IT-Security

Friedhelm Loh: Von Sicherheit für IT und Automation – und Ideen für Mega-Cities

15.02.2012 - Rittal blickt auf ein ausgesprochen erfolgreiches halbes Jahrhundert der Firmengeschichte zurück. Begonnen hatte alles mit einer Idee: Rudolf Loh begann 1961, Schaltschränke nicht ...

Rittal blickt auf ein ausgesprochen erfolgreiches halbes Jahrhundert der Firmengeschichte zurück. Begonnen hatte alles mit einer Idee: Rudolf Loh begann 1961, Schaltschränke nicht in Maßanfertigung, sondern in Serie herzustellen. Inzwischen wurden dem Unternehmen mehr als 1.500 Patente erteilt, und es ist mit weltweit 63 Tochtergesellschaften ein Global Player geworden.

Steffen Ebert von GIT-SICHERHEIT.de traf Friedhelm Loh, Inhaber, Vorsitzender, Chef und ­Impulsgeber für die gesamte Friedhelm Loh Group, zu der auch ­Rittal gehört, am Rande eines Presse-Events zum 50. Firmen­jubiläum von Rittal. Friedhelm Loh hat aus dem kleinen mittel­ständischen Unternehmen einen Global Player gemacht, ist durch seine aktive Rolle bei Verbänden und Institutionen wie ZVEI und BDI einer der Macher in der deutschen Wirtschaft - und „dabei Mensch geblieben".

Herr Loh, Sie haben gerade in Ihrem Vortrag auf 50 ausgesprochen erfolgreiche Rittal Jahre zurückgeblickt - was ist für Sie der wichtigste der jüngsten Meilensteine für Ihr Familienunternehmen?

Friedhelm Loh: Viele Dinge, die früher große Bedeutung für uns hatten, sind heute selbstverständlich geworden. Beispielsweise Produktionsstätten in Übersee zu betreiben. Entscheidungen wie die, in den USA eine Tochter zu gründen, oder nach China mit seiner ganz anderen Kultur zu gehen, erforderten Mut. Ich bin dankbar dafür, dass ich jetzt sagen kann: Die Mehrzahl aller Vorhaben ist aufgegangen.

Was sind die wesentlichen Innovationstreiber in Ihrem Unternehmen?

Friedhelm Loh: Für ganz wichtig halte ich die Neugier. Je mehr Leute Sie im Unternehmen haben, die eine Grundveranlagung zur Neugier haben, die Fragen stellen anstatt immer gleich schon eine Antwort zu haben, desto besser. Das gilt nicht nur intern, sondern auch im Umgang mit den Kunden. Wenn ich dauerhaft erfolgreich sein will, muss ich unsere Kunden zunächst eingehend befragen, um festzustellen, was sie eigentlich benötigen. Das ist besser, als nur zu versuchen, sie von unseren Produkten zu überzeugen. Deshalb sind wir auf zahlreichen internationalen Messen weltweit unterwegs, auf der Hannover Messe und der CeBIT oder auf der SPS/IPC/Drives in Nürnberg. Dort geht es uns zwar einerseits darum zu zeigen, was wir können. Auf der anderen Seite wollen wir von unseren Besuchern aber auch erfahren, was sie brauchen. Auf der ganzen Welt haben wir mehrere Vorführ-Busse im Einsatz, die von einem Kunden zum anderen fahren, um im Dialog mit den Kunden das Produktportfolio weiterzuentwickeln. So sprechen wir nicht nur mit Einkäufern und Konstrukteuren, sondern auch mit dem Mann in der Werkstatt, der oft ganz anders denkt und einfach nur pragmatisch ist.

Wie machen Sie das? Wie fangen Sie Ideen auf und wie halten Sie sie fest? Nicht jeder äußert sich ja ohne weiteres mit seinen vielleicht wertvollen Ideen - den oder die muss man ermutigen und aktivieren.

Friedhelm Loh: Zunächst einmal befragen wir unsere Mitarbeiter weltweit. Das Zweite ist: Wenn Ideen kommen, heißt es zuhören, damit jede Idee auch die Chance hat, formuliert zu werden. Es ist wichtig, dass Führungskräfte und Unternehmer zuhören. Später wird die Idee bewertet - aber zunächst sollten Mitarbeiter die Freiheit haben, Ideen vorzubringen, mit der Aussicht, dass sie auch gewürdigt werden. Bei uns gibt es deshalb u. a. ein Verbesserungs-Vorschlagswesen, bei dem Ideen bewertet und belohnt werden. Insgesamt fördern wir die Einzelkreativität durch strukturiertes Ideenmanagement und bieten Kreativräume mit Experimentiermöglichkeiten. Ein weiteres Beispiel sind internationale Innovationsteams, in dem Mitarbeiter und Kunden über Technologie- und Methodikthemen diskutieren, experimentieren und Lösungen entwickeln.

