Safety

Arbeitsschutz als Teil der Unternehmenskultur

11.10.2018 - Eins ist sicher: Machen Sie Arbeitsschutz zum Kult! So lautet der Slogan, mit dem die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) die Kommmitmensch-Kampagne aller gesetzlichen Unfa...

Eins ist sicher: Machen Sie Arbeitsschutz zum Kult!“ So lautet der ­Slogan, mit dem die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) die „Kommmitmensch-Kampagne“ aller gesetzlichen Unfallversicherungs­träger durchführt. Ziel dieser Kampagne ist es, Sicherheit und Gesundheit als zentrale Werte in der Unternehmenskultur zu verankern. Der Arbeitsschutz soll mit all seinen Aspekten im betrieblichen Alltag und Handeln be­rücksichtigt und stets mitbedacht
werden.

Künftig soll es selbstverständlich sein, beispielsweise eine Schutzbrille beim Metallfräsen zu tragen, die Sicherheitsvorschriften und Gefahrenquellen beim Gabelstaplerfahren zu beachten oder sich mit Kolleginnen und Kollegen über Verbesserungsideen für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz auszutauschen. Damit möglichst viele Betriebe eine Kultur der Prävention in ihrem Alltag verankern, hat die BGHM eine Reihe von Informationsmaterialien und Beratungsangebote konzipiert. Diese sind unter dem Slogan „Eins ist sicher“ zusammengefasst und sollen die konkrete Umsetzung der Kommmitmensch-Inhalte unterstützen. Dabei wurde auf eine möglichst praxisnahe und anschauliche Gestaltung geachtet, die den Erwartungen und Anforderungen der breit gefächerten Zielgruppe aller BGHM-Mitgliedsbetriebe Rechnung trägt.

BGHM-Kulturcheck
Wenn ein Unternehmen Interesse an der Umsetzung der Kampagne hat, kann es mit Hilfe des BGHM-Kultur-Checks schnell und einfach herausfinden, wo es in jedem Handlungsfeld steht. Dieser Fragebogen zur Selbstanalyse wird von den Beschäftigten sowie vom Unternehmensverantwortlichen ausgefüllt, wobei dieser die Fragen so beantwortet, wie er meint, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter antworten. Dies ermöglicht einen Abgleich von Selbst- und Fremdbild. Die Auswertung erfolgt anonym. Unternehmensverantwortliche können damit herausfinden, wie (stark) eine Kultur der Prävention in jedem Handlungsfeld ihres Betriebes ausgestaltet ist. Der Kultur-Check sollte in enger Abstimmung und Beratung mit der zuständigen Präventionsfachkraft durchgeführt werden. Die Auswertung des Checks erfolgt durch die BGHM.

Liegen die Ergebnisse vor, kann die zuständige Präventionsfachkraft in Abstimmung mit dem Unternehmen die Dialoge-Box einsetzten. Hierzu wird das Handlungsfeld ausgewählt, bei dem sich am deutlichsten Verbesserungspotenziale zeigen und in den Mittelpunkt für den Workshop mit den Beschäftigten gestellt. Diese diskutieren eigene Beispiele und Maßnahmen für künftige Verbesserungen. Die Maßnahmen werden mit dem Unternehmensverantwortlichen bzw. den Führungskräften besprochen und ihre Umsetzung wird vereinbart. Erste Workshops zeigen hier bereits große Erfolge. Die Beschäftigten wünschen sich beispielsweise beim Handlungsfeld „Kommunikation“ regelmäßige Unterweisungen und die Durchführung von Gefährdungsbeurteilen an ihren Arbeitsplätzen. Sie arbeiten die Ziele selbst heraus, die dann Bottom-up den Führungskräften vorgeschlagen werden.

