Brandschutz

Brandschutz: Betriebliche Notfallorganisation hilft in Gefahrenlagen

05.10.2011 - Bricht in einem Betrieb ein Feuer aus, ist es wichtig, überlegt zu handeln. Besitzt der Standort eine Notfallorganisation und einen durchdachten Notfallplan, können in Zusammenarbe...

Bricht in einem Betrieb ein Feuer aus, ist es wichtig, überlegt zu handeln. Besitzt der Standort eine Notfallorganisation und einen durchdachten Notfallplan, können in Zusammenarbeit mit der zuständigen Feuerwehr oft größere Schäden verhindert werden. Wer nicht ausreichend vorbereitet ist, dem drohen im Ernstfall erheblich größere Schäden, weil wichtige Zeit verloren geht und entscheidende Gegenmaßnahmen nicht richtig greifen.

Ohne Notfallplan geht wertvolle Zeit verloren

„Die Feuerwehr ist so gut ausgebildet, dass sie mit allen Brandarten richtig umzugehen weiß und schnell und adäquat reagieren kann", erklärt Frank Drolsbach, Direktor Operations und Engineering Manager bei FM Global, einem der weltweit führenden Industrieversicherer. „Dazu benötigt sie jedoch Informationen über das Gefahrenpotential im Betrieb und die örtlichen Begebenheiten."

Sonst kann bei Großbränden wertvolle Zeit verloren gehen, weil sich die Einsatzkräfte am Unternehmensstandort nicht auskennen und sich zunächst erst einen Überblick über das Gelände verschaffen müssen. Ist die Feuerwehr zudem nicht informiert, wo Gefahrenquellen lauern, kann das nicht nur die Einsatzkräfte in erhöhte Gefahr bringen, sondern auch die Ausbreitung des Brandes begünstigen, wenn das Gefährdungspotential nicht rechtzeitig erkannt wird. Sind die Einsatzkräfte nicht auf die verschiedenen Brandschutzanlagen im Betrieb vorbereitet, kann es passieren, dass diese nur fehlerhaft oder gar nicht eingesetzt werden können.

Verantwortlichkeiten genau abstimmen
„Im Ernstfall zeigt sich: Nur eine effektive Notfallorganisation und ein sorgfältig ausgearbeiteter Feuerwehrplan können dazu beitragen, dass im Brandfall die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr schnell und reibungslos funktioniert", sagt Drolsbach. Er spricht aus Erfahrung. „Unsere Statistik zeigt, dass in Unternehmen, die zum Zeitpunkt eines Brandes über keine Notfallplanung verfügten, in vier von fünf Fällen das Schadenausmaß hätte drastisch reduziert werden können, wenn die Notfallorganisation entsprechend aufgestellt gewesen wäre."

Entscheidend ist, dass eine durchdachte Notfallorganisation existiert und die beteiligten Mitarbeiter genau wissen, was vor, während und nach einer Notsituation zu tun ist, um Schäden im Betrieb einzudämmen. Dazu muss klar festgelegt sein, was von jedem einzelnen Helfer erwartet wird und welche Verantwortlichkeiten ihm im Notfall übertragen werden.

Checkliste: Wie baut man eine Notfallorganisation auf

Mit der Notfallorganisation angemessen auf Gefährdungen reagieren
„In einem ersten Schritt sollten Pläne für diejenigen Notfälle oder Katastrophen ausgearbeitet werden, die am ehesten für den jeweiligen Standort zu erwarten sind", sagt FM Global-Experte Drolsbach. „So sind die Mitarbeiter im Falle eines Feuers oder einer Explosion sofort in der Lage, anhand eines Notfallplans geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen." Auch die immer häufiger auftretenden Naturgefahren wie Sturm und Hochwasser sollten in diesen Plänen berücksichtigt und entsprechende Gegenmaßnahmen festgelegt werden.

Die Mitgliederzahl einer Notfallorganisation richtet sich nach Größe und Art des Betriebes. Dabei müssen geographische und baulichen Gegebenheiten, aber auch Gefahrenquellen wie Gasleitungen oder brennbare Stoffe berücksichtigt werden. Vor allem in Unternehmen mit Schichtbetrieb ist zu beachten, dass die Organisation für jede Schicht ausreichend besetzt ist. Dies gilt auch für Zeiten, in denen der Betrieb ruht, beispielsweise an Sonn- und Feiertagen oder nachts. Dann sollte ein entsprechend geschulter Sicherheitsdienst die Aufgaben der Notfallorganisation übernehmen und diese bei Notfällen umgehend informieren.

Mitarbeiter für Gefahrenlagen ­sensibilisieren
„Setzen Sie auch Stellvertreter ein, für den Fall, dass reguläre Mitglieder durch Krankheit oder Urlaub verhindert sind", rät Drolsbach. „Vorsicht zahlt sich aus, denn Notfälle treten vor allem dann ein, wenn man am wenigsten damit rechnet und das Schadenpotential somit am größten ist." Das belege auch die Statistik. Insbesondere der Schließrunde des Wachdienstes nach Betriebsende komme eine große Bedeutung zu. „Die Erfahrung zeigt, dass direkt nach Betriebsschluss ein erhöhtes Brandrisiko besteht", so der Engineering Manager. „Denn immer wieder passiert es, dass Maschinen oder wärmeerzeugende Anlagen nicht abgeschaltet, Fenster oder Türen nicht geschlossen oder glimmende Zigarettenreste zurückgelassen werden."

