Security

Integrierte Zutrittslösung für RheinMain CongressCenter Wiesbaden

17.09.2018 - Das im April 2018 eröffnete RheinMain CongressCenter in Wiesbaden wartet neben beeindruckender Architektur und vielseitigen Möglichkeiten für Veranstaltungen auch mit ausgeklügelte...

Das im April 2018 eröffnete RheinMain CongressCenter in Wiesbaden wartet neben beeindruckender Architektur und vielseitigen Möglichkeiten für Veranstaltungen auch mit ausgeklügelter Sicherheitstechnik auf. Für die Zutrittssteuerung kommt eine integrierte Lösung von Honeywell und Salto zum Einsatz.

Wir haben gezeigt, dass auch eine Kommune in der Lage ist, bei Großprojekten im geplanten Zeit- und Kostenrahmen zu bleiben“, freut sich Henning Wossidlo, Betriebsleiter bei der städtischen TriWiCon und verantwortlich für den Bau des neuen Kongresszentrums in Wiesbaden. Er sieht den Grund dafür darin, dass „wir immer auf ein gutes Verhältnis zu den Lieferanten Wert gelegt haben. Dadurch haben wir bei Umplanungen stets kurzfristig Lösungen gefunden und Abläufe angepasst“. Als ehemaliger Kurdirektor von Wiesbaden hat er sowohl Tagungen und Bälle, Konzerte und Kongresse sowie Großveranstaltungen organisiert als auch Um- und Neubauten begleitet. Er ist dadurch gleichermaßen versiert im Umgang mit Personen, die Hämmer auf Saiten und Hämmer auf Nägel schlagen können.

Architektonisches und technisches Highlight
Das am 13. April 2018 eröffnete RheinMain CongressCenter ist ein architektonisches und technisches Highlight im Herzen der hessischen Landeshauptstadt. Es bietet Platz für bis zu 12.500 Personen in 45 Hallen, Sälen und Studios, die individuell angepasst werden können. Der größte Saal fasst bis zu 9.000 Menschen. Für den technischen Ausbau brachten diese Voraussetzungen gleich mehrere Aspekte mit sich, die es zu bewältigen galt, erinnert sich Oliver Schulmerich, einer der beiden Geschäftsführer der Hieronymus Sicherheits-Systemhaus GmbH & Co. KG, die für die Installation der Schwachstromtechnik zuständig war: „Wir hatten es mit Hallenhöhen von bis zu 18 Metern, verzweigten Grundrissen, beweglichen Tribünen und komplexen Nutzungsszenarien zu tun. Außerdem spielten die Größe des Baus eine Rolle sowie die Vielzahl der Gewerke, die aufeinander abgestimmt werden mussten“. Dennoch sei im Großen und Ganzen alles gut gelaufen, betont Henning Wossidlo.

Das Projekt nahm seinen Anfang mit dem Entscheid des Wiesbadener Stadtrats zum Abriss der Rhein-Main-Hallen, an deren Stelle ein Neubau entstehen sollte. Begonnen hat der Neubau mit dem Spatenstich am 16. Januar 2015 und einem geplanten Gesamtvolumen von 194 Millionen Euro. Insgesamt 24 Architekturbüros haben sich für den Bau beworben. Den Zuschlag erhielt am Ende Ferdinand Heide aus Frankfurt am Main.

„Funktionalität entscheidend, nicht der Preis“
Die technischen Gewerke wurden 2015 öffentlich und europaweit ausgeschrieben. Dabei gewann die ARGE Siltek Electricity aus Bulgarien das komplette Elektropaket. Dieses Ergebnis nahmen die Baubeteiligten zunächst mit Skepsis auf, da niemand auf Erfahrungen mit der Firma zurückgreifen konnte. Die anfänglichen Bedenken verflogen allerdings rasch, als mit der Hieronymus Sicherheits-Systemhaus GmbH & Co. KG ein Kooperationspartner für die Schwachstromtechnik an Bord kam. Die im Rhein-Main-Gebiet seit 1976 etablierte Errichterfirma hat bereits etliche Großprojekte erfolgreich gestemmt. „Für uns war es das erste gemeinsame Projekt mit der ARGE Siltek Electricity. Inzwischen haben wir aber schon mehrere Aufträge miteinander realisiert, weil die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert“, erzählt Schulmerich.

Die Hieronymus Sicherheits-Systemhaus GmbH & Co. KG verbindet eine über viele Jahre gewachsene Partnerschaft mit Honeywell Security and Fire Solutions, und so entschied man sich, auch in diesem Projekt vornehmlich die Systeme dieses Herstellers einzusetzen. Oliver Schulmerich begründet das so: „Für uns ist die Funktionalität entscheidend, nicht der Preis. Bei der Projektgröße muss alles passen. Entsprechend haben wir bei den Gewerken, die Honeywell selbst nicht anbietet, auf Hersteller gesetzt, die bereits Schnittstellen realisiert haben, welche in der Praxis funktionieren. Wir wollten eine Gesamtlösung verbauen, die harmoniert“.

Mechanik außen vor
Für die Zutrittskontrolle bedeutete diese Herangehensweise, dass neben dem Zutrittsmanagement von Honeywell nur ein integriertes Offline-System in Frage kam. Überhaupt stand ausschließlich eine elektronische Zutrittslösung für den Neubau zur Debatte, erklärt Maximilian Grossmann, ebenfalls Geschäftsführer der Hieronymus Sicherheits-Systemhaus GmbH & Co. KG: „In dem Kongresszentrum wird eine hohe Flexibilität gefordert. Es gibt ständig wechselnde Berechtigungen, komplexe Veranstaltungsszenarien und temporäre Vermietung von Räumen und Bereichen. Das kann man mit einer mechanischen Anlage gar nicht abbilden“. Folgerichtig hat der Fachplaner im Leistungsverzeichnis der Zutrittskontrolle ein elektronisches Offline-System mit virtueller Vernetzung für ursprünglich rund 490 Türen vorgesehen.

