Security

Interview mit Uwe Eisele: Die Verschärfung des IFS Food Version 6

26.07.2014 - Der International Featured Standard (IFS) Food ist eine Richtlinie, die die sichere Produktion von Lebensmitteln gewährleisten soll - dabei geht es vor allem um den Schutz von Hand...

Der International Featured Standard (IFS) Food ist eine Richtlinie, die die sichere Produktion von Lebensmitteln gewährleisten soll - dabei geht es vor allem um den Schutz von Handelsmarken durch Prozessoptimierung zur Qualitätssicherung. Die jüngste Version 6 wurde nun verschärft: Ab Juli 2014 ist die Erfüllung der bislang freiwilligen Regelungen im Kapitel „Food Defense" obligatorisch. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach darüber mit Uwe Eisele, Leiter Business Development bei Kaba.

GIT SICHERHEIT: Herr Eisele, ein wichtiger Standard für die Lebensmittelindustrie ist der IFS Food V6, herausgegeben von International Featured Standards. Für welche Unternehmen ist dieser Standard bzw. eine entsprechende Zertifizierung relevant?

Uwe Eisele: Es handelt sich um einen privatrechtlichen Standard zur Beurteilung der Sicherheit von Lebensmitteln sowie der Qualität der Verfahren und Produkte. Er dient im Wesentlichen dazu, die Eigenmarken-Lieferanten und -Produzenten der teilnehmenden Einzelhandelsunternehmen besser überwachen zu können. Dazu gehören beispielsweise die Handelsmarken „Ja" von Rewe, „Tipp" von Real, „Balea" von DM oder „Milbora" von Lidl. Ziel der IFS Food Zertifizierung ist es, das Image dieser Eigenmarken zu schützen und etwaigen Rückrufaktionen vorzubeugen. Der Standard ergänzt das für alle Lebensmittelhersteller verpflichtende HACCPKonzept, das für „Hazard Analysis and Critical Control Points" steht, also „Gefahrenanalyse und kritische Lenkungspunkte". Die gültigen Anforderungen werden regelmäßig auf die aktuellen Bedürfnisse angepasst und von zertifizierten Auditoren überprüft. Der IFS Food Version 6 ist zwar nicht zwingend, aber er ist Voraussetzung, um bei einem entsprechenden Handelsunternehmen gelistet werden zu können. Es ist damit ein de-facto-Standard.

Der Standard bringt in seiner aktuellen, nämlich sechsten, Version gewisse sicherheitsrelevante Verschärfungen mit sich. Worin bestehen sie?

Uwe Eisele: In Version 5 war das Thema „Food Defense" noch optional - mit Version 6 ist es jetzt verpflichtend. Dabei geht es um die Abwehr von absichtlicher Kontamination oder Manipulation der Lebensmittel von außen.

Geben Sie uns einen Überblick?

Uwe Eisele: Das Unternehmen muss zunächst einmal prüfen, welche kritischen Bereiche es gibt - dann schreibt der Standard fünf Teilpunkte vor, bei denen es zusammengefasst um Folgendes geht: Ein geeignetes Alarmsystem ist zu definieren und regelmäßig zu überprüfen. Dann ist eine Gefahrenanalyse der besonders kritischen Bereiche erforderlich - diese sind besonders vor unbefugtem Eindringen zu schützen und mit einem kontrollierten Zugang zu versehen. Das ist natürlich für Kaba ein besonders relevantes Thema. Der dritte Punkt behandelt Maßnahmen zum Schutz vor Verfälschung und Sabotage. Dann folgen Zutrittsregeln für Lieferanten, Ladenpersonal, Besucher und externe Dienstleister. Sie müssen zum Zeitpunkt des Zutritts registriert sein. Schließlich gibt es - fünftens - sicherheitsrelevante Regeln bezüglich der Einstellung und Entlassung von Mitarbeitern.

Der Begriff „Food Defense" klingt nicht nur recht martialisch, er meint tatsächlich auch den Schutz vor terroristischen Akten? Wie ist eine solche Gefahr eigentlich einzuschätzen?

Uwe Eisele: Wie hoch diese Gefahren sind, lässt sich schwer einschätzen. Dass sie eine Rolle spielen, ist auf Entwicklungen in den USA nach dem Angriff vom 11. September 2001 zurückzuführen. Die dortige Home-Security-Behörde hat damals entsprechende Regeln eingeführt. Allerdings gibt es ohnehin entsprechende Zollvorschriften, deren Beachtung zur Ausfuhr von Lebensmitteln in die USA erforderlich sind. Die Lebensmittel-Standards sind also weltweit gültig - sie betreffen die gesamte Lieferkette und umfassen auch Verpackungen und Verpackungshersteller.

Der IFS Food V6 behandelt Themen, die von „Unternehmensverantwortung" über Ressourcenmanagement, Herstellungsverfahren bis hin eben zu „Food Defense" reichen. Welche Bereiche kann Kaba davon abdecken?

