Security

Lösungen von Pieper: Innovationen der Gewerke-Integration und Industrie 4.0

14.02.2019 - Ein halbes Jahrhundert Geschichte überblickt die Firma Pieper aus Schwerte bekannt als herstellerunabhängiger Anbieter für industrielle Video- und Sicherheitssysteme. Vor kurzem h...

Ein halbes Jahrhundert Geschichte überblickt die Firma Pieper aus Schwerte – bekannt als herstellerunabhängiger Anbieter für industrielle Video- und ­Sicherheitssysteme. Vor kurzem hat das Unternehmen seine Rückkehr zu den Wurzeln verkündet: Es hat sich aus dem Verbund von Moog gelöst und firmiert wieder unter dem Ursprungsnamen Pieper GmbH. GIT SICHERHEIT sprach auf der Security in Essen mit Andreas Fieberg, Gebietsleiter Süd/A/CH bei Pieper, über die jüngsten Entwicklungen und Innovationen des Hauses.  

GIT SICHERHEIT: Herr Fieberg, 2018 ist ein rundes Jubiläumsjahr für Ihr Unternehmen: 50 Jahre sind eine beeindruckende Zahl für ein Video- und Sicherheitsunternehmen (damals noch Industrie-Fernsehanlagen genannt). Und Sie haben es dazu genutzt, zurück zu den Ursprüngen zu gehen: Sie lösen sich aus dem Verbund von Moog und werden wieder zur Pieper GmbH. Wie kam es dazu?

Andreas Fieberg: Unser alter – und nun auch neuer – Firmenname war all die Jahre immer sehr präsent, auch bei unseren Kunden. Als sich in diesem Jahr die Möglichkeit eröffnete, das Unternehmen von Moog zurückzukaufen, hat die Geschäftsführung nicht lange gezögert. Technologisch werden wir sicher nicht zurück zu den Ursprüngen gehen – da beschäftigen uns aktuelle Trends wie Integration der Gewerke und Industrie 4.0!

Es gibt jetzt eine Doppelspitze in der Geschäftsführung...?

Andreas Fieberg: Ja, seit einigen Monaten ist Thomas Lampe gemeinsam mit unserem langjährigen Geschäftsführer Thorsten Wulff an der Unternehmensspitze. Für viele unserer Kunden ist er ein bekanntes Gesicht: Thomas Lampe ist seit 1990 bei Pieper und leitet aktuell die Düsseldorfer Niederlassung. Es handelt sich also um ein eingespieltes Team.

Integrierte Systeme aus Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Alarmanlagen gehören zu Ihren zentralen Themen. Cross-Integration der Gewerke ist das Stichwort. Geben Sie uns einmal ein paar handgreifliche Beispiele für die Vorteile, die sich daraus für Ihre Kunden ergeben.

Andreas Fieberg: Simpel formuliert, weiß die eine Hand, was die andere macht. Es geht um optimierte Prozesse, um das Zusammenspiel der verschiedenen Gewerke – und damit auch um Kosteneinsparungen. Wenn ich zum Beispiel eine IP-Kamera nicht nur zur Videoüberwachung nutze, sondern gleichzeitig auch eine Lösung zur Brandfrüherkennung installiere, benötige ich weniger Hardware. Durch die Integration in den Leitstand laufen alle Bilder zudem an einem Ort zusammen.

...vielleicht noch ein anderes Beispiel?

Andreas Fieberg: Ein weiteres Beispiel ist die Torsteuerung mehrerer Schranken. Kameras erkennen freie Spuren oder auch die Länge der Schlange und geben diese Information an die Schrankensteuerung weiter. Diese reagiert automatisch und passt die Einfahrt an, beispielsweise durch Freischalten einer gesonderten Spur für Mitarbeiter. Über die Nummernschilderkennung können registrierte Fahrzeuge dann zügig auf das Gelände fahren.

Sie haben eine Software entwickelt, mit der sich die verschiedenen Überwachungsbereiche sehr flexibel auf einem Monitor anzeigen lassen. Wie sieht das genau aus – und was ist das Besondere?

Andreas Fieberg: Der Monitor ist eine logische Konsequenz der vorhin beschriebenen Cross-Integration. Wenn Gewerke untereinander kommunizieren, bedarf es auch einer zentralen Anzeige für den Bediener. Unsere neue Lösung besteht aus einem Multi-Touch-Monitor, auf dem frei skalierbar unterschiedlichste Informationsquellen ausgegeben und beliebig verknüpft werden können. So lassen sich beispielswiese Maschinendaten wie die Laufgeschwindigkeit oder die Drehzahl einem Live-Bild einer Kamera zuordnen. Auf Alarme können automatisiert alle relevanten Kamerabereiche aufgeschaltet werden. Den Ideen und Lösungsansätzen sind keine Grenzen gesetzt, wir erweitern die Software auf Kundenwunsch sehr gerne passgenau.

Die Videoüberwachungstechnologie überschreitet ja schon seit längerem die Grenzen reiner Security-Anwendungen – vor allem in Richtung Prozessüberwachung. Das ist auch bei Ihnen so. Geben Sie uns ein paar Beispiele?

