Security

Geuterbrück: Katharina Geutebrück spricht über Unternehmensstrategien und Produktneuheiten

09.09.2012 - Geuterbrück: Katharina Geutebrück spricht über Unternehmensstrategien und Produktneuheiten. Geutebrück ist traditionell Spezialist für Videotechnik. Doch man entwickelt sich weiter...

Geuterbrück: Katharina Geutebrück spricht über Unternehmensstrategien und Produktneuheiten. Geutebrück ist traditionell Spezialist für Videotechnik. Doch man entwickelt sich weiter zum innovativen Systemhaus. Man bezeichnet sich als „intelligenten Vernetzer“: Gestern, heute und morgen – über Kompatibilität der Produkte, vorwärts und rückwärts. Digital und analog – denn beides habe Vor- und Nachteile. Eigenentwicklung und Fremdprodukte – damit spezielle Lösungen schnell Marktreife erhalten. Video- und Fremdsysteme – über eine Politik der offenen Schnittstellen. So könne Video mit anderen Systemen vernetzt werden und so könnten alle Teile reibungslos zusammen wirken.

GIT SICHERHEIT: Frau Geutebrück, ein Wandel ist unübersehbar. Die Firma Geutebrück vor 10 Jahren, heute und in 10 Jahren. Beschreiben Sie unseren Lesern doch bitte Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser drei Unternehmen.

K. Geutebrück: Die Unterschiede sind eher äußerlicher Natur. Wir gehören zu den wenigen alten anerkannten Videospezialisten. Vor 10 Jahren hatten wir in der Geutebrück-Gruppe knapp 100 Mitarbeiter, heute sind es fast 200 und in 10 Jahren – wer weiß? Vor allem aber sind wir stolz auf einige Konstanten. Wir waren, sind und bleiben ein unabhängiges, inhabergeführtes Familienunternehmen – zumindest soweit ich das entscheiden kann und rein statistisch gesehen werde ich das noch fast ein halbes Jahrhundert können…und wir werden die Zeit nutzen, um viel zu bewegen.

Inhaltlich ist unser Fokus breiter und gleichzeitig zielgerichteter geworden. Wir setzen zunehmend auf Kunden- und Branchen-spezifische Lösungen, weniger auf einzelne Produkte. Das bedeutet auch, dass wir uns mehr und mehr zum innovativen Systemhaus entwickeln. Wir sehen uns als „intelligenten Vernetzer“. Zu klein, um alles selber zu entwickeln und zu fertigen. Zu clever, um nicht zu merken, dass funktionierende Gesamtlösungen gebraucht werden. Zu innovativ, um die eigene Entwicklung als wichtigen Baustein für diese Lösungen nicht zu nutzen. So bringen wir optimalen Kundennutzen – einer der Gründe für jahrzehntelange Kundenbeziehungen in aller Welt. Die Banque de France kauft schon seit mehr als 25 Jahren bei uns CCTV-Technik und wird es hoffentlich 2030 immer noch tun.

Stichwort IP-Technologie in der Videoüberwachung. Wie weit ist der Markt Ihrer Meinung nach und welchen Anforderungen von Kunden, von Partnern muss sich ein Unternehmen wie Geutebrück zukünftig stellen?

K. Geutebrück: Diese Technik ist aus unserem Markt nicht mehr wegzudenken. IP-Produkte sind mittlerweile gereift und bieten vielfältigen Zusatznutzen. Der Markt selbst hat allerdings nicht mit dem Tempo der technologischen Entwicklung Schritt gehalten. Viele Errichter tun sich schwer. Es gibt aber auch einige, die früh ihre Kompetenz erweitert und die Nase vorn haben. Hinzu kommen Errichter aus der IT-Branche, die ihr Angebot um Videotechnik erweitern… Generell fehlt auch Anwendern und ihren Entscheidern Erfahrung und Know-how, um Technik und Produktunterschiede zu beurteilen. Daher helfen wir sie „schlau“ zu machen, damit sie die richtige Entscheidung treffen und die Spreu vom Weizen trennen können.

Experten sehen das analoge Modell generell längst als Vergangenheit an. Wie beurteilen Sie die Gesamtsituation und was bedeutet dies Ihrer Meinung nach für den Markt?

K. Geutebrück: Als ich 1997 bei Geutebrück anfing, hatten wir schon darüber diskutiert – und unsere eigenen Experten hatten vorhergesagt, dass es binnen 10 Jahren nur noch Netzwerkkameras gäbe. Aktuelle Marktstudien bewerten den weltweiten Marktanteil der IP-Kameras mit 10 % des gesamten Kameramarktes. Die Wachstumsraten sind rasant, aber noch sind analoge Kameras fester Bestandteil der meisten Videosysteme, Hybridsysteme oft die beste Lösung. Heute ist die Expertenmeinung immer noch identisch mit der vor neun Jahren: In 10 Jahren werden nur noch IP-Kameras eingesetzt. Außerdem werden sich die Marktstrukturen weiter verändern – weg vom Sicherheitserrichter hin zum IT-Allrounder, der Netzwerkinfrastruktur, Telefonie, Sicherheits- und Gebäudetechnik integriert.

