Management

Zusammenschluss von SeeTec und On-Net Surveillance Systems

18.06.2015 - Der US-amerikanische VMS-Hersteller OnSSI hatte Anfang April die Unterzeichnung einer bindenden Vereinbarung zur Übernahme der Anteilsmehrheit an dem Netzwerk-Videomanagement-Softw...

Der US-amerikanische VMS-Hersteller OnSSI hatte Anfang April die Unterzeichnung einer bindenden Vereinbarung zur Übernahme der Anteilsmehrheit an dem Netzwerk-Videomanagement-Software-Pionier SeeTec bekanntgegeben (wir berichteten auch auf www.GIT-SICHERHEIT.de). Über Hintergründe, Motive und Pläne sprachen wir mit Stephan Rasp, Vorstandsvorsitzender SeeTec, und Gadi Piran, President und CTO, OnSSI.

GIT SICHERHEIT: Herr Rasp, die Marktforscher bei IHS bescheinigen der Videoüberwachungsbranche insgesamt Robustheit und anhaltendes kräftiges Wachstum. Machte die Marktentwicklung den Schritt zum Global Player aus Ihrer Sicht geradezu notwendig?

Stephan Rasp: Ja! Wir haben globale Partner, globale Kunden und leben in einem globalen Markt. Wer ein globales Umsatzpotential hat, wird auf Dauer über mehr Ressourcen verfügen. Der VMS-Markt ist noch jung und fragmentiert – das bedeutet, dass es noch viele technologogische Fortschritte geben wird. Hierbei wollen wir führend sein – das kostet aufgrund der Komplexität des Themas Geld. SeeTec hat weltweit als erstes Unternehmen ein offenes, IP-basiertes VMS angeboten. Diese Innovationskraft aus Deutschland wollen wir nun weiter entwickeln.

Was bedeutet der Zusammenschluss genau für SeeTec? Was bedeutet es für die Führung des Unternehmens? Wie wird mit etwaigen Synergien umgegangen?

Stephan Rasp: Für SeeTec eröffnet der Zusammenschluss eine langfristige und globale Perspektive als einer der weltweit führenden VMS-Hersteller. Dieses Ziel hätte mit kaum einer anderen Konstellation erreicht werden können. Beide Firmen werden als Folge des Zusammenschlusses wachsen. OnSSI verfügt nun über eine modernere technologische Plattform, SeeTec hat Zugang zu einem vergrößerten Markt.

Gadi Piran: Eine strukturelle Integration ist nicht geplant – diese würde durch die räumliche Entfernung, lokale rechtliche Rahmenbedingungen und die überlappungsfreie Ergänzung der Vertriebsgebiete auch keine Einsparungen mit sich bringen. Auch die Führung des Unternehmens bleibt unverändert. Erfreulich ist weiterhin, dass die bestehenden Investoren um neue ergänzt werden. So fließen keine Mittel ab und wir können uns ganz auf Wachstum konzentrieren. Synergie entsteht durch die Lizenzierung von Cayuga als Teil von Ocularis in den USA – das schafft zusätzliches Wachstum und Stabilität. Personalabbau ist nicht vorgesehen – ganz im Gegenteil: Entwicklung und Service in Deutschland werden im Lauf der nächsten Monate erheblich ausgebaut.

Inwiefern profitieren Ihre bestehenden Kunden davon, dass sie es künftig mit einem Global Player zu tun haben?

Gadi Piran: Sie profitieren sogar mehrfach: Wir sind für globale Kunden jetzt auch global präsent. Wir bauen Entwicklung und Service in Deutschland und weltweit aus.

Wir sind dabei, eine Global Services Organisation zu schaffen, um unsere Partner überall auf der Welt in ihren Projekten unterstützen zu können.
Als globales Unternehmen haben wir in Partnerschaften einen anderen Stellenwert als ein lokaler Player und es ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit, von denen unsere Kunden profitieren werden. Wir sind auch nach dem Zusammenschluss herstellerunabhängig und offen – das ist ein klarer Mehrwert für unsere Kunden und Partner.

Welche neuen Kunden haben Sie im Auge?

Stephan Rasp: Wir konzentrieren uns auf mittlere und große Kunden, weil wir global tätig sind und das Leistungsspektrum unserer Software immer weiter ausbauen. Derzeit beobachten wir, dass das Thema Video zunehmend ein Teil der IT-Infrastruktur wird. Durch den Zusammenschluss sind wir nun viel besser gerüstet, große und internationale Rollout-Projekte zu unterstützen. Wir werden deshalb auch die Zusammenarbeit mit globalen Partnern intensivieren – hier sehen wir erhebliches Potential.

