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Arbeitsschutz: Ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatz

27.11.2011 - Arbeitsschutz: Ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatz. Die Diskussion über ergonomische Arbeitsplatzgestaltung im Büro hat in Deutschland Tradition. Und doch gibt es große Defizi...

Arbeitsschutz: Ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatz. Die Diskussion über ergonomische Arbeitsplatzgestaltung im Büro hat in Deutschland Tradition. Und doch gibt es große Defizite an den rund 17 Millionen Büroarbeitsplätzen in Deutschland. Laut einer vom Deutschen Büromöbel Forum initiierten Studie werden an jedem dritten Büroarbeitsplatz nicht einmal die rechtlichen Mindestbedingungen erfüllt.

In der aktuellen Großerhebung "Was ist gute Arbeit?" der Nationalen Initiative für eine neue Qualität der Arbeit (INQA) geben 57 % der Beschäftigten an, unter mehrfachen Belastungen zu leiden. Diese sind arbeitsgestalterisch großenteils vermeidbar. Eine hohe Qualität der Arbeit ist zudem heute mehr denn je die Voraussetzung für Produktivität und "office excellence". Eine nur auf technisch-ergonomischen Aspekte und einzelne Elemente fixierte Betrachtung von Büroräumen und Arbeitsplätzen greift dabei zu kurz. Sog. "weichen Faktoren" wie Führung und Arbeitsorganisation kommt entscheidende Bedeutung zu.

Ergonomie, Wohlbefinden und Produktivität

Über ergonomisch funktionale Gestaltungen denken bereits viele im Rahmen der Konzeption von Büroflächen nach. Denn Effizienz und Leistungsförderung gelten als professionelle Schlagworte. Gerade hier gibt es jedoch noch ausreichend Verbesserungspotential. Das Zusammenspiel von Stuhl, Tisch, Ablagesystem, Raumtrennung, Beleuchtung und Belüftung sowie die Organisation der Arbeit und das Führungsverhalten haben direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und die "erlebte" Ergonomie. Für eine erfolgreiche Nutzung benötigen Sicherheitsfachkräfte, Betriebsärzte, ebenso wie Einrichtungsspezialisten oder Facility Manager geeignete Instrumente, um das Funktionieren zu gewährleisten.

Gute Gestaltung der Arbeit ist gerade im Büro Voraussetzung für produktive Arbeit. Umgekehrt gilt sogar noch stärker: Schlechte Gestaltung wirkt sich ganz massiv negativ auf die Produktivität, Leistungsfähigkeit und Kreativität der Beschäftigten aus. Wenn Menschen bei ihrer Arbeit durch schlechte Raumakustik gestört werden; wenn Glasflächen den Blick auf Flure und Nachbarbüros freigeben und die Beschäftigten durch Bewegungen und Kollegen abgelenkt werden können, dann hat das eine Leistungsreduzierung zur Folge.

Wenn sich die Menschen im Büro Zeit nehmen, um über schlechte Sitzgelegenheiten oder zu hohe bzw. zu niedrige Tische zu diskutieren; wenn häufiger Pausen gemacht werden müssen, weil es am Arbeitsplatz "zieht", oder die Klimaanlage mal wieder völlig falsche Temperaturen ausbläst – dann kosten diese Umstände die Unternehmen viel Geld. Denn die Leistung kann nicht in vollem Umfang erbracht werden, trotz der Anwesenheit der Arbeitskräfte.

Gute Gestaltung bedeutet unterdessen mehr als die Einhaltung von (Mindest)-Normen und technischen Empfehlungen. Die deutschen Büromöbelhersteller haben mit der Leitlinie "Qualitätskriterien für Büroarbeitsplätze" eine Selbstverpflichtung geschaffen, die es in dieser Form auch international noch nicht gibt. Wer künftig bei der Einrichtung auf das Logo Quality Office achtet, ergreift damit wirkungsvolle Maßnahmen gegen die viel diskutierten Bürobelastungen und fördert die Gesundheit der Mitarbeiter. Neben dem Herstellerverband Büro-, Sitz- und Objektmöbel (BSO) wird die Leitlinie getragen vom Deutschen Institut für Normung (DIN), der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), der für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und dem Initiativkreis Neue Qualität der Büroarbeit (INQA Büro).