Trotz allem bleibt eine kleinere, aber effiziente Notfallorganisation in jedem Fall einer großen vorzuziehen, die lediglich auf dem Papier existiert. Deshalb müssen die Mitglieder der Notfallorganisation gezielt lernen, sich in Krisensituationen richtig zu verhalten. Durch Simulationen von Notfällen, soweit möglich gemeinsam mit der Feuerwehr, können Reaktionszeit und Organisationsstrukturen der betrieblichen Notfallorganisation überprüft und gefördert werden. Davon profitiert auch die Feuerwehr, denn nur eine effizient agierende Notfallorganisation kann sie erfolgreich unterstützen. Auch empfiehlt es sich, die Zusammenarbeit mit Polizei, Rettungsdiensten und behördlichen Stellen wie Umweltämtern zu koordinieren. Während die Mitarbeiter in praktischen Übungen lernen, schnell und effektiv zu handeln, sollten die Übungen durch zusätzliche Schulungen ergänzt werden, um ein tiefergehendes Verständnis zu wecken und die Kenntnisse der Mitarbeiter regelmäßig aufzufrischen.

Die Notfallorganisation im Einzelnen
Der Verantwortliche Leiter analysiert das Gefahrenpotential, beschreibt mögliche Schadenszenarien (Feuer, Sturm, Hochwasser, Erdbeben, Schneelast), legt Schutz- und Rettungsmaßnahmen fest und ermittelt den Personalbedarf. Er organisiert Schulungen und Notfallübungen und aktualisiert die Notfallpläne. Da der Leiter kein Spezialist für alle Risiken sein kann, sollte er auch auf die Kenntnisse von Betriebsingenieuren und der Risikoberater seines Versicherers zurückgreifen.

Aufgabe des Alarmverantwortlichen ist es, bei Gefährdungen alle Mitglieder der Notfallorganisation zu alarmieren. Dazu verfügt er über eine aktuelle Mitgliederliste einschließlich aller Stellvertreter. Er verständigt auch Feuerwehr und Rettungsdienste.
In gesprinklerten Unternehmen wird ein Schieberwart benötigt, der die Standorte aller Sprinklerschieber kennt und für ihre Bedienung zuständig ist. Bei einem Feuer überzeugt er sich, dass alle den Brandbereich kontrollierenden Schieber vollständig geöffnet wurden und so lange geöffnet bleiben, bis die Anweisung vom Einsatzleiter der Feuerwehr kommt, die Schieber zu schließen.

Der Pumpenwart überprüft, ob die Feuerlöschpumpe automatisch gestartet ist. Versagt die Startautomatik, setzt er die Pumpe manuell in Betrieb, damit der Löschtrupp die Entstehungsbrände bis zum Eintreffen der Feuerwehr bekämpfen kann. Dies gilt jedoch nur so lang, wie eine Personengefährdung ausgeschlossen werden kann. Der Löschtrupp muss mit dem Standort und der Handhabung aller Feuerlöscher und der tragbaren Löschausrüstung vertraut sein. Dazu gehört auch die Wahl des richtigen Löschmittels.
Der Wartungstechniker kennt das gesamte Rohrleitungssystem und kann in einer Notsituation gezielt die Zufuhr von brennbaren Gasen oder Flüssigkeiten und anderen Gefahrenstoffen unterbinden - nicht nur bei Feuer, sondern auch bei Erdbeben oder Überflutungsgefahr. Der Elektriker ist für die Abschaltung elektrischer Gebläse oder Be- und Entlüftungsanlagen verantwortlich, um die Frischluftzufuhr zu stoppen und eine weitere Rauch-, Ruß- und Brandausbreitung zu unterbinden.
Nach einer Notsituation leitet eine Bergungstruppe frühestmöglich Maßnahmen zur Bergung von Maschinen, Anlagen und Vorräten ein, da es nach einem Notfall das vorrangige Ziel sein muss, den reibungslosen Betriebsablauf schnellstmöglich wiederherzustellen. Mitunter kann es ratsam sein, eine Spezialfirma hinzuzuziehen.
Ein entsprechend geschulter Wachdienst sollte ebenfalls in die Organisation eingebunden sein, damit dieser die Aufgaben der Notfallorganisation in betriebsfreien Zeiten übernehmen kann.

Maßnahmenkatalog zum Brandschutz
Sofortmaßnahmen:

  • Informieren Sie die zuständige Feuerwehr über Ihr Unternehmen, Bebauung und Zugänge.
  • Vergewissern Sie sich, dass die Feuerwehr problemlos Zugang zum Betriebsgelände hat.
  • Prüfen Sie, ob die Feuerwehreinspeisung leicht zugänglich und funktionsfähig ist.
  • Geben Sie der Feuerwehr Bescheid über außer Betrieb genommene Sprinkleranlagen oder Änderungen bei Gefahrstofflagern, Bebauung, Zugängen und Notfallplänen.

Mittelfristige Maßnahmen:

  • Organisieren Sie mit der Feuerwehr eine Betriebsbegehung und stimmen Sie einen Notfallplan ab.
  • Informieren Sie die Feuerwehr über betriebsspezifische Gefahren, wie leicht entzündliche oder brennbare Flüssigkeiten, Gase, brennbare Metalle, toxische oder radioaktive Substanzen sowie Werkstoffe, die mit Wasser chemisch reagieren.
  • Identifizieren Sie betriebswichtige Unterlagen und legen Sie Bergungsmaßnahmen fest.
  • Führen Sie mit der Feuerwehr und Ihrer Notfallorganisation eine Brandschutzübung durch.

 

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