Management

Interview mit Gregor Lehnert, ­Vizepräsident des BDSW und Vorstand der ASW

11.10.2011 - Gregor Lehnert ist neben seinen wichtigen Ämtern im BDSW (vorm. BDWS, jetzt neu für Bundesver­bandes der Sicherheitswirtschaft e. V.) und ASW (Zentral­organisation der deutschen Wi...

Gregor Lehnert ist neben seinen wichtigen Ämtern im BDSW (vorm. BDWS, jetzt neu für Bundesver­bandes der Sicherheitswirtschaft e. V.) und ASW (Zentral­organisation der deutschen Wirtschaft in Sicherheitsfragen) geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Lehnert. Heiner Jerofsky befragte Gregor Lehnert zum Stand der Dinge, zu Entwicklungen und Trends in der Branche.

Herr Lehnert Sie haben eine steile und erfolgreiche Karriere bei der Polizei bis zum Präsident des Landeskriminalamtes Saarland und in der Politik bis zum Staats­sekretär im Thüringer Innenministerium hinter sich. Was hat Sie danach veranlasst, in die Privatwirtschaft und speziell ins Sicherheitsgewerbe zu wechseln?

Gregor Lehnert: Nach dem Regierungswechsel in Thüringen endete auch meine Tätigkeit im Innenministerium. Für einen Staatssekretär a. D. werden die Möglichkeiten einer adäquaten Anschlussverwendung schon weniger. Es hat zwar interessante Anfragen aus dem staatlichen Bereich gegeben, diese habe ich jedoch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Als gebürtiger und überzeugter Saarländer wollte ich einen weiteren Wohnortwechsel meiner Familie nicht zumuten. Zum damaligen Zeitpunkt war ich fast 30 Jahre mit Sicherheitsthemen beschäftigt.

Daraus ist dann auch die Idee entstanden, als Sicherheitsberater in die private Wirtschaft zu wechseln. Ich habe deshalb im Jahr 2000 die Lehnert Consulting GmbH gegründet. Einer meiner ersten Großkunden, den ich noch heute habe, kritisierte die übliche Praxis, die eine Trennung von Sicherheitskonzepten und Umsetzung durch einen Sicherheitsdienstleister vorsieht. Er empfahl mir, ein eigenes Sicherheitsunternehmen zu gründen, damit das, was ich als Berater vorschlage, auch entsprechend umgesetzt wird. Durch die bereits bestehenden Kontakte zum Peter Neuhardt, dem früheren Geschäftsführer von WUI Werk- und Industrieschutz GmbH in Sulzbach im Saarland, konnte ich diese Idee auch schnell realisieren.

Sie bezeichnen Ihre Unternehmensgruppe als das Systemhaus für Unternehmenssicherheit. Was müssen sich unsere Leser darunter vorstellen und welche Leistungen können Sie mit Ihren Firmen in welchen Regionen erbringen?

Gregor Lehnert: Zu der WUI gehörte eine bereits damals vom BDSW anerkannte und zertifizierte Sicherheitsfachschule. Diese habe ich dann in die Akademie für Sicherheit und Technik umbenannt. Somit war von Beginn meiner Tätigkeit in der Wirtschaft ein wichtiger Baustein für unser Systemhaus gelegt: das Beratungsunternehmen ergänzt um einen qualifizierten Sicherheitsdienstleister und die Akademie.

Neben meiner Unternehmertätigkeit habe ich mich von Beginn an auch im Verband engagiert. Dadurch ergaben sich Kontakte zu anderen Unternehmern, die altersbedingt und mangels geeigneter oder williger Nachfolger verkaufen wollten. Deshalb habe ich den Trierer Wachdienst und später das Sicherheitsunternehmen Beck in Simmern im Hunsrück übernommen. Mit diesem Unternehmen sind wir auch als Geld- und Wertdienstleister aktiv.

