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Jeder Fuß ist anders: Interview mit Thomas Wagner

15.05.2019 - Sitzt, passt, wackelt und hat Luft: Bei Sicherheitsschuhen ist das besonders wichtig, denn wer sich im beanspruchenden Arbeitsalltag mit unbequemem und nicht passendem Schuhwerk in...

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft: Bei Sicherheitsschuhen ist das besonders wichtig, denn wer sich im beanspruchenden Arbeitsalltag mit unbequemem und nicht ­passendem Schuhwerk in falscher Größe herumquält, ist einer höheren Gefahr von Arbeitsunfällen ausgesetzt. Die Digitalisierung eröffnet eine starke Individualisierung im Produktionsprozess – von der digitalen Vermessung des Fußes bis zur On-demand-Produktion mit individualisierten Dämpfungseigenschaften des persönlichen Sicherheitsschuhs. GIT SICHERHEIT hat darüber mit Thomas ­Wagner gesprochen, Marketingleiter von Steitz Secura.

GIT SICHERHEIT: Herr Wagner, die Metatrends Industrie 4.0 und Digitalisierung werden vielfach als revolutionäre Veränderung beschrieben. Sie betrifft alle Bereiche, insbesondere auch die Produktionsprozesse und das Verhältnis zwischen Hersteller und Kunde. Das gilt für große Industrieunternehmen natürlich genauso wie für ein mittelständisches Unternehmen wie Steitz Secura?  

Thomas Wagner: Die Digitalisierung macht vor unserer Haustüre nicht Halt und die Themen Industrie 4.0 und IoT sind für uns keine Fremdworte. Die rasanten technologischen Entwicklungen aller Prozesse, angefangen von digitalen Fußvermessungs-Methoden bis hin zur Produktion von individualisierten Schuhen, haben uns beeinflusst.

Wie genau hat das Ihr Geschäft verändert?

Thomas Wagner: Diese Technologien geben uns die Möglichkeit, noch individueller auf die einzelnen Anforderungen einzugehen, die ein moderner Sicherheitsschuh erfüllen soll. Auf der einen Seite ist das Neuland, auf der anderen Seite aber schon lange in unserem Unternehmen praktiziert. Jeder Fuß ist anders – das ist kein Geheimnis und daher haben wir schon in den 90er Jahren ein Rückenvitalsystem entwickelt, das es erlaubt, gewichtsabhängige Dämpfungsmodule in den Fersenbereich des Schuhs einzubringen. Diese Module werden kostenlos in fünf Varianten angeboten und können bei Gewichtsveränderung des Trägers einfach ausgetauscht werden. Das System wurde als einziges im Sicherheitsschuh-Bereich von der „Aktion Gesunder Rücken (AGR)“ mit einem Gütesiegel ausgezeichnet.

Noch mal zurück zu den angesprochenen technologischen Veränderungen – sie erlauben Ihnen, Geschäftsfelder zu erschließen, die Ihnen sonst nicht offen stünden?    

Thomas Wagner: Das ist teilweise richtig. Die Geschäftsfelder verändern sich mit dem zunehmenden Verständnis zur Gesundheitsprävention in der Arbeitswelt. Das Wohl des Einzelnen rückt noch mehr in den Fokus der Unternehmen. Somit investieren Unternehmen deutlich mehr in BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement) als früher. Es geht dabei nicht nur um die Reduzierung von Ausfalltagen sondern auch um motivierende Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung. Für uns bedeutet das, dass wir noch mehr als früher den Unternehmen beratend zur Seite stehen. Das machen wir aus Leidenschaft: Wir sind die Spezialisten wenn es um ganzheitlichen Fußschutz geht.

Die Individualisierung von Schuhen ist also im Trend – getragen durch den Megatrend „Prävention“. Es geht dabei um die Gesunderhaltung des Schuhträgers und um die Vermeidung von Ausfalltagen...

Thomas Wagner: Das ist eine Aufgabe mit der wir uns nicht erst seit gestern beschäftigen. Neben unserem Rückenvitalsystem und unserer Passformmethode, bei dem wir unsere Schuhe in vier unterschiedlichen Weiten produzieren, bieten wir durch unsere neue Marke Steitz Care ein System an, das dem Träger die künftige Auswahl des passenden Schuhs erleichtert.

