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Interview mit Birgit Galley, Direktorin der Steinbeis-Hochschule

04.12.2014 - Die School of Criminal Investigation Forensic Science ist ein Forschungs- und Ausbildungsinstitut für ­Kriminalistik der privaten staatlich-anerkannten Steinbeis-Hochschule Berlin...

Die School of Criminal Investigation & Forensic Science ist ein Forschungs- und Ausbildungsinstitut für ­Kriminalistik der privaten staatlich-anerkannten Steinbeis-Hochschule Berlin. Sie verantwortet den seit 2012 in Deutschland laufenden Kriminalistik-Masterstudiengang und bildet Fach- und Führungskräfte auf hohem Niveau mit engem Praxisbezug aus und fort. Unser wissenschaftlicher Schriftleiter Heiner Jerofsky fragte die Direktorin der Steinbeis-Hochschule Berlin,
Dipl.-Kffr. CFE Birgit Galley, zu dem besonderen Studien­gang und den wesentlichen Studieninhalten.

GIT SICHERHEIT: Der erste Masterstudiengang „Criminal Investigation" an Ihrer Hochschule wurde in diesen Tagen erfolgreich abgeschlossen. Was ist die Besonderheit an diesem Studium?

Birgit Galley:
Besonders sind zunächst einmal unsere Studenten und unsere Referenten. Es handelt sich um einen nebenberuflichen Master, sodass alle Studenten mit einer vollen Arbeitswoche und ihrem Privatleben eigentlich ausgelastet sind und sich trotzdem für diese Herausforderung entschieden haben. Auch für die Referenten ist die Teilnahme am Lehrbetrieb eine ambitionierte Nebentätigkeit. Der Einsatz auf beiden Seiten ist für mich immer wieder beeindruckend. Das Studium ist dadurch besonders, weil es für Deutschland einzigartig ist. In der Presse wurden wir schon als „CSI Berlin" bezeichnet. Solche Beschreibungen lassen uns schmunzeln, da die Kriminalistik natürlich weit mehr umfasst, als in den diversen Fernsehserien gezeigt wird. Aber natürlich ist es ein dynamisches und spannendes Thema, das wir nun ganz neu in Deutschland auch für den nicht-behördlichen Bereich anbieten. Die Mischung aus Polizisten und Unternehmensangestellten in einer Studienklasse macht es interessant und herausfordernd zugleich.

Was meinen Sie mit „einzigartig"?

Birgit Galley:
Die Sonderstellung ergibt sich aus der Studienlandschaft in Deutschland. Bis zum Start unseres Masters im Jahr 2012 war es in Deutschland nicht möglich, Kriminalistik als Hauptfach zu studieren; noch immer gibt es keinen Lehrstuhl für Kriminalistik an einer öffentlichen deutschen Hochschule. Ein Studium war nur über Bezugswissenschaften oder an polizeilichen Hochschulen möglich, was nicht verhindern konnte, dass die Lücke zwischen kriminalistischen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und den Anforderungen immer größer wurde. Der Lehrplan unseres Master of Arts Criminal Investigation, den wir mit MACI abkürzen, beinhaltet daher Aspekte aus unterschiedlichen Gebieten, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Wie ist der Ablauf eines solchen nebenberuflichen Studiengangs, gibt es vorgeschriebene Präsenztage?

Birgit Galley:
Der Master ist natürlich auf die eingangs angesprochene Dreifachbelastung aus Beruf, Privatleben und Studium ausgelegt. Es gibt monatlich drei Präsenztage in Berlin sowie einmal einen fünftägigen Auslandsaufenthalt in der Schweiz. Diese Termine stehen von vornherein fest, sodass den Studierenden die größtmögliche Planungssicherheit ermöglicht wird. Wenige Klausuren und die Studienarbeiten verteilen sich über die 24 Monate. Wir helfen den Studierenden auch, wenn sie unvermeidliche Terminkollisionen haben, das ist unser Anspruch, sie bei dem Spagat zu unterstützen.  Da wir bereits über 10 Jahre nebenberufliche Ausbildungen für die Themen Compliance und Wirtschaftskriminalität anbieten, haben wir die Erfahrung gemacht, dass mit dieser Unterstützung die Mehrzahl unserer Studierenden den Abschluss in den vorgesehenen zwei Jahren auch schafft. Das ist den Studierenden hoch anzurechnen, aber auch dem Team der Studienbetreuung. 80 Tage klingt sicher zunächst viel, aber die Präsenzzeiten sind immens wichtig für den Austausch untereinander, den Dialog, das gemeinsame Ackern an den Themen und das Lernen voneinander. Im Trockenschwimmen hat noch keiner ein Seepferdchen oder gar den Rettungsschwimmer gemacht.

