Security

Fern, schnell, gut! IP-Migration und Power over Ethernet von KMU bis Flughafen

27.10.2020 - IP-basierte Sicherheitslösungen bieten jede Menge neuer Möglichkeiten

IP-basierte Sicherheitslösungen bieten jede Menge neuer Möglichkeiten. Bei der Migration hilft das kanadische Unternehmen NVT Phybridge, das seine Präsenz in Europa derzeit kräftig ausbaut. Die Ethernet-Switche des Unternehmens eignen sich für Projekte jeder Größenordnung – überwinden aber auch sehr große Distanzen, etwa bei großen Werksgeländen oder Flughäfen und nutzen vorhandene Infrastrukturen. Immer geht es darum, eine Infrastruktur schnell, einfach und kostengünstig in einen All-IP-Pfad mit Strom umzuwandeln. GIT SICHERHEIT sprach mit Glenn Fletcher (Director of Sales, Europe) and Albrecht Streller (Regional Sales Manager, DACH).

GIT SICHERHEIT: Herr Fletcher, Herr Streller, bevor wir uns näher mit Ihren IP-Lösungung und Ihrem Produktportfolio befassen, könnten Sie Ihr Unternehmen bitte kurz vorstellen?

Glenn Fletcher: Wir sind ein Hersteller von PoE-Switch-Technik. Hauptsitz und Produktion sind in Kanada. Wir sind darauf spezialisiert, IP-Endgeräte mit verschiedensten Kabeltypen kompatibel zu machen – von Koaxial- bis Twisted-Pair-Kabeln, von Einfach- bis Mehrfachverdrahtung. Unsere Produkte sind führend auf dem Markt und wir sind global tätig.

Albrecht Streller: Auf den europäischen Markt fokussieren wir uns seit fast zwei Jahren mit einem neu aufgebauten Team von sechs Leuten, einschließlich des technischen Supports. Da sowohl Entwicklung als auch Produktion in Nordamerika liegen, haben wir entsprechende Qualitätsansprüche an unsere Produkte und können auch sehr schnell reagieren.

Die heutige Firma NVT Phybridge entstand vor einigen Jahren durch den Zusammenschluss von NVT und Phybridge. Welche Vorzüge hatte dieser Schritt für Ihre Präsenz auf dem Markt und für Ihre Kunden?

Glenn Fletcher: Dieser Zusammenschluss stärkte die Marke in Europa und verband die Stärken beider Unternehmen. Er hat es uns ermöglicht, analoge Sicherheitsprodukte über Ethernetkabel funktionieren zu lassen – und umgekehrt, IP-Geräte mit herkömmlichen Kabeltypen.

Albrecht Streller: NVT hatte im analogen Videosicherheitsmarkt einen etablierten Namen, selbst in Europa. Kunden, die nun auf IP-Überwachungssysteme umstellen, können jetzt ihre Verkabelung weiter nutzen und bekommen eine Infrastuktur-Lösung aus einer Hand.

Damit ist auch Ihr Portfolio an Produkten und Lösungen bereits grob umrissen?

Glenn Fletcher: Unsere wichtigsten Produkte sind Managed Switches, Layer-2-Switche zur Versorgung mit PoE über lange Strecken hinweg – sowie nicht gemanagte Geräte, die 100 MB Daten und PoE über herkömmliche Kabel leiten können.  

Albrecht Streller: Um hier ein wenig ins Detail zu gehen: Über 2-Draht können wir mit der PoLRE Serie über eine Entfernung bis 360 Meter Daten und PoE liefern, bis 610 Meter mit unserer Flex-Serie auf Multi-Pair-Kabel, also 2- oder 4- Adernpaare und mit der Cleer-Serie, die für Koax-Verkabelung entwickelt wurde, sogar bis 1800 Meter.

Die Modernisierung von Unternehmen im Zusammenhang mit IP-Technologie, dem IoT und der Nutzung von Power over Internet (PoE) ist sozusagen Ihr Markt?