Zur Security in Essen wird wieder großer Publikumsandrang am Geutebrück-Stand herrschen. Was werden die Besucher mit „Argus-Augen“ unter die Lupe nehmen, was wird man bestaunen dürfen?

K. Geutebrück: Richtig, unser Argus ist einer der Schwerpunkte – ein Edelstahl-Schwenk-Neigesystem mit Extremen: extrem schnell und extrem präzise bei der Anfahrt von Festpositionen, extrem langsam für ruckelfreie manuelle Objektverfolgung; extrem flexibel einsetzbar durch das korrosionsfeste Gehäuse mit hoher Schutzart und durch seine Modularität. Wir bieten zwei Gehäusevarianten, eine Unzahl von Kamera/Objektiv-Kombinationen und drei verschiedene IR-LED-Scheinwerfer für die diskrete Überwachung auch nachts – natürlich mitschwenkend.

Die GeViScope Produktfamilie hat Zuwachs bekommen. Ein kompaktes 4-Kanal-Gerät vervollständigt die Palette, ebenso wie vielfältige neue Softwareoptionen. Im Bereich der digitalen Systeme stellen wir außerdem ein ganz neues Gerät vor: den re_porter. Der Name ist Programm: Er dokumentiert und berichtet, „reportiert“ also und das in Echtzeit. Und last but not least zeigen wir auch wieder die Ergebnisse unserer Kooperationsstrategien: eine Serie hochleistungsfähiger Megapixel-IP-Kameras von Arecontvision, die nun auch bei Geutebrück zu beziehen sind; intelligente Bildanalyse von Aimetis, vollständig in unsere Systeme integriert; schließlich die perfekte Symbiose von Videotechnik mit Partnersystemen von Crestron, Commend (Schneider Intercom) und CMS.

Offene Schnittstellen – ein vielzitiertes Thema. Was gibt es aus Ihrer Sicht Neues, wie weit ist die Branche?

K. Geutebrück: Wie Sie aus den eben erwähnten Messeschwerpunkten erkennen, ist für uns das Thema Schnittstellen schon lange von hoher Bedeutung. Für Errichter und Anwender ist es ungemein wichtig, dass sie verschiedene Systeme ohne großen Aufwand miteinander verknüpfen können. Lange Jahre war das in der Videotechnik nicht möglich, jeder „kochte sein eigenes Süppchen“. Auch die Bemühungen der Arbeitskreise in Industrieverbänden blieben erfolglos. Seit wenigen Jahren zeichnet sich allerallerdings eine Lösung ab - der aus der Automatisierungstechnik stammende Industriestandard OPC. OPC-fähige Systeme können über diese Schnittstelle nach kurzer Parametrierung miteinander kommunizieren – ohne aufwändige Entwicklung. Noch bieten längst nicht alle CCTV-Anbieter eine solche Schnittstelle für ihre Technik, es scheint aber lediglich eine Frage der Zeit.

Das haben Sie recht vorsichtig formuliert. Bieten Sie denn eine OPC-Schnittstelle an?

K. Geutebrück: Ja, selbstverständlich.

Welche herkömmlichen Produkte, Modelle, Konzepte in Sachen Videoüberwachung werden zukünftig nach und nach verschwinden?

K. Geutebrück: Durch die Umstellung der Kameras auf Netzwerkkomponenten fallen zunächst die klassischen Übertragungskomponenten für die Analogtechnik weg: Zweidraht- und LWL-Technik, Entzerrersysteme, Verteilerverstärker und Steuerschnittstellen auf serieller Basis werden nach und nach überflüssig. Auch analoge Kreuzschienen und Monitorwände sehen auf Dauer ihrem Ende entgegen.

Wie viel Broadcast wird morgen in Videoüberwachungslösungen zu finden sein?

K. Geutebrück: Um diese Fragen zu beantworten zunächst ein paar Worte zu den Anforderungen in beiden Märkten. Broadcast bedeutet: eine Bildquelle und viele (meist Millionen) Empfänger. Das fordert eine hohe Standardisierung. Die Kosten zur Generierung der Medienquelle sind vernachlässigbar und können beträchtlich sein: in Relation zu den Übertragungskosten – die vielzitierten „Peanuts“. Außerdem sollen die Bildinhalte Menschen fesseln. Alles muss perfekt aussehen, die aufgenommenen Bilder werden verändert und optimiert.

