IT-Security

Sicherheitslösung Rechenzentren: Green IT nur bei sorgfältiger Abstimmung sinnvoll

06.09.2011 - "Welche Aufgabe hat Ihr Rechenzentrum zu erfüllen?" Einfach und banal, das RZ hat eine sichere Umgebung und dazugehörende hochverfügbare Infrastruktur, zum Betrieb der IT bereitzus...

"Welche Aufgabe hat Ihr Rechenzentrum zu erfüllen?" Einfach und banal, das RZ hat eine sichere Umgebung und dazugehörende hochverfügbare Infrastruktur, zum Betrieb der IT bereitzustellen. Auch diese Frage klingt einfach: "Was ist ein Rechenzentrum?" Oftmals bekommen wir von IT-Leitern zu hören "Wir haben gar kein Rechenzentrum, nur einen Serverraum". Aber besteht überhaupt ein Unterschied, ob man nun einen Serverraum mit drei Racks hat oder ein Rechenzentrum mit 300 Racks? Ein Beitrag von Stefan Maier, Vorstand der Firma Priorit.

Ob "Rechenzentrum" oder "Serverraum" - bezüglich der Verfügbarkeit und dem davon abgeleiteten Sicherheitsanspruch ist diese Unterscheidung ohne Bedeutung. Jeder Betreiber eines Rechenzentrums muss seine individuellen Verfügbarkeitsansprüche definieren und aus diesen heraus angepasste Maßnahmen auf der technischen und organisatorischen Ebene treffen. Doch auch die Frage, wie sich Verfügbarkeit definiert, ist umstritten, doch letztendlich ist die entscheidende Frage: "Wie lange kann das Unternehmen ohne verfügbare IT am Wirtschaftsprozess teilnehmen?".

Stellt man sich dann noch die Frage, wie viel Zeit nötig ist, um die IT nach einer Zerstörung wieder aufzubauen, dann kommt man der Beantwortung der Frage nach dem individuellen Verfügbarkeitsanspruch sehr nahe. Es gibt Unternehmen, die bei einem Ausfall von Stunden oder gar Tagen nicht in ernsthafte Bedrängnis geraten. Jedoch für die Mehrzahl der Unternehmen ist heutzutage ein Ausfall von Minuten schmerzhaft und bereits bedrohlich. Hier gilt es anzusetzen, um die Gestaltung des Rechenzentrums festzulegen.

Neben dem Verfügbarkeitsanspruch rückt die Wirtschaftlichkeit eines RZ-Betriebes verstärkt in den Vordergrund. Dennoch erfahren wir zu unserem Erstaunen, dass trotz explodierender Energie- und Betriebskosten in den meisten Fällen alleine die Investitionskosten für die Errichtung eines RZ's im Fokus der Nutzer, Finanzabteilungen und der Unternehmensführung stehen. Dabei werden die Betriebskosten sträflich außer Acht gelassen.

Standortanalyse unverzichtbar

Wie bereits erwähnt, hat am Beginn einer RZ-Planung, egal ob Neu- oder Umbau, eine Definition in Bezug auf Verfügbarkeit- und Kapazitätsanspruch (Raum und elektrische Last) zu erfolgen. Diese Grundvoraussetzung, um einen geeigneten Standort auszuwählen und ein bedarfsgerechtes RZ errichten zu können, wird oftmals vernachlässigt. In der Realität sieht es oft so aus, dass der IT-Abteilung eine Fläche im Gebäude zugewiesen wird, die ansonsten keine Verwendung findet. Dort soll dann die IT - das Rückgrat des Unternehmens - untergebracht werden.

Dabei wird weder auf das umliegende Gefahrenpotential (Brandlasten, Wasserführungen, Publikumsverkehr, etc.), noch auf die Flächengröße geachtet. Selbst die unabdingbare Prüfung, ob an dem Standort ausreichende Energie zur Verfügung steht, wird versäumt. Es bleibt festzuhalten, eine vorhergehende Standortanalyse ist unverzichtbare und unbedingte Voraussetzung zur Errichtung eines RZ.

Ist ein geeigneter Standort gefunden, sind an Hand der verbleibenden Gefahrenpotentiale geeignete Maßnahmen zur Sicherung des IT- Bereichs zu treffen. Bei der Sicherung der IT vor Brand sind die maximalen Grenzwerte in Bezug auf Temperatur und Luftfeuchte zu beachten. Diese sind festgelegt in der Europäischen Norm EN 1047-2. Da diese Grenzwerte in der Regel durch bauliche Maßnahmen nicht eingehalten werden, bietet sich hier ein geprüftes und durch den ECB-S zertifiziertes EN 1047-2-Raumsystem an. Zertifizierte Raumsysteme sind so konstruiert, dass selbst im Falle eines Vollbrandes die kritische Temperatur von 70 °C und die Luftfeuchte von 85 % nicht überschritten werden.

Nur eindeutig geprüfte Systeme empfehlenswert

Neuerdings werden auf dem Markt Systeme angeboten, die dem Nutzer suggerieren, eine zertifizierte Sicherheit oder Ähnliches zu erhalten. Dieses wird dann mit zweideutigen und zweifelhaften Aussagen beschrieben, wie z. B. "in Anlehnung an EN 1047-2" - hier ist Vorsicht geboten! Denn nur Produkte, die eindeutig nach der EN 1047-2 geprüft sind, bieten dem Nutzer eindeutigen Schutz vor Brand und weiteren Gefahren. (Anbieter unter www.fup-gut.de/index_ deutsch.htm oder beim Autor).

