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Sicherheit für Krankenhäuser: Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Patienten

18.04.2011 - Die Sicherheit in Krankenhäusern rückt immer wieder durch tragische Ereignisse ins Blickfeld. Aber auch viele andere Gefahren, insbesondere Kriminalitätsrisiken, lauern in Krankenh...

Die Sicherheit in Krankenhäusern rückt immer wieder durch tragische Ereignisse ins Blickfeld. Aber auch viele andere Gefahren, insbesondere Kriminalitätsrisiken, lauern in Krankenhäusern. Kliniken haben gegenüber ihren Patienten eine besondere Fürsorgepflicht: Zu Recht erwarten Kranke und ihre Angehörigen einen bestmöglichen Schutz. Das gilt für Leib und Leben ebenso wie für Hab und Gut. Ein in der Praxis sinnvolles und tragfähiges Konzept muss zunächst in einer Risikoanalyse die Rahmenbedingungen und Ursachen für Kriminalitätsdelikte sowie die ganz konkrete Ausgangslage vor Ort untersuchen.

Kriminalitätsdelikte in Krankenhäusern
Es lassen sich folgende Delikte in Krankenhäusern herausstellen:

  • Diebstahl in Krankenzimmern
  • Diebstahl von Medikamenten und medizinischen Geräten
  • Diebstahl von Daten
  • Einbruchdiebstahl
  • Raub
  • Vandalismus, Sachbeschädigung, Sabotage
  • Anschläge/Brandstiftung
  • Sexualdelikte
  • Körperverletzung
  • Betrug/Unterschlagung
  • Korruption/Erpressung
  • Entführung
  • Geiselnahme

Wichtig für die Erstellung eines Sicherungskonzepts ist die konkrete Betrachtung von Täterprofilen, d. h. ist eher von so genannten Innentätern (Personal, Fremddienstleistern, Patienten) oder von externen Dritten (Besuchern, Lieferanten, Fremden) auszugehen. Eine andere Differenzierung unterscheidet Gelegenheitstäter (handeln aus einer Situation heraus eher „planlos") von den sogenannten Plantätern, die gezielt und planmäßig evtl. unter Ausnutzung bestimmter Kontakte tätig werden. Auch die Frage, wer bzw. was das Ziel krimineller Handlungen sein kann, ist zu analysieren:

  • Personen (Patienten, Bedienstete, Besucher)
  • Sachwerte (Medikamente, Gerätschaften, Gebäude, Einrichtungen)
  • Know-how, Forschungsergebnisse, Patientendaten
  • Versorgungseinrichtungen

Ziele für die Erstellung eines Sicherungskonzepts
Bei der Erstellung eines Sicherungskonzepts für Krankenhäuser muss genau dokumentiert werden, welche Ziele mit welcher Dringlichkeit und Intensität verfolgt werden sollen oder müssen. Sofern Zielkonflikte auftreten, ist eine eindeutige Rangfolge der Ziele festzulegen. Verfolgen Klinikleitung, Ärzte, Pflegepersonal und Patienten unterschiedliche oder gar gegensätzliche Interessen, ist vorab ein Abgleich unausweichlich.
Als mögliche Ziele können z. B. genannt werden:

  • Patientensicherheit
  • Vermittlung des Gefühls der „Geborgenheit" im Krankenhaus
  • Präventionswirkung
  • besucherfreundliches Krankenhaus
  • Schutz der medizinischen Geräte und Medikamente
  • Datenschutz und Persönlichkeitsrechte
  • Zutrittssicherung an allen Eingängen

Insbesondere die zunehmende Technisierung der Krankenhäuser hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren sehr hohe Werte in den Krankenhäusern angeschafft worden sind. Daneben wecken natürlich die EDV-Arbeitsplatz-Geräte Begehrlichkeiten bei Straftätern. Somit kommt neben dem Personenschutz in Krankenhäusern zunehmend der Schutz aller Wertgegenstände sowie allgemein der Aufrechterhaltung des Klinikbetriebes erhöhte Bedeutung zu.

Mögliche Sicherungstechniken

Brandschutz
Der Brandschutz hat gerade in Krankenhäusern eine sehr hohe Bedeutung, denn Brände fordern immer wieder bei auf fremde Hilfe angewiesenen Personen Todesopfer und Schwerverletzte. Pflegeeinrichtungen müssen deshalb über besonders effektive Brandschutzkonzepte verfügen, die sicherstellen, dass alle im Gebäude befindlichen Personen die Gefahrenzone rechtzeitig verlassen können. Gleichzeitig dürfen hilfsbedürftige/bewegungseingeschränkte Patienten durch Alarme nicht unnötig in Panik versetzt werden und Schaden nehmen. Daher sollten neben dem baulichen Brandschutz sowohl aus allgemeinen Brandschutzgründen, insbesondere aber auch zum Schutz gegen Brandstiftung u.ä. Brandmeldeanlagen zum Einsatz kommen. Sie bieten im Brandfall durch frühzeitige Alarmierung, in aller Regel bereits bei der Entstehung, die Möglichkeit, Personen und Sachwerte zu schützen. Dadurch können Schäden durch Anschläge, Unachtsamkeit, technische Defekte u. Ä. verhindert bzw. zumindest reduziert werden.

