Der Weisser Ring, Deutschlands größte Opferhilfeorganisation, verstärkt sein Engagement im Bereich der Kriminalprävention. In einigen Landesverbänden koordinieren Präventionsbeauftragte die Präventionsarbeit und helfen bei der Umsetzung von Projekten. Darüber hinaus spielt das Thema eine immer wichtigere Rolle bei den ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Mitarbeitern vor Ort. Sie klären vermehrt auf, wie man Straftaten vorbeugen kann. Der Weisser Ring flankiert dieses Engagement durch weitere Fortbildungs-, Informations- und Beratungsangebote, die die Mitarbeiter jederzeit wahrnehmen können.

„Vorbeugung ist der beste Opferschutz und ein integraler Bestandteil unserer Opferhilfe“, sagte Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Weisser Rings, am Rande des 20. Deutschen Präventionstages. Es gehe darum, Impulse zu setzen, um Menschen im Ernstfall zum richtigen Handeln zu bewegen. „Wer einschreitet, kann Verbrechen im besten Fall nicht nur unterbinden, sondern sogar verhindern“, so Biwer. In erster Linie gehe es um Empathie-Vermittlung: Dem Einzelnen klarmachen, dass das eigene Verhalten zählt und eine Situation komplett ändern kann.

Der Weisser Ring klärt bereits mit verschiedensten Projekten und Aktionen über Kriminalprävention auf. Beispielhaft dafür steht die ausgezeichnete Goslarer Zivilcourage Kampagne, die inzwischen 80 Prominente unterstützen. Im Rahmen der Kampagne besuchen Mitarbeiter des Weisser Rings gemeinsam mit der Polizei Schulklassen. Sie sprechen mit Schülern über Zivilcourage und vermitteln ihnen, wie junge Menschen bedrohliche Situationen richtig wahrnehmen und im Rahmen ihrer persönlichen Fähigkeiten reagieren sollen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Der Weisser Ring kooperiert vor Ort und auf Bundesebene eng mit der Polizei und anderen Akteuren, um auf das Thema Kriminalprävention aufmerksam zu machen, beispielsweise mit dem von und für Jugendliche betriebenen Online-Beratungsportal juuuport.de und mit der Konstanzer Puppenbühne. „Das gemeinsame Merkmal aller kriminalpräventiven Projekte des Weisser Rings ist die Opferperspektive“, stellte Biwer heraus. Denn gerade hier bestehe Nachholbedarf. Zu oft werde das Thema am Täter festgemacht. Zu häufig sei er Dreh- und Angelpunkt bei der Aufarbeitung einer Straftat, aber auch bei allen durchgeführten Präventionsmaßnahmen. Opfer hätten auf diese Weise oft das Gefühl, erneut zum Opfer zu werden. „Hier muss gegengesteuert werden“, betonte Biwer. „Die Opferperspektive muss bei der Aufarbeitung von Straftaten, aber auch eben bereits davor, in der Prävention von Kriminalität, verankert werden.“

Am Forum-Stand machte der Weisser Ring auf das Thema Kriminalprävention aufmerksam – mit Unterstützung des Schauspielers und Weisser Ring-Botschafters Marek Erhardt, der mit Schülern über Zivilcourage und Empathie für Kriminalitätsopfer diskutierte. Trickzauberer machten auf die Gefahren des Taschendiebstahls aufmerksam und zeigten, wie kreative Kriminalprävention aussehen kann. Markus Regele, deutscher Hochschulmeister im Boxen, trainierte mit Jugendlichen am Boxsack. Junge Menschen sollten lernen, ihren Blick zum Thema Gewalt zu schulen und ihre Kräfte verantwortungsvoll einzusetzen.