Welche Voraussetzungen müssen die Studierenden mitbringen und woher kommen die bisherigen Teilnehmer?

Birgit Galley:
Zu den Bewerbungskriterien gehört der erfolgreiche Abschluss eines ersten Hochschulstudiums mit mindestens 180 ECTS-Punkten. Die Fachrichtung geben wir dabei nicht vor. Engagement und Interesse am Thema sowie der berufliche Bezug machen diese Weiterbildung für den Kandidaten erst sinnvoll. Einige Kurse finden auch in Englisch statt, das schreckt einige zunächst ab, jeder hat jedoch in einer so breit aufgestellten Ausbildung Bereiche, in denen er sich fachlich wohlfühlt, und andere, in denen er mal mehr lernt. Die Vielfalt der Studieninhalte spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Teilnehmer der bisherigen Jahrgänge wider. An unserem Kriminalistik-Institut, der School CIFoS, studieren unter anderem Polizisten, Juristen, Vertreter der Konzernsicherheit und Compliance-Abteilungen, Wirtschaftsprüfer sowie Sicherheitsberater, aber auch Naturwissenschaftler, Architekten oder investigative Journalisten. Es macht uns stolz, dass wir als nichtpolizeiliche Weiterbildungs­institution in der Lage sind, doch viele Polizisten für diesen Studiengang zu begeistern.
Können Sie uns einen kurzen Überblick über die wichtigsten Studieninhalte geben?
Birgit Galley: Klassische kriminalistische Bereiche wie Kriminalstrategie, Kriminaltaktik, Kriminaltechnik, Strafrecht und Spurenkunde bilden das Grundgerüst des Lehrplans. Ergänzt wird dies durch Themen wie Forensische Psychologie, Rechtsmedizin, IT-Forensik, Befragungstrainings sowie Aspekte der Betriebswirtschaftslehre wie Risikomanagement, Wirtschaftskriminalität oder Projektmanagement. Ein guter Kriminalist ist multi-perspektivisch ausgebildet und gut mit Persönlichkeitskompetenzen trainiert. Da können auch insgesamt 80 Tage schon mal knapp sein.

Wie kam es überhaupt dazu, dass es jetzt einen Master-Studiengang Kriminalistik gibt? Gibt es eine Geschichte hinter der Geschichte?

Birgit Galley: Die Begründung des Studiengangs fußte auf der Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kriminalistik (DGfK). Dr. Holger Roll (Fachhochschule für Polizei, Verwaltung und Rechtspflege in Güstrow) und Prof. Dr. Ackermann als langjähriger ausgewiesener Experte und Fachbuchautor auf dem Gebiet der Kriminalistik waren es, die 2007 als Vertreter der DGfK auf mich zukamen und mich mit der Idee eines eigenständigen Kriminalistik-Studiengangs konfrontierten.  Mit unserer School of Governance, Risk & Compliance (School GRC) und des dort seit 2005 angebotenen MBA mit der Spezialisierung Compliance und Wirtschaftskriminalität waren wir mittlerweile auf dem Markt bekannt und hatten die erforderliche fachliche Nähe zu den kriminalistischen Themen. Ich bin zudem neben der Hochschulverantwortung selbst seit über 20 Jahren mit eigener Praxis als Betrugsermittlerin unterwegs. Die hohe Affinität zu diesen Themen ließ den Gedanken eines eigenständigen Kriminalistik-Studiengangs dadurch natürlich auf fruchtbaren Boden fallen.  Mit der Übernahme der fachlichen Verantwortung durch Herrn Benz, der sowohl die behördliche als auch die Unternehmenswelt hervorragend kennt, war das „Baby" dann in guten Händen. Allerdings muss auch irgendjemand das wirtschaftliche Risiko einer solch neuen Ausbildung schultern. Auch diese nicht so leichte Entscheidung war noch zu treffen. Nicht zuletzt auch daher hat es noch bis 2012 gedauert, eh wir uns dann wirklich an diese Herausforderung wagen konnten. Zuweilen haben es die privaten Hochschulen hier sogar noch etwas schwerer als die staatlichen, weil wir nur über die Gelder verfügen können, die wir auch unmittelbar einnehmen. Sie können sich vorstellen, dass das bei einem solch innovativen und neuen Vorhaben keine Schwarz-Weiß-Entscheidung war.

