Security

IoT-Branchentreff „Bosch ­Connected World 2019“

Bosch-Chef Denner: „Brauchen sichere, offene Plattformen und ein Internet, in dem der Nutzer souverän entscheiden kann“

18.09.2019 - Beim IoT-Branchentreff Bosch Connected World 2019 in Berlin zeigten Mitte Mai mehr als 80 Aussteller, wie die rasante Entwicklung des Internet der Dinge neue Möglichkeiten in der A...

Beim IoT-Branchentreff „Bosch ­Connected World 2019“ in Berlin zeigten Mitte Mai mehr als 80 Aussteller, wie die rasante Entwicklung des Internet der Dinge neue Möglichkeiten in der Arbeitswelt und im persönlichen Alltag schafft – auch in Sachen Sicherheit. In der Berliner „Station“ kamen rund 5 000 Teilnehmer auf 14 000 Quadratmetern zusammen. Zu den mehr als 150 Rednern zählten neben Bosch-Chef Denner auch Dr. Joachim Wenning (CEO Munich Re), Magnus Hall (CEO Vattenfall), Sir Timothy Berners-Lee (HTML-Erfinder und ­Begründer des World Wide Web) – und Dr. Tanja Rückert, CEO von Bosch Building Technologies.

Bosch erreicht den nächsten Meilenstein auf dem Weg zu einem weltweit führenden Anbieter im Internet der Dinge (Internet of Things, IoT). Den Anfang machte die millionenfache Vernetzung von Autos, Maschinen, Gebäuden und weiteren Dingen des täglichen Lebens. Insgesamt 52 Millionen internetfähige Produkte hat Bosch allein 2018 verkauft, über ein Drittel mehr als im Vorjahr. Schon heute vernetzt Bosch mehr als zehn Millionen Geräte unterschiedlicher Hersteller mit der open-source basierten Bosch IoT Suite.
Jetzt arbeitet Bosch mit Partnern daran, dass die Dinge künftig in sicheren Ökosystemen kommunizieren und auch interagieren. Unter dem Motto „Vom Internet of Things zur Economy of Things“ präsentierte das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen auf dem Branchentreffen Bosch ConnectedWorld in Berlin einen Ausblick auf die „Ökonomie der Dinge“. Sogenannte Distributed Ledger Technologien (DLT), zu denen auch Blockchain zählt, können hierbei zur Schlüsseltechnologie werden. „Wir bringen die physische und die digitale Welt zusammen und erleichtern so den Alltag der Menschen“, sagte Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner vor rund 5 000 technikbegeisterten Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft.

DLT als Schlüsseltechnologie für die Economy of Things
Strategisch interessant sind die DLT-Technologien für Bosch deshalb, weil sie die Economy of Things ermöglichen werden. Dinge werden sich selbstständig mit anderen vernetzten Dingen austauschen und sogar in der Lage sein, Verträge (smart contracts) abzuschließen. Im Bereich der Mobilität kann dies bei ganz alltäglichen Abläufen helfen: So können etwa Mautgebühren, Parkplätze oder das Laden von Elektrofahrzeugen automatisiert abgerechnet werden.
Einen beispielhaften Anwendungsfall treiben die Unternehmen Bosch und Siemens gemeinsam voran. Dabei geht es um ein auf Blockchain basierendes intelligentes Parkmanagementsystem. Parken soll dank DLT in Zukunft deutlich einfacher werden. Das Fahrzeug kommuniziert dann direkt mit umliegenden Parkmöglichkeiten und verhandelt die besten Konditionen. Sobald der Fahrer an der ausgewählten Parkschranke vorfährt, identifiziert sich das Fahrzeug selbst an der Schranke und diese öffnet sich, ohne dass der Fahrer ein Ticket ziehen muss. Auch beim Ausfahren erhält der Fahrer sofort freie Fahrt, denn das Fahrzeug hat bereits mit der Schranke kommuniziert und die Parkgebühr mittels virtueller Geldbörse bezahlt. Der Nutzen: Autofahrer müssen künftig kein Kleingeld mehr zum Bezahlen bereithalten und können auch das Parkticket nicht mehr verlieren. Einen entsprechenden Prototyp haben die Unternehmen auf dem Forschungscampus von Bosch in Renningen und auf dem Siemens Campus in München bereits erfolgreich umgesetzt.

Dezentrale Strukturen für mehr Vertrauen im Netz
Kern von DLT sind dezentrale Strukturen im Internet: Daten liegen nicht in Rechenzentren weniger Plattformanbieter, sondern verteilt auf eine Vielzahl verschiedener Server. „Wir brauchen sichere, offene Plattformen und ein Internet, in dem der Nutzer souverän entscheiden kann, um Vertrauen in digitale Ökosysteme zu stärken“, betonte Denner. Der konkrete Nutzen für die Menschen: Sie seien unabhängig von wenigen großen Internet-Plattformen, müssen also beispielsweise nicht unerwartet neue Nutzungsbedingungen akzeptieren, weil der Plattformanbieter diese geändert hat und sie nicht auf eine andere Plattform ausweichen können. „Mit diesen dezentralen Strukturen schaffen wir Vertrauen in Internet-Plattformen. Denn: die Teilhabe vieler Akteure wird möglich“, so Bosch-Geschäftsführer und CDO/CTO Dr. Michael Bolle. Darüber hinaus seien dezentrale Plattformen, die von einem Ökosystem einer Vielzahl ebenbürtiger Partner betrieben werden, sicherer gegenüber Angriffen von außen.