Außerdem konnten wir die Sicherheitstechnik und -technologie (STT) übernehmen. Mit diesem Verbund aus Sicherheitsunternehmen können wir basierend auf einer umfassenden Sicherheitsberatung ein spezifisches Sicherheitskonzept erarbeiten und dann eine integrierte, kundenangepasste Sicherheits- und Service-Lösung anbieten. Der Einstieg meiner beiden Söhne Markus und Michael in die Geschäftsführung und auch meiner Ehefrau haben unsere Expansionsstrategie natürlich entscheidend beeinflusst. Mit unseren Sicherheitsunternehmen sind wir überwiegend im Raum Rheinland-Pfalz und Saarland tätig. Aber auch in Hessen und Baden-Württemberg haben wir Aufgaben übernommen. Weiter gehende Expansionsbestrebung bestehen derzeit nicht. Mit meiner Unternehmensberatung bin ich jedoch bundesweit tätig.

Laut BDSW sind die Beschäftigtenzahlen und die Umsätze bei privaten Sicherheitsdienstleistern im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Wie ist Ihre Prognose für dieses und die kommenden Jahre? Was ist aus Ihrer Sicht zu tun, um die Wachstumschancen der Branche noch mehr zu verbessern?

Gregor Lehnert: Die Umsatzzuwächse im Jahr 2010 haben lediglich die Verluste aus dem Krisenjahr 2009 kompensiert. Das ist keine langfristige Steigerung. Die Umsatzzahlen des Statistischen Bundesamtes für das erste Quartal lassen deutliche Zuwächse auch für 2011 erwarten. Die Entwicklung bei den Beschäftigten ist deutlich geringer, deren Zahlen stagnieren weitgehend.

Aus meiner Sicht zeigt sich darin der Trend, dass durch den Einsatz von moderner Sicherheitstechnik immer mehr Personal kompensiert werden kann. Immer deutlicher wird aber ein anderes Problem. Aus meinem Unternehmen, aber auch von vielen Kollegen weiß ich, dass wir derzeit Sicherheitsaufträge nicht erfüllen können, weil wir dafür kein geeignetes Personal gewinnen können. Die anhaltend gute Wirtschaftslage in Deutschland führt zu Abwanderungen in andere Branchen. Das behindert unsere Wachstumschancen.

Ich bin mir sicher, dass wir künftig unsere Löhne deshalb deutlich erhöhen müssen. Diese Möglichkeit kommt zurzeit in meiner Region, aber auch im Norden und im Osten Deutschlands noch nicht infrage. Wir haben mit dem Mindestlohn für Sicherheitsdienstleistungen gewaltige Lohnsteigerungen in diesen Regionen mit unseren Kunden vereinbart. Für weitere Erhöhungen ist jetzt noch zu früh. Aber auch in Regionen mit deutlich höheren Löhnen wird es zunehmend schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Das hängt mit den vergleichsweise geringen Löhnen in unserer Branche zusammen, aber auch mit den eher unüblichen Arbeitszeiten in der Nacht oder an Sonn- und Feiertagen. Weil dies ein wichtiges Branchenthema ist, haben wir erst vor wenigen Wochen den Arbeitskreis „Joboffensive Sicherheitswirtschaft" gegründet.

Wir werden darin ein ganzes Bündel von Maßnahmen diskutieren und später beschließen, um auf die durchaus interessanten Arbeitsplätze in unserer Branche hinzuweisen. Arbeitskräftepotentiale sehe ich bei jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, aber auch Berufsrückkehrer/innen oder Arbeitskräfte aus anderen EU-Ländern.

Im Arbeitskreis II der Innenministerkonferenz werden zurzeit Standards für eine verbindliche Zertifizierung von Sicherheitsunternehmen erarbeitet. Wie bisher bekannt wurde, sollen von privaten Sicherheitsdienstleistern höhere Mindestanforderungen verlangt werden. Ist das aus Sicht des BDSW sinnvoll, wie wirkt sich das auf den Wettbewerb aus und wie stehen Sie zur Zertifizierungspflicht aus dem Blickwinkel des Unternehmers?

