Management

Perimeterschutz im Feldversuch

Interview mit Manfred Reinhard, Projektleiter Unternehmenssicherheit der Fraport AG

15.04.2010 - Die Fläche des Flughafens Frankfurt ist mit seinen 19,6 km2 in etwa so groß wie die gesamte Frankfurter ­Innenstadt. Der Außenzaun um das Grundstück herum ist derzeit immerhin ca. ...

Die Fläche des Flughafens Frankfurt ist mit seinen 19,6 km2 in etwa so groß wie die gesamte Frankfurter ­Innenstadt. Der Außenzaun um das Grundstück herum ist derzeit immerhin ca. 31 km lang - und er wird ab 2011 noch länger: Weitere 10 km Zaun kommen wegen der neuen Landebahn Nordwest noch hinzu. Im Rahmen eines umfassenden Feldversuchs hat die Flughafengesellschaft Fraport AG Intelligente Video- und ­Zaundetektionssysteme getestet. Matthias Erler von GIT-SICHERHEIT.de sprach mit dem Projektleiter ­Manfred Reinhard von der Unternehmenssicherheit der Fraport AG.

GIT-SICHERHEIT.de: Herr Reinhard, Sie haben für den Perimeterschutz am Flughafen Frankfurt kürzlich einen Feldversuch unternommen, bei dem Sie Intelligente Video- und Zaundetektionssysteme getestet haben. Zunächst einmal: Was hat diesen Test erforderlich gemacht?

M. Reinhard: Im Rahmen der Ausbauplanungen am Flughafen Frankfurt will die Fraport AG den Perimeterschutz weiter entwickeln. Auf Basis der Ergebnisse dieses Testlaufes soll entschieden werden, ob und mit welcher Technik der Perimeterschutz und eine Flächenüberwachung umgesetzt wird.

Könnten Sie uns einmal den Versuchsaufbau beschreiben?

M. Reinhard: In einem ausgewählten Bereich im Sicherheitsbereich des Flughafens wurden die Video- und Zaunsysteme unter realistischen Bedingungen aufgebaut. Ziel war es, einen objektiven Vergleich mit denen zur Zeit am Markt verfügbaren Videosensoren und Zaundetektionssystemen durchzuführen. Das bedeutet, die eingesetzte Technologie wurde unter absolut gleichen Bedingungen geprüft und deren Ergebnisse ausge­wertet.

Worauf kam es Ihnen im Einzelnen an?

M. Reinhard: Bei der Intelligenten Videoanalyse sollte die Wirksamkeit unterschiedlicher Sensoren, die Erkennbarkeit von Objekten und Fehlalarmraten beim Perimeterschutz sowie die Anwendbarkeit auf eine Flächenüberwachung getestet werden. Die Reaktionen der Sensorik bei der Zaundetektion auf Angriffsversuche, Überwindbarkeit und Durchdringungsversuche waren Schwerpunkt bei den Zaunsystemen. Ein besonderes Augenmerk galt den unterschiedlichsten Umweltbedingungen.

Welcher Art waren die getesteten Videosensorik-Systeme?

M. Reinhard: Um ein möglichst breites Spektrum für die Testergebnisse zu erzielen, kamen die unterschiedlichsten Videosysteme zum Einsatz. Von der normalen Videokamera bis hin zu Thermographie-Kamera wurden alle möglichen Typen von Kameras getestet.

Welche Unterschiede haben Sie bei Ihren Feldversuchen festgestellt?

M. Reinhard: Die Unterschiede lagen im Wesentlichen in der Parametrierung und in der Bedienung der Systeme. Beim Vergleich der Videosensoren ist festzustellen, dass eine Detektion mittels Thermographiekameras bei schlechten Witterungsbedingungen die zur Zeit geeignetste Lösung ist.

Sie haben außerdem verschiedene Video-Detektions-Software-Produkte untersucht. Worauf kam es Ihnen hier besonders an?

M. Reinhard: Bei den Produkten der Video-Detektionssoftware lag der Schwerpunkt auf der Parametrierung und Reaktion der Systeme bei den unterschiedlichsten Ereignissen. Dazu zählt z.B. das gleichzeitige Überwinden von virtuellen Grenzen durch mehrere Objekte und bei schlechten Witterungsbedingungen. Im Fokus stand für uns die Bedienung der Systeme, damit bei einer Anzeige eines Alarmes die Informationen schnell und übersichtlich ein Lagebild ergeben.

Kommen wir zu den Zaundetektionstechniken: Welche Ergebnisse haben die Tests hier erbracht?

M. Reinhard: Die Ergebnisse haben gezeigt, dass ähnlich wie bei den Videosystemen die Umweltbedingungen eine große Rolle spielen. Die Anforderung, aus operativer Sicht möglichst keine ­Fehlalarme zu haben, wurde von ruhestromüberwachten Zäunen erfüllt. Beim Einsatz von Detektierten Zäunen ist eine Videoüberwachung zusätzlich erforderlich.

Sie haben auch verschiedene Zaunarten untersucht: Maschendraht, Draht- und Metallgeflecht sowie Stabgitter. Wie haben Sie hier getestet? Und was kam dabei heraus?

M. Reinhard: Es wurden Übersteige- und Durchdringungsversuche durchgeführt. Unsere Testpersonen haben zu diesem Zweck versucht, die getesteten Zäune zu überwinden bzw. zu durchdringen. All diese Versuche zeigten, dass Metallgitter oder Stabgitterzäune den höchsten Widerstandswert aufweisen und auch hier aus operativer Sicht die Anforderungen erfüllt wären.

Wie und wann werden Sie die Ergebnisse dieser Untersuchungen in konkrete Projekte umsetzen?

M. Reinhard: Die erzielten Ergebnisse sind aktuell in die Planungen der neuen Landebahn Nordwest eingeflossen.

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