Brandschutz

Voice of Fire: Referenten geben erste Einblicke

02.09.2015 - Am 9. Oktober findet in Forchheim mit dem Voice of Fire ein Fachsymposium für Brand- und Sprachalarm statt. Fachreferenten werden aus ihren verschiedensten Bereichen berichten. Die...

Am 9. Oktober findet in Forchheim mit dem Voice of Fire ein Fachsymposium für Brand- und Sprachalarm statt. Fachreferenten werden aus ihren verschiedensten Bereichen berichten. Die Veranstaltung richtet sich an Fachplaner, Feuerwehr sowie Errichter und Sachverständige. GIT SICHERHEIT befragte vorab die Referenten Dr. Peter Burnickl und Reinhard Eberl-Pacan sowie Stefan Schraner über neueste Techniken, Normen und aktuelle Herausforderungen und Projekte.

GIT SICHERHEIT: Herr Dr. Burnickl, welche Rolle spielt das Thema Brandschutz in Ihrer täglichen Arbeit?

Peter Burnickl: Das Thema Brandschutz wird immer wichtiger. Durch die steigenden Anforderungen an die Architektur werden Brandabschnitte immer komplexer und Luftverbünde immer größer. Gleichzeitig steigt das Sicherheitsbedürfnis der Betreiber. Unser Ziel in der Planung sind nicht nur die Herstellkosten, sondern insbesondere der Betrieb des Gebäudes und die Folgekosten, welche die einmaligen Kosten häufig nach nur wenigen Jahren bei weitem überschreiten. Der Spagat ist es hier eine sinnvolle und zweckmäßige, pragmatische Lösung zu finden.

Worauf achten Sie bei der Planung besonders?

Peter Burnickl: Die wirtschaftliche Umsetzbarkeit in der Praxis ist häufig die Herausforderung. Die Zulassungen der Schottungen werden immer komplexer, häufig verbunden mit einem sehr begrenzten Platzbedarf in Steigschächten. Darüber hinaus müssen diese für die Elektroinstallation möglichst zugänglich sein, um Rauchmelder einbringen und Kabel nachinstallieren zu können.

Was könnten Bauherren und Architekten tun, um hohe Planungs- und Wartungskosten zu vermeiden?

Peter Burnickl: Die Normen, z.B. DIN VDE 0833-2, bieten durchaus Erleichterungen an, d.h. Möglichkeiten gewisse Bereiche nicht überwachen zu müssen. Dadurch müssen jedoch bauliche Anforderungen erfüllt werden. Dies ist häufig technisch nicht das große Problem, jedoch kann dies zu einem Mehraufwand in der Planung und in den Herstellkosten führen. Folgekosten durch Wartungen werden natürlich entsprechend verringert. Da die Folgekosten jedoch häufig nicht Gegenstand der Betrachtung sind wird dies jedoch meist vernachlässigt.

Ein Thema des Voice of Fire ist Sprachalarmierung. Glauben Sie, dass Sprachalarmierungsanalgen generell in öffentlichen Gebäuden wichtiger werden?

Peter Burnickl: Da bin ich mir ganz sicher, da das Sicherheitsbedürfnis generell steigt und die Architektur immer mehr große Luftverbünde und damit große Versammlungsstätten schafft.

Bei welchem Ihrer Projekte war das Thema Brandschutz besonders spannend/anspruchsvoll?

Peter Burnickl: Derzeit planen wir das Projekt „ESO Supernova: Planetarium & Visitor Centre“ in Garching mit den Architekten Bernhardt + Partner aus Darmstadt. Insbesondere die spannende Architektur macht das Projekt zu einem Highlight in ganz Deutschland.

Würden Sie das Projekt beschreiben?

Peter Burnickl: Es handelt sich um ein Planetarium mit Museum mit einer Besucheranzahl von etwa 600 Personen. Da das Gebäude einen großen Luftkern und einen durchgängigen Luftverbund hat, sind die Anforderungen an die Anlagentechnik enorm. Unser Anspruch ist es, die gesamte Sicherheitstechnik, wie Brandmeldeanlage, Sprachalarmanlage, Sicherheitsbeleuchtungsanlage, so effizient und unsichtbar wie möglich umzusetzen.

Herr Eberl-Pacan, Ihr Thema beim Voice of Fire lautet: Architektur und Brandschutz, worüber werden Sie genau sprechen?

Reinhard Eberl-Pacan: Als Architekt, der sich nach fast 20 Jahren Berufstätigkeit auf das Gebiet „Vorbeugender Brandschutz“ spezialisiert hat, liegt mir natürlich der richtige Umgang mit dem Thema am Herzen. Wie können Architekten den optimalen Brandschutz für ihre Gebäude organisieren, ebenso den perfekten Wärmeschutz und den perfekten Schallschutz? Wir sehen als Architekten und Brandschutz-Experten beim Thema Brandschutz nicht vordergründig die Technik, Gesetze und Normen, sondern die Herausforderungen, die uns durch anspruchsvolle Architektur und besondere Entwürfe geboten werden.

Worauf kann ein Architekt achten, damit das Thema Brandschutz für ihn nicht überhandnimmt?

Reinhard Eberl-Pacan: Wichtig ist die Auswahl des richtigen Partners bereits beim Start des Projekts. Ich vergleiche die Rolle des Architekten oft mit der des Dirigenten eines Orchesters. Der Dirigent muss nicht perfekt Geige spielen. Aber er muss den besten Geiger für sein Orchester finden und wissen, wie er mit ihm den optimalen Klang für das Konzert erzielen kann und er muss ihm die Einsätze geben.

Wo treten beim Bau die meisten Herausforderungen auf und wie lösen sie diese?