Gregor Lehnert: Der BDSW hat in seiner Stellungnahme im Januar 2010 deutlich gemacht, dass er die Vorgaben der Innenministerkonferenz für eine Zertifizierung von privaten Sicherheitsdiensten begrüßt. Wir haben dem zuständigen Arbeitskreis II der Innenministerkonferenz unsere Mitarbeit für die Erarbeitung geeigneter Qualitätskriterien angeboten.

Bereits heute gibt es zahlreiche Zertifizierungen. Eine weitere Zertifizierung wird von uns nur dann unterstützt, wenn dadurch die Qualität der Sicherheitsdienstleistung nachhaltig verbessert wird. Dies setzt entscheidend die Akzeptanz unserer Kunden, insbesondere aus dem öffentlichen Bereich, dringend voraus. Nur dann werden unsere Mitglieder sich einer weiteren Zertifizierung unterwerfen. Nach unseren Informationen richtet sich das Hauptaugenmerk der Polizei auf den Schutz der sog. Kritischen Infrastruktur, auf den Schutz von Veranstaltungen und auf die Sicherheit im öffentlichen Personenverkehr. Für diese drei Bereiche müssen geeignete, differenzierte Zertifizierungsgrundlagen erarbeitet werden.

Private Sicherheitsdienste und deren Leistungsfähigkeit sind mittlerweile als wichtiger Bestandteil der Sicherheitsarchitektur durch die Innenminister im Programm Innere Sicherheit auf höchster politischer Ebene anerkannt. Sehen Sie noch weitere Spielräume für wirtschaftliche Aktivitäten privater Sicherheitsdienstleister durch den fortschreitenden Konzentrationsprozess der Polizei auf deren Kernkompetenzen?

Gregor Lehnert: Die Diskussion über die Kernkompetenzen der Polizei, das wissen Sie als ehemaliger Polizist, werden seit fast 20 Jahren teilweise heftig diskutiert. Seit über 15 Jahren beschäftigt sich der BDSW damit. Wir haben bis heute keine bundesweit einheitlichen Vorstellungen dazu und werden sie auch in den nächsten Jahren nicht bekommen. Dazu sind die innenpolitischen Vorstellungen und die finanzpolitischen Gegebenheiten in den 16 Bundesländern zu unterschiedlich.

In vielen Bundesländern zieht sich die Polizei sukzessive aus der Fläche zurück. Das gilt insbesondere für die Länder im Osten Deutschlands. Der Rückgang der Bevölkerung führt dazu, dass auch die bisherige Zahl bei der Polizei auf den Prüfstand gestellt wird. Hinzu kommen die politischen Vorgaben der Schuldenbremse. Künftig werden die notwendigen Stelleneinsparungen im öffentlichen Dienst auch nicht an der Polizei spurlos vorbeigehen. Dies gilt für mein Saarland genauso wie für das benachbarte Rheinland-Pfalz.

Beide haben erhebliche Kürzungen bei der Polizei beschlossen. Zunehmend haben Kommunen Probleme z. B. mit Vandalismus und alkoholisierten Jugendlichen. Immer mehr Gemeinden setzen deshalb kommunale Ordnungsdienste ein. In einer Kurzausbildung von ca. 60 Stunden werden frühere Beschäftigte der Gemeinden oder andere Bürger eingewiesen, laufen jetzt Streife und haben sogar spezifische Befugnisse. Diese Aufgabe können auch qualifizierte Sicherheitsdienstleister. Dies sehen auch Teile der Polizeigewerkschaften so. Wir können diese Aufgabe in Zukunft jedoch nur dann effizient wahrnehmen, wenn auch wir gewisse Befugnisse erhalten, die über die Jedermannsrechte hin­ausgehen. Warum werden die Sicherheitswacht in Sachsen oder der freiwillige Polizeidienst in Hessen grade 60 Stunden ausgebildet und erhalten Befugnisse wie Anhalterechte, Platzverweise und Feststellung der Personalien?