Wie weit können Sie bei Steitz Secura die Individualisierung der Produkte derzeit treiben?

Thomas Wagner: Der Individualisierungsgrad definiert sich bei uns hauptsächlich über die Passform und die individualisierten Dämpfungseigenschaften. Durch moderne digitale Vermessungsmethoden wie einem Hochleistungs-3D Scanner sowie einer dynamischen Vermessung auf einer Druckmessplatte mit Tausenden von Sensoren, erhalten wir exakte Vermessungsdaten. Die erhobenen Informationen dienen nicht nur zur Fertigung von individuell auf den Träger angepassten Schuhen, sondern auch zur Produktion von Einlagen im 3D-Druckverfahren. Darüber hinaus können die Daten auch mit einer gründlichen Anamnese von Orthopädietechnikern von Steitz Care kombiniert werden. Dann ist auch eine Versorgung mit orthopädischen Einlagen oder speziellen Schuhen möglich. Die Vermessungsdaten werden auf der Software-Plattform mit dem Namen Fitstation zu Produktionsdaten kompiliert. Diese fließen nun „on demand“ in die Produktion mit ein. Das ist ein Musterbeispiel für Industrie 4.0.

Wo sind die Grenzen zum Maßschuh?

Thomas Wagner: Wie schon angedeutet, konzentrieren wir uns auf den Fußschutz, die Passform und die Prävention von Schädigungen des Bewegungsapparats. Das Design des Schuhs liegt uns natürlich auch sehr am Herzen. Aber wir gehen nach dem Grundsatz „Form follows function“.

Wie wichtig ist eigentlich in der Praxis die genaue Passform für den Arbeitsschutz?

Thomas Wagner: Schon in den 80ger Jahren hat das Deutsche Schuhinstitut eine Studie veröffentlicht, nach der mehr als 80 Prozent der Deutschen Schuhe tragen, die ihnen nicht passen. In der Freizeit ist das schon unangenehm – aber im Beruf handelt es sich um ein echtes Risiko. Stolperunfälle und erhöhte Druckbelastungen sind die Folge. Das kann mit präzisen Vermessungstechniken vermieden werden. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Als Anbieter von Sicherheitsschuhen müssen Sie natürlich auch in der Lage sein, die passgenauen Schuhe zu liefern. Wir können das durch unsere Passformmethode leisten.

Herr Wagner, Sie haben ja vor einiger Zeit hier in der GIT SICHERHEIT über Ihre neue Damenschuh-Kollektion gesprochen. Sie sind ja inzwischen auf dem Markt?

Thomas Wagner: Ja, wir sind seit Mitte 2018 mit unserer Damenkollektion am Markt. Dabei handelt es sich um die ersten sieben Modelle einer komplett neu entwickelten Serie. Weitere sind geplant und werden die Modellreihe im Design abrunden. Es ist dazu ein eigens für den Damenfuß entworfener Leisten zum Einsatz gekommen. Auch die Sohle wurde für diese Serie speziell neu entwickelt.

Wie kommt sie auf dem Markt an? Welches Feedback haben Sie schon?

Thomas Wagner: Die Schuhe treffen den Nerv der Zeit. Sie zeigen in Sachen Design was heut zu Tage im Sicherheitsschuh-Bereich alles möglich ist. Viele Damen tragen die Schuhe auch gerne in ihrer Freizeit. Der Übergang zwischen Sicherheitsschuh und Freizeitschuh ist dabei fließend. Interessant sind die Ergebnisse aus den zahlreichen Tragetests. Hier werden die Schuhe freiwilligen Trägerinnen eine definierte Zeit überlassen und danach ihre objektiven und subjektiven Meinungen durch einen strukturierten Fragebogen erhoben. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Modelle eine sensationelle Passform aufweisen und enormen Tragekomfort bieten.

Sie planen auch für die A+A im November mit Neuigkeiten aufzuwarten. Könnten Sie schon eine Andeutung machen?

Thomas Wagner: Da müssen Sie sich leider noch etwas gedulden. Ich kann nur sagen, wir werden die Erwartungen übertreffen.

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