„Eine besondere Herausforderung bei der Ausführungsplanung war neben der Menge an Türen auch deren Unterschiedlichkeit hinsichtlich Maßen, Material und Nutzung. Wir haben es zum Beispiel mit Türen aus Holz und Stahl, mit Stahlrahmentüren, Türen für Trafokästen, Rauchschutzrollos, Industrietoren, Fassadentüren und Sondertüren zu tun“, erklärt Grossmann. Die daraus entstandene sehr lange Türliste hat der Facherrichter selbst ausgearbeitet und mit den passenden Türkomponenten bestückt.

Knapp 1.000 Zutrittspunkte
Das Ergebnis ist eine Zutrittssteuerung bestehend aus der Zutrittsmanagementsoftware IQ MultiAccess von Honeywell und der integrierten virtuell vernetzten Lösung von Salto. Die Anbindung erfolgt über die SHIP-Schnittstelle (Salto Host Interface Protocol). SHIP ist ein Kommunikationsprotokoll, das es Drittanbietern erlaubt, die Offline- und Wireless-Türkomponenten von Salto über ihre Software zu steuern und zu verwalten. Dabei werden die Türkomponenten über eine zwischengeschaltete Architekturebene von Salto angesprochen, womit die Funktionen und Vorteile des Salto Virtual Network und von Salto Wireless erhalten bleiben. Ausgelöst werden Aktionen über die Bedienoberfläche des Drittanbieters, im vorliegenden Fall über IQ MultiAccess von Honeywell. Auf diese Weise sind knapp 1.000 Zutrittspunkte im RheinMain CongressCenter in die Zutrittslösung eingebunden.

An den meisten Türen befinden sich elektronische Salto GEO Zylinder. Davon sind 127 Halbzylinder in den Fluchtwegterminals, in 16 Schlüsselschaltern der Einbruchmeldeanlage sowie in 30 Schlüsselschaltern für Ladetore installiert. Rund 350 Knaufzylinder sichern Büros und Technikräume. Des Weiteren kommen etwa 370 Doppelzylinder an den Außentüren sowie Türen zur Bereichstrennung der Nutzungseinheiten zum Einsatz. Als Nutzungseinheiten gelten unter anderem der öffentliche Bereich, abgetrennte Gastronomieareale, die Veranstaltungshallen, Konferenzräume, Umkleiden und die Verwaltung. Hier geht es vor allem darum zu steuern, wer hinein und heraus darf – abhängig von der jeweiligen Belegung. Darüber hinaus dienen etwa 30 elektronische Vorhangschlösser der flexiblen Sicherung verschiedener Objekte im Gebäude.

Als Updater im virtuellen Netzwerk und zugleich Zutrittsleser fungieren sechs XS4 Original Online-Wandleser von Salto, die über drei ACS8 Türsteuerungen von Honeywell angesprochen werden. Diese sind an Schlüsselpositionen im Gebäude platziert: an den Haupteingängen und dem Fahrstuhl aus der Tiefgarage.

Integriert und virtuell vernetzt
Technologisch basiert die Zutrittslösung auf dem Salto Virtual Network (SVN) mit patentierter Schreib-Lese-Funktionalität und verschlüsselter Datenübertragung. Im SVN werden die Informationen zu den Schließberechtigungen auf dem Identmedium gespeichert, wodurch eine Verkabelung der Türen mit elektronischen Zylindern entfällt. Gleichzeitig werden auch Informationen über gesperrte Identmedien oder bspw. Batteriestände in den Zylindern auf die Identmedien geschrieben und somit weitergegeben. Die Online-Wandleser übertragen die ausgelesenen Daten an den zentralen Server und übermitteln gleichzeitig die aktuellen Schließberechtigungen aus IQ MultiAccess auf die Identmedien.

Als Identifikationstechnologie wurde Mifare DESFire EV1 gewählt. Künftig sollen die Karten neben der Zutrittskontrolle auch für Multiapplikation genutzt werden, zum Beispiel für die Kantinenabrechnung, die Zeiterfassung und zum direkten Scharf- und Unscharfschalten der Einbruchmeldeanlage. Zurzeit sind rund 600 Medien für den Betreiber des Kongresszentrums im Umlauf.

Umfassendes Sicherheitssystem
Das Sicherheitssystem im RheinMain CongressCenter besteht aus mehreren Gewerken und wird zentral von der Sicherheitsmanagementsoftware WINMAG von Honeywell geführt. „Wir haben an das Leitsystem die Einbruchmeldeanlage, die Brandmeldeanlage, die Fluchtwegsteuerung, Sprachalarmierung, Zutrittskontrolle und das Intercom-System angebunden“, erläutert Grossmann.

Die Fluchtwegsteuerung, Teile der Zutrittslösung und das Intercom-System stammen dabei von Drittherstellern, die anderen Gewerke von Honeywell. Die Zutrittskontrolle liefert auch Informationen an WINMAG. Hier erfolgt die Türüberwachung der Zugänge mit Online-Lesern sowie der Türen mit elektronischen Zylindern über Magnet- und Riegelkontakte.

„Jeder redet von Integration – hier haben wir das aber tatsächlich umgesetzt“, stellt Oliver Schulmerich abschließend fest.