oder Tochter oder Ehepartner oder sonst ein ihnen bekanntes Gesicht. Eine enorme Effizienzsteigerung und Geldersparnis für die Banken. Das war die erste Anwendung, die über die klassische Außenhaut- und Gebäudeabsicherung hinausging, die erst durch die Verknüpfung von (digitalen) Bildern mit Daten möglich wurde!

Technische Revolution – Start der PRO-4-PRO
Kurze Zeit später startet auch die GIT ­SICHERHEIT mit dem Internetportal PRO-4-PRO.com ihr erstes digitales Medium – eine Produktplattform im Internet, auf der Hersteller für Sicherheitstechnik ihr Portfolio präsentieren können. Wir waren auch schon früh dabei und nutzten dieses Angebot.

In der Kamera- und Monitortechnik waren wir noch analogen Zeitalter, Festplatten hatten Speicherkapazitäten von höchstens 540 Megabyte (das reicht gerade mal für ein einziges vier Minuten langes Full-HD-Video) und wir diskutierten mit den Kunden über die Zahl der Bilder, die gespeichert werden sollten – ein paar tausend pro Rekorder waren maximal möglich. Aus heutiger Sicht kann man sich kaum noch vorstellen, mit welchen technischen Grenzen wir damals umgehen mussten, doch damals lieferte die digitale Technik völlig neue technische Möglichkeiten. Es kam einer technischen Revolution in unserer Branche gleich.

Der nächste Schritt war die digitale Bildübertragung, zunächst über ISDN, dann auch über hauseigene IT-Netzwerke. Viele Kunden und Errichter unterschätzten damals, wie viel Bandbreite für die Übertragung von Videodaten benötigt wurde, und legten so manches Firmennetzwerk lahm – und das zunächst ausschließlich für die Übertragung der Bilder zur Bildwiedergabe, denn die Kameras waren immer noch analog. Auf der Rekorder- und Wiedergabeseite setzte sich die PC-Technik immer mehr durch. Standard-Betriebssysteme wie Linux oder Windows ersetzten die proprietären Plattformen und flexibilisierten somit auch die Hardwareauswahl für die Zentralentechnik. Die Wiedergabe erfolgte nach und nach immer häufiger auf Standardrechnern mit entsprechenden Applikationen. Die Steuerung komplexer Anlagen erfolgte mit Hilfe von grafischen Lageplänen auf Windows-Rechnern mit Maus und Tastatur. Dedizierte Bediengeräte z. B. zur Steuerung von Schwenk-Neige-Kameras gab es zwar weiterhin, doch die Bedienbarkeit wurde deutlich vereinfacht.

Erste Netzwerkkameras – GIT mit EMEA-Ausgabe
Mit der kontinuierlichen Steigerung der Leistungsfähigkeit der digitalen Technik bei Prozessoren, Chips und vor allem Bildaufnehmern – hier profitierte unsere Branche wie so oft von der Consumer Electronic, in diesem Fall von der digitalen Fotografie – kamen auch erste Netzwerkkameras auf den Markt. Die ersten waren Webcams, die für den heimischen PC gedacht waren und sich hinsichtlich Bildqualität und Verlässlichkeit nicht wirklich für den Sicherheitsmarkt eigneten. Die Entwicklung zur digitalen, netzwerkbasierten Technik war dadurch aber nicht aufzuhalten. Der Trend brachte enorm viel Veränderung im Markt, eine Konsolidierungswelle begann und einige große Namen von damals sind heute verschwunden.

Spannend war auch zu sehen, wie viele neue Unternehmen im Markt auftauchten, die ausschließlich auf Software setzen – zu Beginn von vielen langjährigen Anbietern belächelt und mit reichlich technischen Problemen, heute teils unter den Marktführern.

Auch die Welt der Fachverlage veränderte sich, die zunehmende Geschwindigkeit der technischen Veränderungen im Markt erforderte eine schnellere Aktualisierung der Informationen. Schrittweise wurde die Zahl der Ausgaben pro Jahr über sechs auf heute zehn erhöht. Man reagierte auch auf die internationale Orientierung der Kunden mit einer englisch-sprachigen Ausgabe für den EMEA-Markt. Neue Online-Portale für News, digitale Versionen der Print-Ausgaben zum Lesen auf dem Tablet, aber auch Apps fürs Smartphone zur besseren Orientierung im Rahmen von Fachmessen trugen den durch die Digitalisierung veränderten Lese- und Informationsgewohnheiten der Zielgruppen Rechnung.

Beschleunigte Entwicklungszyklen
Mittlerweile ist die Bildgenerierung, Übertragung, Speicherung und Darstellung – in analogen Zeiten oft noch eine technische Herausforderung – eine Standardfunktion jedes digitalen Geräts, ob Rechner, Smartphone oder Fernseher. Mehrwert- und Kundennutzengenerierung haben sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr von der Hardware in die Software verlagert und neue technische Lösungen schaffen ganz neue Anwendungsmöglichkeiten in den Wertschöpfungsprozessen. Denn mit den extrem beschleunigten Entwicklungszyklen (unser kreuzschienen- und analog basierten Videobewegungsmelder wurden damals über zwei bis vier Jahre entwickelt und dann zehn Jahre lang weitgehend unverändert produziert und verkauft) können neue Funktionen kontinuierlich hinzugefügt und auch in bestehende Systeme integriert werden.

Schnittstellen zu Drittsystemen sind Standard oder werden bei Bedarf entwickelt, Videobilder werden mit Daten verknüpft, um z.B. Fehlerkosten in Logistikprozessen zu senken, Getränkeleergut kann bei der Abholung vom Händler mit Hilfe von Algorithmen auf Basis Künstlicher Intelligenz automatisch per Smartphone-App gezählt werden, Smartphones werden als Bildquellen in Video-Security-Systeme integriert – all das sind Möglichkeiten, die erst durch die Digitalisierung entstanden sind. Video-Security ist heute nicht mehr auf das Absichern von Gebäuden und Geländen beschränkt, sondern bietet – richtig eingesetzt – den Anwendern einen echten Gewinnbeitrag in ihren Wertschöpfungsprozessen.

Auch die GIT erweitert ihr Angebot, um den Informationsaustausch und den Dialog zwischen Herstellern, Errichtern und Anwendern zum Nutzen aller weiter zu unterstützen: Webinare, Podiumsdiskussionen und (Web-)Talks erweitern das Angebot sowie seit 2020 – pandemiebedingt forciert, aber als neues Format mit Zukunftsaussichten – die erste komplett virtuelle Messe für Sicherheit, die Wiley Industry Days.

Denn wichtiger als der technische Fortschritt ist der Kundennutzen, den dieser generiert. Deshalb hat Geutebrück in den letzten 51 Jahren – 30 davon begleitet durch die GIT – immer gezielt die technischen Möglichkeiten genutzt, die uns erlauben, technisch anspruchsvolle und durchgängige Lösungen zu schaffen. Dabei haben wir nie die Leidenschaft für Video aus dem Auge verloren und uns dem Willen verpflichtet, dem Kunden einen deutlichen Mehrwert im Einsatz der Video-Technik zu liefern. Auch unsere neusten Lösungen tragen dieser Philosophie Rechnung.

So hat auch die GIT immer den Kundennutzen im Blick und ihr Angebot unter Nutzung neuer Technologien beständig angepasst und ausgebaut, um Mehrwert für alle zu schaffen, die sich für Sicherheitsthemen interessieren. Wir gratulieren zu 30 Jahren GIT SICHERHEIT und freuen uns weiterhin, partnerschaftlich die Zukunft dieser Branche mitzugestalten.

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