Auch die weiteren sicherheitsrelevanten Herausforderungen, wie Branddetektion- und Bekämpfung, Wasserschutz, Zutrittschutz, etc. sind individuell zu betrachten und auf das jeweilige Projekt anzupassen.

Zu dem Thema der Brandbekämpfung werden immer wieder die gleichen Fragen gestellt: "Benötigen wir eine Löschanlage oder macht eine permanente Inertisierung (Sauerstoffreduktion) mehr Sinn?" Oder: "Ist vielleicht eine sensible Detektion ausreichend?" Diese Fragen, neben vielen anderen, können nur projektbezogen beantwortet werden. Da die richtige Lösung im Zusammenhang mit der Organisation, dem Gebäude und der Schutzzieldefinition steht. Daher: Achtung vor pauschalen Lösungen!

Betriebskosten entscheidend

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, stehen in vielen Unternehmen die Kosten für Neuinvestitionen im Vordergrund. Die Betriebskosten werden außer Acht gelassen. Diese Fokussierung ist nicht nachvollziehbar. Ein Rechenzentrum wird für eine Mindestlebensdauer von 10 -12 Jahren errichtet. Wo bleibt hier die viel beschworene Gesamtkostenbetrachtung oder die gerne erwähnte TCO, bzw. Lifecycle- Betrachtung?

Schauen wir uns an, welche Faktoren die Betriebskosten eines RZ beeinflussen:

  • Investition für Errichtung und Ausstattung
  • Energiekosten
  • Wartungen/Instandhaltung Reparatur/Austausch
  • Immobilie Rufbereitschaft/Sicherheitsdienste

Dies lässt sich an einem konkreten Kundenbedarfsfall verdeutlichen. Die Errichtung eines hochsicheren Rechenzentrums mittlerer Größe, mit einem Flächenbedarf für 16 Rackstellplätze und 100 kW Stromverbrauch, bedarf einer Investition von ca. 400.000 Euro.

Die Energiekosten, über die Laufzeit von 12 Jahren, bei einer durchschnittlichen Auslastung von 80 % belaufen sich dagegen auf ca. 1,55 Millionen Euro. Durch intelligente Maßnahmen und Mehrinvestitionen von ca. 15-25 % der Investitionssumme kann der Energiebedarf um 30 - 60 % gesenkt werden. Die Amortisationszeit ist somit schnell erreicht und sinnvolle Investitionen machen sich kurzfristig bezahlt. Zudem, und ganz beiläufig wird der Umwelt ein positiver Dienst erwiesen.

Energiekosten: Green IT

Auf Grund der hohen Energiekosten und dem wiederentdeckten Umweltgewissen, wird das Thema des "Green IT" zurzeit von den Marketingabteilungen verschiedener IT-Unternehmen ganz hoch gehandelt. Auf Grund des gewandelten Bewusstseins in der Politik und bei Verbrauchern werden neue Technologien entwickelt, die den Anwendern helfen hohe Energielasten die auf geringer Fläche zu benötigt werden, energieeffizient zu- und abzuführen.

Jedoch, auch hier ist Vorsicht geboten. Was hier angeboten wird, entpuppt sich bei genauer und neutraler Betrachtung häufig als wahrer Schildbürgerstreich an der Umwelt und am Geldbeutel. Zudem ist festzustellen, dass bei manchem grünen Ansatz, der primäre Sinn des RZ, nämlich Verfügbarkeit und Sicherheit zu gewähren, ins Hintertreffen gerät. Für den Nutzer, der sich i. d. R. nur äußerst selten mit der Konzeption eines RZ auseinandersetzt, ist schwer zu erkennen, welches der vielen Angebote wirklich sinnvoll und für seinen individuellen Anwendungsfall geeignet ist. Zu den vielen Möglichkeiten zählen z. B.:

  • Wärmerückgewinnung
  • Indirekte freie Rückkühlung
  • Kaltgang- Warmgangabschottung
  • Gekühlte Serverschränke
  • Aktive Bodenlüfter
  • Einsatz eines Blockheizkraftwerkes

Für sich gesehen sind alle Lösungen sinnvoll und praktikabel. Jedoch beeinflussen sich die einzelnen Gewerke nicht nur positiv - dies macht eine Abstimmung der einzelnen Produkte untereinander unabdingbar. Hier ist der neutrale Blick, von einem lösungsunabhängigen Fachmann zu empfehlen. Gerade die mittelständischen Unternehmen suchen oftmals nach angepassten, finanzierbaren und erprobten Lösungsansätzen.

Um in diesem Bereich gezielte Informationen und Unterstützung liefern zu können, hat sich eine Gruppe innovativer Unternehmen, unter der Bezeichnung DIFIR zusammengeschlossen. Innerhalb der DIFIR werden herstellerunabhängig Lösungen erarbeitet, auf ihre Wirksamkeit überprüft und Interessenten beraten.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass neben der Verfügbarkeit auch Funktionalität und Wirtschaftlichkeit im Blickfeld der Anwender liegen sollte. Zudem sind pauschale Lösungen abzulehnen: Das Rechenzentrum bedarf einer auf Ihren Anspruch abgestimmten Gestaltung - denn es ist so individuell wie Ihr Unternehmen.