Security

Trends: Videosicherheit im Jahr 2020

19.07.2013 - Wohin es bei der Videosicherheit ­genau geht, ist wie bei allen anderen Industrien nur schwer zu sagen. ­Zu viele Einflussfaktoren wie globale politische Entwicklungen, Wirtschafts...

Wohin es bei der Videosicherheit ­genau geht, ist wie bei allen anderen Industrien nur schwer zu sagen. ­Zu viele Einflussfaktoren wie globale politische Entwicklungen, Wirtschaftskrisen und Ähnliches spielen dabei eine Rolle. Einiges lässt sich aus den heutigen Entwicklungen ­jedoch ableiten. Dr. Magnus Ekerot, Vertriebsvorstand der Mobotix AG, wagt einen Blick in die Zukunft.

Man muss kein Wahrsager sein, wenn man die Behauptung aufstellt, dass in der Zukunft immer mehr Anwendungen über das Netzwerk laufen werden. Das gilt auch für die Videosicherheit, denn der Trend zu digitalen Lösungen ist ungebrochen. Von der Flexibilität und der höheren Bildqualität und den neuen Möglichkeiten, die die digitale Technik bieten, werden die Nutzer profitieren.

Netzwerk ohne Grenzen?
Viele Anwendungen lassen sich über das Netzwerk auch sinnvoll zu einem „Großsystem" kombinieren und steuern, wie beispielsweise Brandschutz-, Schließ- und Videosicherheitsanlagen. Die Kehrseite der Medaille: Das Netzwerk wird zum Bottleneck. Denn immer mehr Anwendungen laufen über das gleiche Netz. Nimmt man den Trend zu höheren Bildqualitäten bei den Videosystemen hinzu, hat man riesige Datenmengen, die für die rasche Übertragung ein entsprechend ausgelegtes Netzwerk erfordern. Diese Tatsache soll aber nicht gleich zum Umkehrschluss führen, dass man die Bildqualität nicht steigern oder direkt das Netzwerk modernisieren und ausbauen sollte. Nein, ein sinnvoller und kosteneffizienter Mittelweg aus Umsetzbarkeit, technischen Konzepten und tatsächlichem Bedarf wird in Zukunft der Königsweg sein. Für die Bildqualität konkret rechne ich mit 5 bis 10 Megapixel-Auflösung als zukünftigen Standard.

Noch mobiler, noch flexibler?
Der Trend zur Mobilität wird sicherlich weiter zunehmen. Sei es, um Kameras direkt zu steuern und auf Kameradaten zuzugreifen oder das komplette System aus der Ferne einzurichten, Updates einzuspielen oder sonstige Änderungen an der Systemkonfiguration vorzunehmen - das werden in Zukunft sicherlich Anforderungen von Kunden und Integratoren sein. Hier müssen Anbieter reagieren und dürfen dabei einen wichtigen Punkt nicht aus den Augen verlieren: die Bedienerfreundlichkeit. Eine Lösung sind beispielsweise spezielle App-Angebote, die ein komplettes Video-Management oder die Einrichtung kompletter Systeme über mobile Endgeräte erlauben - ohne Einschränkungen bei der Übertragungsgeschwindigkeit oder der Bildqualität. Voraussetzung dafür sind neue Codizes und Streaming-Verfahren sowie eine gewisse Produktintelligenz.

Entscheidend wird auch die Flexibilität der Systeme sein. Flexibel zum einen hinsichtlich der Erweiterbarkeit mit neuen Kameras, zum anderen aber auch hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit. So müssen Altmodelle durch Updates nachträglich neue Funktionalitäten erhalten können. Flexibel wird in Zukunft aber noch mehr bedeuten, denn es wird eine Entwicklung weg vom Einzelprodukt hin zur Plattform geben. Konkret heißt das, dass sich der Kunde bei der Kamerawahl nicht auf eine unveränderbare Kameraausstattung festlegen muss. Vielmehr kann der Anwender beispielsweise die Sensormodule aus einer Art Baukasten auswählen. Bei neuen Anforderungen oder technischen Neuerungen sind Systeme somit schnell angepasst.

Für Systemintegratoren hat das enorme Vorteile: Sie sind damit zum einen in der Lage Updates und Mehrwerte für Kunden zu generieren, ohne dass große Zusatzkosten entstehen. Zum anderen können sie kommende Kundenanforderungen schneller in passende Lösungen umsetzen, bei deutlich geringerem Lageraufwand.

Was bringt Mehrwert?
Zu den künftigen Anforderungen an Video-Sicher­heitssysteme zählt sicherlich auch die Videoanalyse, die in Zukunft immer populärer werden wird. In vielen Bereichen werden Auswertungen wie Heatmaps oder Zähllinien zusätzliche Informationen liefern. Hier werden Anbieter mit integrierten Mehrwert-Features punkten können, für die der Anwender jedoch möglichst wenig zahlen will oder diese Leistungen gar ohne zusätzliche Kosten im Gesamtpaket einfordert.

Wo wird gespeichert?
Eine Frage wird auch sein, wo künftig die Kameradaten gespeichert werden? In der Kamera selbst, in der Cloud oder weiterhin per DVR? Eines ist sicher: Immer mehr Daten werden in nicht zu ferner Zukunft kameraintern gespeichert - und das in HDTV-Auflösung und bis zu mehreren Wochen. Parallel wird auch die Datenspeicherung in der Cloud zunehmen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es ist kein DVR für die Datenspeicherung mehr notwendig und Anwender sind in der Lage, Video von überall aus über internetfähiger Geräte anzusehen.