Für die fachliche Leitung haben Sie mit Wolfgang Benz einen bekannten und kompetenten Experten gewonnen (vgl. Interview in GIT SICHERHEIT Nr. 11/2014). Welche weiteren Fachleute vermitteln darüber hinaus die Studieninhalte?


Birgit Galley: Bei über 60 versierten Lehrkräften für 80 Ausbildungstage in einer enormen Themenvielfalt ist es natürlich schwer und auch tendenziell ungerecht, Einzelne besonders hervorzuheben. Wir sind stolz, einen illustren Kreis von Referenten und Kooperationspartnern zu haben ... ob Experten von der Weltbank, dem Bundeskriminalamt, verschiedenen Landeskriminalämtern oder aus der Polizeiausbildung bis hin zur Gerichtsmedizin der Charité, IT-Experten, Juristen und Unternehmensvertretern, alle sind engagiert und erfahren im Umgang mit erwachsenen, klugen und vollkommen verschiedenen Köpfen im Studierzimmer. Wir legen großen Wert auf Praxisbezug, Aktualität und methodische Anwendbarkeit - das kann nicht jeder abdecken. Ich denke, unsere Referenten können das richtig gut, die Erfahrung der ersten beiden MACI-Jahre haben uns das zumindest gezeigt.

Wo und in welchen Bereichen sehen Sie die berufliche Zukunft Ihrer Absolventen und wo bekommen Interessenten weitere Informationen?

Birgit Galley: Allgemein zeigt sich ein größerer Bedarf im Bereich der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und der Internetkriminalität. Solche Angriffe gegen die Unternehmen lösen in der Regel hohe Kosten aus, da lohnen sich oft Spezialisten in den eigenen Unternehmensreihen. Der von uns angebotene Mix aus kriminalistischem Wissen und Wirtschaftskompetenz ist in vielen Unternehmen aber noch wenig ausgeprägt. Der Bedarf in der Justiz und Staatsanwaltschaft, der Sicherheitswirtschaft sowie der Polizei war schon immer höher und wird nach unserer Ansicht auch weiterhin steigen. Aufgrund des interdisziplinären Charakters des Master-Studiums können die Studierenden ihre aktuelle Position ausbauen und sich auch weitere spannende Berufschancen mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Wenn Unternehmen nach geeigneten Mitarbeitern suchen und mit uns dazu im Gespräch sind, können wir weiterbildungswillige Kandidaten auch mit diesen Berufsperspektiven versorgen. Damit ist allen geholfen. Den Anspruch des lebenslangen Lernens können wir als private Hochschule auch auf diesem Weg unterstützen. Wer mit uns schon mal Kontakt aufgenommen hat, wird von uns mit Informationen rund um Stipendiumsmöglichkeiten, Jobchancen, Schnupperstudium, Zertifikaten, Frühbu­cheraktionen oder Späteinstiegen versorgt. Alle anderen holen sich diese Informationen am besten unter www.school-cifos.de.

Viel Erfolg für Ihre Arbeit und vielen Dank für Ihre Zeit und die Informationen zu einem einzigartigen und sehr exklusiven Studium.