Safety

Dräger - Der Filtering Face Piece Shop

FP2-Masken: von der Herstellung bis zum Endkunden

31.03.2021 - Die Drägerwerk AG & Co. KGaA in Lübeck, bekannter Hersteller für Geräte und Systeme aus der Medizin- und Sicherheitstechnik, hat bereits zu Beginn des Dezembers 2020 einen Onlineshop für FFP2-Masken eröffnet. Genau rechtzeitig, wie sich schnell zeigte, denn Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Länder vereinbarten Mitte Januar, das Tragen einer FFP2- oder OP-Maske z. B. beim Einkaufen zur Pflicht zu erheben.

Es ist gerade das zweite mal in der Firmengeschichte, dass die Drägerwerke ein solches Angebot für den privaten Endverbraucher anbieten. Grund genug für GIT SICHERHEIT einmal genauer bei Michael Reinhart, Head of Business Field Manufacturing Industries, und Denis Beisch, regionaler Produkt Marketing Manager für leichten Atemschutz und Körperschutz, nachzufragen.

Herr Reinhart, Ihr neuer FFP-Shop ist seit Dezember online – mit einem Angebot, das zumindest unter Normalverbrauchern zu normalen Zeiten vergleichsweise skurril wirken würde. Nun gibt es die FFP-Masken ja vielfach zu kaufen, warum haben Sie diesen Shop eingerichtet?

M. Reinhart: Seit Beginn der Pandemie sehen wir bei Dräger eine weltweit stark erhöhte Nachfrage nach Atemschutzmasken. Dank der ausgeweiteten Kapazitäten können wir nun eine sehr viel breitere Nutzergruppe mit unseren Produkten versorgen und schützen. Auch wenn, wie schon in der Vergangenheit, Geschäftskunden in der Industrie, der Gesundheitssektor sowie öffentliche Einrichtungen (Behörden) im Vordergrund stehen, wollten wir auch Privatpersonen nun ein Angebot machen.

Geben Sie uns eine kleine Blitz-Produktkunde? Woraus bestehen FFP-Masken genau, aus welchen Schichten und Materialien?  

D. Beisch: Unsere FFP-Masken bestehen aus verschiedenen Schichten. Eine hautverträgliche und feuchtigkeitsabweisende Kontaktschicht aus weichem Vlies stellt die innerste Schicht dar und sorgt für ein angenehmes Tragegefühl. Darüber liegen filtrierende Meltblown-Schichten. Damit kleine Aerosolpartikel nicht durch die Maske gelangen, kommt bei FFPs ein spezielles Filtermaterial zum Einsatz, das sogenannte „Meltblown-Spinnvlies“. Damit ermöglichen wir sowohl eine mechanische als auch eine elektrostatische Schutzwirkung. Die mechanische Schutzwirkung basiert auf der Anordnung des Filtermaterials und dessen eigentlicher Filterleistung. Die elektrostatische Schutzwirkung hingegen kann mit der eines Staubtuchs verglichen werden: Die Partikel werden an den Fasern des Materials festgehalten. Über den filtrierenden Schichten befindet sich dann noch das formgebende Vliesmaterial sowie eine schützende Außenschicht, die z. B. Flüssigkeitsspritzer abhält. So kommt die hohe Schutzwirkung unserer FFP-Masken zustande.

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Filterleistung und Dichtigkeit sind wohl die beiden maßgeblichen Qualitätsfaktoren – und es geht auch um Komfort?

D. Beisch: Insbesondere, wenn Masken über eine längere Zeit getragen werden, ist der Komfort enorm wichtig. Bei Dräger wollen wir nicht nur den größtmöglichen Schutz, sondern auch den bestmöglichen Tragekomfort bieten. Das fängt bei der Auswahl des Materials an, das mit der Haut in Berührung kommt, geht über die Kopfbänderung für ein einfaches An- und Ablegen der Maske sowie komfortables Tragen bis hin zur Gestaltung des Nasenclips für ein Tragen ohne Druckgefühl. Außerdem spielt der Atemwiderstand eine große Rolle für den Komfort.

Ist denn etwas Spiel beim Tragen erlaubt? Und wie sieht es mit Trägern von Bärten aus, sei es ein Dreitagebart oder ein Vollbart?

D. Beisch: Der Dichtsitz der Maske und die Passform sind besonders wichtig. Das überprüfen wir auch beim sogenannten Fit-Testing. Nur, wenn die Maske wirklich gut sitzt und dicht am Gesicht anliegt, sodass keine Leckagen entstehen, kann sie ihre maximale Schutzwirkung entfalten. Durch das Tragen eines Barts kann der Dichtsitz der Maske beeinträchtigt werden. Es können Leckagen entstehen, die ein Eingangstor für Schadstoffe sind. Um den Dichtsitz der Maske zu überprüfen, muss der Nasenclip an den FFPs von oben nach unten gestrichen werden, damit sich die Maske dem Gesicht ideal anpassen kann. Nach dem Zurechtrücken der Maske sollte der Träger sie mit beiden Händen umfassen und kräftig atmen. Falls noch Luft ausströmen sollte, müssen der Nasenclip und der Sitz der Maske allgemein erneut überprüft werden.

