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Einbruchschutz: Sicherungsschutz muss von Fachunternehmen installiert werden

05.11.2011 - Einbruchschutz: Sicherungsschutz muss von Fachunternehmen installiert werden. Europa ist längst zu einer kriminalgeografischen Einheit zusammengewachsen. Grenzüberschreitende Mobil...

Einbruchschutz: Sicherungsschutz muss von Fachunternehmen installiert werden. Europa ist längst zu einer kriminalgeografischen Einheit zusammengewachsen. Grenzüberschreitende Mobilität und der Zugang zu allen Absatzmärkten, Werkzeugen und Techniken – all dies verlangt wirksame Schutzmaßnahmen gegen Einbrüche. Denn ein Einbruch in die eigenen vier Wände, ins Geschäft, Büro, Lager oder in die Produktionsstätte, bedeutet nicht nur wirtschaftlichen Schaden.

Für viele noch unangenehmer sind die Verletzung der Privatsphäre, der Ärger mit Kunden – und vor allem der Verlust des Sicherheitsgefühls, der oft mit einer noch lange anhaltenden Angst vor Folgestraftaten einhergeht. Eine Vielzahl der Einbrüche lässt sich bekanntermaßen durch unterschiedliche objektspezifische technische Maßnahmen verhindern. Doch welchen Stellenwert hat die mechanische Sicherungstechnik bei der Einbruchsprävention?

Jeden kann es treffen – an jedem Ort kann es passieren: Etwa alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Einbruch in ein Gebäude gemeldet. In den Zahlen der jüngsten polizeilichen Kriminalstatistik nimmt sich das so aus:

 

  • ca. 117.000 Einbrüche in Dienst-, Büro-, Fabrikations-, Werkstatt- und Lageräume, 
  • mehr als 100.000 in Wohnungen, 
  • ca. 71.000 in Boden- und Kellerräume, 
  • ca. 48.000 in Warenhäuser und Verkaufsräume, 
  • über 28.000 in Gaststätten, Kantinen und Hotels, 
  • mehr als 21.000 aus Automaten und 
  • ca. 2.800 aus Schaufenstern 

 

Auch wenn einige Fallzahlen der letzten Jahre leicht rückläufig sind, hat sich die Zahl der Einbrüche in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt. Zwei Drittel dieser Taten wurden vollendet, der Rest blieb im Versuch stecken. Letzteres ist guten personellen, mechanischen und elektronischen Schutzmaßnahmen zu verdanken.

Schwachstellen und ungesicherte Beute

Bürogebäude, Werkstätten, Fabrikationsstätten, aber auch Lagerräume sind zur Nachtzeit und an Wochenenden meist ein dankbares Feld für Einbrecher aller Art. Vom Stadtstreicher bis zum Profi-Einbrecher finden alle ausreichend ungesicherte Beute, an die sie relativ ungestört herankommen, deren Abtransport – manchmal sogar mit dem Fahrzeug des Geschädigten – keine Schwierigkeiten macht. Auch wenn die Beuteerwartungen nicht erfüllt werden, können hohe Einbruchs- oder Vandalismusschäden entstehen. Die Gefahr, in Einfamilienhäusern Opfer eines Einbruchs zu werden, ist 3,5-mal so hoch wie in Mehrfamilienhäusern. Das liegt an der höheren Beuteerwartung der Täter.

Knapp 80 % der Einbrüche in Einfamilienhäuser werden über Fenster und Fenstertüren verübt. Ein Einbrecher braucht weniger als zehn Sekunden, um diese zu öffnen. In Mehrfamilienhäuser dringen 55 % der Täter über die Haustür ein, 45 % kommen durch die Fenster. Das sind seit Jahren eindeutig die größten Schwachstellen. Hohe Schäden entstehen auch in Einzelhandelsgeschäften, Praxen und Handwerksbetrieben, bei denen kein ausreichender mechanischer Widerstand anzutreffen ist.

