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Richtiger Einbruchschutz

20.12.2011 - Richtiger Einbruchschutz. Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Damit ist die Einbruch- und Einbruchdiebstahl-Kriminalität in Deutschland erschreckend hoch. In den He...

Richtiger Einbruchschutz. Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Damit ist die Einbruch- und Einbruchdiebstahl-Kriminalität in Deutschland erschreckend hoch. In den Herbst, und Wintermonaten nehmen erfahrungsgemäß die Einbrüche eutlich zu. Die Dämmerungsphase und die Dunkelheit der langen Nächte verlängern offensichtlich auch die Arbeitszeit der Dunkelmänner. Der Schutz vor Einbruchsdiebstahl aus Büro- und Verwaltungsgebäuden, Industriebetrieben, Werkstätten, Einzelhandelsgeschäften, Wohnungen und Wohngebäuden ist ein wichtiger Bestandteil von Wirtschaftlichkeit, Unternehmenssicherheit und Lebensqualität. Wie kann man sich mit Sicherungstechnik gegen Einbrüche schützen? Was können Wach- und Sicherheitsunternehmen leisten? Wo findet man Rat und Hilfe?

Durch Türen und Fenster

Stabile mechanische Sicherungen stehen beim Schutz vor Einbruch an erster Stelle, sie bieten dem Einbrecher Widerstand. Das Prinzip heißt: Rundherum gleichmäßig sichern und den Dieben die Arbeit so schwer wie möglich machen! Über ein Drittel der Einbrecher lässt angesichts gut gesicherter Türen und Fenster von ihrem Vorhaben ab. Grundstücke sollten zudem gut einsehbar und nachts ausreichend beleuchtet sein, zum Beispiel mit Bewegungsmelder für die Außenbeleuchtung.

Schon ein erkennbar geschütztes Haus schreckt manchen Einbrecher ab. Wird der Einbruch dennoch versucht, sollte er viel Arbeit und Lärm machen. Ein guter Widerstandszeitwert ist auch die Voraussetzung für elektronische Sicherungen an bewohnten Objekten. Manche Experten der Kriminalpolizei räumen mechanischen Sicherungen an Fenstern und Türen sogar Vorrang vor einer Alarmanlage ein.

Erfahrungen zeigen, dass Täter aufgeben, wenn sie länger als fünf Minuten hantieren müssen. Bei 80 % der Einbrüche in Einfamilienhäuser werden Fenster sowie Terrassen- und Balkontüren aufgebrochen. Gegen die häufigste Einbruchsweise, das Aufhebeln der Fensterflügel, bieten abschließbare Fenstergriffe mit Standartbeschlägen keinen wirklichen Widerstand.

Besseren Schutz bieten Fensterbeschläge mit Pilzkopfzapfen, weil sich die Zapfen aufgrund ihrer T-Form mit dem Gegenstück verkrallen. Wirksamen Einbruchschutz können auch Mehrfachverglasungen nicht leisten. Besser sind einschlaghemmende oder einbruchhemmende Verglasungen.

Fenster werden übrigens von Einbrechern an bewohnten Gebäuden nur sehr selten eingeschlagen, denn der Lärm birgt ein viel zu hohes Risiko, entdeckt werden. Bei Verwaltungsgebäuden, Industriebetrieben, Werkstätten o. ä. ist dies anders. Häufige Angriffsziele bei Einbrüchen in Wohngebäuden sind alle möglichen Zugangs- und Fenstertüren.

Schwache Türblätter, nicht einbruchhemmende Glaseinsätze sowie Riegel und Schließbleche erleichtern das Aushebeln, Einschlagen oder Aufbrechen. Zu empfehlen sind Türen der Widerstandsklasse WK 2 nach DIN V ENV 1627 bzw. der Klasse ET 1 nach DIN V 18103. Zylinderschlösser sollten der Widerstandsklasse PZ 2 oder PZ 3 nach DIN 18252 bzw. DIN V 18254 entsprechen und müssen mit Schutzbeschlägen und Ziehschutz ausgestattet sein.

Für die Klassifikation nach der alten DIN V 18054/DIN V 18103 (EF 3/ET 3) muss durch Zusatzprüfung ein ausreichender Bohrschutz nachgewiesen werden. Zusätzlich kann bei Wohnungen ein stabiles Zusatzschloss mit Sperrbügel empfohlen werden. Dadurch wird das Aufstoßen der spaltbreit geöffneten Tür verhindert.

Eine einfache Profilleiste in der Laufschiene kann z. B. im Wohnbereich Schiebetüren blockieren. Kellerfenster und Lichtschächte deckt man mit stahlarmierten Glasbetonsteinen oder engmaschigen Stahlgitterrosten ab; im Mauerwerk verankerte Flacheisen oder stabile Ketten halten Roste besser als schwache Kettensicherungen, die am Plastikschacht befestigt sind.