Andreas Fieberg: Gerne. Nehmen wir zum Beispiel die Stahlindustrie: Hier empfehlen wir gleich an mehreren Stellen Systeme zur Prozessüberwachung. Störungen im Produktionsablauf können schnell teuer werden – und gefährlich für die Mitarbeiter. Moderne Kameras erkennen zum Beispiel Abnutzungen der Gießpfannen und verhindern so das Ausbrechen des flüssigen Stahls. Vorteile gibt es auch in der Brammen-Herstellung: Hebt der Mechanismus versehentlich eine zweite Stahlbramme an, wird das System entweder automatisch korrigiert oder die Leitstelle informiert.

Welche anderen Einsatzgebiete gibt es?

Andreas Fieberg: Ein anderes Anwendungsgebiet ist die Warenanlieferung in der Logistikbranche. Mittels Nummernschilderkennung auf der Kamera können autorisierte LKW schneller in das Firmengelände einfahren. Bei mehreren Spuren lässt sich steuern, welche Spuren aufgrund eines erhöhten Fahrzeugaufkommens für die Einfahrt, und welche für die Ausfahrt genutzt werden. So dient die Videoüberwachung auch hier einer Prozessoptimierung und damit einer Verschlankung der Organisations- und Kostenstrukturen.

Eine besonders interessante Anwendung haben Sie auf dem Security-Messestand in Essen vorgeführt. Da geht es um Brandfrüherkennung mit Hilfe von Videotechnologie. Wie funktioniert das?

Andreas Fieberg: Im Prinzip handelt es sich um eine normale CCTV-Sicherheitskamera, auf der ein selbstlernender Algorithmus installiert ist. Dieser erkennt Brände bereits in der Frühphase, wenn lediglich Rauch sichtbar ist. Das Smarte an der Lösung ist, dass sie Staub, Dreck und Feuchtigkeitspartikel in der Luft von Rauch zu unterscheiden weiß. Wichtig dabei sind lediglich ein freies Sichtfeld und eine vernünftige Beleuchtung im Raum.

In welchen Bereichen ist das vor allem anwendbar?

Andreas Fieberg: Die videobasierte Brandfrüherkennung eignet sich für Umgebungen, in denen herkömmliche Techniken versagen. So kommt es in staubigen Werkshallen oft zu Fehlalarmen und in hohen Produktionsstätten dauert die Erkennung zu lang. Da brennt die Halle meist schon lichterloh! Aber auch Recyclingwerke oder chemische Anlagen profitieren von dem System.

Wie sind die Rückmeldungen darauf – wo sehen Sie die größten Marktchancen?

Andreas Fieberg: Die Rückmeldung ist super und das nicht nur, weil der „Early-Bird-Smoke-Catcher“ wesentlich früher alarmiert als herkömmliche Brandmelder. Er ist sehr zuverlässig und Einsatzkräfte erhalten zudem ein visuelles Bild vom Einsatzort. So können sie die Lage viel besser einschätzen. Bei der Rettung von Menschenleben können das entscheidende Informationen sein!

Auch das Thema Drohnen ist ein wichtiger Geschäftsbereich von Pieper. Wie sieht hier Ihr Ansatz aus?

Andreas Fieberg: Für Branchen, in denen Betriebsspionage ein ernstzunehmendes Thema ist, ist die Drohnen-Abwehr ein ganz selbstverständlicher Teil der Sicherheitsmaßnahmen. Wir arbeiten hier mit Dedrone zusammen, einem führenden Hersteller der Branche, und integrieren die Lösung in bestehende Videosicherheitssysteme. Ein großes Thema ist auch die Absicherung des Luftraums von Justizvollzugsanstalten oder bei Großveranstaltungen.

Geben Sie uns ein praktisches Kundenszenario?

Andreas Fieberg: In Justizvollzugsanstalten werden Drogen, Waffen oder Mobiltelefone vermehrt über den Luftweg auf das Gelände geschmuggelt. Aber auch in der Nähe von Flughäfen stellen Drohnen ein ernsthaftes Sicherheitsproblem für startende und landende Flugzeuge dar. Zur Detektion der Drohnen wird ein Sensor direkt mit einer PTZ-Dome-Kamera gekoppelt. Entdeckt er eine Drohne, kann die Kamera in ihre Richtung geschwenkt und auf einen Bildschirm aufgeschaltet werden. Der Bediener kann nun die Drohne über das Sichtfeld der Kamera verfolgen und die Position des Drohnen-Piloten an die Sicherheitskräfte übermitteln.

Herr Fieberg, das ist ja ein ereignisreiches Jahr gewesen für Ihr Haus – was erwartet uns 2019?

Andreas Fieberg: Das lässt sich wirklich mit Fug und Recht behaupten. Wir glauben, dass die Nachfrage nach Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen auch im kommenden Jahr groß sein wird. Unser Hauptaugenmerk wird auf der Software-Entwicklung liegen, um kundenspezifische Applikationen beispielsweise zur Prozesssteuerung zu realisieren. Auch unsere bestehenden Lösungen werden wir weiterentwickeln. Die Zeichen stehen also weiterhin auf Wachstum.

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