Security

Strategien zum Schutz von Autohausgeländen gegen organisierte Diebesbanden

03.08.2015 - Aktuelle Statistiken belegen, dass jährlich zirka 20.000 kaskoversicherte Autos in Deutschland gestohlen und über 300.000 Autoaufbrüche mit Teilediebstahl verübt werden mit einem ...

Aktuelle Statistiken belegen, dass jährlich zirka 20.000 kaskoversicherte Autos in Deutschland gestohlen und über 300.000 Autoaufbrüche mit Teilediebstahl verübt werden – mit einem Schaden von rund 400 Mio. €. Die Aufklärungsquote liegt bei nur 26,7 %. Wolfgang Neuscheler ist Inhaber des ­Instituts Neuscheler und dort für das Thema Kfz-Kriminalistik zuständig. Er verfügt über 30 Jahre Erfahrung als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger. In seinem ­Beitrag für GIT SICHERHEIT gibt er einen Überblick über die Möglichkeiten des Autohausschutzes.

Neben gängigen mechanischen Wegfahrsperren wie Lenkrad- und Pedal-Krallen, gibt es seit 1998 gesetzlich vorgeschriebene elektronische Wegfahrsperren in Neufahrzeugen. Diese können zwar durch professionelle Diebe oft deaktiviert oder überlistet werden – allerdings wirken sich solche elektronischen Wegfahrsperren seit Ihrer Einführung dämpfend auf die Zahl der Diebstähle von Fahrzeugen aus. So wurden vor 1998 noch eine Diebstahlquote von über 100.000 PKWs verbucht, während es 2013 nur noch 19.000 waren. Gemessen an der Aufklärungsquote ist das aber immer noch eine hohe Zahl gestohlener Autos.

Maßnahmen, die Autohäusern für ihren Schutz zur Verfügung stehen, sind beispielsweise mechanischer Art: Das können etwa Umfriedungen, Poller oder Geländeumzäunungen sein. Allerdings halten nach Erfahrungen solche Maßnahmen potentielle Kunden ab, aber professionelle Diebesbanden nicht. Außerdem wirken sie optisch unschön und wirken gefängnisartig auf den Besucher. Außerdem gibt es zahlreiche Schwachstellen bei mechanischen Lösungen: Die Praxis zeigt, dass Zäune aufgeschnitten und Autos durch die Zaunlücke hindurch gestohlen werden. Zudem ist es sehr kostenaufwendig, ein Autohaus zu umzäunen – ohne vor Vandalismus oder Teilediebstahl zu schützen. Andererseits erhöhen mechanische Absicherungen den Widerstandszeitwert beim Autodiebstahl – die Fahrzeuge können also nicht so schnell vom Autohausgelände geschafft werden.

Videoüberwachung
Eine autarke Videoüberwachung ohne externe Alarmmeldung erfüllt nach unserer Erfahrung nicht den notwendigen Sicherheitsstandard. Die Bilddokumentation bzw. Bildauswertungen werden in der Regel vor Gericht nicht anerkannt wegen mangelhafter Bildqualität. Täter sind nicht identifizierbar. Eine Videoüberwachung ist geeignet zur Bildaufzeichnung für eine Kfz-Diebstahlanalyse. D.h., man kann den erfolgreichen Autodiebstahl nachverfolgen und Vorgänge gegebenenfalls für ermittlungstaktische Maßnahmen nutzen.  

Oft werden von Allround-Planern Kameras in Verbindung mit Videoanalyse empfohlen. Langzeittests zeigen allerdings erhebliche Differenzen zwischen versprochenen Leistungen und tatsächlichen Ergebnissen. Bei Systemen mit Videosensorik ist eine (auch mit LED-Technik) kostenintensive Dauerbeleuchtung erforderlich. Ferner benötigt man eine entsprechende Anzahl von Kameras – auch bei hoher Bild-Auflösung wie zum Beispiel durch Full HD-Kameras.

