Safety

Vom Komponentengeschäft zur System- und Netzwerklösung

15.10.2018 - Zur Digitalisierung gehört es auch, dass bisherige Komponentenhersteller ihr Portfolio erweitern und ihren Kunden System- und Netzwerklösungen anbieten. Damit verbunden ist meist e...

Zur Digitalisierung gehört es auch, dass bisherige Komponentenhersteller ihr Portfolio erweitern und ihren Kunden System- und Netzwerklösungen anbieten. Damit verbunden ist meist ein ­Ausbau der Engineering-Aktivitäten. Steute macht diesen Wandel jetzt schon im Firmennamen deutlich. Geschäftsführer Marc Stanesby erläutert im Gespräch mit GIT SICHERHEIT die Beweggründe.

GIT SICHERHEIT: Herr Stanesby, Steute ändert die Firmierung: Das Unternehmen heißt künftig Steute Technologies. Was ist der Grund für die Namensänderung?

Marc Stanesby: Wir entwickeln und fertigen seit über 50 Jahren Schaltgeräte und werden das auch fortsetzen. Aber die Schaltgeräte werden zum einen immer intelligenter, und zum anderen sind sie immer häufiger eingebunden in Netzwerke und Plattformen, die wir ebenfalls entwickeln und bereitstellen. Zugleich wächst der Anteil an Projekten, bei denen wir auch Engineering-Aufgaben übernehmen. Deshalb wird der bisherige Firmenname dem umfassenden Angebot, das wir unseren Kunden heute machen, nicht mehr ganz gerecht. Das ist der Grund für die Umfirmierung.

Können Sie ein Beispiel für die von Ihnen angesprochenen Netzwerke nennen?

Marc Stanesby: Für Anwendungen in der Industrie und der Intralogistik haben wir unser Funknetzwerk sWave.NET entwickelt, das zunächst Schaltgeräte, Sensoren und Aktoren per Funk auf der Shopfloor-Ebene verbindet. Die Signale werden über Access Points gebündelt und über eine einfach zu konfigurierende Middleware an die übergeordnete IT-Infrastruktur des Anwenders weitergegeben. So entsteht ein durchgängiger Datenfluss vom ´Shopfloor´ bis zu den Planungs- und Management-Ebenen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Digitalisierung in der Produktion.

Wo werden solche Netzwerke aktuell schon genutzt?

Marc Stanesby: Wir haben die Schwerpunkte zunächst in der Intralogistik gesetzt, ganz konkret bei E-Kanban-Systemen und bei der Steuerung von FTS-Flotten. Hier bietet unsere Funknetzwerk-Lösung besondere Vorteile, zum Beispiel einen sehr niedrigen Stromverbrauch und eine hohe Verfügbarkeit.

Das Stichwort Funk haben Sie bereits genannt. Auch für die Maschinensicherheit nutzen Sie Funksysteme?

Marc Stanesby: Das ist richtig. Das Funksystem sWave-safe entspricht den einschlägigen Anforderungen der Maschinenrichtlinie und auch den Produktnormen, z. B. für Not-Halt-Schaltgeräte. Wir nutzen dieses System insbesondere bei Sicherheits- Fußschaltern, weil der Verzicht aufs Kabel größere Bewegungsfreiheit für den Bediener bedeutet. Außerdem erhöht sich die Lebensdauer und die Verfügbarkeit des Sicherheits-Schaltgerätes, weil das Kabel anfällig gegenüber mechanischen Beschädigungen ist.

Wo sind die Hauptanwendungsgebiete für diese Funkschaltgeräte?

Marc Stanesby: Mit unseren kabelgebundenen Sicherheits-Fußschaltern haben wir traditionell eine starke Marktposition bei Umformanlagen. Für diese Anwendung haben wir auch spezielle Schalteinsätze entwickelt, die ein ruckfreies Betätigen der Pressen ermöglichen. Auf der Euroblech 2018 in Hannover werden wir eine Neuheit bei diesen Fußschaltern vorstellen, und aufgrund der breiten Kundenbasis ist es logisch, dass hier die ersten Anwendungen für den sicherheitsgerichteten Funk realisiert wurden. Allerdings setzt sich auch in der Sicherheitstechnik der Plattform- und Engineering-Gedanke durch. Wir arbeiten gemeinsam mit Kunden zurzeit an mehreren Projekten, bei denen sichere Funksysteme an ganz spezielle Sicherheitsaufgaben angepasst werden.