Seminare und Workshops
Die Integration der Kampagne in die Seminare der BGHM sowie kontinuierliche Workshops mit den Unternehmensverantwortlichen und den Führungskräften unterstützen die Betriebe dabei, die Inhalte der Handlungsfelder umzusetzen sowie das Thema Vorbild nachhaltig zu verankern.

Um die erfolgreiche Umsetzung der Handlungsfelder hin zu einer Kultur der Prävention zu würdigen, ist auch der Sicherheitspreis der BGHM um Bewertungskriterien der Kampagne erweitert worden. Die umgesetzten Maßnahmen werden als Sammlung an Beispielen guter Praxis unter www.sicherheitspreis.bghm.de veröffentlicht.

Ideengeber
Der BGHM-Ideengeber ist ein informativer Ordner im DIN-A-5-Format, der für Unternehmensverantwortliche kleiner und mittelständischer Betriebe mit fünf bis 50 Beschäftigten konzipiert ist. Er dient als kontinuierliche Quelle für die Unterstützungsangebote der BGHM, ausführliche Informationen zu den Kampagneninhalten und den sechs Handlungsfeldern, inklusive Beispielen guter Praxis. Er wird regelmäßig ergänzt – abgestimmt auf das jeweils im Fokus stehende Handlungsfeld. Die Erweiterungen können als Nachlieferung bei der BGHM bestellt oder im Internet heruntergeladen werden.

Eine eigene Homepage für die Kampagne wurde unter http://einsistsicher.kommmitmensch.de eingerichtet. Sie ist als digitales Pendant zum oben genannten Ideengeber zu verstehen und dient als aktuelle Informationsquelle. Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, sich verschiedene Medien und Informationsmaterialien herunterzuladen. Zudem wurde pro Handlungsfeld ein 90-sekündiges Video gedreht, in dem Unternehmen mit vorbildlichem Engagement im Arbeitsschutz ihre Maßnahmen vorstellen.

Wie geht es weiter? Die BGHM tauscht sich mit den vielen neuen Kommmitmenschen aus. So werden viele große und kleine Beispiele guter Praxis bekannt, die ebenfalls für die Kommunikation genutzt werden, um Mitgliedsbetrieben Wege und Möglichkeiten zu einer nachhaltigen Kultur der Prävention aufzuzeigen. Auch damit wirkt die BGHM unterstützend an einem weiteren Rückgang von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten mit.

Mit gutem Beispiel voran

Wie stößt man eine Kulturveränderung wirksam an? Wie können auch kleine und mittelständische Betrieben dies erreichen? Wie wichtig sind dabei konkrete Informationen und eine persönliche Vermittlung von Kampagneninhalte? Antworten von Stefan Gros, Präventionsleiter der BGHM.

GIT SICHERHEIT: Herr Gros, können Sie zunächst kurz den Grundgedanken für die Kommmitmensch-Kampagne erläutern?

Stefan Gros: Bereits das Wortspiel für den Kampagnentitel „Kommmitmensch“ gibt die Richtung vor: Komm mit, arbeite sicher sowie gesund und gehe dadurch mit gutem Beispiel voran. Das ist der Kern der Kampagne und zudem wirkungsvoll und effizient. Wenn sich jede einzelne Person regelmäßig für mehr Arbeitsschutz im Alltag einsetzt, hat das in der Summe einen großen Einfluss auf die gesamte Arbeitswelt.

Worin unterscheidet sich die aktuelle Kommmitmensch-Kampagne von ihren Vorgängern?

Stefan Gros: Der wesentliche Unterschied besteht im ganzheitlichen Ansatz. Bisherige Kampagnen handelten meist von einzelnen Aspekten bzw. einem konkreten, handfesten Thema, um das sich alles drehte. Zuletzt war das zum Beispiel die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Durch die Kommmitmensch-Kampagne sollen nun jedoch Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit als selbstverständliche Werte im gesamten Betriebsgeschehen verankert werden. Diese Herangehensweise ist schon deswegen sehr sinnvoll, weil der Arbeitsschutz eben mehr beinhaltet, als das reine Befolgen von Sicherheitsvorschriften. Gerade die weichen Faktoren tragen maßgeblich zu einem funktionierenden Arbeitsschutz im Betrieb bei. Diese Faktoren spiegeln sich in den sechs Handlungsfeldern der Kampagne wider.