Die Auswertbarkeit hängt von der Brennweite des Objektivs und der Anzahl der Kameras ab. Von einer entsprechenden Fehlalarmrate trotz dreidimensionaler Bildauswertung einstellbaren Parameter und Algorithmen (Prognosetechnik) eines Videosensors ist auszugehen. Es stellt sich die Frage, woher diese Technik Gutes vom Bösen unterscheiden können soll? Sicherlich finden Videosensorik Lösungen Ihre Anwendungsbereiche wie z.B. auf Flughäfen und Bahnhöfen, aber nicht als alarmauslösendes Kriterium eines Auto- oder Teilediebstahls. Fehlalarme sind bekanntlich mit hohen Kosten verbunden und mindern die Aufmerksamkeit des Wachdienstpersonals.

Wärmebildkameras
Zahlreiche Anbieter bieten zur Überwachung eines Autohausgeländes Wärmebildkameras an. Einziger nachvollziehbarer Vorteil dieser Technik ist, dass man kein künstliches Licht benötigt und gegebenenfalls eine größere Kfz-Abstellfläche abdecken kann. Eine direkte Bildbeobachtung ist nur bedingt möglich. Die Wärmebildkamera bildet den Autodieb als Wärmebild ab, was zur Folge hat, dass zu einer Videobildübertragung noch zusätzliche herkömmliche Videokameras benötigt werden. Das bedeutet wiederum, dass die Wärmebildkamera nur die Aufgabe hat, einen Autodieb durch seine Eigenwärme zu erkennen und zu detektieren. Es stellt sich die gleiche Frage wie beim vorherigen Abschnitt: Woher soll diese Technik Gutes vom Bösen unterscheiden?  

Kamera-Attrappen
Kameraattrappen werden durch professionelle Autodiebe oft schnell als solche erkannt. Es gibt allerdings Kameraattrappen, die von Videospezialisten von einer echten Kamera nicht zu unterscheiden sind. Ein Autohausgelände wird von Autodieben in der Regel vor einem Kfz-Diebstahl observiert. Um zu klären, ob es sich um echte Kameras oder Attrappen handelt, greifen Diebe oft zu ganz plumpen Methoden. Die Scheiben eines Kamera-Wetterschutzgehäuses im Außenbereich werden z.B. in einem unbeobachteten Zeitpunkt mit einem Klarlack besprüht. Die Autodiebe beobachten nach einiger Zeit, ob der Lack entfernt wurde. Ist dem so, ist sicher, dass die Videoüberwachungsanlage aktiv ist und einer ständigen Kontrolle und Wartung obliegt. Wurde der Lack nicht entfernt, kann der Autodieb davon ausgehen, dass die Videoüberwachungsanlage nicht aktiv und nicht genutzt wird, bzw. dass es sich um eine Attrappe handelt.

Überwachung durch Wachdienst
Der Wachmann begeht zeitlich unregelmäßig seinen Rundgang bzw. kommt auf das Autohausgelände. Dies wird von einem potentiellen Dieb abgewartet. Dieser weiß, nach Ermittlung des Bewegungszeitraums eines Wachdienstes, dass der Wachmann in der nächsten Zeit nicht wiederkommt. Was zur Folge hat, dass er nun genügend Zeit hat, um seinen vorgesehenen Autodiebstahl / Teilediebstahl zu vollziehen.

Alarm von jedem Fahrzeug
Fazit: Um Fehlalarme zu vermeiden, muss eine Alarmmeldung von jedem zu sichernden Fahrzeug kommen. Ein vorbeugendes Sicherheitskonzept gegen Autodiebstahl sollte ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis beachten – allerdings unter der Vorgabe, dass ein Autohausgelände für den Publikumsverkehr frei zugänglich sein muss. Gleichzeitig sollen die Autos auf dem freien Gelände vor Vandalismus, Teilediebstahl sowie vor Fahrzeugdiebstahl gesichert sein.
Hierbei hilft ein Sicherheitskonzept mit das individuell eine Risiko-, Schwachstellen- und Sicherheitsanalyse vornimmt und auf dieser Grundlage ein kundenspezifisches Sicherheitssystem entwickelt. Dabei empfiehlt es sich, mit einem spezialisierten Unternehmen zusammenzuarbeiten.

Kontakt

Institut Neuscheler Fernseh-Sicherheits-Technik

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