Security

Wie SAST ein Sicherheitskamera-Ökosystem aufbauen will

20.05.2019 - Im September 2018 wurde SAST (Security and Safety Things) als direkte Antwort auf die aktuellen Trends bei Sicherheitskameras gegründet. SAST ist ein 100%iges Bosch Start-up mit 10...

Im September 2018 wurde SAST (Security and Safety Things) als direkte Antwort auf die aktuellen Trends bei Sicherheitskameras gegründet. SAST ist ein 100%iges  Bosch Start-up mit 100 Mitarbeitern und Geschäftssitz in München, das eng mit der ebenfalls 2018 gegründeten Open Security and Safety Alliance zusammenarbeitet. SAST gab ehrgeizige Ziele bekannt und erklärte als Vision des Unternehmens, eine bahnbrechende IoT-Plattform für Sicherheitskameras aufbauen zu wollen. GIT SICHERHEIT fragte bei Nikolas Mangold-Takao nach den weiteren Schritten von SAST und wie weit das Unternehmen bei der Entwicklung des Betriebssystems und globalen Marktplatzes ist.

GIT SICHERHEIT: Nikolas, können wir mit dem großen Ganzen beginnen, bevor wir ins Detail gehen? Was ist der Hintergrund der Aktivitäten von SAST?

Nikolas Mangold-Takao: Immer mehr Dinge in unterschiedlichen Bereichen unseres Lebens und in verschiedenen Branchen sind über das Internet verbunden und bilden das Internet of Things (IoT). Vor diesem Hintergrund haben wir bei SAST uns überlegt, wie wir dies für die Sicherheitsbranche nutzen können, in der zwei weitere Trends erkennbar sind: steigende Rechenleistung auf Netzwerkkameras und zunehmende Vernetzung. Insbesondere bei Videosicherheitskameras sehen wir dadurch die Möglichkeit, eine neue Stufe hochwertiger Lösungen mit Hilfe von Video Analytics zu etablieren.

Können Sie uns mehr Hintergrundinformationen darüber geben, woran SAST derzeit arbeitet, um diese Anforderungen zu erfüllen?

Nikolas Mangold-Takao: Wir bei SAST entwickeln ein offenes, Android-basiertes Betriebssystem für Sicherheitskameras. Dafür haben wir ein erstes Referenzkameramodell zu Entwicklungszwecken sowie einen Anwendungsmarktplatz für Developer bereitgestellt, damit diese Software-Lösungen produzieren. Wir wenden uns auch an Softwareunternehmen außerhalb der Branche, damit diese Apps für unser Operating System entwickeln. Und wir kooperieren bei allen Aktivitäten eng mit dem Branchenverband Open Security & Safety Alliance (OSSA) zusammen. Die OSSA wurde mit dem Ziel gegründet, unserer Branche mit der Definition von einheitlichen und konzertierten Standards für eine gemeinsame IoT-Infrastruktur und ein gemeinsames Betriebssystem neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.

Können Sie näher darauf eingehen und uns ­erläutern, was die Entwicklung der SAST genau bedeutet?

Nikolas Mangold-Takao: Wir bieten einen sicheren und skalierbaren globalen Marktplatz zur Bereitstellung und Verwaltung von cen für Sicherheitskameras. Unser Modell gleicht dem von Smartphones. Entwickler können somit Anwendungen auf einem offenen Softwarestandard programmieren und über den SAST App Store vertreiben – ähnlich den App Stores für Smartphone-Anwendungen. Bei einem Hackathon Anfang des Jahres hat sich gezeigt, dass unser Ansatz richtig ist: bereits nach zwei Tagen haben Entwickler echte Anwendungen für eine inszenierte Museumsumgebung programmiert, die auf unserer Referenzkamera einwandfrei lief.

Wer wird von den Aktivitäten von SAST profitieren?

Nikolas Mangold-Takao: Durch unsere offenes OS werden Innovationen für die gesamte Branche vorangetrieben. Wir glauben daran, dass Entwickler ganz neue Lösungen entwickeln und anbieten. Integratoren können diese direkt verwalten und ihren Kunden einfacher bereitstellen. Die Endnutzer haben die Auswahl aus einem breiteren und individuelleren Anwendungsspektrum.

Wo stehen Sie aktuell?