Reinhard Eberl-Pacan: Als Spezialisten für den Brandschutz von mehrgeschossigen Holzbauten sind wir es gewohnt, innovative Lösungen für den Brandschutz abseits des Standardbrandschutzkonzepts der Bauordnung zu finden. Unsere Brandschutzkonzepte sind daher sehr individuell auf das jeweilige Projekt zugeschnitten. So stellte beispielsweise bei einem großen Wohnbauprojekt die von den Projektbeteiligten gewollte Verwendung von sichtbaren Holzoberflächen in den Rettungswegen eine besondere Herausforderung dar, da sie so bauordnungsrechtlich nicht zulässig ist. Durch eine gezielte Kombination von lokalen Maßnahmen zur Verhinderung des Eintritts von Feuer und Rauchfreihaltung der Rettungswege konnte das erforderliche Schutzziel des Baurechts erreicht werden. In einem anderen Fall sollte in einem sechsgeschossigen Wohnhaus in Berlin-Mitte die Fassade aus Holz über die Brandwand reichen.

Was ist Ihre persönliche Vision?

Reinhard Eberl-Pacan: Brandschutz bei Planung und Erstellung eines Gebäudes muss so selbstverständlich, effizient, geräusch- und emissionsarm funktionieren wie der Motor in einem modernen Auto. Nur wenn ich etwas ganz besonderes von ihm will – etwa eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als 4 Sekunden – darf er sich zu Wort melden. Ich erzähle diese Vision in Geschichtsform auf meiner Homepage www.brandwende.com unter dem Titel „Brandschutz + Eine heftige Brandschutzdiskussion“. Dort können Sie mehr über die Möglichkeiten und die Hindernisse auf dem Weg zu dieser Vision erfahren.

„Impulsgeber für die Potentiale der Zukunft sein“
Stefan Schraner ist Geschäftsführer der Schraner GmbH. Sein Unternehmen hat das Voice of Fire Symposium gemeinsam mit Partnern organisiert, um einen vielseitigen Branchenaustausch auf hohem Niveau zu ermöglichen.

GIT SICHERHEIT: Herr Schraner, das Thema Brandschutz beschäftigt Sie als Unternehmer und Inhaber der Schraner GmbH seit 20 Jahren. Gleichzeitig sind Sie dafür bekannt mit ihrem Unternehmen immer wieder Innovationen zu bringen. Welches sind für Sie derzeit die wichtigsten Innovationen?

Stefan Schraner: Ein Thema, das derzeit sicherlich sehr aktuell ist, ist die Sprachalarmierung. Dieses Segment im Bereich der Gefahrenmeldetechnik hat sich gut entwickelt. Dass diese Technik im Brandfall wirklich Leben retten kann, hat sich auch bei den Kommunen und Bauherren herumgesprochen. Insofern ist das Thema aktuell wie nie. Auch die ortsunabhängigen Datenübertragungen in Echtzeit, also das Anzeigen von Informationen einer Brandmeldeanlage auf mobilen Endgeräten, ist so ein spannendes und potentialträchtiges Thema.

Seit wann sind mobile Endgeräte in der Branche ein ernsthaftes Thema und wo liegen die Vorteile der Anwendung?

Stefan Schraner: Im Grunde genommen seit über einem Jahrzehnt. Mit der Einführung von Smartphone und Tablets kam eine neue Dynamik in den Markt und viele spannende Applikationen haben sich eröffnet. Diese Anwendungen haben den Vorteil, dass die Informationen ereignisaktuell zum Nutzer des mobilen Endgerätes kommen. Dadurch verliert zum Beispiel die Feuerwehr keine wertvolle Zeit am Einsatzort und kann schneller, gezielt eingreifen.

Wie gelangen die Daten im Ernstfall so schnell auf Smartphones oder Tablets?

Stefan Schraner: Von der vorhandenen Datenschnittstelle einer Brandmeldezentrale generieren wir spezifische Daten und leiten diese an einen Server. Dort sind die Berechtigungen und ggf. weitere Daten zum Anreichern hinterlegt. Diese werden dann an berechtigte Endgeräte übertragen.

Wer setzt die mobilen Lösungen derzeit vor allem ein und wie wird sich der Markt in Zukunft weiter entwickeln?

Stefan Schraner: Mit Smartryx, um ein Beispiel zu nennen, bieten wir den Einsatzkräften die Übertragung der Erstinformation bei Brandalarm auf mobile Endgeräte. Die gleiche Grundüberlegung erhöht künftig auch die Transparenz und Qualität bei der Wartung von Brandmeldeanlagen. Generierte Daten können in einem gesicherten Prozess ereignisaktuell an nur noch eine für die Wartung verantwortliche Person übermittelt werden. Alle Wartungs-Schritte werden automatisch, sicher und effizient protokolliert.

Mobile Lösungen inklusive Praxisbericht eines Anwenders wird auch das Thema Ihres Vortrags beim Voice of Fire sein. Sie haben das Symposium auch maßgeblich ins Leben gerufen. Warum?

Stefan Schraner: Das Symposium wird veranstaltet in Kooperation mit dem oberfränkischen Feuerwehrverband und zahlreichen Partnern aus der Branche. Es ist eine Chance, das wichtige Thema Brandschutz aus vielen verschiedenen Expertenperspektiven zu beleuchten. Vom Architekten, über den Errichter, bis zur Feuerwehr und dem Ingenieur hat ja jeder einen etwas anderen Blick. Wir wollen an diesem Tag anerkannte Fachleute verschiedener Bereiche zu Wort kommen lassen und einen vielseitigen Austausch innerhalb der Branche ermöglichen.

 

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