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Flughafensicherheit: Neville Miles über Schutz- und Sicherheitslösungen von Siemens

16.03.2012 - Immer mehr Sicherheitsfirmen ­engagieren sich im Segment für ­kritische Infrastrukturen und bieten einschlägige Lösungen an. Einer der wichtigsten Märkte hier ist die Absicherung v...

Immer mehr Sicherheitsfirmen ­engagieren sich im Segment für ­kritische Infrastrukturen und bieten einschlägige Lösungen an. Einer der wichtigsten Märkte hier ist die Absicherung von Flughäfen. GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Neville Miles, Head of Security Systems
and Portfolio, bei Siemens Building Technologies.

Was macht Flughäfen für ­Siemens so attraktiv?

Neville Miles: Ausgelöst durch die Ereignisse des 11. September 2001 hat sich die Sicherheit in Flughäfen in den letzten zehn Jahren technologisch komplett neu ausgerichtet. Flughäfen benötigen heute eine Vielzahl an Systemen, die alle erdenklichen Gefahrensituationen erkennen. All diese zusätzlichen Informationen können jedoch nicht garantieren, dass auf Situationen und Vorfälle immer mit maximaler Effizienz und Strukturiertheit reagiert wird oder dass sie gar ganz vermieden werden können. Eher das Gegenteil ist der Fall: Die vielen Systeme können bei einem Vorfall zu mehr Chaos führen als Klarheit schaffen. Daher sind Flughäfen für uns ein außerordentlich attraktiver Markt, denn wir können unseren Kunden eine komplette Lifecyle-Lösung liefern, die unter anderem jederzeit einen intelligenten Überblick über die Situation und Entscheidungsunterstützung bieten.

Was sind Ihrer Ansicht nach die größten ­Bedrohungen und wichtigsten Themen für heutige Flughäfen?

Neville Miles: Die größte Sorge der Flughafenbetreiber ist eine Unterbrechung ihrer Services - und damit der Verlust von Umsatz und Image. Die Art des Vorfalls spielt dabei keine Rolle: Es kann sich um eine Person handeln, die sich unberechtigterweise in einem gesperrten Bereich befindet, um eine tatsächliche Sicherheitsbedrohung oder um externe Auslöser wie eine wetterbedingte Flughafenschließung. Das Ergebnis ist immer gleich: der normale Betrieb wird unterbrochen. Wenn es sich um eine konkrete Sicherheitsverletzung durch eine Einzelperson handelt, müssen die abgesicherten Flughafenbereiche unter Umständen neu überprüft werden, was den Verkehrsbetrieb erheblich beeinträchtigt. Viel häufiger ist das übrigens auf eine unbeabsichtigte Verletzung der Sicherheitsprozesse durch das Flughafenpersonal zurückzuführen als auf einen echten Angriff.

Was sind die wichtigsten Einflüsse auf die Flughäfen der Zukunft?

Neville Miles: Flughäfen müssen einerseits sicherstellen, dass sie alle behördlichen Richtlinien und Leistungsvorgaben erfüllen. Andererseits müssen sie Gewinn erwirtschaften, um ihre Shareholder zufriedenzustellen. Ihren Umsatz versuchen sie in erster Linie durch neue Geschäftsmodelle zu erhöhen. Wenn Sie Flughäfen dabei helfen können, ihren Return on Investment im Rahmen ihrer Betriebsparameter zu erhöhen, dann sind Sie auf dem Markt gut positioniert.

Wie reagiert Siemens auf diese Herausforderung?

Neville Miles: Mit unseren vielseitigen Lösungen helfen wir Flughäfen dabei, rentabler zu sein. Zu unserem Portfolio gehören neben effizienten und umweltfreundlichen Gebäuden auch Lösungen für Gepäckabfertigung, Transport und Parken. Was Sicherheit und Gefahrenabwehr betrifft, so halte ich zwei Lösungen für besonders attraktiv: Zum einen unsere Leitstellensysteme wie Siveillance Vantage, die die Betriebseffizienz stark verbessern, indem sie alle relevanten Schutz- und Sicherheitsinformationen und die erforderlichen Prozesse eines Flughafens kombinieren. Zum anderen Siamos, eine modulare Softwarelösung, die die Betriebsabläufe in sämtlichen Flughafenbereichen optimiert.

Gibt es im Bereich Flughafensicherheit Inno­vationen, die besonders interessant sind?

Neville Miles: Auf diesem Markt werden ständig neue Produkte eingeführt. Am wichtigsten sind die Integration und Effizienz von Flughäfen. Sehen Sie sich zum Beispiel die neuen Scannertechnologien­ an, die heute die Personenabfertigung beschleunigen, ohne dass die Scan-Genauigkeit darunter leidet. Die für mich persönlich wichtigste Innovation ist Optimierungssoftware, die die Gesamteffizienz von Flughäfen erhöht, denn sie erfüllt alle Anforderungen und Wünsche der Kunden. Daher konzentriert sich Siemens mit Softwareplattformen wie Siveillance Vantage, Siamos und Siveillance SiteIQ Wide Area auf genau diese Bereiche.

