Management

Securitylösungen für die Chemie- und Pharmaindustrie

GIT-SICHERHEIT.de zeigt geeignete Konzepte und Techniken auf

15.03.2011 - Die Chemie- und Pharmaindustrie ist gut durch die Wirtschafts- und ­Finanzkrise gekommen. Die Unternehmen verspüren kräftigen Rückenwind für ihre Geschäfte und haben sich durch ihr...

Die Chemie- und Pharmaindustrie ist gut durch die Wirtschafts- und ­Finanzkrise gekommen. Die Unternehmen verspüren kräftigen Rückenwind für ihre Geschäfte und haben sich durch ihre Innovationskraft als einer der Zugpferde des Wachstums erwiesen. Dennoch können aus verschiedenen Quellen Gefahren für die Unternehmen drohen. Mit modernen Securitylösungen oder Rettungsschirmen können solche empfindliche Systeme und Anlagen gut geschützt und gesichert werden. GIT-SICHERHEIT.de zeigt geeignete Konzepte und Techniken auf.

Ziel und Lage
Grundsätzlich verlangt der Umgang mit Chemikalien und Arzneimittel einen höheren Sicherheitsstandart als bei anderen Wirtschaftszweigen. Dennoch kommt es immer wieder zu Schadensereignissen, die für Verluste, Ausfälle und Betriebsunterbrechungen sorgen und die außerdem dem Image schaden können. Es wird immer wichtiger, mit geeigneten Sicherheitskonzepten den Gesamtbetrieb gegen Diebstahl, Sabotage und Anschläge zu schützen. Die Produktpalette der Großbetriebe reicht von Öl und Gas über Chemikalien, Kunststoffe und Veredlungsprodukte bis hin zu Pflanzenschutzmitteln, Feinchemikalien und wichtigen pharmazeutischen Produkten.

Fachleute wissen, dass schon das „Lahmlegen" einer wichtigen technischen Anlage, wie Energieversorgung, Hochregallager, Labore, EDV oder Steamcracker, zu Lieferschwierigkeiten für mehrere Produktreihen führen kann und damit erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Derartige Kernindustrien sind der Motor unserer Wirtschaft und gleichzeitig - nach der aktuellen Kriminalitätslage - auch ein mögliches Ziel für Saboteure, Terroristen und andere Kriminelle.

Deutschland ist längst ein Teil eines „weltweiten Gefahrenraumes". Das war mehr als „abstrakte" terroristische Gefahr lange bewertet wurde. Gegen Ende letzten Jahres hat sogar Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière eine sehr ernste Terrorwarnung aussprechen müssen, weil mit Anschlägen in Deutschland gerechnet werden musste. Die Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen und Bahnhöfen wurden drastisch verstärkt. Es kann aber überall passieren, denn die islamistischen Kämpfer wissen um die Verletzlichkeit unserer Gesellschaft und wechseln ihre Strategien nach Belieben. Deswegen helfen zum Schutz unserer wichtigen Industrien nur schlüssige und flexible Sicherheitskonzepte.

Analyse und Risiken
Zur Beurteilung von Schwachstellen und möglichen Gefahren für den Betrieb und seine Menschen ist in regelmäßigen Abständen eine Sicherheitsanalyse durchzuführen, die alle aktuelle Risiken und Sicherheitsgefährdungen berücksichtigt. Je nach Art der Produktion, Infrastruktur, Standort des Unternehmens und Sensibilität der Produktionsverfahren sollte diese Ist-Bestandsaufnahme möglichst alle Security-Risiken (realistische Gefahren und erkannte Schwachstellen) aufzeigen.

Es geht um die Einschätzung von Kriminalität durch Eigentumsdelikte, Betrug, Veruntreuung von Firmengeldern, Korruption, Industriespionage, Wettbewerbsverletzungen, Produktpiraterie, Sabotage, Produkterpressungen, Bombendrohungen und Straftaten mit terroristischen Hintergrund. Die Bedrohung kommt aus vielen sehr unterschiedlichen Quellen, und die Risiken für das einzelne Unternehmen verändern sich ständig. Für solche Risikobewertungen ist es nötig, Statistiken und Erfahrungswerte von Versicherern, Polizei und Sicherheitsdienstleistern heranzuziehen und sich von (externen) Sicherheitsfachleuten beraten zu lassen.