Scharf und sicher

Einbruchmeldeanlagen (EMA) bieten in Kombination mit zweckmäßigen mechanischen Sicherungsmaßnahmen und gesicherter Intervention im Alarmfall eine Schutzwirkung gegen zerstörende, schädigende Einwirkung Dritter auf Personen, Sachwerte und Informationen. EMA sind wegen der erforderlichen Funktionssicherheit (u. a. zuverlässige Detektion, Schutz gegen Manipulationen oder Überwindungsversuche, Vermeidung von Falschalarmen) besonders sorgfältig zu planen und zu installieren.

Lediglich eine EMA zu errichten, bietet jedoch noch keinen ausreichenden Schutz. Um ein angestrebtes Schutzziel zu erreichen, sollte eine Gefährdungsanalyse und Risikobeurteilung durchgeführt und anschließend ein abgestimmtes Schutzkonzept entwickelt werden. Hierbei sollten fachkompetente Firmen bzw. die zuständigen Behörden beteiligt werden, die aufgrund einer Gefährdungsanalyse das geeignete Schutzkonzept erarbeiten.

Da sich bauliche Schutzmaßnahmen mit geeigneten Mitteln überwinden lassen, müssen sie sich innerhalb des von einer EMA überwachten Bereiches befinden. Dabei ist anzustreben, dass ein gewaltsamer Angriff auf die baulichen Schutzmaßnahmen möglichst früh von der EMA erkannt wird. Nach einer Alarmierung durch die EMA müssen sie einem gewaltsamen Angriff solange widerstehen können, bis Interventionskräfte am Einsatzort eintreffen können.

Die EMA detektiert Verschluss-, Verriegelungs-, Öffnungs-, Durchbruch- und Flächenüberwachung sowie Überwachung auf Bewegungen innerhalb von Räumen.

Die Überwachung von Angriffe auf Wertbehältnisse ist ebenfalls möglich. Die Errichter von EMA sollten folgende Nachweise erbringen bzw. Anforderungen erfüllen:

  • Anerkennung durch VdS Schadenverhütung GmbH (VdS) oder gleichwertiges Zertifikat. 
  • Bereitschaft, die Instandhaltung nach DIN VDE 0833 zu übernehmen. 
  • EMA/Komponenten sollten grundsätzlich von der VdS Schadenverhütung für die Klasse C anerkannt sein. 

Falls die EMA bei der Polizei als Interventionsstelle aufgeschaltet werden soll, muss sie zusätzlich der „Richtlinie für Überfall- und Einbruchmeldeanlagen mit Anschluss an die Polizei“ entsprechen. Beim zwangsläufigen Scharfschalten kann die EMA erst dann scharfgeschaltet werden, wenn keine Störung oder Meldung vorliegt und alle Zugänge zum Sicherungsbereich geschlossen und verriegelt sind.

Sicherungsbereiche können erst dann betreten werden, wenn die Scharfschaltung zurückgenommen wurde.

Immer im Bild

Videoüberwachungstechnik ist auch zum Schutz vor Diebstahls- und Einbruchkriminalität auf dem Vormarsch. Videokameras werden u. a. zur Vorfeldüberwachung, als Zugangskontrolle aber auch zur Liveübertragung vom Tat- und Ereignisort eingesetzt. Das ist besonders sinnvoll bei großen Grundstücken, an Zugängen, Einfahrten, auf Parkplätzen, in Tiefgaragen, Lagern, Supermärkten, Klinken, Betriebsstätten und Kaufhäusern.

Die Aufzeichnung und die schnelle Übertragung in eine NLS führen oftmals bereits zu Täterfestnahmen vor Ort oder einer schnellen Aufklärung der Tat. Einbrecher scheuen aus Erfahrung diese Technik, weil sie nicht einschätzen können, ob sie bereits entdeckt worden sind bzw. durch die Aufzeichnung eine schnelle Aufklärung erfolgen kann.

Ein weiterer Vorteil einer Videoüberwachungsanlage ist, dass visuelle Beobachtungen möglich sind, ohne dass sich der Betrachter unmittelbar am Ort des Geschehens befinden muss. Die Beobachtungen können nicht nur unmittelbar verfolgt, sondern ebenso gespeichert, ausgewertet und beliebig oft wiedergegeben werden. Einsatzbeispiele können sein:

  • Alarmverifikation (Einbruch, Überfall, Brand) 
  • Erkennung von Straftaten (Diebstahl, Veruntreuung) 
  • Dokumentation sicherheitsrelevanter Ereignisse 
  • Freigeländeüberwachung 
  • Täterabschreckung 
  • Täterlokalisierung 
  • Zusammenwirken mit Zutrittskontrollanlagen.

Zahlreiche Hersteller bieten ein breites und optimal aufeinander abgestimmtes Sortiment an hochwertigen Netzwerk-Kameras, die auf offenen IP-Standards basieren. Sie lassen sich mit einem beliebigen IP-Netzwerk, einschließlich des Internets, verbinden und ermöglichen eine Fernüberwachung und -aufzeichnung weltweit.

Außerdem können diese Techniken erweiterte Videoanalysefunktionen, wie z. B. Bewegungserkennung, Audioerkennung und Manipulationsalarm bieten. Damit wird Videotechnik längst zu einer wichtigen und rentable Sicherheitstechnik für vielfältige Anwendungen zum Schutz vor Einbrüchen.

