Management

Sicherheit Kreditinstitute: Sicherheitsmanager koordinieren Sicherheitsmaßnahmen

05.11.2011 - Sicherheit Kreditinstitute: Sicherheitsmanager koordinieren Sicherheitsmaßnahmen. Es bedarf schon eines spektakulären Banküberfalls oder einer medienwirksamen Geiselnahme – mindest...

Sicherheit Kreditinstitute: Sicherheitsmanager koordinieren Sicherheitsmaßnahmen. Es bedarf schon eines spektakulären Banküberfalls oder einer medienwirksamen Geiselnahme – mindestens aber eines Angriffs auf einen Geldautomaten, bevor sich eine breitere Öffentlichkeit mit dem Thema "Sicherheit in Kreditinstituten" auseinandersetzt. Im Allgemeinen wird es kaum wahrgenommen. Gleichwohl hat die Sicherheit in Banken und Sparkassen eine bemerkenswerte Tradition. Ein Beitrag von Rainer Hannich.

Waren es in der 60er- und 70er-Jahren noch Raubüberfälle, die Handlungen zum Schutz der Beschäftigten erforderten, zwangen danach vor allem terroristische Bedrohungen die Institute zu massiven baulichen, technischen und personellen Maßnahmen. Dabei hatten die Institute abgesehen von den Kassensicherungsmaßnahmen vergleichsweise wenige gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.

Erst in den 90er-Jahren bzw. zuletzt 2005 wurden die regulatorischen Anforderungen – teilweise deutlich – erhöht. So müssen z.B. zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes in den sog. Handelsbereichen Maßnahmen zum Business Continuity Management getroffen und geübt werden. Dies gilt vor dem Hintergrund der "operationellen Risiken" auch für andere für die Bank "wesentlichen Funktionen und kritischen Prozesse".

Security-Manager

Aktuell sind in vielen Häusern ab einer bestimmten Größenordnung Mitarbeiter als Security-Manager speziell für Security-Themen zuständig. Ihre wesentlichen Aufgaben bestehen darin, die Risiken und Bedrohungsszenarien permanent zu betrachten, zu bewerten und Maßnahmen im Unternehmen zu initiieren. Dabei sind auch Erkenntnisse und Schadensereignisse zu analysieren.

Den Schwerpunkt bilden dabei alle Vorkehrungen zum Schutz der Objekte, d.h. Werte. Untrennbar damit verbunden ist der Mitarbeiterschutz. Häufig dienen Sicherheitsmaßnahmen gleichzeitig sowohl dem Menschen als auch den Objekten. Oftmals besteht dabei eine intensive Verzahnung der Bereiche "Security" und "Safety". 

Ein Grundproblem bleibt jedoch unauflösbar: Sicherheit erfordert Investitionen und der angestrebte Erfolg ist selten messbar. Die Sicherheitsmanager werden bei ihren Überlegungen stets mit wirtschaftlichen Zwängen konfrontiert, die einen immer höheren Stellenwert einnehmen.

Aufgabenfelder

Das Tätigkeitsfeld ist weitläufig und umfasst auch das Deliktsfeld der "internen Kriminalität". Dazu zählen Unterschlagung, Diebstahl aber auch die Beschädigung von Firmeneigentum. Darüber hinaus gilt es sachgerechte Vorkehrungen zu treffen – für Brände, Bombendrohung oder den Fund sprengstoffverdächtiger Gegenstände. Diese Punkte bilden die Grundlage für weitergehende Notfallplanungen.

Aber auch die in Kreditinstituten kaum vermuteten Sicherheitsleitstellen nehmen permanent für das Unternehmen zentrale Funktionen bei Alarmen und technischen Störungen wahr und koordinieren in- und externe Interventionsmaßnahmen. Häufig werden diese Funktionen von externen Dienstleistern erfüllt. Entsprechend sind die Sicherheitsunternehmen zu steuern, zu überwachen und das Zusammenwirken mit internen Stellen zu koordinieren.

Selbstverständlich gilt auch für Kreditinstitute die Regel, dass das Bedrohungspotential einem sich ständig wandelndem Bedrohungsbild unterliegt. Zum "Handwerkszeug" jedes erfolgsorientierten Sicherheitsmanagers gehören daher Aktivitäten wie Sicherheitsphilosophie und -strategie, Bedrohungsszenarien, Risikoanalyse, Bewertung, Konzeptionelle Maßnahmen. Nicht selten ist auch psychologisches Geschick und Überzeugungskraft gepaart mit Ausdauer zur Zielerreichung notwendig.

Zielsetzung

Warum sehen sich die Banken und Sparkassen im Obligo, z.T. umfangreiche Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zu treffen? Kreditinstitute haben volkswirtschaftlich wichtige Aufgaben zu erfüllen, die vielfach als selbstverständlich betrachtet werden. Dazu zählen u.a. die Bereitstellung von Krediten für Wirtschaft und Private, die Durchführung des nationalen und internationalen Zahlungsverkehrs und die Bargeldversorgung der Bevölkerung. 

Der Umgang mit Werten, deren Deponierung und Bereithaltung, seien diese bankeigene oder von Kunden anvertraute Werte, bilden für potentielle Täter einen Anreiz, Angriffe auf Mitarbeiter und Einrichtungen auszuüben. Kreditinstitute benötigen daher Experten im Haus, die dabei helfen, Schäden und Angriffe zu verhindern oder deren Ausmaß zu verringern.

Um hier sachgerecht vorzugehen, sind die Sicherheitsmanager im eigenen Interesse gehalten, ständigen Kontakt zu Polizeidienststellen (z.B. LKA), Feuerwehren, Herstellern von Sicherheitseinrichtungen, Sicherheitsverbänden und (Sach-)Versicherern zu pflegen. Ergänzend bilden einschlägige Seminare, Tagungen zu ausgewählten Themen oder Anlässen ebenso wie Fachmessen die Basis zur Wissensvertiefung.

Wissenstransfer

Interessant ist dabei, dass es kein Berufsbild für Sicherheitsmanager gibt. Mögliche Ursache ist der zu kleine "Markt". Daraus erwächst der Bedarf, weitere spezielle Sicherheitsfragen mit dem Fokus Kreditinstitut mit "Gleichgesinnten" überbetrieblich vertraulich und effizient zu behandeln. Dazu bietet z.B. der Arbeitskreis "Sicherheitsvorkehrungen in Kreditinstituten" beim Deutschen Institut für Interne Revision e.V.“ (IIR) in Frankfurt/M. (s. auch www.iir-ev.de) eine wesentliche Basis.

Man trifft sich zweimal jährlich für zwei Tage zum intensiven Dialog und lädt regelmäßig Referenten der Polizei, Verbänden oder Institutionen zu aktuellen Themen ein. Der Arbeitskreis setzt sich aus rund 15 Vertretern namhafter deutscher Kreditinstitute verschiedener Größenordnung und Standorte zusammen.

Aus dem Kreis wurden immer wieder für Referenten Kongresse, Foren usw. gestellt. Außerdem wirken einzelne Mitglieder des Arbeitskreises auch in "gesetzgebenden" Institutionen (z.B. berufsgenossenschaftliche bzw. DIN-Ausschüsse) als Praktiker mit. Kommunikation ist also unverzichtbar – vor allem aber der Austausch und die Hilfe untereinander bei auftauchenden Problemen. Denn: Bei Sicherheitsfragen gibt es keine Konkurrenz unter Kreditinstituten!

 

KONTAKT

Rainer Hannich
Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover
rainer.hannich@nordlb.de