Security

Telenot-Sicherheitsexperte Timm Schütz im Interview

21.04.2017 - Immer mehr Smart-Home-Lösungen versichern, auch gleich noch Einbrecher abzuhalten und bei einem Brand Alarm zu schlagen. Hier sei jedoch Vorsicht geboten, sagt Sicherheitsexperte T...

Immer mehr Smart-Home-Lösungen versichern, auch gleich noch Einbrecher abzuhalten und bei einem Brand Alarm zu schlagen. Hier sei jedoch Vorsicht geboten, sagt Sicherheitsexperte Timm Schütz von Telenot im Gespräch mit GIT SMART HOME SECURITY. In seinen Augen bieten nur ­zertifizierte Alarmanlagen mit Smart-Home-Funktionen wirkliche Sicherheit und Komfort.

GIT SICHERHEIT: Herr Schütz, so manches Smart-Home-Angebot auf dem Markt treibt Ihnen Sorgenfalten auf die Stirn – warum die Skepsis?

Timm Schütz: Beim Thema Sicherheit gibt es keinen doppelten Boden. Menschen legen ihr Leben und ihre Sachwerte in die Hände der installierten Komponenten. Sie vertrauen darauf, dass alles zu hundert Prozent funktioniert, um im entscheidenden Moment das lebens- und existenzrettende Warnsignal abzugeben. Deshalb ist gerade bei Smart-Home-Systemen in Verbindung mit Sicherheitsanwendungen ein Höchstmaß an Qualität und technischer Leistungsfähigkeit erforderlich.

Worauf muss man aus Ihrer Sicht besonders achten?

Timm Schütz: Ich halte es für fahrlässig und bedenklich, wenn Komponenten der Home-Automation für Sicherheitsfunktionen herangezogen werden, etwa indem Regelungs- und Steuerzentralen als Alarmanlage dienen, Präsenzmelder als Einbruchmelder oder Fenstersensoren als Magnetkontakte für die Verschlussüberwachung. Beim Thema „Smart Home meets Security“ stellt sich die entscheidende Frage: Welche Anforderungen muss jede einzelne Komponente, die Sicherheit in irgendeiner Weise tangiert, erfüllen? Der Anspruch ist, absoluten Schutz zu gewährleisten – vor Einbruch, Brand oder technischen Störungen, wie Gas- oder Wasseraustritt.

Geben Sie uns ein paar Beispiele für typische Schwachstellen?

Timm Schütz: Nehmen wir beispielsweise die Notstromversorgung oder die Sabotageüberwachung der Systemkomponenten vor mechanischer oder elektronischer Fremdbeeinflussung. Diese Aspekte sind vielfach nicht berücksichtigt. Ein weiterer Punkt: Viele dieser Systeme kommunizieren einfach über WLAN. Was ist, wenn der Router einmal ausfällt? Oder sich Dritte in das System einhacken und es außer Betrieb setzen? Ein weiteres Beispiel ist die fehlende Minimierung von Falschalarmen, die durch Filter von Störkenngrößen bei der Alarmdetektion oder durch den Einbau von Zwangsläufigkeiten umgesetzt werden kann. Home-Automations-Systeme erfüllen diese Kriterien in der Regel nicht.

Es gibt hier ja auch keine einheitlichen Standards...

Timm Schütz: Stimmt genau. Daher sage ich ganz klar. Wenn man Smart-Home- und Sicherheit verbinden möchte, sollte man sich für eine Sicherheitslösung entscheiden, die auch Smart-Home kann. Es gilt also die Formel: Erst sicher, dann smart. Eine neutrale Orientierungshilfe und Gradmesser für die zuverlässige Qualität der Sicherheits-Komponenten und Sicherheitssysteme ist in Deutschland einzig und allein die VdS Schadenverhütung. Das ist ein Unternehmen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Nur VdS-geprüfte Einzelprodukte- und Systeme garantieren Sicherheit mit Brief und Siegel. Diese sind von Gebäudesachversicherern und den Polizeibehörden anerkannt.

Was bietet der Markt an smarten, VdS-anerkannten Alarmsystemen und was ist zu beachten?

Timm Schütz: Prinzipiell bestehen zwei Anwendungsfälle. Der erste: Smart-Home-Funktionen mittels anerkannter Alarmanlagen. Hier fungiert die Alarmanlage als eigenständiges System.

Was bedeutet das im Detail?