Herr Loh, Sie blicken auf ein halbes Jahr­hundert erfolgreicher Firmengeschichte zurück - lassen Sie uns einmal einen beherzten Blick in die Zukunft werfen: Wo steht ­Rittal im Jahr 2021?

Friedhelm Loh: Ich halte es schon für außerordentlich mutig, für 2015 eine Prognose abzugeben. Dies habe ich heute getan und gesagt, dass wir bis 2015 einen Jahresumsatz von 3 Milliarden Euro anstreben. Mit Zehnjahresprognosen halte ich mich jedoch zurück. Ich bin sicher, dass wir produkttechnisch in Zukunft noch besser da stehen werden als heute. In der Peripherie der Produkte gibt es eine ganze Reihe von neuen Ideen, die neue Möglichkeiten schaffen. Ich denke besonders an Themen, die mit IT und der Sicherheit von IT zu tun haben. Ich gehe auch davon aus, dass sich die Kühlsysteme stark weiterentwickeln werden. Wir arbeiten in Bereichen, in denen es viel Gestaltungsraum gibt und ich rechne mit hochattraktiven Entwicklungen in den nächsten Jahren. In meinem Vortrag habe ich die Themen benannt: die Entwicklung der Mega-Cities, moderne Stromnetze und Stromverteilung. Auch die Automation in der Produktion wird sich weiter entwickeln - wir sind in sehr vielen Themenfeldern erfolgreich unterwegs. Unser Produktportfolio hat den großen Vorteil, dass es in sehr vielen wichtigen Branchen Beiträge für technologischen Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit bietet. Überall wo Strom fließt, ist Rittal mit dabei. Und wo es noch nicht so ist, werden wir innovative Produkte entwickeln.

Das meinten Sie auch, als Sie erwähnten bei der weiteren Expansion von Rittal, eher in die Tiefe gehen zu wollen als in die Breite?

Friedhelm Loh: Zunächst einmal geht es mir um Tiefe in der Produktentwicklung. Wir können Kunden nur von der Überlegenheit unseres Produktportfolios rund um „Rittal - Das System." überzeugen, wenn die Verwendung unserer Produkte einen Mehrwert bietet, der über die Vorteile einzelner Komponenten hinausgeht. Das Ganze ist eben mehr als die Summe aller Teile. Und so lassen sich aus unserem Systembaukasten individuelle Lösungen für unterschiedlichste Branchenanwendungen schaffen. Außerdem geht es mir um eine Tiefe der Märkte. In vielen Ländern gibt es für Rittal noch ein Riesenpotenzial - etwa in Fernost, den GUS-Staaten, Südamerika, etc. Wir werden in diesen Märkten stark investieren, um höhere Marktanteile zu gewinnen.

Was gibt Ihre Strategie hier vor - wie organisieren Sie diesen Prozess?

Friedhelm Loh: Wir formulieren zunächst eine klare Zielvorstellung für jedes einzelne Land. Parallel dazu analysieren wir den Wettbewerb und die jeweiligen Marktchancen. Ist das Ergebnis positiv, starten wir in der Regel mit einer Vertriebsniederlassung. Vielfach kommen wir in einem zweiten Schritt zu dem Schluss, dass es Sinn macht, auch vor Ort zu produzieren. Dies ist häufig die beste Lösung für unsere Kunden und um uns von Währungsschwankungen unabhängig zu machen. Mittlerweile betreiben wir weltweit in zehn Ländern Produktionsstätten.
Lassen Sie uns mit einer etwas persönlicheren Frage schließen. Sie sind sehr engagiert, sind vielfach ausgezeichnet worden - so auch mit dem

Bundesverdienstkreuz. Welche Erfahrungen sind es, die Sie zu einem solch außergewöhnlichen Engagement bewegen?

Friedhelm Loh: Das hat zunächst mit meinem Menschenbild zu tun, das von meinem christlichen Glauben geprägt ist. Die Möglichkeiten und Fähigkeiten, die ich erhalten habe, bringen die Verantwortung mit sich, diese auch zum Wohle anderer einzusetzen. Zudem erachte ich es als ein Privileg, in einem Land wie Deutschland zu leben, das mir große Freiheiten und vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten gewährt. Als Unternehmer leite ich daraus eine Verpflichtung ab.

Herr Loh, herzlichen Dank für dieses Gespräch und die ausgesprochen interessanten beiden Tage bei Ihnen und Rittal.

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