Häufig ist zu beobachten, dass die mechanische Sicherheitskonzeption nicht stimmig ist – hier einige Beispiele:

 

  • Einbau von Sicherheitssonderverglasungen im Erdgeschoss – jedoch ist es leicht, über die Fassade in ungeschützte Etagen zu gelangen 
  • Einbau von Türen mit hohem mechanischen Widerstandszeitwert – in Wänden ohne adäquaten Widerstandszeitwert 
  • Einbau von hochwertigen Türen – es fehlen aber hochwertige Bänder, Sicherheitsbeschläge und Profilzylinder 
  • Einbau hochwertiger Schließanlagen – jedoch werden Ausgabe und Verbleib von Schlüsseln nicht überwacht (Schlüsselverwaltung) 

 

Angriffsart und Arbeitsweisen

Wie groß das Risiko für unberechtigtes Eindringen (Intrusion) ist, hängt davon ab, wie die Täter vorgehen und ausgerüstet sind, wie viel Zeit sie haben bzw. sich nehmen müssen (Widerstandszeitwert), ob sie Lärm machen können und ob sie Licht oder Strom brauchen. Auch der sichtbar leichte Abtransport der Beute kann entscheidend sein. Gerade in Industrie- und Gewerbegebieten, bei Bürogebäuden aber auch bei ungesicherten Wohnhäusern finden Einbrecher oft sehr günstige Bedingungen vor. 

Meist werden Öffnungen – wie leicht erreichbare Fenster- und Fenstertüren – mit körperlicher Gewalt oder mit einfachen Hebelwerkzeugen (Brecheisen und Schraubendreher) überwunden, denn übliche einfache Konstruktionen bieten keinen ausreichenden Schutz. Bei entsprechender Beuteerwartung machen sich die Einbrecher auch schon mal mehr Arbeit und verwenden Schlagwerkzeuge, Schlagaxt, Stemmeisen, Hammer, Meißel, Winkelschleifer, Stich- und Säbelsägen und andere elektrische oder hydraulische Werkzeuge zur Überwindung stabilerer Hindernisse.

Das Aufbohren oder Ziehen von Schlössern, Aufstemmen von Bauteilen aller Art und bei besonderen Objekten der Einsatz von Seilwinden, Trennschleifern, Sauerstofflanzen, Kernbohrgeräten und Schneidbrennern sollte berücksichtigt werden. In wenigen Sekunden können mittels eines sog. Schlagschlüssels abgeschlossene Türen geöffnet werden. Der Schlüssel wird einfach in den Schließzylinder eingeführt und lässt sich durch Schläge schon nach kurzer Zeit drehen und entriegelt so das Schloss.

Schlagschlüssel für die unterschiedlichsten Schließzylinder lassen sich relativ einfach im Internet bestellen – teilweise sogar mit entsprechender Anleitung. Dagegen helfen nur Schließzylinder, die gegen diese Methode – auch Schlagpicking genannt – sicher sind, wie z.B. Schließzylinder mit dem VdS-Gütesiegel.

Ein Feld für Dunkelmänner

Die Mehrzahl der Einbrecher in Wohngebäude und Gewerbebetriebe sind Gelegenheitstäter, die bei der Suche nach einem geeigneten Objekt Schwachstellen erkennen und nutzen. Die meisten Bürogebäude, Geschäfte, Werkstätten, Fabrikationsstätten, Industriebetriebe und Lagerräume sind zur Nachtzeit und an Wochenenden, besonders in relativ unbewohnten Gebieten, schlecht gesichert und unbewacht. Wohnhäuser und Wohnungen sind dagegen eher tagsüber gefährdet, weil die Bewohner erkennbar unterwegs sind und die Nachbarn meist wenig wachsam sind.

Solche relativ schutzlosen Objekte sind ein dankbares Feld für "Dunkelmänner" aller Art. Von Stadtstreichern, Durchreisenden, Frauen und Kindern als Tageswohnungsseinbrechern bis hin zum "Berufseinbrecher" – sie finden alle reichlich ungesicherte Beute, an die sie relativ ungestört herankommen und deren Abtransport keine Schwierigkeiten macht.

Viele Einbrecher bestreiten damit ihren Lebensunterhalt oder finanzieren ihre Sucht. Profis klauen eher auf Bestellung, d.h. sie liefern ihre Beute sofort an ihre Zwischenhändler ab, die die Waren ebenfalls schnell weiterveräußern und damit deren Herkunft verschleiern. Das Internet als globale Marktplattform für Alles und Jeden, die Mobilität der Händler und unzählige Flohmärkte erleichtern ebenfalls den Absatz. Damit wird es für die Polizei schwer, Diebesgut zuzuordnen und die Beteiligten zu überführen.