Sprachalarmanlagen sind insbesondere in Not- und Krisensituationen für die Klinikleitung bzw. die Rettungskräfte von entscheidender Bedeutung. Hier zählt jede Sekunde - je früher betroffene Räume bzw. Abteilungen Hilfe anfordern können, desto eher können auch unmittelbar benachbarte bzw. tangierte Klinikbereiche gewarnt werden.

Gerade für Warnhinweise bei Notfällen muss jedes Zimmer und jeder Funktionsraum für eine Sprachalarmierung erreichbar sein. Die Anlagen müssen über eine hohe Sprachverständlichkeit verfügen und sollten für vorproduzierte Ansagetexte aktivierbar sein.

Im Gegensatz zu akustischen Signalgebern, die mit Alarmsignalen nur auf etwas aufmerksam machen können, sind Sprachalarmanlagen in der Lage, mit klaren Informationen und Verhaltensanweisungen Reaktionszeiten zu verkürzen und erwünschtes Handeln, z. B. eine erforderliche Evakuierung, konkret zu artikulieren.

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind Notruf- und Hilferufsysteme für Patienten bindend vorgeschrieben. Die ursprünglich als reine Patientennotrufanlagen ausgelegten Systeme haben sich mit fortschreitender Technik zu integrierten Kommunikationssystemen entwickelt, die den Pflegekräften alle wichtigen Informationen nach Prioritäten geordnet zur Verfügung stellen. Durch eine Kombination aus Zugangskontroll- und Schließsystem, Ortungssystem und mobilem Kommunikations- und Notrufsystem lassen sich Gefährdungen von Patienten und Personal minimieren.
Eine ganz wichtige Funktion nehmen Rauch- und Feuerschutztüren in Krankenhäusern ein. Sie verhindern im Falle eines Brandes die Ausbreitung von Rauch bzw. Feuer auf andere Abteilungen.

Feststellanlagen sind Einrichtungen zum Offenhalten und automatischen Schließen dieser Rauch- und Feuerschutztüren. Hierdurch soll insbesondere in stark frequentierten Durchgängen vermieden werden, dass diese Funktionstüren aus Bequemlichkeit in unzulässiger Weise, z. B. mit einem Holzkeil, offen gehalten und damit wirkungslos gemacht werden.

Flucht- und Rettungswege sowie Notausgänge sind Einrichtungen, die es in Gefahr geratenen Menschen ermöglichen, ihren Aufenthaltsort auf schnellstem Weg zu verlassen und ins Freie oder einen gesicherten Bereich zu gelangen. Rettungskräften bieten sie außerdem die Möglichkeit, wirksame Rettungsmaßnahmen einzuleiten. Gerade in Krankenhäusern mit den in aller Regel in ihrer Mobilität eingeschränkten Patienten sollte die Bedeutung von Flucht- und Rettungswegen unstrittig sein.
Ganz wichtig sind Rauch- und Wärmeabzugsanlagen um Flucht- und Rettungswege rauchfrei zu halten.

Videoüberwachung
Mit der Videoüberwachung kann in Krankenhäusern das konkrete Geschehen vor Ort, auch mehrere Objekte gleichzeitig dauerhaft beobachtet werden. Gerade für sensible und/oder unübersichtliche Bereiche bietet sich diese Technologie an. Hierdurch lassen sich Delikte wie Vandalismus, Diebstahl usw. wirksam bekämpfen. Durch diese Dauerüberwachung werden Unregelmäßigkeiten sofort erkannt. Bestimmte Ereignisse können zur Beweissicherung aufgezeichnet werden. Damit kann eine Videoüberwachungsanlage zur eindeutigen Identifizierung von Tätern eingesetzt werden.
Werden sogenannte Videosensoren (Bewegungsmelder) integriert, kann die Anlage selbstständig Alarme auslösen und dem Sicherheitspersonal die Arbeit an den Überwachungsmonitoren durch eine ereignisgesteuerte Anzeige wichtiger Bildszenen erleichtern.

Mit einer Videoanalyse könnte eine Nummernschilderkennung in Parkhäusern oder an Zufahrten von Ambulanzen durchgeführt werden. Auch entwendete Objekte aus OP- und Geräteräumen könnten damit erkannt werden.

Gerade die Videoüberwachung in Krankenhäusern wird häufig als Reizthema wahrgenommen. Begründet oder unbegründet bestehen teilweise Ängste darüber, was hier im Detail passiert. Daher kommt der Aufklärung und Information aller von der Videoüberwachung betroffenen Personen eine entscheidende Bedeutung zu.