Woher kommen FFP-Masken eigentlich in der Regel – und wie und wo werden speziell Ihre Dräger-Masken hergestellt? Gibt es Unterschiede zum weltweiten Wettbewerb?

M. Reinhart: Vor der Pandemie haben wir unsere FFP-Masken in unseren Produktionsstätten in Schweden und Südafrika hergestellt. Mittlerweile haben wir die Produktion dort nicht nur deutlich erweitert, sondern haben für ein stabiles internationales Produktionsnetzwerk für Schutzausrüstung auch ganz neue Fertigungsstätten geschaffen. In Frankreich wurde eine neue Fertigung für FFP2- und FFP3-Masken errichtet, die im Oktober 2020 den Betrieb aufgenommen hat. Zudem ist im September 2020 eine neue Fertigung an der US-Ostküste in den Betrieb gegangen und Ende 2020 eine neue Fertigung in Großbritannien. Einen Großteil unserer Masken produzieren wir also in Europa. In all unsere Produkte fließt unsere jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Atemschutz, viel Sorgfalt, von der Auswahl der Rohmaterialien bis zum fertigen Produkt, und auch die gemeinsame Leidenschaft aller Mitarbeitenden für „Technik für das Leben“ ein.

Eine Maske hält nicht ewig – deshalb bieten Sie auch Abos an. Welche Taktung ist denn hier sinnvoll?

M. Reinhart: Das ist natürlich sehr individuell und kommt unter anderem darauf an, wofür und wie oft jemand eine FFP-Maske nutzt. Nationale Regularien sehen vor, dass eine FFP-Maske maximal acht Stunden pro Tag, also für die Dauer einer Schicht, getragen werden sollte.

Kann man Masken waschen – oder sie im Backofen reinigen, wie man verschiedentlich hört?

D. Beisch: FFP-Masken sind als Einwegmasken geprüft und zugelassen. So sieht es die zugrundeliegende Norm für FFPs, die EN 149, vor. Somit ist eine Wiederaufbereitung für unsere Masken nicht vorgesehen. Die Elektrostatik kann bei einer Reinigung, Desinfektion oder anderen Wiederaufbereitungen, z. B. durch UV-Bestrahlung, radioaktive Strahlung oder Hitze, geschädigt oder ganz zerstört werden. Die FFP-Maske würde dann ggf. keine Schutzwirkung mehr besitzen. Im Zuge der Zertifizierung werden FFP2-Masken 24 Stunden bei 70 °C gelagert. Dabei nehmen sie keinen Schaden. Diese Temperatur reicht Untersuchungen zufolge jedoch nicht aus, um die Viren- und Bakterienkonzentration in ausreichendem Maße zu reduzieren – das wäre erst nach 60 Minuten bei 80°C trockener Hitze der Fall. Durchgeführte Tests in unserem Labor mit unseren FFP2-Masken haben ergeben, dass bei 80 °C jedoch die Masken in ihrer Qualität in Mitleidenschaft gezogen werden können.

In den ersten Monaten der Pandemie hieß es noch, man solle die FFP-Masken dem Personal im Gesundheitswesen überlassen. Von Knappheit ist aber heute offenbar nicht mehr die Rede?

M. Reinhart: Die Versorgungslage hat sich zwar verbessert, aber aus unserer Sicht sind gute Masken weiterhin knapp. Nahezu die gesamte Kapazität unserer Produktion geht nach wie vor weltweit in viele Anwendungen des Gesundheitswesens, an Kunden der öffentlichen Hand und in diverse systemrelevante kritische Industrien. Wir haben bereits 2020 unsere Kapazitäten signifikant erhöht und sind auch in diesem Jahr noch dabei, unsere Kapazitäten mit denen im Zulauf befindlichen Maschinen weiter zu steigern. So wird sich unsere monatliche Kapazität dieses Jahr im Vergleich zum Jahresende 2020 noch einmal um rund 30 % erhöhen.

Was halten Sie von einer jetzt teils eingeführten Verpflichtung zum Tragen von FFP-Masken (im Lebensmitteleinzelhandel und ÖPNV)?

M. Reinhart: FFP-Masken ab der Klasse 2 werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Robert-Koch-Institut (RKI) als wirksamer Schutz vor dem Corona-Virus empfohlen. Sie sind in der Lage luftgetragene biologische Arbeitsstoffe, wozu auch die Coronaviren gehören, zu filtern. Eine FFP2-Maske muss laut Norm mindestens 94 % aller Partikel, die bis zu 0,6 μm groß sind, aus der Luft filtern können. Zudem schützt sie den Träger und dessen Umfeld vor Aerosolen.

Der Shop ist jetzt ja seit Dezember online. Sie richten sich hier ausdrücklich an den Endkunden. Wie kommt das auf dem Markt an? Gibt es Feedback von Kunden?

M. Reinhart: Durch die kürzlich verkündeten neuen Regelungen sehen wir auch in unserem Webshop ein höheres Besucheraufkommen und mehr Bestellungen. Alles in Allem repräsentiert der Absatz an die für uns neue Nutzergruppe der privaten Anwender allerdings immer noch einen sehr kleinen Anteil am Absatz.

Kontakt

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