Maßstab sind Eintrittswahrscheinlichkeit und die Höhe des befürchteten Schadens. Deshalb gilt: Je höher das Risiko und die Eintrittswahrscheinlichkeit, desto dringender ist der Handlungsbedarf. Es ist auch zu unterscheiden, ob die Risiken existenzgefährdend oder eher ohne wesentliche Funktionsbeeinträchtigung einzuschätzen sind. Ein solches „Gutachten" ist die Grundlage für eine Anpassung des Sicherheitskonzeptes.

Ziele und Prinzipien
Es ist eigentlich ganz einfach, das gewünschte Ziel ist: höchste Sicherheit mit geringstem (Kosten)Aufwand! Gemäß einer Prioritätenliste aus der Sicherheitsanalyse werden Schwachstellen, Bedrohungen und Risiken durch technische-, personelle- oder organisatorische Maßnahmen minimiert. Das gemeinsam mit der Geschäftsleitung vorgegebene Sicherheitsziel soll in erster Linie

  • die Gesundheit der Mitarbeiter und Besucher bewahren,
  • Betriebseinrichtungen und Know-how schützen und damit
  • die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, Produktions- und Lieferfähigkeit des Unternehmens erhalten.

Es versteht sich von selbst, dass ein solches Sicherheitskonzept alle gesetzlichen Vorgaben einschließt. Es berücksichtigt das komplette Zusammenspiel aller bisherigen Sicherheitsmaßnahmen und sollte sich wie folgt gliedern:

  • Perimeterschutz (Verlauf und Konstruktion),
  • Zugangs- und Zufahrtskontrolle,
  • Schutz besonders gefährdeter Bereiche, Gebäude und Anlagen,
  • Werkschutzorganisation und -einrichtungen,
  • Gefahrenmeldesysteme und Kommunikationstechnik,
  • Maßnahmen zur Verhinderung und Aufklärung von Straftaten.

 

Perimeterschutz und Mechanik
Die erste und zugleich eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen ist ein gleichmäßiger Perimeterschutz in ausreichendem Abstand von gefährdeten Gebäuden und Anlagen. Die einfache Formel zur Sicherung von Gebäuden und Anlagen lautet: Erst außen - dann innen, erst mechanisch - dann elektronisch sichern. Dabei sollten Umzäunungsmaßnahmen immer in gleicher Qualität das gesamte Gelände umfassen. Gute Freilandsicherungen schützen Objekte bereits im Vorfeld. Die Sicherheit beginnt bereits außen am Zaun mit den klassischen mechanischen Komponenten für Zu- und Ausgangsmöglichkeiten wie Tore, Türen, Schranken, Drehschleusen und -sperren, Barrieren oder Poller. Dadurch wird der Widerstandszeitwert wesentlich vergrößert. Eine äußere Umschließung oder Umfriedung eines Areals durch eine Zaunanlage oder Mauerwerk bietet:

  • Schutz gegen beabsichtigtes und unbeabsichtigtes Überschreiten der Grundstücksgrenze,
  • Schutz gegen schnelles beabsichtigtes gewaltsames Überwinden der Grundstücksgrenze,
  • eine gefestigte Rechtposition des Grundstücksbesitzers, Sicherheitsmitarbeiter oder Nutzer gegenüber Besitzstörungen bzw. strafbaren Handlungen durch widerrechtlich eingedrungenen Personen und
  • deutliche Hinweise auf die juristische Grundstücksgrenze.

Einfriedungen sollten möglichst gradlinig und übersichtlich gestaltet werden. Das Gelände sollte auf beiden Seiten des Zaunes eben und ohne Bewuchs sein. Die Gesamteinfriedung sollte sowohl von innen als auch von außen begehbar, einsehbar und gut ausgeleuchtet sein.
Es versteht sich von selbst, dass Zaunanlagen allein noch keinen nachhaltigen Schutz gegen unberechtigtes Eindringen bieten können.

Bei richtiger Freilandsicherung sind auch Geländegestaltung, Bewuchs, Beleuchtung, Anordnung und Nutzung der Gebäude oder Anlagen zu berücksichtigen. Je nach Sicherheitsanforderungen sind auch zusätzlich Zufahrtssperren, Fahrzeugbarrieren o. Ä. denkbar. Auf dem Markt sind viele gute Zaunsysteme in unterschiedlichen Höhen und Materialstärken für sehr verschiedene Sicherheitsansprüche, wie z. B. aus Doppelstabmatten, Flachstabmatten, Frontgitterzaun, Streckmetall, Stahlgitter, Maschendraht, Gittermatten oder Polycarbonat mit Durchdringschutz. In der Regel sollten Einfriedungen für industrielle bzw. gewerbliche Zwecke eine Mindesthöhe mindestens 2,20 bis 2.50 m, ggf. mit Y-Abweisern bzw. Auslegern, Rollenstacheldraht als Übersteigschutz und Unterkriechschutz ausgestattet werden.