Neue Kunden sehen wir zudem im Bereich unserer BVI-Lösungen: Business Video Intelligence (BVI) beschäftigt sich mit der Unterstützung von Geschäftsprozessen durch Video. In diesem neuen Anwendungsfeld ist SeeTec führend. BVI Logistik ist zum Beispiel ein Produkt, das auf Basis von Videotechnik Sendungen in großen Lagern leichter auffindbar macht bzw. deren Verbleib klärt. Dieses Produkt werden wir gemeinsam auch in Amerika anbieten – auf der ISC West in Las Vegas ist die Lösung bereits auf großes Interesse gestoßen.

SeeTec ist ja mit Cayuga hierzulande und in Europa erfolgreich – OnSSI mit Ocularis in den USA. Wird es künftig eine Vereinheitlichung des Produktportfolios geben? Sollen Produkte wegfallen?

Gadi Piran: Nein. Die Märkte sind verschieden und haben unterschiedliche Produkte mit verschiedenen Bedienphilosophien hervorgebracht. Technisch gesehen ist die Serverkomponente von SeeTec Cayuga bereits heute Teil von Ocularis 5. Ein großer Vorteil ist, dass wir nun die Innovationskraft von zwei hervorragenden Teams zur Verfügung haben. Ganz sicher werden wir uns gegenseitig befruchten und müssen Dinge nicht doppelt erfinden.

Gibt es einen gemeinsamen strategischen Fahrplan? Wird es beispielsweise gemeinsam entwickelte Produkte geben, die für den angestrebten globalen Markt besser gerüstet sind?  

Gadi Piran: Mit Ocularis 5 ist ein gemeinsames Produkt auf der ISC West in Las Vegas vorgestellt worden. Das Feedback der Kunden und Partner war sehr positiv. Schon heute fließen Anforderungen für den US-Markt in Cayuga ein. Dabei ist interessant, dass wir auf beiden Seiten des Atlantiks im Grunde die gleichen Schwerpunktthemen haben – sie sind nur manchmal unterschiedlich priorisiert.

Was könnte die europäische von der amerikanischen VMS-Welt lernen – und umgekehrt?

Gadi Piran: Die Bedienphilosophie ist verschieden: In Europa suchen Kunden ereignisgesteuerte Automation und denken mehr in Prozessen. Außerdem stehen Datenschutz und Datensicherheit im Vordergrund. In Amerika geht es mehr um die taktische Reaktion auf Ereignisse – hier sitzt oft rund um die Uhr ein Operator vor dem System, der das Geschehen live verfolgt und bei Bedarf schnell auf Archivdaten zugreifen muss. Hier steht die möglichst effiziente Bedienung im Vordergrund.

Beide Entwicklerteams sind dabei, voneinander zu lernen – eine einmalige Möglichkeit, die nur zum Vorteil unserer Kunden sein kann.

Herr Rasp, sowohl SeeTec als auch OnSSI haben über lange Jahre ausgebaute vertriebliche Strukturen. Welche Auswirkungen wird die Fusion darauf haben?

Stephan Rasp: Hier ergänzen wir uns hervorragend. Wir haben keine doppelten Standorte. In wenigen Ländern, die für uns beide außerhalb unserer Kernmärkte liegen, sind wir über Partner doppelt vertreten. Hier werden wir kurzfristig nichts ändern, sondern werden den Markt dort beobachten.

Gibt es Vereinbarungen oder Pläne bezüglich der gemeinsamen Weiterentwicklung von Vertriebs- und Partnerstrukturen?

Stephan Rasp: Beide Unternehmen setzen auf Integratoren und haben einen zu 100% auf Partner fokussierten Vertrieb. Wir möchten unseren Partnern noch mehr Möglichkeiten geben, auf Basis unserer Produkte eigene und einzigartige Wertschöpfung zu erreichen – davon haben sowohl die Endkunden als auch die Partner mehr.

Wir werden globale Partner unterstützen, das Projekt-Know-How, das sie sich im jeweiligen Produkt erworben haben, auch global anzuwenden. In unseren jeweiligen Kernmärkten verkaufen wir wie bisher, in den übrigen gemeinsam das, was den Markterfordernissen am besten gerecht wird.

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