In welchen Bereichen der Flughafensicherheit ist Siemens im Moment besonders aktiv?

Neville Miles: Siemens ist an einer Reihe von ­Initiativen rund um Flughafensicherheit und -effizienz beteiligt. Die Initiative „Airports of the Future" der Queensland University of Technology in Australien verwendet Siveillance Vantage. Dabei werden Modelle für alle am Boden stattfindenden Flughafenabläufe erstellt. Und unser Engagement in Foren, die offene Standards fördern, wird zu künftig besser integrierten Flughafenlösungen führen. Ein Beispiel hierfür ist ONVIF, die Organisation, die dafür sorgt, dass sich Videoüberwachungskameras verschiedener Hersteller frei und flexibel miteinander kombinieren lassen.

Inwieweit können Ihrer Meinung nach neue Mobiltechnologien zur Flughafensicherheit beitragen?

Neville Miles: Mobiltechnologien dürften als Ersatz für herkömmliche Funksysteme einen immer höheren Stellenwert einnehmen, denn damit können wichtige Informationen schnell an das gesamte Sicherheitspersonal übermittelt werden. Viele Flughafenmitarbeiter verwenden heute Mobiltelefone, aber hautptsächlich zur Sprachkommunikation. Bei besonderen Vorfällen wird in der Regel per Funk, Papier oder Computer kommuniziert, je nachdem, ob es ein geplantes Ereignis ist, etwa eine Flugzeuglandung, oder ein Notfall, zum Beispiel eine Sicherheitsverletzung. In Zukunft werden diese Funktionen mehr und mehr auf intelligente Geräte übertragen, die alle erforderlichen Aktionen einleiten und überwachen. Man kann davon ausgehen, dass alle Kommunikationsformen in absehbarer Zukunft voll und ganz synchronisiert sind. Für Notfallsituationen haben wir ein Massenbenachrichtigungssystem namens Sygnal entwickelt, das die Kommunikation über alle verfügbaren Kommunikationsquellen ermöglicht, und zwar im Gebäudeinneren, im Außenbereich oder an der Person.

Wie sieht es mit der Perimetersicherung von Flughäfen aus?

Neville Miles: Perimetersicherung ist in den letzten fünf Jahren zu einem Schlagwort geworden, mehr und mehr neue und innovative Technologien kommen auf den Markt. Je nach Situation, Umgebung oder Wetter sind die diversen Lösungen unterschiedlich wirksam. Für maximale Sicherheit werden Sensoren in Verbindung mit einer physischen Barriere wie einem Begrenzungszaun verwendet. Problematisch ist hierbei, dass mehrere Systeme das gleiche Areal verwalten. Siemens löst dieses Problem durch raumbezogene Kombination von Sensorinformationen mit intelligentem Video, Objektklassifizierung und Überwachungsvideo. So liefern wir eine komplette, auf Geodaten basierende Lösung für den Perimeterschutz.

Fallstudie: Videoüberwachung von Siemens am Flughafen Bodø

Eine intelligente Videoüberwachungsanlage mit Wide-Area-Surveillance sorgt am norwegischen Flughafen Bodø für höchste Sicherheit von Fluggästen und Bodenpersonal.
Der Flughafen von Bodø, einer Stadt in der norwegischen Provinz Nordland, fertigt jährlich rund 1,6 Millionen Passagiere ab und wird außerdem im Winter von der norwegischen Luftwaffe für Trainingsflüge genutzt. Um die wichtigsten sicherheitsrelevanten Punkte im Innen- und Außenbereich des Flughafens zu überwachen, lieferte Siemens Building Technologies eine intelligente Videoüberwachungsanlage, die von Avinor AS Norway betrieben wird. Avinor wollte eine rentable Videolösung, mit der alle wichtigen Bereiche im Flughafengebäude effektiv überwacht werden können: Gepäckabfertigung, Security Check und die „Critical Parts of the Security Restricted Area" (CSRA). Zudem sollten die Sicherheit von geparkten Flugzeugen gewährleistet und die täglichen Arbeitsprozesse am Flughafen verbessert werden.
Nach der Implementierung des Videoüberwachungssystems von Siemens erhielt das gesamte Flughafenpersonal ein individuelles Training, um sich mit den Funktionen und Bedienmöglichkeiten der Videoüberwachungsanlage vertraut zu machen. So konnten die Abläufe erheblich optimiert werden. Der Flughafen Bodø verfügt nun über ein Videoüberwachungssystem, das exakt an seine Anforderungen angepasst ist: Sicherheitskritische Bereiche können zuverlässig beobachtet werden, alle Kamerabilder werden aufgezeichnet und im Alarmfall kann schnell reagiert werden. Insbesondere die Überwachung des kritischen Außenbereichs mit nur einem TFT-Display ist sehr benutzerfreundlich. Dank der statistischen Informationen über den Wartebereich vor dem Security Check lässt sich zudem das Flughafenpersonal gezielter einsetzen - genau so, wie es sich der Flughafenbetreiber Avinor vorgestellt hatte.

 

 

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