Albrecht Streller: Es steht fest, dass in Zukunft alles an das Internet der Dinge angeschlossen wird. Vom Temperatursensor, Licht (LED)Systemen über IP-Telefonie bis WLAN-Lösungen. Steht aber überall ein entsprechender Anschluss zur Verfügung, abgesehen vom Stromanschluss? Mit unserer Lösung kann man bei der Planung vorhandene Verkabelung berücksichtigen. Nachhaltigkeit und Green-IT sind unsere Argumente.

Glenn Fletcher: Unsere Produkte machen es Unternehmen möglich, Ihre IoT-Einrichtung zu einem viel geringeren Budget zu realisieren. Zudem ist die Installation schneller und die Betriebsunterbrechung im Unternehmen kürzer. Mit unseren Lösungen konnten wir unseren Kunden schon Millionen von Euro sparen.

Welche Märkte sind besonders aktiv, was die IP-Migration betrifft?

Glenn Fletcher: Wir sind natürlich in allen Märkten aktiv. Im Augenblick sind vor dem Eindruck der Coronakrise viele Unternehmen besonders mit dem Thema beschäftigt – vor allem staatliche Gebäude, der Healthcarebereich, die Hotellerie und die Transportwirtschaft.

Albrecht Streller: Wir haben sehr viele Projekte mit Pflegeheimen und Krankenhäusern, die oft Probleme haben, eine neue Infrastruktur zu implementieren. Dazu kommen viele Behörden und Museen, die in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht sind oder auch große Unternehmen mit riesigen Werksgeländen.

Gerade solche großen Gelände, und generell Projekte bei denen große Distanzen zu überwinden sind, decken Sie mit Ihrer Technik ab?  

Albrecht Streller: Nimmt man Standard-Ethernet-Switche, ist nach 100 Metern Schluss. Damit muss, um eine längere Distanz zu überbrücken, ein weiteres Gerät, dessen Absicherung, eventuell ein 19“ Wandschrank usw. eingeplant werden. Das ist oft eine Herausforderung, die mit unseren Switchen umgangen wird und somit auch Hardware eingespart wird.  

Geben Sie uns ein paar Beispiele?

Glenn Fletcher: Wir haben unsere Lösung kürzlich zum Beispiel in englischen Gefängnissen installiert, bei der schottischen Bahn und in irischen Krankenhäusern.

Ein großes Projekt war ja auch der der riesige Kansai International Airport in Japan...?

Albrecht Streller: Dieser Flughafen hat sogenannte „People Counter-Sensoren“ eines Schweizer Herstellers installiert. Bekanntlich sind Flughäfen sehr weitläufig und man hätte alle 100 Meter einen Switch unterbringen müssen. Mit Redundanz oder zumindest USV-Absicherung wären mindestens zwei Geräte nötig gewesen, inklusive Stromanschluss und den Platz dafür. Mit unseren Flex-Switchen konnte man über 600 Meter in eine Richtung überbrücken, den Sensor anschließen und benötigte keine Zusatzgeräte. Entsprechend war auch die Installationszeit erheblich kürzer. Die Einsparungen beliefen sich auf über 100.000 € allein an Hardware. Auf unserer Website kann man auch einen kurzen Filmbeitrag dazu sehen.

Das war ja ein riesiges Projekt – aber Sie haben ja Kunden jeder Größenordnung?

Glenn Fletcher: Von Single-point-to-point oder einem einzigen Koaxialkabel bis hin zur Lösung für viele Tausend Outlets reichen unsere Projekte. Wir können Projekte jeder Größe bearbeiten und jeweils schneller und zu niedrigeren Kosten.

Albrecht Streller: Mit unseren Extender-Kits können wir z. B. in einer Fabrikhalle am Ende ein Telefon, PC oder eine Überwachungskamera anschließen.

Könnten Sie einmal ein paar typische kleinere und mittlere Anwenderbeispiele nennen, die Sie realisiert haben?

