Safety

Schutz vor Kopfverletzungen auch von der Seite

11.10.2022 - Sicherheitshelm „Pronamic Alpine“: Uvex integriert Sicherheitssystem von Mips.

Sicherheitshelme sollen die Träger vor schweren Kopfverletzungen schützen. Doch selbst die zugrunde­liegenden Normen für Industrieschutzhelme berücksichtigen dabei lediglich vertikal auf den Helm auftreffende Kräfte. In Wirklichkeit jedoch erfolgen Stöße und Schläge auf den Kopf so gut wie nie ausschliesslich vertikal und auf den höchsten Punkt ausgerichtet. Vielmehr sind Treffer in seitlichem Winkel und an verschiedenen Stellen des Helms die Regel, die starke Rotationsenergien auf den Kopf ausüben und zu Hirnschädigungen führen können.

Aus diesem Grund hat der im bayrischen Fürth ansässige Arbeitsschutz-Spezialist Uvex das Sicherheitssystem des schwedischen Unternehmens Mips in seinen neuesten Sicherheitshelm integriert. Der Pronamic Alpine Mips wurde dabei konzipiert, jene gefährlichen Rotations-Energien abzumildern. GIT SICHERHEIT hat nachgehakt und Wolf Wagner, Director Produktgruppen­management Head bei Uvex, und Thomas Grzybowski, Business Development Manager DACH – Safety bei Mips, zum Interview gebeten.

 

GIT SICHERHEIT: Herr Wagner, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur neuen Partnerschaft mit Mips. Natürlich interessiert es unsere Leserinnen und Leser, wie es überhaupt zur Partnerschaft gekommen ist und welche Intention Uvex dabei antreibt.

Wolf Wagner: Uvex treibt bei jeder Produktneuentwicklung und Partnerschaft zuallererst unsere Mission „protecting people“ an. Mit Mips arbeiten wir für unsere Fahrradhelme und Reithelme bei Uvex Sports bereits seit Jahren zusammen. Die Integration dieser zusätzlichen innovativen Technologie zur Verbesserung des Schutzes gegen Rotationsbewegungen auch in unsere Arbeitsschutzhelme war für uns also der nächste logische Schritt.

 

Mit dem neuen Multifunktionshelm Pronamic Alpine ist nun ein Sicherheitshelm mit integriertem Mips Sicherheitssystem auf dem Markt verfügbar. Welche Vorteile bietet dieses System und warum bringt es ein echtes Plus an Sicherheit mit sich?

Thomas Grzybowski: Das Mips Sicherheitssystem wurde entwickelt um eine kontrollierte, multidirektionale Bewegung der Helm-Aussenschale in dem extrem kurzen Moment des Helm-Aupfralls zu ermöglichen, was gleichzeitig dem Zweck dient, die durch den Aufprall erzeugte Rotations-Energie zu reduzieren, die ansonsten an den Kopf weitergeleitet werden könnte. Das menschliche Gehirn reagiert sensibler auf eine rotationale als auf eine lineare Bewegung, da das Gehirn ähnliche Scherkraft-Eigenschaften aufweist wie etwa Wasser oder ein Gel. Wenn dann als Konsequenz der Rotations-Bewegung unterschiedliche Bereiche des Gehirns in Relation zueinander in Bewegung versetzt werden, könnte dies zu einer Dehnung des Gehirn-Gewebes führen, was schlussendlich eine Gehirnerschütterung oder andere Gehirn-Verletzungen zur Folge haben kann.

 

Bleiben wir noch einen kurzen Moment beim Sicherheitsaspekt. Im Bereich Arbeitsschutz gibt es eine Vielzahl von Normen. Welche davon müssen bei Sicherheitshelmen erfüllt sein und wo greifen diese Ihres Erachtens zu kurz?