Mit dem Bund, einigen Bundesländern und Kommunen gibt es auf der Basis eines Beschlusses der Innenministerkonferenz Kooperationsvereinbarungen zwischen Polizei und Sicherheitsdiensten bzw. mit dem BDSW. Welche Anstrengungen unternehmen Sie mit dem BDSW, um zu flächendeckenden Kooperationen für alle Bundesländer und Großstädte zu erreichen? Welche Hindernisse gibt es für Kooperationen im Saarland, in Bayern oder Rheinland-Pfalz?

Gregor Lehnert: Die Kooperationsverträge, die wir in zahlreichen Bundesländern und Städten mit der Polizei abgeschlossen haben, werden überwiegend positiv gesehen. Nur besonders qualifizierte Unternehmen können in diesen Kooperationsvereinbarungen aktiv mitarbeiten. Damit sind jedoch keine Befugnissen verbunden. Es besteht auch kein Auftragsverhältnis. Unter dem Motto „Erkennen, Beobachten und Melden" arbeiten qualifizierte Sicherheitsunternehmen mit der Polizei zusammen. In Rheinland-Pfalz haben wir bislang genauso wie in Hessen keine Landesregelung unterzeichnen können. Im Saarland ist ebenfalls eine gewisse Zurückhaltung festzustellen. In Bayern gab es vor Kurzem eine gemeinsame Tagung des Behördenspiegels mit der Gewerkschaft der Polizei. Erstaunlicherweise hat dabei selbst die GdP ihre Zustimmung zu einer Landesregelung signalisiert. Die Qualitätsmerkmale in den Kooperationsverträgen (VdS-Anerkennung, QM-System, Tariftreue, DIN 77 200) bilden eine gute Grundlage für die bereits angesprochene Zertifizierung durch die Innenministerkonferenz und werden auch diskutiert. Durch die Vorgaben der Innenministerkonferenz werden wir dazu eine Regelung bekommen. Damit würden auch die bisherigen Hindernisse für Kooperationsverträge obsolet.

Einige Sicherheitsdienstleister haben ihr Dienstleistungsportfolio stark erweitert und sich zu einem Prozessdienstleister entwickelt. Können Sie unseren Lesern den Begriff „Prozessdienstleister" näher erklären und glauben Sie, dass das ein Erfolg versprechender Weg für die Branche ist?

Gregor Lehnert: Unternehmenssicherheit ist für uns eine ganzheitliche, dynamische Aufgabe und keine punktuelle Beschränkung auf einzelne Sicherheitsrisiken. Wir konzentrieren uns natürlich auf die Kundenbedürfnisse und streben nach einer Verbesserung der Prozesse im Hinblick auf Kosten, Qualität, Funktionalität und Flexibilität. Dies setzt eine Kompetenz in mehreren Bereichen voraus. Dazu gehören die effiziente Kombination von Sicherheitsanalyse, Beratung und der anschließenden Umsetzung in einem Mix aus Dienstleistung und Technik. Die Vorteile dieses Verbundes hat natürlich nicht nur mein Unternehmen. Zahlreiche weitere qualifizierte Mitgliedsunternehmen des Verbandes arbeiten ähnlich. Dies war auch einer der entscheidenden Gründe dafür, dass das Präsidium den Mitgliedern vorgeschlagen hat, den BDWS in BDSW Bundesverband der Sicherheitswirtschaft umzubenennen. Damit soll die zunehmende Kompetenz eines großen Teils unserer Mitgliedsunternehmen auch im neuen Verbandsnamen Rechnung getragen werden.

Die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) bezeichnet sich als Partner der Wirtschaft in Sicherheitsfragen und vertritt die Sicherheitsbelange der gewerblichen Wirtschaft als Dachverband gegenüber der Politik. Wie sehen Sie den Einfluss des ASW, welche Zwecke verfolgt er dabei im Einzelnen und welche Themenfeldern sind derzeit be­sonders wichtig?