Sie müssen sich zusätzlich gestalterisch und optisch in die Gesamtanlage und das Erscheinungsbild des Betriebes und der Anlage einpassen. Dabei sind das örtliche Nachbarschaftsrecht und die Ortssatzungen zu beachten. Einige der führenden Chemie- und Pharmawerke liegen direkt an oder in der Nähe von Flüssen. Dort wird auch schon mal auf eine Umzäunung an der Uferseite verzichtet. Diese Sicherheitslücke versucht man mit Bewegungsmeldern und Videoüberwachung zu schließen. Dennoch bleiben solche offenen Flanken ohne Barrieren Lücken im Sicherheitssystem. Beim Eindringen Unbefugter ist es nur schwer möglich, Interventionskräfte rechtzeitig (bis Schaden entstehen kann) an den Ereignisort zu bringen.

Zum mechanischen Schutz gehören neben der baulichen Beschaffenheit von Gebäuden auch Türen, Fenster und andere Einlässe in Bauten. Hier kommt es im Wesentlichen auf den tatsächlichen Widerstandszeitwert und die sonst aus anderen Gründen gewünschten physikalischen Eigenschaften an, wie z. B. Wärmedämmung, Durchwurfhemmung, Feuerwiderstand und/oder Sonnenschutz. Der Markt hat für höchste und individuelle Ansprüche alles im Angebot, wie z. B. Sicherheitsfolien zum Schutz gegen Lauschangriffe wie Profilon von Haferkamp im Vorstandsgebäude oder beschusshemmende Gläser, Rahmen und Trennwandsysteme der Fa. Sitec für Rechenzentren oder Labore.

Elektronik und Intervention
Besonders in der chemischen und pharmazeutischen Großindustrie sind aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der einfacheren Handhabung technische Sicherheitssysteme in eine (innerbetriebliche) Sicherheitsleistelle - vergleichbar mit einer erweiterten Notruf- und Serviceleistelle (NSL) - zu integrieren. Hier laufen sämtliche sicherheitsrelevanten Informationen zusammen, die für die Gefahrenabwehr und den sich daraus ergebenden Einsatz von Bedeutung sind. Dort werden u. a. folgende Techniken verknüpft und überwacht:

  • Zeitmanagement und Zutrittskontrollsysteme,
  • Perimeter-Detektionssysteme,
  • mechatronische Schließelemente,
  • Videoüberwachungssysteme,
  • Gebäudetechnik,
  • Kommunikationstechnologie,
  • Dokumentationstechnik,
  • Einbruch-, Überfall- und Brandmeldeanlagen,
  • Zustandsüberwachungs- und Störungsmeldeanlagen.

Solche integrierten Systeme werden heute von führenden Herstellern angeboten und haben sich bereits in der Praxis bewährt. Durch die Kombination von standardisierter Automatisierungstechnik und Sicherheitstechnik ergeben sich schnelle Diagnosen - auch über große Entfernungen - und kurze Reaktions- und Interventionszeiten im 24-Stunden-Betrieb. Es versteht sich von selbst, dass an das Personal von Notruf- und Serviceleitstellen und an Interventionskräfte hohe Anforderungen zu stellen sind.

Sicherheitspersonal und Ausbildung
In den großen Firmen und Industrieparks werden Sicherheitsaufgaben meist von eigenen Mitarbeitern des Betreibers oder von leistungsstarken Dienstleistern wahrgenommen. Dort werden die geforderten Sicherheitsziele in einem angemessenen Konzept umgesetzt und mit integrierter Technik eingesetzt. Dennoch muss es auch für alle anderen und kleinere Objekte selbstverständlich werden, dass dort nur Personal mit qualifiziertem Abschluss (Geprüfte Fachkraft für Schutz und Sicherheit) eingesetzt wird. Die Ausbildung der Sicherheitsmitarbeiter hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Tausende von Mitarbeitern sind bereits IHK-geprüfte Werkschutzfachkräfte oder Fachkräfte für Schutz und Sicherheit, viele bereits Werkschutzmeister bzw. Meister für Schutz und Sicherheit. Die Unterrichtungen gemäß § 34 a GewO (Sachkundeprüfung IHK) reichen für solche Aufgaben nicht aus.