IoT mit drei T: Things, Technology und Trust
Auf Initiative von Bosch trafen sich am 16. Mai auch die Vertreter internationaler Verbände und Organisationen wie IEEE - Institute of Electrical and Electronics Engineers, Digital Europe, ETSI, Eclipse Foundation, Trustable Technology, Plattform Industrie 4.0, Industrial Internet Consortium (IIC), Trusted IoT Alliance, zum ersten Digital Trust Forum in Berlin. Im Mittelpunkt des Auftakttreffens stand die Frage, wie Vertrauen in digitale Systeme geschaffen und sichergestellt werden kann. Bis 2020 soll das IoT-Marktvolumen global auf 250 Milliarden US-Dollar ansteigen, ein jährlicher Zuwachs von 35 Prozent. „Wir können nicht hinnehmen, dass digitale Innovationen vor allem auf Misstrauen und Ängste stoßen. Daher will das Digital Trust Forum Vertrauensfragen rund um das Internet im offenen Austausch zwischen Experten behandeln“, so Bolle.

Beispiel Produktion: Vernetzte ­Fertigung
Optische Prüfung mit künstlicher Intelligenz: Künstliche Intelligenz birgt enormes Potenzial, um Qualität und Produktivität in der Fertigung zu verbessern. Das Bosch-Produkt „Vipas“ beispielsweise ist ein KI-basiertes System zur visuellen Qualitätskontrolle. Ausgestattet mit einem Greifarm, moderner Kameratechnik und intelligenter Software inspiziert es unterschiedlichste Bauteile – von Schrauben über Pumpen bis hin zu Common-Rail-Injektoren. Die erfassten Bilder werden mit den abgespeicherten Informationen abgeglichen und die Teile entweder als OK oder NOK (defekt) klassifiziert. Dank Deep Learning lässt sich das System durch das Einlernen von Beispielbildern trainieren. So ist Vipas für unterschiedliche Sichtprüfaufgaben einsetzbar.

Prämierung von Open Innovation Projekten
Ebenfalls anlässlich der „BCW19“ zeichnete Bosch die Start-ups Code Intelligence und Hesai Photonics mit einem „Open Bosch Award“ aus. Damit würdigt man erstmals die Zusammenarbeit von Start-ups mit Bosch in Open Innovation Projekten. Code Intelligence mit Sitz in Bonn entwickelt Technologien zur automatisierten Erkennung von potentiellen Sicherheitslücken in Software. Das in Shanghai ansässige Unternehmen Hesai entwickelt und fertigt Sensoren, mit denen automatisierte Fahrzeuge ihre Umgebung hochaufgelöst in 3D abtasten können. „Die Zusammenarbeit mit Start-ups ist unverzichtbar, um die vernetzte Welt zu gestalten“, betont Dr. Michael Bolle. Studien belegen, dass durch Open Innovation Ansätze, also das Einbinden von externen Partnern, Innovationsprozesse um 60 bis 90 Prozent effizienter werden. Daher sind angesichts fortschreitender Digitalisierung und Vernetzung Partnerschaften erfolgsentscheidend, wie die Studie „The Most Innovative Companies 2018“ der Boston Consulting Group zeigt. Bosch arbeitet aktuell mit mehreren hundert Start-ups zusammen.

Code Intelligence: Cyberangriffe ­verhindern
Das Unternehmen Code Intelligence hat einen skalierbaren Ansatz für automatisierte Sicherheitstests vernetzter Produkte entwickelt, der auf Coverage-based Fuzzing basiert. Dank einer engen Zusammenarbeit erzielte das Team in nur zwei Monaten messbare Ergebnisse. „Derartige Ansätze für Software-Sicherheitstests haben in Open-Source-Projekten sehr effizient und frühzeitig Schwachstellen aufgedeckt. Für die vernetzten Produkte der Zukunft sind solche Maßnahmen überaus wichtig, denn sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Produkte“, erklärt Rakshith Amarnath, Projektleiter bei Bosch Corporate Research. Dr. Henning Perl, CTO von Code Intelligence, fasst die Vorteile der Kooperation aus seiner Sicht zusammen: „Die Zusammenarbeit gibt uns wertvolle Einblicke in industrielle Anforderungen und einen einzigartigen Zugang zu den Bosch-Geschäftsbereichen, z. B. zum Automobilsektor und zur vernetzten Industrie.“ Das Team arbeitet weiterhin gemeinsam an der Automatisierung von Software-Sicherheitstests.

Das Interview von GIT SICHERHEIT mit Dr. Tanja Rückert, CEO von Bosch Building Technologies finden Sie hier:

 

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