Betrachten wir unsere CCTV-Welt: In den meisten Anlagen soll eine Vielzahl von Bildquellen einer definierten – und meist deutlich geringeren – Zahl von Betrachtern gezielt zur Verfügung stehen. Die hohe Anzahl der Kameras bedingt, dass die Erfassung jeder einzelnen Quelle möglichst kostengünstig realisiert werden muss. Wichtig ist die absolute Authentizität der Bilder. Die Wirklichkeit muss so genau wie möglich abgebildet werden, damit Bilder als Entscheidungsgrundlage auch vor Gericht als Beweismittel nutzbar sind. Daher rechne ich nicht mit einer Verschmelzung der beiden Märkte. Trotz dieser Gegensätze werden allerdings einzelne Broadcast Komponenten in speziellen Anwendungen zum Einsatz kommen – wie auch schon heute.

Auch die Marktmechanismen in Zeiten von „IP & Co.“ haben sich geändert. Von Herstellern sei viel Eigeninitiative gefragt, wenn es darum geht, Projekte zu gewinnen. Neue Partnerschaften müssen aufgebaut werden. Wie hat sich Geutebrück darauf eingestellt?

K. Geutebrück: Geutebrück liefert schon lange kundenangepasste Systeme, die komplexe Anforderungen erfüllen. Das ist generell nur in enger Partnerschaft mit Errichter, Planer und v. a. Anwender möglich. Wir brauchten daher unsere Vertriebsstrategie nicht sondernlich anpassen, sondern arbeiten weiterhin intensiv an der Beratung von Planern und Endkunden gemeinsam mit unseren Errichterpartnern, um dem Anwender nicht das zu verkaufen „was er will“, sondern das „was er wirklich braucht“.

Um neu entwickelten Anwendungen mit besonderen Ansprüchen gerecht zu werden – bspw. im Bereich der Prozessdokumentation z.B. in der Speditionslogistik, im Geldtransport usw. – haben wir unser Vertriebsteam mit Branchenspezialisten verstärkt, die Spezialwissen aus den Anwendungen in die Produktanforderungen hereintragen. Nur so können funktionierende Lösungen geschaffen werden. Das geschieht oft auch in Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern – die zu Teil ja auch auf der Security auf unserem Messestand vertreten sind.

Wagen Sie eine Prognose. Wie viele Teilnehmer welcher Art bevölkern 2016 die Videoüberwachungsbranche? Wer wird den Markt warum dominieren?

K. Geutebrück: Da verlangen Sie aber wirklich viel! Anstelle einer einzelnen Prognose möchte ich zwei für mich durchaus realistische Szenarien schildern: Nummer 1: Die großen Kamerahersteller wie Panasonic, JVC, Sony usw. einigen sich auf einen Standard für Bild-, Ton- und Steuerdaten in IP-Kameras. Microsoft arbeitet ebenfalls mit daran und sorgt dafür, dass Windows-Systeme einen Großteil der zentralen Funktionen im Standard bieten – Bildaufzeichnung, Bilddarstellung usw. Der CCTV-Anbietermarkt wird weitgehend zum Oligopol, die IT-Dienstleister und Distributoren übernehmen die Lieferung der Technik und wir befinden uns in einem Massenmarkt. Parallel dazu wird es spezialisierte Lösungsanbieter wie Geutebrück geben, die den Anwendern, denen die Standardlösung nicht reicht, individualisierte Lösungen bieten.

Nummer 2: Da die Funktionsmöglichkeiten in der Netzwerkkameratechnik ständig wachsen, kann sich kein Standard durchsetzen. Es gibt die Anbieter von Netzwerkkameras und die Firmen, die herstellerunabhängige Zentralentechnik – auf Softwarebasis – bieten. Die CCTV-Welt wird immer heterogener, da überall Speziallösungen angeboten werden. In beiden Szenarien wird der klassische Sicherheitstechnikerrichter „verschwinden“ – er wird sich verändern, zum Sicherheitserrichter mit IT Fachwissen oder zum IT-Dienstleister mit Sicherheits-Know-how, wahrscheinlich spezialisiert auf wenige Anwenderzielgruppen, deren Bedürfnisse er ganz genau kennt.

Eine heißes Thema für Entscheider sicherheitsrelevanter Investitionen: Grenzen, Möglichkeiten, Kernkompetenzen verschwimmen, der Markt zeigt sich oft „transparent, trotzdem unübersichtlich“. Lassen Sie uns in Sachen Geutebrück für Klarheit sorgen. Wer darf sich mit welchen Problemen oder Anforderungen an Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen wenden?

K. Geutebrück: Ganz einfach – jeder, der mit Videotechnologie unterstützt eine Aufgabe lösen muss! Dabei sind wir Ansprechpartner sowohl für Experten aus der Sicherheits- und CCTV-Branche wie auch für diejenigen Entscheider in Sachen Sicherheit, die eben nicht jeden Tag mit Videosystemen zu tun haben, aber dennoch integrierte Sicherheitskonzepte inklusive CCTV brauchen.

Frau Geutebrück, vielen Dank für das Gespräch.

 

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