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RFID-Technologie für mehr Sicherheit schutzbedürftiger Menschen

18.12.2013 - Der Schutz von Menschen und Sachwerten hat einen hohen Stellenwert in den Sicherheitsbetrachtungen heutiger Unternehmen und Einrichtungen. Ob im Gesundheitswesen, in öffentlichen E...

Der Schutz von Menschen und Sachwerten hat einen hohen Stellenwert in den Sicherheitsbetrachtungen heutiger Unternehmen und Einrichtungen. Ob im Gesundheitswesen, in öffentlichen Einrichtungen oder Behörden - überall gibt es Personengruppen, die es mit Hilfe intelligenter Technik zu schützen gilt. In Pflegebereichen und Kliniken möchten sich Patienten und Bewohner frei und sicher bewegen. Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter entsprechende Informationen benötigen, sobald ein Patient oder Bewohner den definierten Sicherheitsbereich verlässt. Mit dem AmanTag Patienten-Transponder werden diese Anforderungen gelöst. GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Uwe Bartels, Key Account-Manager Europe amanTag bei deister electronic.

GIT-SICHERHEIT.de: Herr Bartels, bei der Deister-Marke „AmanTag" handelt es sich ja um eine vor allem für den Health-Care-Bereich konzipierte RFID-Lösung. Was ein „Tag" ist, wissen die meisten GIT-Leser vermutlich - aber was bedeutet die Vorsilbe „aman"?

Uwe Bartels: amanTag steht für Asset Managing Tagging. Die Technologie wurde bei deister electronic vor dem Hintergrund steigender Sicherheitsbedürfnisse im Health-Care-Bereich zum Schutz hilfsbedürftiger Personen weiterentwickelt.

Lassen Sie uns gleich einmal einen praktischen Anwendungsfall aus dem Health-Care-Bereich näher betrachten: Das Problem weglaufender dementer Personen ist ja ein durchaus alltägliches und erstzunehmendes Problem in Altersheimen?

Uwe Bartels: Ja. Desorientierung ist mit steigender Tendenz ein verbreitetes Problem, vor allem demenzkranker Menschen. Das hängt mit der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft zusammen. Gleichzeitig ist es so, dass Pflegeeinrichtungen heute weitgehend Betreuungsaufgaben übernehmen müssen, die früher noch die Familie aufgefangen hat. Menschen in Pflegeeinrichtungen sollen in ihrer Mobilität möglichst nicht eingeschränkt werden. Daher wird zunehmend der Charakter eines offenen Hauses bevorzugt. Das Konzept des offenen Hauses birgt aber die Gefahr des unbemerkten Weglaufens. Es ist keine Seltenheit, dass ein demenzkranker Bewohner plötzlich denkt, er müsse zur Arbeit und daraufhin unbemerkt die Einrichtung verlässt. Die gesetzliche Regelung sieht vor, dass die Pflegeeinrichtung die Verantwortung für die Obhut des Bewohners trägt.

Wie hilft AmanTag nun bei der Lösung dieses Problems?

Uwe Bartels: Die Lösung gibt uns die Möglichkeit, ein Schutzsystem zu installieren, mit dessen Hilfe das Personal informiert wird, wenn beispielsweise ein demenzkranker Bewohner den für ihn definierten gesicherten Bereich verlässt.

Wie funktionierte das technisch - und wo sind die Besonderheiten des deister-Systems im Wettbewerbsvergleich?

Uwe Bartels: Wir brauchen dafür an Hardware zunächst einmal einen Locator. Dieser wird in der Nähe der Tür installiert und bildet ein Detektionsfeld, vorstellbar wie ein virtueller Vorhang. Durchschreitet der Bewohner, der am Handgelenk den Transponder trägt, dieses Feld, so wird der Transponder in diesem Moment aktiviert und sendet ein Signal an eine Empfangseinheit, den Receiver.

Das setzt natürlich voraus, dass die betreffende Dame oder der Herr den Transponder auch trägt ...

Uwe Bartels: Das stimmt. Hier hat sich der Handgelenkstransponder bewährt. Er wird durchgehend gut angenommen, da viele Menschen in der Vergangenheit eine Uhr oder ein Armband getragen haben. Anders als ein Senderband am Fuß, wo er meist als ungewohnt und störend empfunden wird. Der Einbau eines Transponders in den Schuh ist ebenso unpraktisch, da sichergestellt werden muss, dass alle Schuhe damit ausgerüstet sein müssen und die Pflegebedürftigen diese dann auch tragen.

Und dank RFID-Technik reagiert der ­Transponder, wenn er dem Locator nahekommt?