Können Sie Details nennen?

Marc Stanesby: Leider nein, weil die Projekte der Geheimhaltung unterliegen. Sagen kann ich, dass es nicht nur um stationäre Maschinen, sondern auch um mobile Arbeitsmaschinen geht. Für unser sicheres Funksystem sprechen hier die sehr kurzen Ansprech- und Reaktionszeiten und die sehr zuverlässige Signalübertragung, auch unter widrigen Bedingungen. Auch die Sicherheits-Schaltgeräte selbst sind extrem robust, weil wir dank unseres Geschäftsbereichs „Extreme“ in diesem Bereich besondere Entwicklungs- und auch Fertigungskompetenzen haben. Viele Baureihen aus unserem Maschinensicherheits-Programm basieren auf Schaltgeräten und Sensoren für Extrem-Anwendungen.

Gibt es auf der Produktseite Neuheiten in Ihrem Safety-Programm?

Marc Stanesby: Die gibt es. Vor wenigen Tagen erst hat die Serieneinführung der komplett  neuen Schaltgerätebaureihe ZS 92 (Abb. 3) begonnen, entwickelt zur sicheren Überwachung von Schüttgut-Förderbändern. Zur Gerätefamilie gehören sowohl Seilzug-Notschalter bis 200 m Seillänge als auch Bandschieflaufschalter – entwickelt als Gesamtkonzept, was die Installation erheblich erleichtert. Dazu gibt es eine Reihe von Varianten, z. B. für Anwendungen in staubexplosionsgefährdeten Bereichen und Ausführungen mit integriertem Sicherheitsbus-Modul.

Kommen wir zurück zum Eingangsthema – der Umfirmierung von den Schaltgeräten zu den Technologies. Können Ihre Kunden trotz der Namensänderung sicher sein, dass sie bei Ihnen weiterhin einzelne Komponenten, wie z. B. Seilzug-Notschalter oder Sicherheits-Fußschalter erhalten?

Marc Stanesby: Ganz klar: Ja. Das bleibt Teil unseres Geschäftsmodells, wir haben uns hier über Jahrzehnte hohe Kompetenz und Reputation erworben. Das zeigt ja schon die gerade angesprochene Neuentwicklung der ZS 92-Reihe. Wir werden die „Hardware“, das heißt unsere Schaltgeräte, Sensoren und Bediensysteme genauso weiterentwickeln wie die Netzwerke und unsere Kompetenz im Engineering und im Projektgeschäft.

Wenn Sie verstärkt Engineering und individuelle Projektierung anbieten, müssen Sie wohl auch Ihr Personal ausbauen…

Marc Stanesby: Das ist richtig, und das tun wir auch. Wir müssen uns aber auch strukturell anpassen. Bei Systemlösungen erwarten die Kunden individuelle Konzepte, Beratung und Aftersales-Support. Diese Art Betreuung ist im Komponentengeschäft weniger üblich und auch nicht erforderlich. Hier sind wir bereits auf gutem Weg und arbeiten mit namhaften Kunden, z. B. aus der Automobilindustrie, an komplexen Projekten.

Mit der Umfirmierung zeigen Sie: Steute wandelt sich. Die ganze Industrie und damit auch Ihr Kundenkreis scheint sich im Umbruch zu befinden, wie die Diskussionen und auch die vielen Projekte zu Themen wie Industrie 4.0 und Digitalisierung zeigen. Wie gehen Sie als mittelständischer Spezialist damit um? Sehen Sie Ihre Geschäftsmodelle gefährdet?

Marc Stanesby: Fakt ist: Die Veränderungsgeschwindigkeit in der gesamten Industrie ist zurzeit sehr hoch, alte Geschäftsmodelle und Produktionskonzepte werden in Frage gestellt. Das sehen wir aber nicht als Bedrohung, sondern als Chance und Herausforderung, der wir aktiv begegnen, zum Beispiel durch den Wandel vom Komponenten- zum Systemanbieter, den wir mit dem neuen Namen nach außen tragen. Wir sind auch deshalb sehr optimistisch, weil in Zeiten des Wandels Agilität und Kundennähe ganz entscheidende Erfolgskriterien sind, und beides gehört seit Jahrzehnten zur DNA von Steute.
 

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