Timm Schütz: Eine Verschmelzung verschiedener Alarmanlagenfunktionen wie der Verschlussüberwachung und Zutrittskontrolle, mit umfangreichen Smart-Home-Funktionen, etwa die Ansteuerung von Toren, Jalousien und der Beleuchtung, ist möglich. Die Steuerung des Systems erfolgt vor Ort oder mittels Alarmanlagen-App aus der Ferne – natürlich bei der App mit verschlüsselter Datenübertragung. Das ist eine sichere Lösung für den privaten Eigenheim- oder Wohnungsbesitzer.

Was steckt hinter dem zweiten Anwendungsfall?

Timm Schütz: Dieser ist etwas komplexer: Die Übertragung von Kommunikations-, Regelungs- und Steuerbefehlen erfolgt über die im Elektrobereich verbreitete EIB/KNX-Bustechnik. Gewerke und Funktionen können dabei nahezu unbegrenzt miteinander kommunizieren. Je nach Anforderung lassen sich gezielt Synergieeffekte nutzen.

Welche Synergieeffekte sind das zum Beispiel?

Timm Schütz: Die Beleuchtung geht an, wenn ein Alarm ausgelöst wird. Es kann auch programmiert werden, dass bei einer Scharfschaltung der Alarmanlage die Heizung abgesenkt wird. Für Hausbewohner sind gerade diese Synergien attraktiv. Dass Sicherheitssysteme und Home-Automation hierbei zusammenwirken, ist keine Frage des Ob sondern des Wie.
Und wie sieht dieses „Wie“ aus?

Timm Schütz: Ein System muss die Führungsrolle übernehmen und das ist die VdS-anerkannte Alarmanlage. Die Vernetzung und Verkabelung der Alarmanlagenkomponenten ist autark und erkennt dadurch einen Ausfall oder Sabotageversuch der Leitung oder Funkverbindung.

Warum sind auch bei EIB/KNX besondere Sicherheitsanforderungen notwendig?

Timm Schütz: Es ist kein Geheimnis in der Elektro-Branche, dass es Sicherheitslücken bei EIB/KNX gibt, dem wichtigsten Standard für die Home-Automation. Kriminelle, die sich Zugang zum Bussystem verschafft haben, können es leicht angreifen und sabotieren. Die anerkannte Alarmanlage ist hiervor rückwirkungsfrei geschützt.

Wie sieht Ihre Lösung bei Telenot aus?

Timm Schütz: Als zentrale Steuereinheit für Sicherheit und Smart Home wurde insbesondere die „compact easy“ entwickelt. Diese kommt in Häusern, Wohnungen und kleineren Unternehmen zum Einsatz. Die „complex 400H“ eignet sich für größere Gewerke wie Supermärkte und Industriegebäude. Sie kann unter anderem Gebäudemanagement-Systeme integrieren.

Lassen sich diese Systeme vom versierten Heimwerker installieren?

Timm Schütz: Sicherheitstechnik und Smart-Home-Lösungen gehören in die Hände eines Fachmanns. Bei der Planung, Montage und der Inbetriebnahme bedarf es eines entsprechenden Fachwissens, denn jede Alarmanlage ist ein maßgeschneiderter Anzug, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Bewohner und das Gebäude. Was nutzt der beste Bewegungsmelder mit Blick zu einer Fensterfläche, die keinen Sinn macht, oder ein Rauchmelder, der von einem Deckenträger abgeschirmt wird. Das notwendige und essentielle Wissen für den sicheren Betrieb zugelassener Alarmanlagen bringen nur geschulte und zugelassene Fachbetriebe mit. Gilt es beispielsweise, einen Juwelier mit einer Alarmanlage auszustatten, ist seitens der Sachversicherer gefordert, dass nur ein VdS-anerkannter Fachbetrieb für Security die Anlage einbauen darf. Sonst wird der Juwelier nicht versichert. Das hat auch etwas mit Qualität und Zuverlässigkeit zu tun.

Stimmt das wirklich?

Ein kleiner SMART-HOME-Faktencheck
„Auch bei Stromausfall funktioniert mein Smart-Home-System und die angeschlossene Sicherheitstechnik“
Ein fataler Irrtum. Die meisten Systeme fallen bei Stromausfall einfach aus. Einbrecher haben ein leichtes Spiel. Wichtig ist: Auf Alarmsysteme setzen, die über einen zusätzlichen Akku verfügen, der dann den Strom liefert, wie bei der „compact easy“ von Telenot.

„Per App immer und überall die smarte Sicherheit steuern, ist absolut sicher“
Dies gilt nur, wenn etwa der hochsichere 128-Bit AES-Schlüssel
(Advanced Encryption Standard) zur Datenübertragung zwischen App und Alarmzentrale verwendet wird.

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