Safety

Arbeitssicherheitstraining: Flexibel und gefahrlos in der Virtual Reality trainieren

12.01.2024 - Von Routine- bis hin zu gefährlichen Aufgaben: Die VR-Plattform Infinity ermöglicht es, die verschiedensten Szenarien realitätsnah und vollkommen gefahrlos in der Virtual Reality zu trainieren. Selbst ein bewusstes Fehlverhalten und die daraus folgenden Konsequenzen lassen sich so live erleben.

Eine sichere Arbeitsumgebung und umfangreiches Training, um Arbeitsunfälle zu vermeiden, ist das A und O aus Sicht verantwortungsvoller Arbeitgeber, wie Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) nahelegen: So gab es im Jahr 2021 bundesweit 806.217 meldepflichtige Arbeitsunfälle – davon waren 12.079 schwere Fälle, die die Zahlung von Renten oder Sterbegeld zur Folge hatten.

Klar ist: je weniger Unfälle, desto besser! Um Arbeitgeber allgemein und im Speziellen Sicherheitsbeauftragte dabei zu unterstützen, dieses Ziel zu erreichen, hat die auf industrielle Prozesslösungen spezialisierte Vinci-Energies-Marke Actemium die digitale Plattform Infinity entwickelt. Über diese lassen sich verschiedenste Szenarien via Virtual Reality (VR) mit wenig Aufwand immersiv, d. h. wie in der Realität erleben, um die Arbeitssicherheit nachhaltig zu erhöhen.


Immersions- und Muscle-Memory-Effekt: VR vergrößert Trainingserfolg

Dank zunehmend besserer Technik und erschwinglicheren Preisen sind Technologien wie Virtual Reality gegenwärtig auf dem Vormarsch. Das es sich hierbei nicht bloß um einen Modeerscheinung handelt, belegen u. a. Zahlen aus der PwC-Studie „VR Soft Skills Training Efficacy“. Demnach fühlen sich VR-Lernende fast viermal stärker emotional mit dem Inhalt verbunden als Teilnehmer bei einem Präsenztraining. Diese sind zudem wesentlich zuversichtlicher, die erlernten Fähigkeiten nach der Schulung in der Praxis anzuwenden. In der Studie ließ sich eine Verbesserung um 40 Prozent im Vergleich zu Präsenztrainings und von 35 Prozent gegenüber E-Learnings nachweisen.

Hintergrund sind eine Reihe an Vorteilen der VR-Technologie, die den Trainingserfolg vergrößern. Aufgrund der immer ausgereifteren Technik gehört dazu unter anderem der Immersions- und der Muscle-Memory-Effekt. So tauchen Menschen durch das verbesserte audio-visuelle Erlebnis und die Interaktion mit der virtuellen Welt zunehmend in sie ein und erleben diese als real.

Indem sich Nutzer in der virtuellen Umgebung frei bewegen und mit den dort vorhandenen Gegenständen interagieren können, stellt sich auch das Muskelgedächtnis auf die ausgeführten Handlungen ein. Zudem können VR-Trainings beliebig oft wiederholt werden, was die beiden zuvor genannten Effekte verstärkt.


Komplettlösung von Actemium – sofort einsatzbereit

Die VR-Lösung von Actemium besteht aus zwei Teilen: Als Hardware dient eine mobile Standalone-VR-Brille – ein zusätzlicher Computer oder Equipment ist nicht notwendig. Die vorinstallierten Trainingsszenarien befinden sich auf dem Headset. Lediglich zur Anmeldung auf der Plattform Infinity und zum Herunterladen neuer Szenarien ist eine Internetverbindung nötig.

Unternehmen können das Set entweder kaufen oder leihen. Sie haben damit die Möglichkeit, das Tool auch nur temporär etwa zur Präsentation auf Messen einzusetzen. Zu den aktuell vorinstallierten und sofort nutzbaren Szenarien gehören unter anderem Erste-Hilfe-Trainings, Feuerlöschübungen, die Anwendung der fünf Sicherheitsregeln im Elektrobereich und sicheres Arbeiten in Schaltanlagen.

Wie der Ablauf aussieht, zeigt etwa das Beispiel einer Kabelinstallation, bei der die Arbeitssicherheit im Umgang mit Kabeln und Doppelböden eingeübt wird. Zunächst wählen die Probanden die korrekte Persönliche Schutzausrüstung (PSA) aus. Sie müssen dann einen offenen Zugang zum Doppelboden absichern, um anschließend sicher in den Doppelboden herabzusteigen und dort vorhandene Kabel abzuisolieren. Während des Trainings können sie sich frei im virtuellen Raum bewegen – entweder über einen Joystick an einem der beiden Controller oder tatsächlich physisch. Denn die VR-Brille überträgt die Bewegungen ohne zusätzliche Sensoren in Echtzeit: Wenn ein Nutzer einige Schritte nach vorne macht, wird dies exakt so wiedergegeben. Geht er im vorliegenden Szenario zu weit nach vorne, kann er in den Doppelboden abstürzen. In diesem Fall oder dem unsachgemäßen Umgang mit den abzuisolierenden Kabeln erfolgt ein kurzer Schreckmoment. Ohne dass eine reale Gefahr besteht, werden Mitarbeitende auf diese Weise sensibilisiert und auf gefährliche Situationen vorbereitet.