Thomas Grzybowski: Im Bereich des professionell genutzten Kopfschutzes wären im europäischen Kontext vor allem drei Normen an dieser Stelle zu benennen: Die EN397 als die europäische Schutznorm für industriellen Kopfschutz, die EN12492 Kletterhelm-Norm sowie die EN14052 Norm für Hochleistungs-Industrie-Schutzhelme. Alle drei eben genannten Normen weisen jedoch eine entscheidende Lücke auf: Sie befassen sich nicht mit der Rotations-Geschwindigkeit und Beschleunigung im Falle eines dezentrierten, schräg aufkommenden Aufpralls auf den Helm. Mips adressiert genau diese Lücke mit Hilfe von Drei-Achs-Rotations-Tests und eines in die eben genannten Schutzhelm-Typen integrierbaren Sicherheitssystems, mit dem Ziel gesundheitsschädliche Rotationen zu vermindern.

 

Welche Zielgruppen im Bereich Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit hat Uvex mit dem neuen Helm im Blick?

Wolf Wagner: Die Zielgruppen sind ganz klar alle Kunden, die nach einem Helm suchen, der über die Norm hinausgehenden Schutz bietet. Da fallen einem sehr viele Spezialanwendungen ein, wie beispielsweise in der Höhenarbeit, im Forst / Gala / Baumpflege oder im Bau. Allgemein können wir den Helm aber für alle Beschäftigten mit Helmtragepflicht empfehlen – durch die Kombination der beiden Normen EN397 und EN12492 und optional die zusätzliche Mips Technologie bietet der Helm einfach einen sehr guten und vor allem gegenüber dem klassischen EN397 Industrieschutzhelm deutlich verbesserten Schutz.

 

Gegenwärtig sind natürlich Lieferzeiten und Verfügbarkeit ein heikles Thema. Ab wann kann ich als Kunde denn den neuen Helm bestellen und wie lange dauert es von da ab, bis ich ihn in den Händen halten kann?

Wolf Wagner: Die Zertifizierung des Helms in den Versionen mit und ohne Mips Technologie ist vollständig abgeschlossen und wir haben eine erste Verfügbarkeit von Mustern im September 2022, so dass eine Bemusterung und Tragetests bei Kunden initiiert werden können. Die Serienverfügbarkeit mit größeren Mengen ist dann für Oktober sichergestellt. Den Helm wird es dementsprechend auch auf der Arbeitsschutz Aktuell Messe in Stuttgart und auf der bauma Messe in München auf unseren Ständen zu sehen geben.

 

Und dann noch ein Blick in die Glaskugel. Wie wird die Partnerschaft von Uvex und Mips in Zukunft aussehen? Wird es weitere Modelle mit integriertem Mips Sicherheitssystem geben? Und kommt diese Technologie womöglich noch in anderen Bereichen zum Einsatz?

Wolf Wagner: Wir bewerten bereits, bei welchen Helmen wir die Technologie noch integrieren können. Eine spannende Anwendung wäre sicherlich unser Uvex pheos forestry Waldarbeiterset. Außerdem denken wir an unseren pheos planet Helm, ein Produkt aus unserem Uvex Nachhaltigkeitskonzept protecting planet.

Thomas Grzybowski: Der Rotations-Aspekt eines Helmes und somit des Kopfes kann heutzutage in nahezu allen professionellen Bereichen der Helm-Nutzung festgestellt werden, so etwa wie eben erläutert im Baugewerbe, im Forstbereich, im Falle von Höhenarbeit oder bei Rettungs-Einsätzen, bei all denjenigen Tätigkeiten also, bei denen ein Schutzhelm zum persönlichen Schutz eingesetzt wird. Deshalb wird auch eines unserer Ziele darin liegen, den Schutz vor Rotationsbewegungen im Falle weiterer Helm-Typen möglich zu machen. Ganz unserer Mission folgend „die Welt zu sichereren Helmen zu führen“, freuen wir uns auf die Fortsetzung unserer Kooperation mit nun zwei neuen Uvex-Mips-Schutzhelmen – denn neben dem pronamic alpine ist nun auch der Schutzhelm pheos S-KR mit integriertem Mips-Sicherheitssystem erhältlich. Dies in völliger Übereinstimmung mit unserer Anfang des Jahres verkündeten Partnerschaft. Wir unterstützen damit unseren Partner in seinem Bestreben, seinen Kunden von Kopf bis Fuß den bestmöglichen Schutz zu bieten.

Kontakt

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Würzburger Str. 181-189
90766 Fürth

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MIPS Deutschland GmbH & Co. KG

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