Welche Handlungsfelder sind das genau?

Stefan Gros: Die Handlungsfelder sind Führung, Kommunikation, Beteiligung, Fehlerkultur sowie Sicherheit und Gesundheit. Alle Felder sind miteinander verknüpft und stehen in Verbindung. Die Reihenfolge ist übrigens bewusst so gewählt: Der Arbeitsschutz im Betrieb kann nur funktionieren, wenn er von der Unternehmensführung vorgelebt wird. Dann müssen selbstverständlich die Aspekte der Sicherheit und Gesundheit auch kommuniziert werden. Wie gestalte ich meine Kommunikation, damit meine Botschaft ankommt? Und – wie kann ich Beschäftigte beteiligen, um gemeinsam mit ihnen eine Verbesserung im Arbeitsschutz zu erreichen? Die Fehlerkultur, also der richtige Umgang mit Fehlern, ist ebenfalls ein relevanter Aspekt. Statt Fehler zu verteufeln und abzukanzeln gilt es vielmehr, zu analysieren, wie es dazu kommen konnte und Lehren daraus zu ziehen, damit sie künftig wirksam vermieden werden. Dies alles zahlt letztlich in das sechste Handlungsfeld ein: Sicherheit und Gesundheit. Werden die damit verbundenen Aspekte im gesamten Betriebsgeschehen berücksichtigt und auch kontinuierlich angepasst und optimiert, ist das Ziel erreicht: sie sind Teil der Unternehmenskultur geworden.

Wie wollen Sie diesen „Kulturwandel“ anstoßen?

Stefan Gros: Eine Veränderung der Unternehmenskultur kann nur langfristig gelingen. Ein solcher Wandel setzt eine Veränderung des Verhaltens in verschiedenen Bereichen voraus. Die Unternehmensverantwortlichen müssen identifizieren, welche Rahmenbedingungen verändert werden müssen, um Sicherheit und Gesundheit dauerhaft im alltäglichen Handeln der Beschäftigten zu verankern. Und wie bereits erwähnt, ist es dazu besonders wichtig, dass sie und alle Führungskräfte für die Ziele gewonnen und zu Vorbildern im Arbeitsschutz werden. Um vor allem diese wichtige Zielgruppe von der Kampagne zu überzeugen, muss der Nutzen transparent vermittelt werden. In unserer Präventions- und Kommunikationsarbeit zur Kampagne stellen wir daher den hohen (Mehr-)Wert eines funktionierenden Arbeitsschutzes heraus. Dazu erhalten die Unternehmensverantwortlichen sowie die Führungskräfte von ihrer zuständigen Präventionsfachkraft Informationen und Materialien, um den Stand des Unternehmens in den einzelnen Handlungsfeldern zu bestimmen, Verbesserungspotenziale herauszuarbeiten und Maßnahmen umzusetzen oder einzuführen. In einem nächsten Schritt ist es wichtig, die Akzeptanz der Belegschaft und damit den nachhaltigen Erfolg sicher zu stellen. Dazu sollten die Vereinbarungen idealerweise von allen Betroffenen gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden. Rückmeldungen der Beschäftigten über Probleme oder ihre Einbindung bei Verbesserungsvorschlägen garantieren die Akzeptanz der Maßnahmen. Genau das stellt die BGHM mit den verschiedenen Medien und Materialien zur Kampagne sicher: Grundlegende Analysen und Bewertungen der Ist-Situation mit Hilfe von Indikatoren zeigen Maßnahmen auf, die zu jedem Handlungsfeld schnell und wirkungsvoll umgesetzt werden können.

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