Safety

Trend zur tätigkeitsspezifischen Schutzbekleidung

13.12.2011 - Trend zur tätigkeitsspezifischen Schutzbekleidung. Unterschiedliche Branchen haben unterschiedliche Anforderungen an ihre Arbeitsbekleidung. Mitarbeiter auf dem Energiesektor bspw....

Trend zur tätigkeitsspezifischen Schutzbekleidung. Unterschiedliche Branchen haben unterschiedliche Anforderungen an ihre Arbeitsbekleidung. Mitarbeiter auf dem Energiesektor bspw. benötigen vor allem Schutz gegen elektrische Ladung, Glaser gegen Schnitte durch Fensterglas, und im Entsorgungsbereich scheint eine Komplettlösung von der Socke bis zur Cap das Richtige zu sein. Deshalb sind die Hersteller von Wetterschutzbekleidung dazu übergegangen, neben Wetter- und Warnschutz mehr und mehr tätigkeitsspezifische Bekleidung anzubieten.

Trend zur Spezialisierung der Arbeitsschutzbekleidung. Die Qualität von Arbeitsschutzbekleidung hat sich im Laufe der vergangenen Jahre zunehmend gesteigert. Materialien, Schnitte und Design werden ständig überarbeitet. Die Bekleidung wird leichter, ist angenehmer zu tragen und wird immer funktioneller. Seit einiger Zeit zeichnet sich zudem eine neue Tendenz ab. Von Marktseite wird mehr und mehr tätigkeitsspezifische Bekleidung gefordert, die den Träger schützt und bei der Arbeit sinnvoll unterstützt. Dem haben die Spezialisten für Arbeitsschutzbekleidung Rechnung getragen.

Arbeitsbekleidung auch für kleine Unternehmen immer wichtiger

Das Sortiment des Arbeitsbekleidungsanbieters Fristads, Workwear-Hersteller aus Dänemark, bspw. umfasst neben vielen anderen Sektoren spezielle Kleidung fürs Baugewerbe. „Arbeitssicherheit ist ein wichtiges Thema“, sagt Elmar Kandolf von Fristads. „Auch kleine Unternehmen und Einzelpersonen nehmen vermehrt Geld in die Hand, um tätigkeitsspezifische, qualitativ hochwertige und schützende Bekleidung zu kaufen. In den vergangenen Jahren hat stete Aufklärung stattgefunden. Außerdem sehen die jungen Leute heute, mit welchen Erkrankungen ihre Eltern kämpfen, und entwickeln selbst ein starkes Interesse daran, sich bei der Arbeit mit sinnvoll konzipierter Bekleidung so gut wie möglich zu schützen.“

Der Spezialist für Arbeitsschutzbekleidung Boco in Dreieich bspw. hat in Zusammenarbeit mit dem Glaserverband und einzelnen Unternehmen seine Glaser-Kollektion entwickelt. Sie ist in den Farben der Glaser-Innung aufgemacht und verfügt über den notwendigen Schnittschutz. „Es ist kein Problem, auch kleine Mengen Bekleidung zu bestellen“, sagt Ralph Skornia, verantwortlich für internationales Produktmanagement bei cws-boco in Dreieich. Beschaffer können die standardisierten Kollektionen auf Wunsch individuell ändern und mit dem Firmenlogo bedrucken lassen.

Komplette Kollektion aus einer Hand

Ein anderes Beispiel für tätigkeitsspezifische Bekleidung ist die Kleidung für die Entsorgungsbranche des Workwear-Spezialisten Wahler in Hengersberg. Die Bauchtaschen der Goretex-Jacke wurden weiter nach vorne verlegt, sodass es bei Straßenkehrern erstens zu weniger Abrieb kommt und zweitens die fließende Kehrbewegung nicht gestört wird. Die Ärmelabschlüsse wurden so konzipiert, dass sie mit einem speziellen Goretex-Handschuh kompatibel sind und z. B. bei hängenden Armen keine Nässe von oben in die Handschuhe läuft.

Bei der Windstopper-Jacke wurde auf die Schulternaht verzichtet, um die Wasserresistenz der Jacke noch zu erhöhen. Die Taschen der Windstopper-Hose sind verstärkt worden, damit sie durch oftmals mitgeführte schwere Schlüsselbunde nicht ausgerissen werden.

Aus ursprünglich einzelnen Kollektionsteilen wurde eine Komplettkollektion, die so flexibel ist, dass sie sich für Müllabfuhr und Straßenreinigung gleichermaßen eignet. „Entsorgungsbetriebe fanden oftmals keinen Anbieter, der die gesamte Bekleidung aus einer Hand liefern konnte“, sagt Rainer Glaesemer vom Funktionsfaserspezialisten Gore in Putzbrunn, der mit Wahler in enger Zusammenarbeit die Kollektion konzipiert hat.

Außerdem ist der Kollektionsaufbau besonders flexibel, damit die Mitarbeiter selbst entscheiden können, welche Kombination für sie abhängig von der Witterung die Beste ist. Die neue Bekleidung ist bei mehreren Anwendern durch Tragetests gegangen.

Neben Arbeitshosen und Jacken in modernem Jeansschnitt, warnorangem Funktionsshirt und einer umfangreichen Wetterschutzlösung hat Wahler auch an die Sicherheit auf dem Arbeitsweg gedacht und bietet einen Rucksack in Leuchtfarben an.

Reduktion der Bekleidungsteile durch Spezialisierung

Der Trend zur Spezialisierung in der Arbeitsbekleidung, der sich in der Baubranche oder bei Entsorgungsbetrieben beobachten lässt, ergreift auch andere Branchen. Der Energiekonzern EON ergriff ein paar Jahre nach seiner Entstehung durch die Fusion von VEBA und VIAG die Gelegenheit, seine Arbeits- und Schutzbekleidung zu vereinheitlich, zu modernisieren und technologisch auf den neusten Stand zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich in ganz Europa durch mehrere Übernahmen 21 Arbeitseinheiten mit jeweils eigener Arbeitsschutzbekleidung unter dem EON-Dach gesammelt.

„Wir haben das damals scherzhaft ‚die bunte Welt von EON’ genannt“, sagt Martin Hocke, zuständig für Arbeitssicherheit. EON entwickelte eine Linie normale Arbeitsbekleidung aus Mischgewebe für Mitarbeiter wie Hausmeister und Angestellte in der Fernwärme-Technik, die keinen Hitze- und Flammschutz brauchen, und eine Linie hochfunktionale, spezialisierte Schutzkleidung für die Mitarbeiter im Bereich mit elektrischer oder Flammgefährdung wie bei regionalen Versorgern oder der Gasdistribution. Beide Sets umfassen jeweils acht Teile und sind vom Design her bis auf gestickte Gefahrensymbole auf der Schutzkleidung identisch.

Der Trend zur stärker tätigkeitsspezifischen Schutzkleidung hat noch weitere positive Effekte: Zum einen hat sich für Entsorgungsunternehmen wie die Abfallwirtschaft München oder die FES Frankfurt der Beschaffungsprozess deutlich vereinfacht, weil die gesamte Bekleidung von einem Anbieter bezogen werden kann. Zum anderen ist mit der Modernisierung und Spezialisierung der Arbeitsbekleidung auch die Reduktion der Teile verbunden. Heute braucht EON europaweit für seine 50.000 Mitarbeiter nur noch 16 unterschiedliche Bekleidungsteile.

Kirsten Rein
Freie Fachjournalistin