Gregor Lehnert: Die ASW hat für den BDSW nach wie vor eine große Bedeutung. Das erkennen Sie daran, dass der Präsident der BDSW, Wolfgang Waschulewski, viele Jahre im Vorstand der ASW aktiv mitgearbeitet hat, zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. Auf der letzten Mitgliederversammlung der ASW im Juni wurde ich als sein Nachfolger in den Vorstand gewählt. Wir würden uns nicht als Präsidium so stark engagieren, wenn wir nicht die Bedeutung der ASW im Blick hätten.

Die Mitgliedsunternehmen der ASW sind überwiegend große Unternehmen, häufig auch die sog. Globalplayer aus der Industrie. Die Masse der Deutschen Wirtschaft sind mittelständische Unternehmen. Nach meiner Einschätzung hat es die ASW bzw. haben es die Verbände für Sicherheit schwer, Mitglieder zu rekrutieren, obwohl hier die Sicherheitsprobleme teilweise am größten sind. Hier sehe ich spezifische Vorteile unserer Mitgliedsunternehmen. Wir haben tagtäglich mit Tausenden, gar Zehntausenden Kunden einen direkten Kontakt. Wir kennen deren Sicherheitsbedürfnisse und sind auch gefordert, mit ihnen gemeinsam Sicherheitslösungen zu erarbeiten. Dies ist ein großer Vorteil für uns und unseren neuen Verband, ohne die Bedeutung der ASW zu schmälern. Wir ergänzen uns!

Es gibt Aus-, Fort- und Weiterbildungen von IHK, Bildungsträgern, Verbänden und Akademien. Dort werden (Fern)Lehrgänge, Seminare und Ausbildungen zur Sachkundeunterrichtung nach § 34 a GewO, Waffensachkunde, Aviation Security, NSL-Fachkraft, Interventionskraft, Geprüften Schutz- und Sicherheitskraft, Fachkraft für Geld- und Werttransport, Meister/in­ für Schutz und Sicherheit usw. angeboten. Wie können Sie als Verband, aber auch in

Ihrer Sicherheitsakademie sicherstellen, dass dabei möglichst ein einheitliches Grundlagen- und Spezialwissen vermittelt wird?

Gregor Lehnert: Wir haben eine enorme Vielfalt in der Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Sicherheitswirtschaft. Darin spiegeln sich die unterschiedlichsten Sicherheitserfordernisse wider. Wir haben i. d. R. keine direkten Einflussmöglichkeiten auf die einzelnen Bildungsträger. Diese stammen aus dem Bereich der Kammern, der Verbände der Sicherheit in der Wirtschaft oder auch aus unseren Reihen. Jeder hat unterschiedliche Konzepte.

Der große Vorteil im Vergleich von vor zehn Jahren ist jedoch, dass wir mit den beiden anerkannten Ausbildungsberufen, der Servicekraft und der Fachkraft für Schutz- und Sicherheit, bundesweit anerkannte Ausbildungsinhalte haben. Hinzu kommen die der geprüften Schutz- und Sicherheitskraft. Damit sind die Inhalte dieser Ausbildungs- bzw. Fortbildungsregelung bundeseinheitlich geregelt. Diese sind auch Grundlage der meisten Lehrgänge. Für die zunehmend komplexer werdende Dienstleistung unserer Branche, die beispielsweise Aviation Security genauso wie die maritime Sicherheit beinhaltet, müssen spezifische Ausbildungsmodule entwickelt werden. Ein einheitliches Grundlagen- und auch Spezialwissen sollte natürlich angestrebt werden. Dies muss jedoch immer gemeinsam mit den Kunden erarbeitet werden. Wir können als Verband nur Vorschläge machen, dies muss von den einzelnen Bildungsträgern in enger Kooperation mit ihren Kunden erarbeitet werden. Ich denke aber, dass wir auf einem guten Weg sind, zu einer weiteren Vereinheitlichung in der Sicherheitswirtschaft zu gelangen.