Uwe Bartels: Ja. Der Transponder ist zunächst passiv. Im Bereich des Locators, also des virtuellen Vorhangs, wird er aktiviert und sendet seine Information einschließlich der Locator-ID an den Receiver. Dieser befindet sich in permanenter Empfangsbereitschaft und leitet die Informationen im Alarmfall an ein übergeordnetes System weiter. Dies kann eine Telekommunikationsanlage, ein Schwesternrufsystem oder ein Gefahrenmanagementsystem sein. Das amanTag System ist in zwei Varianten erhältlich: als autarkes oder als vernetztes System.

Was ist der Unterschied?

Uwe Bartels: In der autarken Variante schaltet der Receiver einen Relaiskontakt, sobald er eine Alarmmeldung von einem Transponder empfängt. Dieser Relaiskontakt steuert zum Beispiel einen Summer, eine Leuchte oder ein übergeordnetes System an. In der vernetzten Variante werden alle Locator und Receiver über einen Bus mit einer intelligenten Auswerteeinheit verbunden. Dies bietet zusätzlich die Möglichkeit, Begleittransponder mit zu verwalten, Softwareschnittstellen von Drittsystemen zu bedienen, personalisierte Alarme und Systemmeldungen zu generieren sowie automatische Reports zu erstellen. Eine einfache und zentralisierte Konfiguration und Verwaltung sind weitere Vorteile dieser vernetzten Lösung. Optional können auch weitere Systeme eingebunden werden, wie zum Beispiel Videoüberwachungssysteme für die schnelle und einfache Bewertung der Alarmsituation.

Was ist der Vorteil der erwähnten ­Begleittransponder?

Uwe Bartels: Der Begleittransponder ist ein übergeordneter Transponder. Das System erkennt hier automatisch die Anwesenheit des Begleittransponders und löst keinen Alarm aus, wenn Pflegepersonal und Bewohner den gesicherten Bereich gemeinsam verlassen. Diesen Transponder gibt es natürlich auch in einer Version für Angehörige und erlaubt zum Beispiel Spaziergänge mit dem desorientierten Bewohner außerhalb der Einrichtung, ohne in diesem Fall einen Alarm auszulösen.

Auch in Krankenhäusern wird das System ­eingesetzt?

Uwe Bartels: Der wichtigste Anwendungsbereich ist sicherlich der Weglaufschutz in Altenpflegeeinrichtungen. Doch auch in Krankenhäusern gewinnt die Patientengruppe der desorientierten Personen zunehmend an Bedeutung, zum Beispiel in geriatrischen Abteilungen. In Kinderkliniken ist der Weglaufschutz ebenfalls relevant: Es kommt oft vor, dass Kinder Heimweh bekommen und - teils auf sehr kreative Weise - versuchen, die Klinik zu verlassen, um nach Hause zu gelangen. In Krankenhäusern dient unser System als Babyschutzsystem. Es verhindert die Entführung und Vertauschung von Babys, indem Mutter und Kind ein zugeordnetes Transponderpaar erhalten. Wir verwenden amanTag auch als mobiles Rufsystem - etwa für personell schwach besetzte Notfallambulanzen, da hier öfter bedrohliche Situationen für Mitarbeiter bei der Einlieferung, durch z. B. alkoholisierte Personen, entstehen. Fühlt sich ein Mitarbeiter bedroht, so kann er direkt über den Ruf Knopf am Handgelenktransponder einen stillen Alarm auslösen und Hilfe anfordern.

Wie ist die Akzeptanz solcher Lösungen?

Uwe Bartels: Sie sind weitgehend anerkannt und werden vom Qualitätsmanagement in Kliniken häufig gefordert. Im Pflegebereich wird es als sinnvoll angesehen, dass man ein offenes Haus betreiben und dennoch die Sicherheit der dementen Bewohner gewährleisten kann. Der Handgelenktransponder wird dabei durchgehend gut angenommen, da viele Menschen am Handgelenk eine Uhr oder Armband getragen haben.

Man kann das System ja auch z. B. mit Videotechnik verbinden - wozu eigentlich?

Uwe Bartels: Ein Livebild zeigt die aktuelle Situation im überwachten Bereich und bietet dem Personal eine eindeutige Handlungsempfehlung. Diese Möglichkeit reduziert Reaktions- und Suchzeiten und entlastet das Personal in erheblichen Umfang, da Pflegemitarbeiter neben der Alarmmeldung auch das Livebild zur Beurteilung der Situation heranziehen können.

Das sind vielfach Anregungen aus der Praxis?

Uwe Bartels: Ja, das stimmt. Gerade Altenpflegeheime tragen viele Wünsche an uns heran. Das kommt unserer Arbeitsweise entgegen. Der regelmäßige Informationsaustausch mit den Anwendern ist die Basis für die hohe Kundenakzeptanz unserer Lösungen. Unser Entwicklerteam in Barsinghausen adaptiert die Anforderungen der Anwender und des Marktes und entwickelt dazu passende neue RFID-Lösungen.

Herr Bartels, herzlichen Dank für das ­Gespräch.

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