Sicherheits-Service

Wach- und Sicherheitsdienste bieten für alle nur denkbaren Bereiche und Ansprüche Schutz rund um die Uhr und alles aus einer Hand. Die Dienstleistungspalette ist gerade im Bereich des Einbruchs- und Eigentumsschutzes außerordentlich vielfältig und lässt sich oftmals koppeln mit anderen Facility-Diensten. Die Schwerpunkte liegen im Erbringen einer qualitativ hochwertigen Dienstleistung zum optimalen Schutz von Menschen und deren Eigentum.

Die meisten Sicherheitsdienstleister sind überall in Deutschland in Kundenähe. Sie haben sich seit Jahrzehnten vor Ort bewährt. Das gleiche gilt für die Großen der Branche, die bundesweite Standorte haben. Die Art und der Umfang der Sicherheitsdienstleistung werden nach einer fachlichen Analyse und den individuellen Wünschen der Kunden festgelegt. Sie arbeiten nach zertifizierten Qualitätsmanagement- Systemen und kontrollierbare Qualitätsstandards.

Die Mitgliedschaft in namhaften Verbänden, wie z. B. dem Bundesverband deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen e.V. (BDWS), gewährleistet den kontinuierlichen Informationsaustausch. Im Bereich des Einbruchsschutzes bieten sie u. a.: 24-Stunden-Notruf-Serviceleitstelle, Interventionsstelle (VdS-C), Servicetelefon und Videofernüberwachung, Unternehmens-, Werk- und Objektschutz sowie spezielle Sicherheitsaufgaben, Facilitymanagement und Hausmeisterdienste, Urlaubs- und Baustellenbewachung, Arialstreifen, Kurier und Belegtransporte, Keyservice und Schlüsseldepot.

Weitere Informationen zu Dienstleistungsangeboten sind auch bei den Mitgliedsunternehmen des BDWS zu finden.

Gute Reise

Einbrecher erkennen schnell, ob die Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung im Winterurlaub sind: Tagsüber herunter gelassene Rollläden, überquellende Briefkästen, nicht geräumter Schnee oder fehlende Beleuchtung am Abend deuten darauf hin. Doch bereits einfache Maßnahmen schrecken potenzielle Täter ab. Dazu gibt VdS Schadenverhütung u. a. folgende Tipps, wie Wohnungen und Häuser vor Reiseantritt und während der Ferien vor Einbrechern besser geschützt werden können:

  • Alle Türen und Fenster (inkl. Keller und Dachboden) (ab)schließen, 
  • Rollläden tagsüber hoch, abends runter, 
  • Briefkasten leeren lassen, 
  • Alarmanlage einschalten,
  • Haus bei Dunkelheit beleuchten, 
  • Nachbarn informieren, ggf. Schneeräumdienst verständigen, 
  • Elektrogeräte abschalten und ggf. vom Netz nehmen, 
  • Keinen Hinweis auf Abwesenheit auf dem Anrufbeantworter, 
  • Wertsachen in Tresor oder Bankschließfach wegschließen. 

Die Sicherung von Haus oder Wohnung muss nicht teuer oder kompliziert sein. Es gibt eine Vielzahl von effizienten und zugleich kostengünstigen Möglichkeiten.

Die Mischung macht´s

Ein Drittel aller Einbrüche scheitert an Sicherheitsvorkehrungen, denn die wenigsten Einbrecher sind Profis, sie werden von deutlich erkennbaren Sicherungsmaßnahmen abgeschreckt. In knapp 40 % der Fälle, in denen eine Alarmanlage einen Einbruch meldete, konnten Einbrecher noch am Tatort festgenommen werden. Das bedeutet für alle Sicherheitsbedürfnisse: Kriminalitätsprävention mit dem richtigen Konzept lohnt sich! Ein wirksames Sicherheitskonzept ist immer eine maßgeschneiderte individuelle Kombination von mechanischen, elektronischen Sicherungen, Personaleinsatz und angemessener Verhaltensprävention.

Gerade diese Mischung und Verzahnung dieser einzelnen Komponenten schaffen nicht nur Schutz vor Einbruchsdiebstahl.

Weitere Informationen sowie Rat und Hilfe zum Thema bieten:

  • Verband für Sicherheitstechnik e. V. (VfS), Tel.: 040/21970010, Fax: 040/21970019, info@vfs-hh.de, www.vfs-hh.de 
  • BHE, Tel.: 06386/9214-0, Fax: 06386/9214-99, info@bhe.de, www.bhe.de 
  • VdS Schadenverhütung GmbH, Tel.: 0221/7766-0, Fax: 0221/7766341, info@vds.de, www.vds.de und 
  • die örtlichen Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen oder 
  • im Internet unter: www.polizei.propk.de 

Solche wirksame Präventionsmaßnahmen – immer in der richtigen individuellen Mischung – schützen nicht nur in der dunklen Jahreszeit vor Einbrechern, sondern auch vor anderen Kriminalitätsformen.

Dipl.-Verw. Heiner Jerofsky Kriminalrat a. D.