Neben der Qualifikation des Personals spielt moderne Sicherheitstechnik beim Schutz von Menschen und deren Werte eine große Rolle. Sicherheitsdienste können bei der Beratung, beim Einbau und beim Einsatz von Technik mitwirken. Halten Sie es aus diesem Grund für sinnvoll, Kooperationen mit

Herstellern, Anbietern und Errichtern von Sicherheitstechniken einzugehen, und wenn ja, welche Techniken und Anbieter eignen sich dafür?

Gregor Lehnert: Eine moderne Sicherheitsdienstleistung kann nur durch den Einsatz von Technik erfolgreich sein. Wie wichtig dies für uns ist, erkennen Sie an der Durchführung unserer jährlichen Tagungen des Fachausschusses Technik. Bei der letzten Sitzung im April kamen über 160 Teilnehmer in den Hochtaunus. Die Anforderungen der Kunden steigen. Deshalb ist ein enger Austausch mit den unterschiedlichsten Herstellern, Anbietern und Errichtern von Sicherheitstechniken dringend notwendig, um noch besser zu werden. Viele Unternehmen haben die Technikanbieter bereits im eigenen Haus. Andere arbeiten vertrauensvoll mit den Speziallisten zusammen. Die Anerkennung durch den VdS, aber auch die Qualifizierungsbemühung des Bundesverbandes der Hersteller und Errichterfirmen von Sicherheitssystemen e. V. (BHE) helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Jedes Sicherheitsunternehmen muss den geeigneten Partner finden, mit dem er vertrauensvoll zusammenarbeitet, um eine gute Dienstleistung anbieten zu können.

Abschließend bitte ich Sie um eine kurze Einschätzung der allgemeinen Sicherheitslage in Deutschland und Europa und die daraus erwachsende Bedeutung von privaten Schutzmaßnahmen auf den unterschiedlichsten Gebieten.

Gregor Lehnert: Die privaten Schutzmaßnahmen werden in Deutschland und Europa deutlich weiter zunehmen. Natürlich ist die Sicherheitslage in den 27 EU-Mitgliedstaaten und sonstigen europäischen Ländern höchst unterschiedlich. Die Polizeiliche Kriminalstatistik in Deutschland hat sich spürbar verbessert. Bundesinnenminister Friedrich und der Vorsitzender der Innenministerkonferenz Boris Rhein haben bei der Vorstellung der PKS im Mai diesen Jahres betont, dass im vergangen Jahr die niedrigste Zahl an Straftaten und die höchste Aufklärungsquote seit Einführung der gesamtdeutschen Kriminalstatistik registriert wurde. Dabei ist natürlich das Dunkelfeld ausgeklammert.

Auch das subjektive Sicherheitsempfinden ist in einzelnen Regionen und in einzelnen Bereichen, z. B. ÖPV, durchaus verbesserbar. Dadurch entstehen neue Chancen für den Einsatz qualifizierter Sicherheitsdienstleister. Die Bedeutung des Veranstaltungsschutzes wird weiter zunehmen. Eine besondere Herausforderung für die Polizei stellt die boomende Internetkriminalität dar. Hier muss in Zukunft mehr getan werden. Das bindet Ressourcen und schafft Lücken an anderer Stelle. Wichtig ist es, durch eine effiziente Polizeiarbeit dafür zu sorgen, dass die Sicherheitslage in Deutschland so bleibt, wie sie bisher ist. Unter den genannten Rahmenbedingungen gelingt dies nur dann, wenn die Polizei permanent ihre Aufgaben auf den Prüfstand stellt und möglicherweise auch neue Schwerpunkte bildet. Der Staat und die Polizei verfügen nicht über das Sicherheitsmonopol. Sicherheit kann in einem immer komplexer werdenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld nur dann gewährleistet werden, wenn Polizei und private Sicherheitsdienste vertrauensvoll und eng zusammenarbeiten!

Vielen Dank für das offene Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!

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