Die Aufgaben der Mitarbeiter im Bereich der Unternehmenssicherheit umfassen insbesondere:

  • Betrieb einer Notruf- und Service-Leitstelle
  • Bereitstellen von Interventionskräften
  • Streifendienste und Zustandskontrollen
  • Fahrzeug- und Personenkontrollen
  • Bewachung von Flächen und Gebäuden
  • Zutrittskontrolle, Besucherbetreuung
  • Empfangs- und VIP-Service
  • Personen- und Veranstaltungsschutz
  • Betreuung von Treffen, Meetings, Großveranstaltungen
  • Aufklärung und Ermittlung von Straftaten
  • vorbeugende Abwehr von Lauschangriffen
  • Schließ- und Zutrittkontrollsysteme
  • Ausweiswesen.

Philosophie und Public Relations
Die Unternehmenssicherheit (Corporate Security) in Großbetrieben umfasst die Planung, Steuerung und Kontrolle der Sicherheit des Unternehmens. Es sind eigentlich die klassischen Werkschutzaufgaben. Diese Managementaufgabe umfasst auch die Sicherung von Industrieanlagen gegen Angriffe und Eingriffe Unbefugter.

Zu den strategischen Zielen der Sicherheitsorganisation gehören u. a.:

  • Sicherheitsplanungen für unterschiedliche Szenarien,
  • Erstellen von Sicherheitskonzepten und -zielen,
  • Festlegung der Verantwortung, Personaleinsatz und
  • Kontrollen.

Sicherheit gehört bekanntermaßen nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens der Chemie- oder Pharmabranche. Alle durchzuführenden Maßnahmen sollten von einer durchgängigen Sicherheitsphilosophie geprägt sein, die allen Mitarbeitern deutlich macht, dass nur durch stabile Lösungen der Ruf des Unternehmens, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze gesichert sind. Das ist in erster Linie ein Motivations- und Kommunikationsproblem und wird zur Aufgabe der inneren Public Relations. Damit übermittelt interne Öffentlichkeitsarbeit als ein Teil der Unternehmenskommunikation Sicherheits-Informationen an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle müssen die Sicherheitsphilosophie verinnerlichen und selbst mit Überzeugung anwenden.

Prognose und Weg
Langfristige Sicherheitsprognosen sind ähnlich genau wie ein Blick in die Sterne. Aktuelle und kurzfristige Entwicklungen und Einschätzungen für die Sicherheit der Chemie- und Pharmaindustrie gehen von folgender Sicherheitslage aus:

  • Wir leben in einem sicheren Land (!),
  • die Polizei ist erfolgreich bei Strafverfolgung und Prävention,
  • die Gesamtkriminalität nimmt leicht ab und die Aufklärung leicht zu,
  • die Produktpiraterie und Betriebsspionage nimmt zu (großes Dunkelfeld),
  • die Industrie hat bereits viel zum Schutze ihrer Menschen und Anlagen getan,
  • die Terrorgefahr in Deutschland hat deutlich zugenommen,
  • die sogenannten harten - (wie z. B.: Botschaften, Industrieanlagen, Infrastruktur) und weichen Ziele (wie z. B.: Großveranstaltungen und Menschenansammlungen) sind und bleiben Schwachstellen unserer Zivilisation,
  • bei wichtigen Angriffszielen sowie Schlüssel- und Kernindustrien sollten mit Augenmaß und Blick auf die aktuelle Lage rechtzeitig angemessene und abgestufte Security-Lösungen getroffen werden.

Deswegen erfordert zeitgemäße Unternehmenssicherheit schnelles und professionelles Reagieren auf Veränderungen der inneren und äußeren Sicherheit (flexible response). Auch in Zukunft sind regelmäßige Sicherheitsanalysen und das Fortschreiben der Sicherheitskonzepte durch betriebsfremde Sicherheitsfachleute und/oder durch die Polizei der richtige Weg zur optimierten Sicherheit und damit zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Gerade wenn es der Branche gut geht, sollten „Rettungsschirme" nicht vergessen werden.