Albrecht Streller: Da könnte ich Ihnen viele Beispiele nennen. Ein deutsches Logistikunternehmen hat z. B. seine Videoüberwachung für eine Halle auf IP migriert und sich für unseren kleinen Cleer 10 Port-Switch entschieden, um die Koaxialverkabelung weiter verwenden zu können und damit auch die Distanzen zu überbrücken. Ein Hotel in Norddeutschland hat seine 56 Zimmer mit IP-Telefonen ausgestattet. Unsere PoLRE-Switche nutzen die vorhanden 2-Draht Verkabelung  inklusive PoE. Die Installation war an einem Tag erledigt. Mit einer neuen Cat-Verkabelung hätte sich das über Wochen hingezogen und es wäre keine durchgehende Vermietung der Zimmer möglich gewesen.

Herr Fletcher, Herr Streller, NVT Phybridge expandiert derzeit auf dem europäischen, insbesondere auch dem deutschen Markt. Wie ist hier derzeit der Stand der Dinge?  

Albrecht Streller: Zunächst wurde das europäische Team auf sechs Leute aufgebaut, um mehr oder weniger vor Ort Präsenz und Unterstützung zu gewährleisten. Der Distributionskanal steht und nun starten wir mit Marketingmaßnahmen. Wir unterstützen Systemintegratoren vor Ort und stellen auch jederzeit bei Projektanfragen Testgeräte zur Verfügung. Dieses Jahr ist es etwas schwierig, aber generell unterstützen wir unsere Distributoren und Partner bei Messen und Veranstaltungen. Außerdem suchen wir den Kontakt zu Herstellern von Kameras, Telefonanlagen, Intercoms usw.

Wie sprechen Sie Errichter und Sytemintegratoren an?

Glenn Fletcher: Wir verkaufen unsere Produkte über ausgewählte Distributoren, die ihrerseits die lokalen Errichter versorgen.

Albrecht Streller: Auf der einen Seite haben wir unseren Distributionskanal aufgebaut, mit denen wir sehr eng, auch in Projekten, zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite nutzen wir die Kontakte unserer Kollegen aus Kanada, die Vereinbarungen mit Herstellern wie Avaya, Mitel und Ciscos UCC-Bereich abgeschlossen haben. Alle drei Hersteller haben direkten Zugriff auf einen Teil unserer Produkte und wir werden dadurch bei deren Projekten herangezogen. Somit erweitert sich auch unser Partnerbereich auf deren Integratoren. Im Moment versuchen wir, diese Strategie auf den europäischen und deutschen Markt auszuweiten. Ich bin im Kontakt mit Herstellern von IP-Telefonen und -Anlagen und auch von IP-Kameras. Das Ziel ist eine Technologie-Partnerschaft anzustreben. Jüngstes Beispiel ist der tschechische Hersteller 2N, der mittlerweile zu Axis gehört. NVT Phybridge ist auf deren Website als Partner gelistet und erste Projekte haben sich mit deren Resellern schon ergeben.

Diese Technologiepartnerschaften mit anderen Herstellern bestimmen wohl Ihre Agenda für die nächste Zeit – oder gibt es weitere Veränderungen, die Sie schon planen?

Albrecht Streller: Technologiepartnerschaften mit anderen Herstellern sind für uns strategisch wichtig. Es ist eine Win-win-Situation, denn unsere Lösung hilft Endkunden Geld einzusparen und Projekte schneller zu realisieren. Natürlich werden auch unsere Produkte weiterentwickelt. Ein Beispiel ist unsere Cleer-Serie: bis vor einem Jahr war die Distanz auf 610 Meter beschränkt. Mittlerweile können bis zu 1800 Meter überbrückt werden. Auch unsere Switche werden eine Weiterentwicklung erleben: im Laufe 2021 bieten wir Managed Switche mit 10GB Uplink-Ports an.

Kontakt

*NVT Phybridge Home Office

Robert-Koch-Str. 2a
85221 Dachau

+49 8131 3590151