Alternde Belegschaften

In vielen Unternehmen hat sich bereits das Bewusstsein dafür ausgeprägt, dass die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auch eine deutliche Anhebung des Durchschnittsalters in den Betrieben und Verwaltungen mit sich bringen wird. Die Arbeitsmittel müssen sich diesen Rahmenbedingungen anpassen. Licht, Akustik und Arbeitsmethoden sind für verschiedene Lebensphasen zu planen und gezielt einzusetzen. Gerade bei den Themen Akustik und Beleuchtung haben viele Büroarbeitsplätze noch einen enormen Nachrüstbedarf. An dieser "Hardware" entscheidet sich, ob ein Arbeitsplatz auch für die Zukunft geplant wurde und geeignet ist. Denn alle ergonomischen Anstrengungen haben das Ziel, die Leistungsfähigkeit zu erhalten und/oder zu verbessern, dies natürlich auch, um dem Unternehmen einen "Return on Investment" selbst in den "nicht produzierenden Bereichen" zu ermöglichen.

Die "Hardware" soll perfekt sein

Die eingesetzten Produkte, welche im Rahmen der A+A 2007 in Düsseldorf thematisiert und gezeigt werden, erhalten dieser wirtschaftlichen Betrachtungsweise folgend eine neue Aufwertung. Ergonomisch geprüfte Stühle und schadstofffreie Möbel sind heute schon Grundbedingungen für das Büro. Doch mit der zunehmenden Variabilität von Einrichtungslösungen und neuen Formen von Arbeitsplatzkonzepten, werden an die Ausstattungen ebenfalls neue Anforderungen geknüpft. Diese zu kennen und Probleme abzuschätzen, ist inzwischen eine Aufgabe von zunehmender Bedeutung für den Sicherheitsingenieur, die Fachkraft für Arbeitssicherheit und den Betriebsarzt geworden. Diese Fachberater werden in den Unternehmen immer stärker in Entscheidungen einbezogen werden und erstellen oft bereits eine Vorauswahl von Anforderungsprofilen.

Die Anbieter für Bürogestaltungslösungen werden sich im Rahmen ihrer Beteiligung an der A+A 2007 vermehrt auf gezielte Fragen des Fachpublikums einstellen müssen. Nicht ohne Grund zeigen die Hersteller von Büromöbeln schon seit Jahren eine oft beeindruckende Dienstleistungstiefe, die das Kerngeschäft weit übertrifft. So geht es etwa hinsichtlich der Gestaltung künftiger Bürowelten eben nicht einfach nur um die Erstellung von 3-D-Plänen zwecks Darstellung der Raumnutzung, sondern gezielt um eine langfristige, variable und menschengerechte Ausstattung der Büroräume insgesamt.

Ergonomie – ohne aktive Einbeziehung der Menschen erfolglos

Die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das eigene Verhalten am Arbeitsplatz ist eine der weiteren wichtigen Aufgaben für die betrieblichen Gesundheits- und Sicherheitsfachkräfte. Denn das beste ergonomisch konzipierte Arbeitsgerät nützt nichts, wenn es falsch angewandt wird oder entsprechende Eigenschaften ungenutzt bleiben. Professionelle Einrichter, wie sie sich im Rahmen der A+A präsentieren, kennen die psychologischen Fallstricke neuer oder sanierter Arbeitsräume.

Gut geplante und gemeinte "Layouts" werden von den Mitarbeitern oft schlicht ignoriert und über Nacht wieder zurückgebaut. Oder der Stuhl wird, wie beim alten Modell gewohnt, einfach wieder fix eingestellt. Neue elektromotorisch höhenverstellbare Tische verweilen wie vordem auf der Normhöhe von 72 cm. Für Abhilfe kann in solchen Fällen nur eine aktive Einbeziehung der Beschäftigten selbst schon in der Planungsphase sorgen. Aufklärung, Information und nachhaltige Unterstützung, ein interessantes Poster im Betriebsrestaurant, regelmäßige Ergonomieschulungen und Informationen zur Verwendung des persönlich eingestellten Arbeitsplatzes können die nötige Sensibilisierung bewirken.

Es gilt also Defizite zu erkennen und auszuräumen und gleichzeitig die enormen ökonomischen Gestaltungspotentiale zu erschließen. Das Trendthema Büroarbeit ist entsprechend wieder Schwerpunkt der A+A 2007, der international führenden Fachmesse für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Düsseldorf (18.–21. September 2007).

 

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