Safety

Industrielle Absturzsicherung – ein Überblick

04.12.2014 - Wer glaubt, dass sich tödliche ­Abstürze nur bei Dachdeckern ­ereignen, der irrt. Die Risiken für Stürze sind zahlreich: Lichtkuppeln oder PV-Anlagen auf dem Dach sind ebenso gefäh...

Wer glaubt, dass sich tödliche ­Abstürze nur bei Dachdeckern ­ereignen, der irrt. Die Risiken für Stürze sind zahlreich: Lichtkuppeln oder PV-Anlagen auf dem Dach sind ebenso gefährdete Arbeitsbereiche wie Krananlagen und Kranbahnen, schwere Maschinen und Wartungsstege. Nicht ohne Grund ist Absturzsicherung bei der Arbeit daher schon ab potentiellen Falltiefen von nur einem Meter vorgeschrieben. Nachfolgend werden Lösungen ­vorgestellt, die sich in der Industrie als besonders praktikabel und ­effizient herausgestellt haben.

Grundregel: Einfach geht vor!
Auch bei der Absturzsicherung gilt: Je einfacher desto sicherer! Denn unkomplizierte Lösungen sind nicht nur der Arbeitsroutine förderlich, sondern minimieren zugleich auch das Risiko einer falschen Anwendung. Wer nicht erst überlegen muss, wie er ein Absturzsicherungssystem nutzt, macht auch keine Fehler - und kommt vor allem nicht auf die fatale Idee, auf die Sicherung ganz zu verzichten, um seine Arbeit schneller erledigen zu können. Wer auf eine hohe Benutzerfreundlichkeit achtet, hat daher schon den ersten Schritt bei der Wahl des richtigen Anschlagsystems getan.

Mitarbeiter an die Leine
Überall dort, wo längere Wegstrecken in der Höhe gesichert werden müssen, sind sogenannte Seilsicherungssysteme eine komfortable und kostensparende Lösung. Das Prinzip ist denkbar einfach: Statt auf einzelne Anschlagpunkte, zwischen denen gewechselt werden muss, setzen Seilsysteme auf ein Edelstahlseil, das mit Zwischenhaltern und Kurvenelementen über eine längere Distanz hinweg verlegt wird. An diesem Seil befestigt sich der Anwender entweder mit einem Karabinerhaken, der allerdings an den Zwischenstützen von Hand umgesetzt werden muss, oder mit einem Bronzegleiter, der einfach über die Zwischenelemente fährt.

Die maximale Länge ist bei Seilsicherungssystemen nahezu unbegrenzt, und dank verschiedener Kurvenelemente können sie zudem auch um Hindernisse und Ecken geführt werden. Mit sogenannten Spannelementen wird ein zu starker Durchhang vermieden, damit sich die Gleiter auch möglichst reibungslos über die Zwischenelemente bewegen lassen. Die Anwendungsgebiete sind zahlreich: Seilsysteme sichern größere Hallendächer, Kranbahnen und andere große Anlagen. Gerade bei der Arbeit unmittelbar an der Absturzkante sind Seilsysteme die ideale Lösung.
Je nach Montageuntergrund können moderne Systeme nicht nur in Beton und Mauerwerk befestigt werden, sondern beispielsweise auch direkt an Stahlträgern festgeklemmt. Ein weiterer Vorteil: Abhängig von der Dicke des Stahlseils (acht oder sechs Millimeter) und der Tragfähigkeit des Untergrunds können sich zwischen drei und zehn Personen gleichzeitig an einem Seilsystem befestigen.

Auf den Punkt gebracht
Müssen kleine, stark begrenzte Räume gegen Absturz gesichert werden, bietet ein gut platzierter Einzelanschlagpunkt oft zuverlässigen Schutz. Bei ausreichender Höhe kann dieser zum Beispiel zentral auf dem Boden montiert werden. Verfügt der Anschlagpunkt über eine drehbare Ringöse, erhöht sich der Komfort sichtlich, weil nichts hakt oder sich verkanten kann. Grundsätzlich ist ein über dem Kopf montierter Anschlagpunkt die beste Lösung, weil dadurch die Sturztiefe, bis das Absturzsicherungssystem greift, deutlich reduziert werden kann. Damit sinkt automatisch auch das Risiko sekundärer Verletzungen wie Quetschungen oder Abschürfungen.

Über dem Kopf kann man Anschlagpunkte auf verschiedenen Wegen befestigen. Bei der Installation an der Decke wird zumeist ein ­Höhensicherungsgerät eingesetzt, um die Distanz zwischen Anschlagmöglichkeit und Anwender zu überbrücken. Verlaufen zufällig tragendende Stahlträger über dem Arbeitsplatz, eigenen sich womöglich sogar Anschlagpunkte, die einfach mit Spezialklemmen angeschraubt werden können.
Bietet die Infrastruktur keine gute Befestigungsmöglichkeit über dem Kopf, können Auslegersysteme genutzt werden. Diese ähneln im Aufbau Galgen. Sie können also neben dem eigentlichen Arbeitsort befestigt werden, weil ihr Auslegerarm über den zu sichernden Bereich ragt. Dank integrierter Dämpfung sorgen solche Lösungen für zusätzlichen Schutz. Auch hier bieten Spezialklemmen zur Befestigung an Stahlträgern die Möglichkeit, auf Bohrungen oder ähnliche Eingriffe in die Gebäudestruktur zu verzichten. Dennoch gibt es hier natürlich auch die Möglichkeit, das System mit einem Dreibein aufzustellen oder mit Gewichten zu beschweren.

Absturzsicherung ohne Wartung geht nicht
Wer seine Mitarbeiter dauerhaft vor Abstürzen schützen will, der muss seine Sicherungslösungen auch instand halten. Hier machen Gesetzgeber und Berufsgenossenschaften unmissverständliche Vorgaben: Die fest installierten Anschlageinrichtungen müssen ebenso wie PSAgA mindestens einmal pro Jahr von einer Fachkraft auf ihre Funktionstüchtigkeit hin geprüft werden. Zeigen sich Verschleißspuren, darf die Ausrüstung bzw. das System nicht genutzt werden. Zudem ist zu beachten, dass PSAgA ein „Mindesthaltbarkeitsdatum" hat. Nach spätestens acht Jahren müssen Auffanggurte und Auffangwesten ausgetauscht werden, vollkommen unabhängig von ihrem Zustand. Verbindungsmittel werden sogar schon nach sechs Jahren ausgemustert.

Die jährliche Wartung ist keine Frage des guten Willens und sollte auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Anhand des Baujahres, das auf PSAgA immer angebracht sein muss, erkennt man auf den ersten Blick, ob die Schutzausrüstung bereits hätte ersetzt werden müssen. Zudem zeigt eine Plakette auf dem Auffanggurt und dem System - ähnlich wie die TÜV-Plaketten bei Kraftfahrzeugen - wann die letzte vorschriftsmäßige Prüfung durchgeführt wurde, und wann die nächste Prüfung fällig ist.

Die Wartung der persönlichen Schutzausrüstung muss in Deutschland von einem Sachkundigen für PSAgA durchgeführt werden. Wer keinen entsprechend geschulten Mitarbeiter im Unternehmen hat, kann sich gerne direkt an die Hersteller wenden. Die kommen nicht nur ins Unternehmen, um die entsprechenden Wartungen durchzuführen, sondern bieten auch Sachkundigen-Lehrgänge an. So bildet ABS Safety mehrmals im Jahr Kursteilnehmer zu Sachkundigen für PSAgA weiter.

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