Da mit der Videoüberwachung in automatisierter Form Daten erhoben und in die Rechte Dritter eingegriffen wird, ist jeweils die rechtliche Zulässigkeit zu prüfen.

Zutrittsregelung
Gerade im Hinblick auf allgemeine Kriminalitätsgefahren, aber auch wegen der Gefahr des Diebstahls hochwertiger Geräte kann eine wirksame Zutrittsregelung sinnvoll sein. Auch besonders sensible Räume, z. B. Frühgeborenenstationen, Labor-Bereiche oder EDV-Bereiche, sollten mit Zutrittsregelungsanlagen abgesichert werden. Zutrittsregelungsanlagen steuern den Personenfluss, sodass nur ein ausgewählter Personenkreis anhand einer persönlichen Berechtigung zu bestimmten Bereichen und festgelegten Zeiten Zutritt erhält.

An allen anderen Zugängen sollten nur Berechtigte, d. h. Ärzte, Pflegepersonal, Reinigungs- und Fremdkräfte, mittels besonderer Regelung Zutritt erhalten. Gerade für OP-Bereiche oder andere hochsensible Abteilungen bietet sich der Einsatz von ZK-Systemen an. Durch den Einsatz mechanischer Sicherungsmaßnahmen soll es einem potenziellen Einbrecher so schwer wie möglich, wenn nicht gar unmöglich gemacht werden, in das Krankenhaus einzudringen. Je höher der Widerstand ist, der einem Täter entgegen gesetzt wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sein Vorhaben aufgibt.

Auch alle Nebeneingangstüren, Be- und Entlüftungsschächte sowie alle sonstigen Öffnungen wie Kellerfenster u. Ä. eines Krankenhauses sollten eine vernünftige mechanische Stabilität aufweisen und stets verschlossen bleiben.

Fazit
Jedes Klinikum, jeder Krankenhaustyp, die Umfeldbedingungen vor Ort, aber auch das Sicherheitsbedürfnis der Patienten, Mitarbeiter und Besucher ist anders. Daher steht am Anfang aller Überlegungen für ein Sicherheitskonzept immer eine individuelle Prüfung aller örtlichen Gegebenheiten. Erst auf diesem Wissen lässt sich dann ein zweckmäßiges Sicherungskonzept für Krankenhäuser aufbauen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei eine qualifizierte Beratung und Betreuung der Kliniken bzw. des Klinikträgers durch Fachfirmen der Sicherungstechnik. Die Sicherheitsprofis im BHE zeichnen sich durch Fachkenntnis und Flexibilität aus. Geeignete Fachfirmen sind auf der BHE-Homepage in einer interaktiven Landkarte über eine zweistellige Postleitzahlensuche auffindbar.

BHE-Zielgruppenkongress

Sicherheitskonzepte für Krankenhäuser und Pflegebetriebe - unter diesem Motto führt der BHE am 7./8. Juni 2011 bereits zum zweiten Mal einen eigenständigen Fachkongress durch.
Ermutigt durch die äußerst positive Resonanz der Pilotveranstaltung im Jahr 2009 veranstaltet der Bundesverband der Hersteller- und Errichterfirmen von Sicherheitssystemen e. V. (BHE) diesen Kongress regelmäßig alle zwei Jahre.
Alle Nachfrager und Anbieter sicherungstechnischer Leistungen für Kliniken und Pflegebetriebe können sich vor Ort umfassend über Innovationen und Weiterentwicklungen im Sicherheitsmarkt informieren.
In hersteller- und produktneutralen Vorträgen präsentieren kompetente Referenten erfolgreich umgesetzte Sicherheitslösungen und stellen neue Konzepte und Technologien vor.
Die kongressbegleitende Ausstellung bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, sich direkt vor Ort umfassend über aktuelle Innovationen der Sicherungstechnik zu informieren.
Abgerundet wird das Kongressangebot durch den Branchentreff am ersten Abend. Hier besteht in angenehmer Atmosphäre die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, sich mit Experten auszutauschen bzw. allgemein Gespräche vom Tage fortzusetzen.
Nähere Informationen finden Sie hier

Sicherungskonzept für Krankenhäuser
Die BHE-Broschüre „Mehr Sicherheit für Krankenhäuser" informiert über mögliche Vorsorgemaßnahmen mit Hilfe verschiedener Sicherungstechniken zum Schutz gegen Kriminalitätsgefahren und gibt somit den Sicherheitsverantwortlichen eine Hilfestellung bei der Absicherung von Krankenhäusern. Die Broschüre stellt Lösungsansätze für ein Sicherungskonzept in Krankenhäusern vor. Der BHE als Verband für sicherheitstechnische Fragen behandelt darin im Detail technisch orientierte Lösungsansätze. Zusätzlich werden mögliche verhaltensorientierte Ansätze kurz aufgezeigt. Die 26-seitige Konzeption kann von Krankenhäusern, Klinikleitungen und anderen Verantwortlichen kostenlos beim BHE (info@bhe.de) angefordert werden.

Kontakt

BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. - Archiv

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