Nichts zu holen?

Viele denken: "Bei mir ist nichts zu holen". Wahr ist: Grundsätzlich wird alles geklaut, was sich leicht zu Geld machen lässt und keine besonderen Transportprobleme macht. Natürlich stehen Bargeld, Schmuck, Kunstgegenstände, Computer und Unterhaltungselektronik bei den Tätern immer noch hoch im Kurs. Da es aber praktisch für alles einen Absatzmarkt gibt, kann die Beute auch aus allen anderen denkbaren Waren bestehen – z.B. aus wertvollen Maschinen, Praxisausstattungen oder Werkzeugen.

Hochwertige Baumaschinen verschwinden täglich überall in Deutschland. Regelmäßig werden ganze Kollektionen aus Bekleidungsgeschäften, Hunderte von Marken-Sportschuhen, die neuesten Modelle aus Fahrradläden, hochwertige Brillengestelle aus Optikergeschäften oder prothetisches Material aus kieferorthopädischen Praxen bei Nacht und Nebel abtransportiert. Oft kommen auch noch erschreckende Vandalismusschäden dazu.

Mechanik als Intrusionsschutz

Mechanische Sicherungen, die sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, stehen bei allen Sicherheitsüberlegungen an erster Stelle. Sie können dem Täter einen definierten Widerstand entgegensetzen und damit einen Einbruch verhindern oder wesentlich erschweren. Barrieren sind außerdem meist Lärmhindernisse. Außerdem sind sie straf- und versicherungsrechtlich von Bedeutung.

Grundelemente für einen wirksamen Einbruchschutz sind je nach Sicherheitsgrad:

 

  • Mechanischer Perimeterschutz (Zäune, Mauern, Wände, Übersteigschutz, Bewuchs, Durchfahrschutz), 
  • Zugangskontrollanlagen (Mitarbeiter-, Besucher- und Lieferantenzugänge), 
  • Fassaden mit gleichem Widerstandszeitwert wie die Öffnungen und ohne Kletterhilfen, Versteck- und Ablagemöglichkeiten, 
  • Sicherheitsverglasung im Pfortenbereich und in sonstigen sensitiven Bereichen, die ohne Hilfsmittel erreicht werden können (z.B. EG),
  • Sicherheitssonderverglasungen nach DIN EN 356 (gegen manuelle Angriffe) oder nach DIN EN 1063 (gegen Beschuss), 
  • VdS-anerkannte einbruchhemmende Türen (DIN V EN V 1627-1630), d.h. geprüft sind Türblatt, Bänder, Zarge, Mehrpunktverriegelung, Schutzbeschläge und Schließzylinder mit Schutz gegen Bohren, Nachschließen und Ziehen. 

 

Investition in die Zukunft

Für jede Branche, jedes Unternehmen und jedes Wohnhaus sind unterschiedliche und individuelle Sicherungskonzepte notwendig. Die Erfahrung zeigt, dass man sich vor Einbrüchen wirksam und angemessen schützen kann. Ein Drittel der Einbrüche scheitert an guten (auch mechanischen) Sicherheitsvorkehrungen. Die wenigsten Einbrecher sind Profis, sie werden von deutlich erkennbaren Sicherungsmaßnahmen abgeschreckt. Dadurch lassen sich Leben, Gesundheit und Eigentum besser schützen.

Gute mechanische Sicherungseinrichtungen bieten nur dann einen wirksamen Grundschutz, wenn sie auch fachgerecht eingebaut werden. Daher empfehlen die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen die Beauftragung von Fachunternehmen. Sie sind nämlich in der Lage, den Einbruchschutz durch sicherungstechnisch und handwerklich fachgerechte Planung, Montage und Instandhaltung zu verbessern.

Entsprechende Adressennachweise von regionalen Errichterunternehmen für mechanische Sicherungen sind dort, ähnlich wie für Überfall- und Einbruchmeldeanlagen, erhältlich. Wenn dann auf der Basis des mechanischen Grundschutzes der Elektronikfachmann bei besonderen Risiken eine Einbruchmeldeanlage projektiert, sind die Risiken noch geringer. Technische Sicherheitsmaßnahmen – erst außen, dann innen und erst mechanisch, dann elektronisch – sind Investitionen in die Zukunft.