Hosted Video wird also sicherlich ein Wachstumsmarkt sein, insbesondere für kleinere Unternehmen und Privatpersonen. Doch bedeutet diese Entwicklung den Tod der DVRs und der Datenspeicherung vor Ort in den Unternehmen? Eher nicht, denn vor allem größere Unternehmen werden sensible Daten weder dauerhaft kameraintern noch in der vermeintlich weniger sicheren globalen „Datenwolke" speichern wollen.

Kaufen, leasen - oder was nun?
Spannend wird in Zukunft auch die Frage, ob Anwender Video-Sicherheitssysteme komplett kaufen müssen, über Leasing mieten können oder ob andere Vergütungsmodelle entwickelt werden. Sicherlich wird es hier einen Mix geben, der sich nach den Anforderungen der Nutzer richten wird. Durch diese maßgeschneiderten Angebote können weitere Marktsegmente erschlossen werden, die in der Vergangenheit vornehmlich aufgrund der Kosten auf Video-Sicherheitssysteme verzichtet haben. Über kostengünstige Mietmodelle - vermutlich in Verbindung mit Hosted Video - wird Videosicherheit in Zukunft wohl auch für den Privatanwender attraktiv. Wohin es geht, hängt stark von den Angeboten der Hersteller und der Preisgestaltung ab.

Wachstum ja, aber wo?
Heute sind die meisten Video-Sicherheitssysteme im Einzelhandel im Einsatz. Mit der fortschreitenden Verbesserung von Netzwerkkameras und deren Anwendungsmöglichkeiten wird diese Technik für viele weitere Branchen und Märkte interessant. Ich rechne vor allem mit hohen Zuwachsraten in verschiedenen Bereichen. Dazu zählt auch die öffentliche Sicherheit. Denn wenn man die aktuelle Entwicklung und die laufenden Diskussionen betrachtet, so kann man auch davon ausgehen, dass Videosicherheit von öffentlichen Plätzen, Flughäfen, Bahnhöfen und sonstigen Orten mit hohem Personenaufkommen zum Standard wird - und hier die digitale Technik zum Einsatz kommt.

Was die Bildqualität bei der Video-Sicherheit von öffentlichen Plätzen und Orten angeht, so wird es bis zum Zeitpunkt 2020 wahrscheinlich eine gesetzliche Regelung geben, die ein Minimum bei der Bildqualität sicherstellt. Hier macht eine Mindestauflösung von einem Megapixel Sinn, um die strafrechtliche Verwertbarkeit der Bilder zu garantieren. Weitere Wachstumsbranchen sind Transport, Gesundheitswesen und Bildung. Aber auch der Privatanwender rückt als Kunde immer stärker in den Fokus.

In welchen Regionen wird verkauft?
Europa und die USA bleiben Kernmärkte für Videosysteme. Es sind zwar bereits gesättigte Märkte, doch wird der technologische Wechsel von analogen zu digitalen Systemen bis 2020 weiterhin große Umsätze mit sich bringen. Indien und China werden durch die hohe Bevölkerungsdichte und das generell hohe Wachstum zu den Treibern im asiatischen Markt gehören. Aber auch in Regionen mit starkem Breitband-Infrastrukturzuwachs - Stichwort hier ist u.a. Glasfaser - ist mit einer starken Nachfrage nach digitalen Videosystemen zu rechnen. Damit sehe ich die Prognosen des Marktforschungsunternehmens RNCOS von jährlich 14 % Wachstum bis 2017 als absolut realistisch an.

Wer gewinnt bei diesem Spiel?
Eine genaue Antwort auf diese Frage kann sicherlich niemand geben. Klar ist allerdings, dass von den technischen Innovationen und den neuen Möglichkeiten auf jeden Fall die Anwender profitieren. Sei es durch höhere Bildqualität, mobile Lösungen oder weitere Analysemöglichkeiten. Was die Herstellerseite angeht, so gilt mit Sicherheit auch eines: Der Kundenwunsch ist Trumpf. Im Klartext heißt das, dass sich Anbieter von Video-Sicherheitslösungen an den Anforderungen der Kunden orientieren müssen und nicht umgekehrt.

Um in diesem Markt erfolgreich zu sein, müssen die Anbieter also eine Vielzahl an Herausforderungen bewerkstelligen, die es in ihrer­ Unternehmensstrategie abzubilden gilt. So müssen sie technologische Lösungen liefern, die aktuelle und zukünftige Anforderungen erfüllen können, was eine kontinuierliche Neuerfindung des Unternehmens bedeutet. Hier ist jedoch eine Balance zwischen Synergien und Einzigartigkeit der Produkte notwendig. Konkret heißt das für die Hersteller, dass sie einen attraktiven Mix aus „Bestsellern" für das Gros der Anwendungen und innovative „Highend"-Lösungen, die sich nach und nach zu Bestsellern entwickeln werden, im Portfolio haben müssen.

Gleichzeitig ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Preis und Produktfeatures zu finden. Parallel zur technologischen Weiterentwicklung ist ein kontinuierliches Wachstum - sowohl hinsichtlich der Marktanteile als auch der internationalen Präsenz - für den Unternehmenserfolg notwendig. Entscheidend wird dabei sein, die Kontrolle über alle wichtigen Prozesse und neuen Strukturen zu behalten, die ein Wachstum mit sich bringt. Nur wem das gelingt, der ist zukünftig im Wettbewerb vorne mit dabei.

 

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