VR-Trainings können speziell auf den Kunden zugeschnitten werden

Die vorhandenen VR-Trainings lassen sich auf Wunsch auch kundenindividuell gestalten oder es können komplett neue Szenarien erstellt werden, die speziell auf den Kundenbedarf zugeschnitten sind. So können mittels 3D-Scanner von einzelnen Räumen bis hin zu ganzen Außenbereichen (per Drohne) inklusive der dort vorhandenen Maschinen und Anlagen aufgenommen und virtuell nachgebaut werden. Je mehr Daten Kunden Actemium bereits im Vorfeld zur Verfügung stellen – etwa CAD-Dateien einer Maschine –, desto schneller gelingt der täuschend echte virtuelle Nachbau.

Ebenfalls eine Rolle spielt der Umfang des gewünschten pädagogischen Konzepts: Sollen die Probanden nur wenige Aufgaben erfüllen oder etwa für Ausbildungszwecke den vollständigen Umgang mit einer Anlage für ihre zukünftige Arbeit erlernen? Hierfür besteht unter anderem die Wahl zwischen einem Trainings- oder einem Zertifikationsmodus. Während im ersten Fall die Personen Schritt für Schritt durch das Training angeleitet werden, müssen die einzelnen Handlungsschritte im zweiten Fall ohne weitere Hinweise abgerufen werden. Teilnehmer können sich so optimal genau in der Umgebung virtuell vorbereiten, die tatsächlich ihrem Arbeitsalltag entspricht – mit den Maschinen und Anlagen sowie der besonderen Architektur und Raumaufteilung vor Ort. Je nach Umfang des Nachbaus und des Konzepts dauert die virtuelle Umsetzung zwischen zwei und sechs Monaten.


Wachsendes Angebot: Zugang zu Szenarien, die von anderen Kunden bereitgestellt werden

Nutzer von Infinity können über einen Katalog auf der Plattform neben den allgemein zugänglichen und den eigenen Szenarien auch VR-Trainings herunterladen, die von anderen Kunden bereitgestellt wurden. Durch die wachsende Community steigt so auch das Angebot an verschiedenen Trainingssessions, auf die über den Erwerb zusätzlicher Lizenzen zurückgegriffen werden kann. Auf dem eigenen Unternehmensprofil auf der Plattform lassen sich neben den Benutzern zudem die erworbenen Zertifikate und Szenarien managen.

Der Anwendungsfokus liegt derzeit auf Tätigkeiten im Industriebereich. Er kann aber aufgrund des modularen Aufbaus und der flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten der Plattform auch auf andere Branchen ausgeweitet werden. Das gilt ebenfalls für die Unternehmensgrößen. Denn durch den Erwerb oder die Leihoption einer einzigen Lizenz profitieren kleine mittelständische Betriebe genauso vom virtuellen Training wie Konzerne.


VR-Plattform Infinity: Flexibel und gefahrlos trainieren

Von Routine- bis hin zu gefährlichen Aufgaben: Die VR-Plattform Infinity ermöglicht eine unbegrenzte Flexibilität, um die verschiedensten Szenarien realitätsnah und vollkommen gefahrlos zu trainieren. Selbst ein bewusstes Fehlverhalten und die daraus folgenden Konsequenzen lassen sich so live erleben. Sie bleiben dadurch nachhaltig im Gedächtnis und verbessern das Verhalten in der Realität. Während Mitarbeitende von den Trainingssessions profitieren, motivieren die modernen VR-Technologien sie zusätzlich – Stichwort Gamification.

Indem der Zugriff auf die Plattform unbegrenzt zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich ist, müssen die Probanden zudem nicht an einen bestimmten Ort präsent sein, um das Training durchzuführen. Dazu gehört auch, dass sich Trainings mit mehreren Personen in der gleichen virtuellen Umgebung durchführen lassen (Multi-User-Training). Das ist insbesondere bei dezentralen, unternehmensübergreifenden Teams von Vorteil, damit diese gemeinsam trainieren können. Die dadurch gewonnene Flexibilität spart nicht nur Zeit und reduziert Kosten. Auch fallen die sonst durch An- und Abreise entstehenden klimaschädlichen Emissionen weg, was zu einer klaren Verbesserung des unternehmenseigenen CO₂-Fußabdrucks führt.
 

Autorin
Helen Bartmann
Projektleiterin für Digitalisierungsprojekte bei Actemium

Kontakt

Actemium

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