Safety

Maschinensicherheitsnormen in der Praxis: Teil 3

20.03.2018 - Für die Sicherheit von Maschinen gibt es drei Gruppen von Normen, nämlich die Gruppen A, B und C. In einer mehrteiligen Artikelserie für GIT SICHERHEIT befasst sich Jens Rothenbu...

Für die Sicherheit von Maschinen gibt es drei Gruppen von Normen, nämlich die Gruppen A, B und C. In einer mehr­teiligen Artikelserie für GIT SICHERHEIT befasst sich Jens ­Rothenburg von Euchner vor allem mit den übergeordneten A- und B-Normen – und der Frage, wie sie im praktischen Umgang gut zu nutzen sind. Jens Rothenburg ist im ­Produktmanagement von Euchner tätig. Er betreut außerdem Normengremien, Berufsgenossenschaften und Ver­bände. Im folgenden dritten Teil der Reihe setzt der Autor seine Ausführungen zur Risikoeinschätzung fort.   

Im vorhergehenden Artikel (Teil 2 dieser Reihe in GIT SICHERHEIT 10/2017) wurde ganz allgemein auf die Risikobeurteilung eingegangen, wie sie die EN ISO 12100 (A-Norm) beschreibt. Sowohl die EN ISO 13849-1, als auch die EN 62061 stellen Verfahren zur Risikobeurteilung vor, die auf der EN ISO 12100 basieren. Dies sind mögliche Vorgehensweisen zur Ermittlung eines Risikos. Sie sind nur informativ in den Normen enthalten, nicht aber normativ gefordert. Es sind noch weitere Verfahren bekannt, die ebenfalls die Vorgaben der A-Norm erfüllen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko an einer Gefährdungsstelle in einer Maschine bestimmen. Der erste Faktor ist das mögliche Ausmaß eines Schadens. Allerdings: Ein Risiko ist geringer, wenn man, wie bei vollautomatischen Maschinen, nur selten bzw. kurzzeitig einer Gefahr ausgesetzt ist. Der zweite Faktor ist also die Nutzungshäufigkeit bzw. -dauer. Der dritte Faktor ist die Frage, ob die Person in der Lage ist, die Gefahr zu vermeiden, indem z.B. die Bewegung, die zur Gefährdung führt, so langsam ist, dass man durch einfaches Weggehen bereits aus dem Gefahrenbereich herauskommt. Ein vierter Faktor ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der Gefährdung.

Die möglichen Stufungen für die verschiedenen Faktoren werden in der EN ISO 12100 nicht genannt. Es werden nur Beispiele und grobe Unterteilungen angegeben. Beispielsweise werden leichte, mittlere und schwere Verletzungen genannt. Es wird aber nicht festgelegt, was diese Begriffe zu bedeuten haben und welchen Anteil am gesamten Risiko sie darstellen. Das muss der Konstrukteur sich selbst erarbeiten.

Risikoeinschätzung mit der EN ISO 13849-1
Die EN ISO 13849-1 enthält in Anhang A ein Risikodiagramm, das sehr häufig verwendet wird. Das Ergebnis aus der Verwendung dieses Diagramms ist ein „Performance Level required“ (PLr), der die Mindestqualität des Sicherheitskreises kennzeichnet, mit dem die beurteilte Gefahrenstelle abgesichert werden muss. Der zur Risikominderung verwendete Sicherheitskreis wird einen PL erfüllen, der mindestens gleich oder aber besser als der PLr für die Gefährdungsstelle sein muss. Anhang A, als informativer Anhang, muss nicht verwendet werden. Ein Vorteil der Verwendung eines informativen Teils einer Norm ist, dass der Anwender sicher sein kann, dass die normativen Vorgaben erfüllt werden. Bei Verwendung eines anderen Verfahrens muss notfalls der Konstrukteur nachweisen, dass das Ergebnis genauso sicher ist, wie das vorgestellte Verfahren.

Die Beurteilung des Risikos erfolgt nach den Faktoren „Schwere der Verletzung“, „Häufigkeit und Dauer der Exposition“ und „Möglichkeit zur Vermeidung“.

  • 1. Es wird vom linken Punkt ausgegangen
  • 2. Es wird die Schwere der zu erwartenden Verletzung beurteilt:
  • 3. S1 bedeutet leichte Verletzung
  • 4. S2 bedeutet schwere Verletzung einschließlich Tod
  • 5. Es wird die Häufigkeit und Dauer der Gefährdung beurteilt:
  • 6. F1 bedeutet seltene und/oder kurze Dauer der Gefährdung
  • 7. F2 bedeutet häufige und/oder lange Dauer der Gefährdung
  • 8. Es wird beurteilt, ob die Gefährdung vermieden werden kann:
  • 9. P1 bedeutet dass es unter bestimmten Bedingungen möglich ist
  • 10. P2 bedeutet, dass es kaum möglich ist, die Gefährdung zu vermeiden

Das Ergebnis ist der PLr, der erreicht werden muss. Der Faktor „Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls“, den die EN ISO 12100 ebenfalls zu Bewertung des Risikos zulässt, ist in diesem Verfahren nicht enthalten, es wird angenommen, dass diese Wahrscheinlichkeit immer gegeben ist.

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