Nikolas Mangold-Takao: Wir haben auf der ISC West in Las Vegas erste Anwendungen vorgestellt und das SAST Ecosystem live gezeigt. Das Operating System läuft bereits auf ersten Prototyp-Kameras verschiedener Hersteller. Developement Partner wie Link Analytix, A.I. Tech, FF Group und Facesoft haben Apps für das Ecosystem entwickelt und waren ebenfalls mit einem eigenen Bereich auf dem Stand vertreten. Das MVP (Minimum Viable Product) des Betriebssystems ist bereits Anfang des Jahres vorgestellt worden und eine mit dem Betriebssystem ausgestattete Referenzkamera ebenfalls. Kamerahersteller und Anwendungsentwickler können seitdem darauf zugreifen, um Funktionalitäten zu testen.

Können Sie uns näher erläutern, wie Sie die ­Referenzkamera entwickelt haben und wie Sie mit Ihren Partnern zusammenarbeiten?

Nikolas Mangold-Takao: Wir arbeiten eng mit Kameraherstellern und Chipset-Entwicklern zusammen. Die Herausforderung bestand darin, ein Universalmodell als Grundlage und Referenz zu finden, das Herstellern ermöglicht, nach Bildtechnik oder Cyber-Sicherheit zu differenzieren. Die Referenzkamera ist eine Art Baukasten. Wir bei SAST stellen sicher, dass die Anwendungen auf der Referenzkamera und den zukünftig hergestellten Kameras laufen.

Dank der direkten Zusammenarbeit mit Chipset-Herstellern sollten Sie viel über die Zukunft der Videotechnologie erfahren haben. Können Sie uns ein paar Einblicke geben?

Nikolas Mangold-Takao: Sie sind mit der nächsten Generation hochleistungsfähiger Prozessoren zunehmend in der Lage, KI und maschinelles Lernen zu unterstützen. Die heute in Smartphones verwendeten Chipsets verfügen über mehrere Hochleistungs-CPUs und -GPUs – ich finde es wirklich spannend, diese Chipsets in unserer Branche einzusetzen.

Wo sehen Sie das größte Anwendungspotenzial?

Nikolas Mangold-Takao: Gesichtserkennungssoftware an Flughäfen ist ein Beispiel, bei dem ein von Sicherheitskameras aufgezeichnetes Gesicht in Echtzeit mit Fotos einer Datenbank verglichen wird. Zukünftige Plattformen können nicht nur Objekte in Videos erkennen, sondern auch menschliche Verhaltensmuster und diese im relevanten Kontext interpretieren. Videoanalyse wird zudem im Einzelhandel, in Restaurants oder in der Transportbranche eingesetzt, um Kundenverhalten, Wartezeiten oder Besucherzahlen zu untersuchen und besser zu analysieren. Neben der reinen Datenverarbeitung kann Software zusätzliche Aufgaben für die Videoanalyse durchführen: beispielsweise den automatischen Versand von Benachrichtigungen oder sogar die Einleitung von Maßnahmen. Und all dies findet in Echtzeit statt. Der Benutzer arbeitet somit mit intelligenten Systemen, die nicht nur unverarbeitete Videoaufnahmen, sondern einen echten Mehrwert bieten. Und zur Installation der App ist es noch nicht einmal erforderlich, die Kameras zu wechseln.

Welche anderen künftigen Entwicklungen werden Ihrer Erkenntnis nach den Markt beeinflussen?

Nikolas Mangold-Takao: Abgesehen von leistungsstarker Hardware und spezialisierten Anwendungen wird die Rolle die 5G-Mobiltechnologie für unseren Markt interessant sein. 5G soll 2020 eingeführt werden und verspricht, Daten 100-mal schneller als die aktuelle LTE-Technik zu übertragen. Neben schnelleren Updates oder Videostreams ermöglicht 5G mit den größeren Kapazitäten und kurzen Antwortzeiten für Netzwerkkameras zahlreiche neue Chancen. Geräte und Systeme unserer Branche lassen sich damit mit Systemen aus anderen Domänen verbinden, z. B. intelligenten Verkehrslösungen direkt über eine Mobilverbindung.

Können Sie uns zum Schluss erklären, wie Ihr Geschäftsmodell funktioniert?

Nikolas Mangold-Takao: Wir stellen Anwendungsentwicklern das Betriebssystem und die Entwicklungsumgebung kostenlos zur Verfügung. Wie andere App Stores besteht unser Geschäftsmodell darin, einen Umsatzanteil für jeden über unseren App Store erfolgten App-Verkauf zu erhalten. Applikationsentwickler im Bereich Security und Video Analytics können ihr Angebot auf Basis unserer Platform einfacher entwickeln, warten und vermarkten.

Wann wird der Marktplatz zur Verfügung stehen?

Nikolas Mangold-Takao: Wir planen Anfang 2020 den go to market und einen App Store mit rund 100 Applikationen.

Kontakt

Security & Safety Things GmbH

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Deutschland

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