Uwe Eisele: Kaba bietet sicherheitstechnische Einrichtungen, die auf die jeweilige Bedürfnislage des konkreten Unternehmens zugeschnitten werden können. Das beginnt bei Geländeabsicherung und Perimeterschutz durch Drehkreuze, Schranken und Pforten, Berechtigungsmanagement, Ausweis- und Besucherverwaltung einschließlich der Dokumentation. Dazu kommen ein Online-Berechtigungs- und Zutrittsmanagement einschließlich der entsprechenden Ausweise. Für die kabellose Installation haben wir Offline-Komponenten - sprich, Digitalkomponenten und elektronische Beschläge.

... das ist das CardLink-Verfahren?

Uwe Eisele: Ja. Bei der CardLink- Zutrittslösung wird die Berechtigung beim ersten Leser auf die Karte geschrieben, den der Mitarbeiter beim Betreten des Geländes bzw. Gebäudes bedient. Verlässt er es, wird die Berechtigung entzogen oder sie läuft nach einer definierten Zeit einfach ab. Dadurch geht bei Verlust der Karte deren Schlüsselfunktion verloren. Außerdem managen unsere Lösungen sämtliche Zutrittsberechtigungen für die Mitarbeiter, zugeschnitten auf deren jeweilige Tätigkeit.

Was die Schließsysteme von Kaba betrifft: Sie arbeiten ja sowohl mit elektronischen als auch mit mechanischen Systemen?

Uwe Eisele: Ja. Ein Lebensmittelhersteller oder Lieferant kann mit unseren digitalen Schließsystemen arbeiten - mit allen ihren Vorteilen, wie der Unschädlichkeit von Schlüsselverlusten, und dem geringeren Verwaltungsaufwand. Es wird aber immer Bereiche geben, die mechanisch geschützt werden können - etwa Technikräume oder selten begangene Außenbereiche, zu denen nur ganz bestimmte Mitarbeiter temporär Zugang brauchen. Wichtig im Zusammenhang mit Food Defense ist, dass sicherheitsrelevante Kernbereiche streng danach überwacht werden müssen, wer rein und wer raus geht.

Wie grenzt sich Kaba hier von Wettbewerbern ab?

Uwe Eisele: Im Unterschied zu anderen Herstellern bieten wir sämtliche erforderlichen Lösungen aus einer Hand - vom Arealschutz über On- und Offline-Zutrittssysteme bis zur mechanischen Schließanlage und dem zentralen Berechtigungsmanagementsystem. Weil alle unserer Teilkomponenten einen modularen Baukasten bilden und perfekt zusammenspielen, können wir - auch langfristig erweiterbare - Lösungen nach tatsächlichem Bedarf zuschneiden auf die konkret vorhandenen Strukturen und Prozesse beim Kunden.

Es gibt auch ein umfassendes Service-Angebot. Worin besteht es im Einzelnen?

Uwe Eisele: Wir haben ein Consulting- Team, das in allen Fragen zum Thema Sicherheit konzeptionell berät. Kaba installiert die Lösung vor Ort, welche jeweils modulweise ausbaufähig ist, wenn die Sicherheitsanforderungen sich ändern. Nach der Installation gehört die Wartung der Anlagen im Sinne der Lebensmittelverordnung zu unserem Service-Angebot. Für den Fall, dass Probleme auftauchen, haben wir eine Service-Hotline und einen schnell liefernden Ersatzteilservice - wir haben ein deutschlandweit flächendeckendes Service-Netz. Unsere Kunden können zusätzlich auf 140 Partner in ihrer Nähe zugreifen und deren Service wahrnehmen.

Können Sie uns das eine oder andere Beispiel für einen Kunden nennen, den Sie im Zusammenhang mit „Food Defense" beraten haben?

Uwe Eisele: Ein Beispiel ist die Firma Südzucker - sie hat innerhalb eines Jahres elf ihrer Standorte mit unserer Hilfe umgerüstet. Weitere Beispiele sind der Geflügel-Spezialist Heidemark und die Firma Valenzi aus der Lüneburger Heide - sie stellt Waldfrucht- und Pilzkonserven her.

Wie weit ist die Branche Ihrer Einschätzung nach mit der Zertifizierung?

Uwe Eisele: Die IFS-Zertifizierung, bzw. die Nachzertifizierung auf Version 6 wird sich sicherlich noch bis Jahresende hinziehen. Auch die IFS hat festgestellt, dass diese Umstellung etwas länger dauert, wegen des erheblichen Umfangs der Änderungen. Deshalb hat sie die Auditoren auch angehalten, bis zur Jahresmitte bei Nichterfüllung der Food Defense-Anforderungen noch kein „Major"-Kriterium anzuwenden, wodurch ein Unternehmen kein Zertifikat erhalten würde.

 

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